Nun will ich einmal die Zeit nutzen, um mein hauptsächliches Werkzeug, die Bergara B14 HMR (Hunting and Match Rifle) in .308 Win mit 24“-Lauf, vorzustellen. Die Büchse begleitet mich jetzt schon seit September 2018 regelmäßig mit auf den Ansitz und den Schießstand, weshalb ich es mir erlaube, ein umfangreiches Urteil über diese Waffe zu fällen. Dabei gehe ich näher auf das B14-System, den HMR-Schaft, die Präzision der Waffe und auf die Handhabung und Führigkeit ein. Schließlich fasse ich meine Meinung in einem kurzen Fazit zusammen.

Werkzustund, ausgerüstet mit einem Vortex Viper PST Gen II 5-25x50

Das System der Bergara B14 HMR

Der Verschluss besitzt zwei Verriegelungswarzen, einen konisch geformten Verschlusskopf, um ein reibungsloses Zuführen der Patrone zu gewährleisten und einen „sliding plate extractor“, der für das sichere Auswerfen der Hülsen zuständig ist. Der freischwingende Lauf besteht aus hochwertigem 4140 CrMo-Stahl und ist brüniert. Durch seine Kontur (No. 6) bietet er eine optimale Wärmeregulierung bei längeren Schussserien, was sich positiv auf die Präzision auswirkt. Im Kaliber .308 Win hat er einen Drall von 1:10". Die Läufe der HMR-Reihe kommen mit einem sauber geschnittenen Mündungsgewinde plus Gewindeschutzkappe. (In meinem Fall M18x1.) Es stehen verschiedene Kaliber und Lauflängen zur Auswahl. Der Flintenabzug kann mit einer kleinen Madenschraube zwischen 1,3 und 2 kg eingestellt werden (dafür muss jedoch der Schaft entfernt werden). Dieser bricht sehr trocken. Für die Jagd auf die „normalen“ Distanzen ist der Abzug völlig ausreichend. Anders gesagt: Ich habe selten einen so guten Werksabzug betätigt.

Das B14-System von Bergara ist ein Remington 700-Clone. Das heißt, es kann mit allen Zubehörteilen sowie Ersatz- und Austauschkomponenten, die für die Rem 700 passen, erweitert oder umgebaut werden - egal ob Montageschiene, Abzugseinheit oder Schaft. Das ist vor allem dem amerikanischen Markt geschuldet, auf dem man sich stillschweigend geeinigt hat, dieses System als Grundlage der meisten Custom-Rifles zu nehmen, da hier schon eine große Auswahl an Zubehörteilen vorherrscht. Dadurch ist von Anfang an ein Grundsystem erhältlich, dass den individuellen Bedürfnissen angepasst werden kann.

Der Schaft der B14

Äußerlich unterscheidet sich der Schaft der HMR direkt von anderen Jagdwaffen, bei denen im Polymerbereich eher auf Schwarz oder etwas ähnliches gesetzt wird. Die gesprenkelte Struktur dient gleichzeitig der höheren Griffigkeit, die auch bei nassem Wetter einen perfekten Halt bietet. Der Vorderschaft ist sehr breit und flach gehalten, was ein ruhiges Aufliegen der Waffe auf einer Schießauflage oder der Ansitzeinrichtung gewährleistet. Am Hinterschaft ist auf der Unterseite eine Aussparung, in der z.B. beim liegend Schießen die unterstützende Hand eingelegt werden kann, was in Verbindung mit einer Hinterschaftauflage eine stabile Schießposition ergibt.

Im Inneren besitzt der Schaft ein Mini-Chassis aus Aluminium, das von der vordersten Riemenbügelöse bis in den Pistolengriff hineinragt. Das erhöht zum einen die Steifigkeit des Schafts, zum anderen wird dadurch eine relativ wiederholgenaue Bettung für den Rückstoßstollen erreicht. Beides fördert die Präzision. Die beiden Riemenbügelösen im Vorderschaft werden direkt in das Mini-Chassis geschraubt. Dadurch wird ein Herausreißen der Schrauben aus dem Polymer verhindert. Es wurden bewusst zwei Riemenbügelösen verbaut, um die Möglichkeit zu haben, gleichzeitig ein Zweibein und einen Gewehrriemen zu montieren. Optional können die Riemenbügelösen abgeschraubt und eine Picatinny-Schiene aufgesetzt werden. Seitlich sind auf dem Schaft jeweils zwei QD-Flush-Cups vorhanden. Sie ermöglichen das flache Tragen der Waffe auf dem Rücken. Zusätzlich lässt sich so der (meines Erachtens relativ nervige Riemen) auf der Ansitzeinrichtung oder zum Verstauen im Waffenschrank schnell und lautlos entfernen.

Der Schaft kann durch die verstellbare Wagenauflage sowie durch das Spacer-System an den Schützen/die Schützin angepasst werden. Die Wagenauflage wird mit einer Schraube arretiert, die sich sehr gut und in jeder Situation bedienen lässt. Die Schaftlänge wird mit den drei mitgelieferten Distanzstücken eingestellt. (Es können auch mehr verwendet werden, wenn nötig.) Durch das Abschrauben der Schaftkappe werden die Distanzstücke zwischen diese und den Schaft eingesetzt. Gerade bei der Umstellung von einer auf die andere Jahreszeit kann damit auf dünnere oder dickere Kleidung, im Hinblick auf den Augenabstand zum Zielfernrohr, reagiert werden. Die voluminöse und weiche Schaftkappe absorbiert außerdem einen Großteil des Rückstoßes und liegt sehr angenehm in der Schulter.

