Lebendfalle WEKA Invasiv
Praxistest Dreispross
Der
Waschbär ist ein Kleinbär, dessen deutsche Population ihren Ursprung in
der Aussetzung von zwei Paaren durch einen Forstmeister in den 30iger
Jahren des letzten Jahrhunderts am Edersee in Hessen hatte. Dies geschah
auf Wunsch des Besitzers, einem Geflügelzüchters namens Rolf Haag und
mit einer verspäteten amtlichen Genehmigung des Preußischen
Landesjagdamtes. Eine ostdeutsche Population entwickelte sich aus circa
zwei Dutzend Waschbären, die 1945 aus einem Gehege in der Nähe von
Strausberg/ Brandenburg ausbrachen. Grund für den Ausbruch war ein
Bombentreffer. In den Folgejahren wuchs der Bestand von geschätzt 285
Tieren im Jahr 1956 auf jetzt circa 600-800 Tsd. Exemplaren. Wer denkt
da nicht an die Worte von Goethes Zauberlehrling „Herr und Forstmeister!
Hör mich rufen! Herr, die Not ist groß! Die ich rief, die Geister werd
ich nun nicht los.“.Hier wird uns kein Zauberspruch helfen und trotzdem gilt es den Waschbär als Neozoon zu bejagen. So verursachen Raccoons,
wie sie in Ihrem Herkunftsland Nordamerika genannt werden, nachweislich
nicht nur im urbanen Kasseler Raum enorme Gebäudeschäden und treiben
Hausbesitzer in emotionale Ausnahmesituationen, sondern plündern nach
Angaben vieler Naturschützer und Vogelkundler ganze Kolonien und fressen
die letzten Bestände der vom Aussterben bedrohten Europäischen
Sumpfschildkröte auf.
So
war ich in der Jahresmitte zuerst über den Anblick erfreut und dann
ernüchtert bei den Gedanken über die möglichen Folgen einer weiteren
invasiven Wildart im Revier, als ich in unserem norddeutschen,
küstennahen Jagdrevier den ersten Waschbär auf den Bildern einer
Wildkamera sah. Der Schupp, wie er altertümlich bezeichnet wird,
trieb sich an einer Suhle herum und die Nachricht über den Neuzugang
machte schnell die Runde. Schließlich gab ein Landwirt einen
entscheidenden Hinweis zu einer „Villa Waschbär“, die sich an der
Reviergrenze befindet. Ein leer stehendes Haus, auf dessen Fensterbänken
sich die Bären unregelmäßig zeigen würden.
Ich
fuhr dorthin und fand einen idealen Waschbärlebensraum vor. Ein
ruhiger, trockener Schlafplatz umgeben von einer Apfel- und
Kirschbaumplantage, dazwischen ein Ententeich und somit reichlich
Nahrung.
Bei
der Ortsbesichtigung fielen mir Kratzspuren an den dortigen Birken auf.
Die parallel verlaufenden Kratzer sind auf der hellen Baumrinde gut zu
sehen. Ein mir bekannter Fallenjäger gab mir den Tipp und erklärte
weiter, sobald der Abstand zwischen den Kratzrillen mehr als ein Daumen
breit sei, würde es sich um Alttiere handeln. Die Kratzspuren zeigten
mir auch, dass sich die Bären bereits für die in den Birken angebrachten
Brutkästen interessierten und diese sicher erfolgreich geleert hatten.
Also
brachte ich einen meiner treuesten Revierhelfer, eine Wildkamera, an.
Bereits in der ersten Nacht gelang mir ein Foto, auf dem sechs!
Waschbären klammernd an einem Baumstamm zu sehen waren.
Da
ist guter Rat teuer, denn eine Bejagung mit der Büchse fiel am Dorfrand
aus und so kam der mir bekannte Fallenjäger in den Sinn. Es handelt
sich dabei um Andre Westerkamp, der von einer neuartigen, von ihm
konstruierten Lebendfalle berichtete, die solche invasiven Arten wie den
Waschbären, aber auch den Nutria, Bisam, Mink und sogar den heimischen
Fuchs fangen könne. Sie bestehe aus Kunststoff, wäre bezahlbar und
leicht zu transportieren.
