Vorwort: Ich entschuldige mich schon jetzt! Der Text ist etwas länger geworden als ursprünglich geplant! Aber es lohnt sich und regt vielleicht zum Nachdenken an. Euer Waidmann …

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Hallo Zusammen,

wir finden uns wieder in turbulenten Zeiten. Die ASP (Afrikanische-Schweine-Pest) klopft an den Türen Deutschlands und wir sind weitestgehend ratlos. Ratlos darüber, welche Auswirkungen die ASP in Zukunft auf uns Jäger haben wird. Ein Thema, welches zumindest ich, aus Mangel an fundierter Fachkenntnis, nur schwer beurteilen kann. So stelle ich mir seit geraumer Zeit Fragen wie:

Diese Fragen könnte man wohl endlos so weiter führen und möglicherweise noch viel individualisierter betrachten. Jedoch bin ich bei der Beantwortung dieser Fragen relativ schnell zu dem Ergebnis gekommen: Verdammt - ich mag „mein“ Schwarzwild!


Die Problemstellung

Die Bejagung auf dieses äußerst intelligente Wildtier reizt mich extrem. Ich leide unter keinen unmittelbaren Problemen wie Wildschäden oder einem anderen finanziellen Risiko und daher sind mir 10 Sauen in einer Rotte lieber als 5.

Dabei ist mir aber auch klar, dass der Reviernachbar im Feld oder der Landwirt diese Ansicht nicht unbedingt teilt. Jedoch habe ich versucht, diese Fragen zunächst einmal für mich zu beantworten und mögliche Erkenntnisse abzuleiten.

Im Gesamten betrachtet glaube ich, dass es nur eine Frage der Zeit sein wird, bis die ASP in Deutschland nachgewiesen wird. Unter Betrachtung dieser Annahme kann ich zum Schutz des Schwarzwildes vor der ASP nur eines tun: Es reduzieren.

Und zwar so weit, wie nur eben möglich! Meiner Ansicht nach ist dies die einzige wirksame Schraube an der ich drehen kann. So liegt der Ursprung solch eines Virus doch meist in einer zu hohen Population.  

Nun spricht sich das Wort reduzieren einfacher aus als es in die Praxis umzusetzen ist. Stecken wir nicht schon jetzt viel Mühe, Zeit und vor allem Geld in die Bejagung von Schwarzwild? Ich glaube ja und ich glaube, dass sich eine Reduzierung im Rahmen der herkömmlichen Bejagungsstrategien nicht umsetzen lässt. 

Neue Wege, neue Strategien und neue Techniken müssen her. Wir müssen effektiver jagen, ohne die Waidgerechtigkeit aus den Augen zu verlieren. Doch wie soll das gehen?


Lösungswege

Ich habe meine Lösung gefunden und habe damit gute Erfolge. Seit zwei Jahren jage ich jetzt mit der Wärmebildkamera und bin der Meinung, dass die Verwendung solcher Geräte aktuell das Wirksamste (legale) Mittel für eine effektivere Schwarzwildbejagung ist. Voraussetzung dafür ist allerdings, sein Handwerk zu verstehen und ein gewisses Grundverständnis der Jagd mitzubringen. Denn alleine durch eine Wärmebildkamera in der Hand, erlegt man kein Stück Schwarzwild mehr!

Weizenstoppeln und Neumond: 2 Nächte , 2 Jäger , 2 WBK's 

Neben Gründen der früheren Identifizierung etc. sehe ich folgende Punkte als ausschlaggebend, warum man mit einer Wärmebildkamera effektiver jagt: 

Mehr Ruhe

Es lässt sich klar erkennen, wie sich das Schwarzwild verhält. Zieht es, bricht es, verhofft es, sichert es. Das schafft Zeit und eine innere Ruhe. Das "Schattenraten", wo welches Stück gerade steht und wie große die Rotte eigentlich ist, gehört damit der Geschichte an.

Mehr Wissen

Man lernt die Rotten und einzelnen Stücke besser kennen, erkennt Muster, Wechsel, Wiederholungen. Das Wissen über Wild und deren Wechsel ist Gold wert. Mit diesem Wissen ist man oft ein Schritt voraus. Rotten lassen sich abfangen und Verhaltensmuster besser nachvollziehen.

Mehr Sicherheit

Man schießt nahezu zu 100% das richtige Stück aus der Rotte. Unabdingbar, wenn man die Bestände reduzieren will. Auch größere Stücke aus den Rotten lassen sich je nach Entfernung sicher mit der Wärmebildkamera ansprechen und erlegen. Fehlabschüsse reduzieren sich somit auf ein Minimum.

Mehr Freude

Dadurch, dass man mehr von seiner Umwelt wahrnimmt, nimmt die Freude zu. Mäuse, Ratten, Füchse, Marder und Rehe, die üblicherweise im dunkeln verborgen bleiben, beleben die Pirsch. Man erlangt ein Gespür über den Wild- und Tierbestand.

Mehr Strecke

Allein bei mir waren es im ersten Jahr mit Wärmebildkamera 42% und im zweiten Jahr 76% Stück Schwarzwild mehr. Befreundete Jäger berichten ähnliches.

Die kleine Rotte steht unmittelbar an der Straße bei mäßigem Licht. Nur mit einem Fernglas hätte man die Sauen wohl nie ausgemacht. Gleich bricht der Schuss auf die Überläuferbache (3 von links)

Wie Jage ich richtig?

Dennoch, und das ist wie zu Beginn erwähnt besonders wichtig: Die Wärmebildkamera ist ein Werkzeug. Die Handhabung muss man erlernen. Das dauert etwas und kostet sicher auch die ein oder andere verpasste Chance. Aber bei jedem Einsatz wird man besser. Jedoch lassen sich ein paar Fehler von Beginn an vermeiden:


Die Auswahl der richtigen Wärmebildkamera

Kommen wir noch zu den Geräten. Keine einfache Frage.

Ich möchte mich nicht mit endlosen Details aufhalten, diese wurden hier schon zu genüge vorgestellt. Ich halte aus der Praxis bezogen folgende Vorgehensweise für sinnvoll.

Die Flir Scout TK ist ein super Einsteigermodell und kostet rund 600€. Schon bei diesem Modell bekommt man ein Gefühl dafür, was eine Wärmebildkamera grundsätzlich leisten kann. Dazu muss man wissen, dass die Flir Scout TK Leistungstechnisch etwa 20% von dem bringt, was eine Pulsar in der mittleren Preisklasse (2300€) kann. Gefällt euch die WBK-Technik und ihr habt Erfolg damit, verkauft die Flir Scout TK einfach wieder und legt euch eine Pulsar zu. Hier spreche ich gerne die Pulsar Helion XQ38 als Empfehlung aus. Ein Allrounder der sowohl Wald- als auch Feldjäger glücklich macht.

Berichte über die Beiden mit genügend Infos gibt es hier:

Flir Scout TK: https://www.geartester.de/articles/2306
Pulsar Helion: https://www.geartester.de/articles/2938

Einsteiger zum kleinen Preis. Für den Eintritt in die WBK-Technik allemal ausreichend. 


Fazit

Wenn wir uns über Maßnahmen zur Reduzierung von Schwarzwild Beständen unterhalten, ist einer der wichtigsten Punkte das Wild besser zu verstehen. Mit der Wärmebildtechnik bietet sich uns ein Werkzeug, um genau das zu tun!

Euer Waidmann