Gefüttert wird die Waffe über ein AI-kompatibles Magazin. Die Magazine nach Vorbild des Herstellers Accuracy International sind, was den Long-Range- und PRS-Bereich angeht, Standard. Ähnlich wie beim Rem 700-System ermöglicht die standardisierte Bauform des Magazins die Verwendung von diesem in vielen verschiedenen Waffen mit gleichem Magazinschacht. Dadurch ist man nicht nur flexibel, sondern hat auch die Möglichkeit schnell Ersatz zu bekommen, da man nicht auf einen Hersteller angewiesen ist. Im Lieferumfang enthalten ist ein fünfschüssiges Magazin der Marke Magpul, das mit dem Bergara-Logo versehen ist.

Die Präzision der Bergara B14 HMR

So macht Schießen Spaß.

Bergara gibt eine Sub-MoA-Garantie auf ihre B14-Reihe. (Die genauen Spezifikationen zum Testaufbau findet Ihr hier: https://www.bergara.online/us/accuracy-testing/) Mit fabrikgeladener Match- und Jagdmunition können mit dieser Waffe auf jeden Fall Gruppen unter 1 MoA geschossen werden. Nachdem ich meinen Werksabzug durch einen Triggertech Rem 700 Special Trigger ersetzt habe, waren Gruppen von 0,32 MoA auch kein Problem mehr. (Geschossen wurde liegend, mit Zweibein und Hinterschaftauflage.) Demnächst werden auch noch wiedergeladene Patronen getestet. Ich werde nach Möglichkeit die Erkenntnisse hier aktualisieren.

Handhabung und Führigkeit

Die Bergara B14 HMR ist eine reine Ansitzwaffe, auch wenn ich ab und zu mit ihr pirschen gehe. Sie hat ein recht hohes Eigengewicht von 4,5 kg. Für die Drückjagd ist sie deshalb ungeeignet. Auf dem Hochsitz oder dem Schießstand liegt sich jedoch perfekt im Anschlag. Das Eigengewicht der Waffe sowie die Einstellungsmöglichkeiten für den Schützen bewirken, dass man beim Schuss optimal im Ziel bleibt. Die Möglichkeiten einen Schalldämpfer oder eine Mündungsbremse zu verbauen verstärken diesen Effekt noch einmal.

Mündungsbremse von Peterssen Gunworks

Der flache Winkel des Pistolengriffs sowie die Daumenablage schaffen eine angenehme Schießhaltung in jeder Situation. Anders als bei Lochschäften, bei denen man den Pistolengriff umfassen muss, gibt es beim HMR-Schaft die Möglichkeit den Daumen an verschiedenen Punkten zu positionieren - so, wie man es gerade möchte.

Das Magazin lässt sich leicht einsetzen und rastet hörbar ein. Mit ein wenig Übung geht dies aber auch leise, falls es sein muss, indem man den Magazinlösehebel betätigt und vorsichtig einrasten lässt. Über diesen lässt sich auch das Magazin einfach mit einer Hand entnehmen. Er ist beidseitig bedienbar und lässt sich sogar mit sogar mit der Hand am Pistolengriff betätigen.

Der Verschluss läuft butterweich. Durch den großen Kammerstengelknauf lässt sich dieser optimal bewegen. Selbst Hülsen mit großzügigen Toleranzen lassen sich einfach repetieren.

Die Sicherung wirkt nur auf den Abzug, ist also eine reine Abzugssicherung. Sie lässt sich mit der Hand am Pistolengriff leicht betätigen. Zudem kann sie beim Werksabzug im entspannten Zustand betätigt werden, so dass gesichert ge- und entladen werden kann. (Beim Triggertechabzug kann nicht entspannt gesichert werden.) Eine Schlagbolzensicherung oder ein Handspanner sind für mich für eine Ansitzwaffe nice to have, aber kein Muss. Falls auf einem Ansitz mit der Waffe etwas passiert, was nicht passieren soll, liegt der Fehler nicht bei der Waffe, sondern hinter dem Zielfernrohr.

Fazit

Die Bergara B14 HMR ist eine optimale Ansitz- oder Sportwaffe im mittleren Preissegment (ca. 1200 € Ladenpreis). Sie hat viele kleine Features, die einem das Leben erleichtern. Ihre Verarbeitung ist sehr gut. Die Waffe bringt eine hohe Eigenpräzision mit, die nur vom Schützen/von der Schützin abgerufen werden muss. Durch die Vielzahl an Montagemöglichkeiten für Zielfernrohre, aufgrund des Rem 700-Footprints, kann die gewünschte und für den Einsatz zweckmäßigste Montage ausgewählt werden, ohne den Geldbeutel zu sehr zu belasten. Es stehen mehreren Kaliber in verschiedenen Lauflängen zur Auswahl. Auch ist ab diesem Jahr das System als Linksausführung zu bekommen. (Näheres auf: https://www.bergara.online/en/rifles/b14/hmr-rifle/)

Ein paar Kritikpunkte lassen sich jedoch finden und diese möchte ich nicht verschweigen. Zum Schießen von engen Gruppen oder für Long-Range ist der Werksabzug nur bedingt zu gebrauchen. Mit viel Training sind auch sicherlich 0,5 MoA-Gruppen möglich, das kostet aber Zeit und Munition. Für die Jagd oder den Einstieg in den Sportbereich reicht der Werksabzug jedoch völlig aus. Das Mini-Chassis bildet eine gute Grundlage, ist jedoch nicht spielfrei, so wie eine Costum-Bettung. Der Rückstoßstollen lag bei mir hinten an, hatte jedoch nach vorne einen halben Millimeter Luft. Eine individuelle Bettung habe ich nachgeholt. Nun sitzt das System komplett spielfrei im Schaft.

Im neuen Gewand: Schaft mit Sponge-Pattern

Mein Setup für die Bergara B14 HMR