Ob
sie auch „meine“ Waschbären fangen würde, wollte ich testen und so
bestellte ich die Falle. Nachdem die WEKA Invasiv vom Spediteur
angeliefert war, wurde die zwei Meter lange Falle, also mit leichter
Überbreite und nicht ganz gesetzeskonform auf dem Heckträger meines
Autos umgeladen und ins Revier verbracht.
Mit einem Helfer trug ich
die rohrförmige Falle in einen zu diesem Zeitpunkt ausgetrockneten
Wassergraben in der Nähe der Villa „Waschbär“ und verblendete diese
leicht mit dem trockenen Schilf. Um es klar zu sagen, kein Untergrund
wurde hergerichtet, sondern das Kunststoffrohr wurde einfach in den
Graben gelegt.
Zunächst nicht fängisch gestellt, beköderte ich die
Falle mit Schlehen, Weintrauben und Honig. Bereits in der ersten Nacht
lief ein Waschbär komplett über den Kunststoffboden durch die gesamte
Falle. Dies verrieten die schlammigen Sohlenabdrücke. In den folgenden
Nächten konnte ich mit der Wildkamera Waschbären vor, auf oder in der
Falle dokumentieren.
Also
ging es an die ersten Fangversuche. Zusätzlich brachte ich einen
elektronischen Fallenmelder (MinkPolice...Praxistest folgt) an. So
wollte ich gewährleisten, dass ich zeitnah die gefangene Kreatur aus der
Lebendfalle nehmen kann. Gerade für Nordrhein-Westfalen sind diese
elektronischen Fallenmelder zudem seit der Novellierung des ökologischen
Jagdgesetzes für alle Fallen gesetzlich vorgeschrieben.
Und bereits am ersten Abend um 20.44 Uhr bekam ich eine SMS-Nachricht „Info von minkpolice.com: ALARM! WEKA Invasiv: Die Falle wurde heute um 20.38 Uhr ausgelöst.“.
Erwartungsvoll fuhr ich ins Revier, stellte den Abfangkorb vor ein
Fallenende und öffnete zunächst vorsichtig den Deckel des Futterdoms.
Die Falle war jedoch leer. Zunächst wurde ich nicht schlau aus dieser
Situation und stellte die Falle erneut. Dann zwei Tage später
wiederholte sich diese Situation und erst aus den Videoaufnahmen der
Wildkamera wurde mir klar, wie der Kleinbär mit der Zorromaske aus der
Falle entkommen war. Der Waschbär ging in die Falle, trat auf die
innenliegende Wippe und löste die Falle aus. Die Klappen schlossen sich
und der Magnetschalter vom Fallenmelder wurde gelöst. Dann nach circa 10
Minuten öffnete er von innen die Klappe, indem er zuerst den
innenliegenden Metallschnapper, der die Klappen verriegelt, mit den
Zähnen öffnete. Gleichzeitig griff er mit seinen geschickten
Vorderläufen unter die Klappe, hob sie nach innen, steckte sein Haupt
unter die Luke durch und lief tief einatmend vor die Wildkamera und
verschwand schließlich in der Nacht.
Viele
Fallenjäger hatten mich vor diesen „Enttäuschungen“ gewarnt, aber die
Neugier und der Fangwille waren größer. Und letztlich handelte es sich
um einen Bedienungsfehler meinerseits!
Zur Falle werden zwei
Signalstäbe aus Edelstahl mitgeliefert. Diese werden jeweils durch
Bohrungen oberhalb der Klappen geschoben. Beim Auslösen der Falle und
Herunterfallen der Klappen, verriegeln sie zusätzlich von innen, da sie
der Länge nach in die Fallen hinter die jeweilige Klappe fallen. Ist die
Spitze des Signalstabes noch mit einem Tischtennisball markiert, kann
die Auslösung auch von der Ferne durch die veränderte Höhe des
Signalstabes gesehen werden.
