Hallo liebe Geartester,

ihr seid auf den Geschmack von Beef Jerky oder Biltong gekommen, aber euch wird schwindelig bei den z.T. absurden Preisen für ein paar Gramm Fleisch, der unendlich langen Liste von Inhalts-, Zusatz- und Konservierungsstoffen oder Ihr wollt einfach nur eigenes und hochwertiges Trockenfleisch? Dann könnte ein Dörrautomat genau das richtige Gerät für euch sein.


Eins vorweg: das Modell bzw. der Hersteller, den ich euch in diesem Bericht vorstelle, ist der „Porsche“ der Dörrautomaten und mit 300-480 € je nach Ausführung nicht gerade als Einsteigermodell zu bezeichnen, das Prinzip und Ziel bleibt aber dasselbe. Ich habe meinen Excalibur Dörrautomaten selbst zu einem fairen Preis gebraucht gekauft.

(WICHTIGER TIPP: Outet euch beim Gebrauchtkauf von Privat nicht direkt als Jäger und offenbart dem Verkäufer was ihr damit vorhabt. Als ich nach Barzahlung dem Verkäufer erklärt habe was mein Vorhaben ist, erörterte er mir daraufhin, dass er ein strammer Veganer sei, woraufhin ich regelrecht flüchten musste, um den Deal zu sichern)


Prinzip und Ziel

Mit einem temperierten, möglichst trockenen Luftstrom soll der aW-Wert (Wasseraktivität) des Dörrguts herabgesetzt werden. Der aW-Wert ist eine geeignete Maßzahl, um Rückschlüsse auf Haltbarkeit von Lebensmitteln zu ziehen. Je weiter wir es schaffen, diesen Wert bei unserem Dörrgut herabzusetzen, desto langsamer laufen mikrobielle, enzymatische und oxidative Prozesse ab und desto länger haltbar und lagerfähig sind unsere Erzeugnisse.

Technisch gesehen gibt es zwei verschiedene Aufbauten von Dörrautomaten, die sich in der Luftstromführung unterscheiden. Einerseits horizontale Führung, andererseits vertikale Führung (bei modernen Geräten zusätzliche Infrarottechnik möglich). Der hier vorgestellte Excalibur hat eine horizontale Führung. Der technische Vorteil einer horizontalen Luftstromführung gegenüber der vertikalen liegt im gleichmäßigeren Trockenergebnis. Der Grund hierfür liegt im Taupunkt. Warme Luft kann deutlich mehr Wasserdampf transportieren als kalte Luft. Wenn nun der warme Luftstrom von unten nach oben (vertikal) durch die Etagen mit dem Dörrgut strömt, kühlt diese mit jeder weiteren Etage ab, das höher liegende Dörrgut kann nicht mehr so viel Wasser an die umströmende Umgebungsluft abgeben wie die unteren Etagen und es entsteht eine Kondensation des Wasserdampfs an den oberen Etagen bzw. am Deckel des Dörrautomaten.Somit wird ein regelmäßiges Umschichten der Etagen notwendig, um gleichmäßige Ergebnisse zu erzielen.

Dieser Effekt tritt selbstverständlich auch bei horizontal geführten Geräten auf, ist aber bei weitem nicht so stark ausgeprägt, da die Luftstromtemperatur vom Erzeugungspunkt bis zum Austritt aus dem Gerät weniger stark abkühlt und Das Dörrgut nur etagenweise gefächert umströmt wird. Vereinfacht gesagt gilt bei:

Ich habe selbst auch mit vertikal geführten Geräten Fleisch gedörrt, diese waren mir aber meist zu klein, mehrmaliges Umschichten der Etagen für gleichmäßige Ergebnisse war nötig und die idR. runden Bauformen sind nicht gut für lange Fleischsteifen aus der Oberschale o.ä. geeignet. Hinzu kommt, dass mögliche Marinaden oder austretender Fleischsaft bei der vertikalen Anordnung in die Heiz- und Ventilationseinheit tropfen kann, sofern diese am Boden installiert wurde.


