Das System ist legendär, altbewährt und schmückt, oft nur selten gestreichelt, wahrscheinlich die meisten Waffenschränke in einer dunklen Ecke.

Ein Mauser 98er System stellt für viele deutsche Waidmänner noch immer das Brot-und-Butter-Gewehr dar. Und das sicherlich auch nicht ganz zu Unrecht.


Die M98 Geschichte

Seit seiner Indienststellung 1898 durch Mauser hat das M98 System in beiden Weltkriegen seine Robustheit und Zuverlässigkeit unter Beweis gestellt. Inzwischen sind diese dunklen Zeiten zum Glück Geschichte, doch das 98er System hat die Zeit als Büchse, zumeist im Originalkaliber 8x57IS, überdauert. Diverse Unternehmen haben Lizenzen für das 98er System erworben und so werden bis heute zivile 98er produziert. Die aktuellen Spitzenmodelle von Mauser und Rigby zu durchaus astronomischen Preisen. Doch auch im etwas niedrigpreisigeren Gebrauchtwaffensektor finden sich unverändert 98er, wie zum Beispiel auch aus der spanischen Schmiede von St. Barbara.


Vorstellung der St Barbara M98 

Meine St Barbara M98 habe ich gebraucht erworben und bereits als Jungjäger zur Drückjagdwaffe mit Rotpunktvisier ausgerüstet. Der Repetierer unterscheidet sich vom klassischen 98er durch die seitliche Schiebesicherung, die eine niedrigere Zielfernrohrmontage ermöglicht. Allerdings wirkt diese Sicherung nur auf den Abzug und nicht auf den Schlagbolzen, wie es bei der klassischen Flügelsicherung der Fall ist und ist damit eigentlich nicht mehr zeitgemäß.

Dafür hat die Waffe einen sauber stehenden Flintenabzug ohne Stecher, der trocken auslöst und deutlich unter dem Abzugsgewicht der alten 98er Systeme liegt. Präzise Schüsse aus allen Lagen sind somit gut möglich.

Die St Barbara M98 ist mit 4kg kein Leichtgewicht. Man sollte schon ein bisschen Mucki in den Armen haben, um auf einer Drückjagd die Waffe zu führen. Auf dem Ansitz ist das natürlich kein Faktor. Positiv wirkt sich das Gewicht jedoch auf den Rückstoß aus, der bei einer 8x57IS subjektiv eher einer modernen .308 gleicht.

Der Verschluß hakelt, wie bei allen 98ern mit längeren Patronen üblich, etwas und erfordert Übung und Liebe. Dem Schaft fehlt die Daumenmulde, woran man bereits erkennen kann, dass es sich um die zivile M98 Variante handelt. Deutlich wird dies auch bei dem breiten Vorderschaft, der beim aufgelegten Schießen und bei großen Händen seine Vorteile ausspielt und zierliche Frauen zum Verzweifeln bringt. Eine ca 110 cm lange Waffe sähe da aber wahrscheinlich auch deplatziert aus.

Eine weitere Schwäche neben der Sicherung ist die Brünierung und die polierten Metallteile. Das sieht im ersten Moment schick aus, aber neigt zu Flugrost. Dann ist putzen und einölen angesagt. Besonders in feuchten kellern sollte man die Waffe daher nicht abstellen, oder man wird auf Dauer keine Freude daran haben. Das sollte man auch nicht unterschätzen. Erst seit ich meinem Waffenschrank einen Juropac Korrosionsschutz spendiert habe, habe ich den Rost auf der Knifte halbwegs im Griff.

Die 98er, die ich gefunden habe stammen allesamt aus vergangenen Produktionen um 1970. Auf diesen Waffen waren überall SEM verbaut. Sollte man zufällig ein Glas installieren wollen mit den dort montierten Ringen ist das kein Problem. Ich habe mich jedoch für ein Aimpoint Rotpunktvisier entschieden und habe die SEM daher gegen eine Schwenkmontage ausgetauscht. Als Jungjäger war ich da schnell, heute würde ich mir das zweimal überlegen. So eine Montage verbaut meistens die Möglichkeit mit Kimme und Korn zu schießen und kostet je nach Ausführung ca 500 EUR. Bei einem Gebrauchtwaffenpreis von 500 EUR sind das dann bereits 1.000 EUR. Dafür gibt es inzwischen zig brauchbare Neuwaffen mit aktuellerer Technologie zu denen auch günstige Montagen passen.

Fazit

Ich habe meinen St Barbara 98er lieb gewonnen. Sicherlich auch weil er mich dabei begleitet hat Jagdkönig auf Drückjagden zu werden (Anfängerglück, keine Kompetenz). Ich mag das Kaliber und die ursprüngliche Optik der Waffe. Rückblickend ist das ganze aber eher eine Waffe für den Liebhaber, der noch einen Platz im Schrank hat und einen brauchbaren Klassiker sucht.

Als gekürzte Variante für die Nachsuche lässt sich sicherlich auch etwas aus der St Barbara M98 heraus holen (wobei die Brünierung dem zu rauen Umgang entgegensteht) und mit einem neuen Schaft (muss man meistens anpassen wegen der Sicherung) lässt sich auch etwas für die Ergonomie tun. Einem Jungjäger werden diese Waffen zwar gerne aufgeschwätzt, aber davon würde ich Abstand nehmen und mich eher für eine günstige Neuwaffe entscheiden, denn die schießen ebenfalls alle geradeaus und sind technisch der Zeit nicht so hinterher.