Diese
Stäbe baute ich nun ebenfalls ein und neben den täglichen
Kontrollgängen wartete ich auf die nächste MinkPolice-SMS, die dann nach
einigen Tagen auch tatsächlich gegen Mitternacht einging. Am Morgen
fuhr ich zu der Falle und mein erster Waschbär, ein männlicher
Jungwaschbär, verhielt sich ruhig in der abgedunkelten Falle und ging
langsam in den Abfangkorb. Es war reiner Zufall, dass dieser erste,
erfolgreiche Fang gerade dann stattfand, als mich der Fallenjäger
Westerkamp besuchte. Er half mir bei der Entnahme des Bären und ich
bekam im Anschluss eine zwanzigminütige Unterweisung im Abbalgen.
Im
Wassergraben habe ich insgesamt fünf Waschbären (zwei sind durch meinen
Aufbaufehler auf der Flucht), drei Ratten und eine Maus mit der WEKA
Invasiv gefangen. Seit einiger Zeit steht die Falle unter Wasser, was
die Waschbären nicht abhielt in die Falle zu gehen und die Fallen nicht
hinderte, die Waschbären zu fangen. Ganz im Gegenteil spült mutmaßlich
der Wasserdurchlauf nach einem erfolgreichen Fang die Falle, sodass ein
Neufang kurzfristiger als normal zu erwarten ist. So wurden die drei
Waschbären innerhalb einer Woche gefangen.
Ich
habe die WEKA Invasiv von aus dem Wassergraben genommen, damit sie z.B.
durch Vereisung o.ä. nicht beschädigt wird. Die WEKA ist dort komplett
mit Mist verblendet/ bedeckt. Dabei darauf achten, dass die Halteseile
der Falltüren und das Abreißseil vom Fallenmelder frei liegen. Da der
Mechanismus in der Falle ist, ist auch ein Eingraben möglich. Allein zum
Stellen der Falle müssten die Halteseile eingehackt werden können.
Am neuen Fangplatz hatte ich bisher keine Fangerfolge. Nach der Wintersaison kommt die WEKA wieder in den Graben.
Die
WEKA Invasiv ist leicht zu transportieren und bei Bedarf umzustellen.
Sie ist preislich angemessen und sie fing im Revier in kurzer Zeit
routiniert und nach dem vollständigen Aufbau, ausbruchssicher die
Waschbären. Als Lebendfalle hat sie einen Sicherheitsvorteil und die
Möglichkeit, dass Fehlfänge freigelassen werden können. Diese Falle wird
sicher auch in anderen Revieren und nicht nur bei waschbärgeplagten
Bürgern aus Kassel gute Dienste leisten.
Gruß und Waidmannsheil
Dreispross
Fallen-Steckbrief –WEKA Invasiv
Fangprinzip | Lebendfalle |
Baulänge | 1,50 m oder 2,00 m/ Durchmesser 400 mm |
Gewicht | 38 kg bzw. 46 kg |
Material | Stabiles PVC-U Kunststoffrohr |
Farbe | Grau |
Einsatzbereich | Haus- und Hofbereich, Deichschutz, Forst und Wald, Naturschutzgebiete, Feucht- und Niederungsflächen, Uferbereich, Gebirge |
Besonderheiten |
|
Preis | 259,00 € (1,5 m) / 289,00 € (2,0m) zzgl. 60 € Fracht |
Zubehör | Entnahme- /Abfangadapter |
Bezugsquelle | http://www.funke-jagdbedarf.de |
Kommentare
1.1.17 mal ein Iltis in der WEKA Invasiv. Demnächst gibt es noch einen gesonderten Geartest über die Stufe II/ Weiterentwicklung der WEKA Invasiv.