Der Excalibur Dörrautomat

PARAFEXX Folie 

Hergestellt werden die Geräte von Excalibur in den USA und es werden grundlegend drei verschiedene Varianten angeboten, die sich hauptsächlich in der Anzahl der Etagen unterscheiden (5, 9 oder 10 Etagen). Darüber hinaus gibt es als Zubehör sog. PARAFEXX Einlagebögen. Mit diesen Einlagebögen lassen sich auch pastöse bzw. mußartige Massen wie Fruchtmuße auf den Etagen aufbringen und trocknen.



Zum Reinigen stelle ich die Etagen einfach in die Spülmaschine. Allerdings muss hierfür bei den Standard-Spülmaschinen der obere Korb ausgehängt werden, damit die Etagen in die Maschine passen. Der Boden des Geräts wird einfach mit einem Oberflächenreiniger für Küchen ausgewischt und mit einem feuchten Tuch nachgewischt. Bis jetzt konnte ich nach ca. 3 Jahren allein in meinem Besitz noch keine Verformungen oder Verfärbungen des Kunststoffs durch thermische Belastung feststellen.


Heiz- und Ventilationseinheit (Luftstrom in horizontale Richtung)

Die Heiz- und Ventilationseinheit des Excaliburs ist sehr simpel und robust ausgelegt. Sie besteht aus lediglich 5 Bauteilen. Eine Heizspirale mit Leistungsregler um einen Elektromotor gelegt, mit vorgelagerten Propellerrad und eine Zeitschaltuhr. Mit minimaler Pflege und eventueller Wartung bin ich mir sicher, dass mich dieses Gerät noch sehr lange begleiten wird.



sehr überschabare Einstellmöglichkeiten

Mein Excalibur lässt sich in einem Temperaturbereich zwischen 35 bis 68 °C für eine Laufzeit von bis zu 26 h regeln, was bei einer durchschnittlichen Trocknugszeit von Fleisch um die 7-12 h vollkommen ausreichend ist. Die Temperatur hatte in meinem Messversuch einen Schwankungsbereich von max. 1,5 °C über die Zeit und ich konnte bei der höchsten Temperatureinstellung keinerlei Eiweißdenaturierung am Dörrgut feststellen (Das Gerät wird also nicht zu heiß!). Die Etagen haben eine nutzbare Dörrfläche von 36 x 36 cm (Außenmaß der Etage 38,5 x 38,5 cm) was auf 9 Etagen gerechnet einer nutzbaren Fläche von 1,16 qm entspricht. Die Höhe des Zwischenraums der Etagen beträgt ca. 3 cm. Bei meinem 9 Etagen-Modell beträgt das Außenmaß des gesamten Automaten 31,5 x 47,5 x 42 cm (H x L x B) und hat laut Typenschild eine Leistung von 600 W.


Für alle Veganer unter uns ist ein Dörrautomat selbstverständlich auch eine sinnvolle Anschaffung, man denke nur an eine besonders reiche Pilzsaison, Apfel- oder andere Fruchternten. Auch für alle Hundebesitzer könnte ein Dörrautomat eine Überlegung wert sein. Hier sind lagerfähige Leckerbissen wie getrocknete Rehlauscher oder Deckenstreifen zu nennen und man kommt gleichzeitig an eine 100% Verwertung ganz nahe heran.

Was muss also abschließend ein Dörrautomat mit sich bringen?

1. Ausreichend große Dörrfläche, eckiges Format

2. Wenn möglich horizontaler Luftstrom

3. Hygiene: leichte Reinigung, spülmaschinentaugliches Material, wenig verwinkelte Bereiche

4. Grundsätzlich: je mehr Technik, desto mehr kann kaputt gehen bzw. Fehlfunktionen hervorrufen (wie z.B. kaputte Infrarotstrahler, falsche Werte von Temperatur- und Feuchtigkeitssensoren mit einhergehender falscher Korrektur)