Wärmebildvorsatzgerät

HikMicro Thunder TH35c

Die Firma HikMicro stösst mit ihrem ersten Wärmebild-Vorsatzgerät, dem TH35 C mit bisher unerreichtem Kampfpreis in die Leistungsklasse der am Markt etablierten, deutlich teureren Premiumhersteller vor. Der Hersteller wirbt hierbei mit Leistungsdaten und Features, die aufhorchen lassen.



Ein Jungjäger aus meinem Bekanntenkreis, dessen Budget für dieses Gerät passen würde, fragte mich um Rat und was ich von diesem Gerät halten würde. Da ich das „Thunder“ selbst noch nicht in den Händen hatte und deshalb keine fundierte Meinung abgeben konnte, fragte ich kurzerhand beim WBG-Händler meines Vertrauens nach einem Testgerät.

Bereits 2 Tage später lag es mit fantastisch umfassender Ausstattung und passendem Rusan-Adapter in meinem Postfach.



Was das Gerät zu leisten vermag und ob die versprochenen Leistungsdaten aus der Werbung des neuen Herstellers halten, was sie versprechen, wollte ich in einem 1:1-Vergleich mit meinem bewährten InfRay CL42 auf dem Schiessstand und der Jagd überprüfen.



Links: InfiRay CL42, rechts das Hikmicro Thunder TH35c

Der Versuchsaufbau

Hierzu wiederholte ich meinen Testvorgang am Schiessstand so ähnlich, wie ich es bereits mit anderen WB-Vorsatzgeräten durchgeführt habe.

Damit ich eine saubere Wärmesignatur und somit einen guten Haltepunkt bekomme, beklebte ich (wie bei vorangegangenen Tests) eine 100-Meter-Zielfernrohrscheibe mittig mit einem runden Wärmepad, das einen Durchmesser von etwa 50 mm hat.

Das Wärmepad braucht ein paar Minuten, um mit dem Luftsauerstoff zu reagieren und gibt dann so viel Wärme ab, dass bei normalen Umgebungstemperaturen ein gutes Zielbild auf 100 Meter entsteht.


Das Test-Equipment

Als Testwaffe kam meine bewährte Mauser-Büchse zum Einsatz, welche mit Matchmunition im Kaliber 6,5x55SE einen reproduzierbaren Streukreis von <15 mm/100 m abliefert. Das Vorsatzgerät sollte mit einem passenden Rusan-Adapter an einem DDOPTICS 2,5-15x50 Zielfernrohr montiert werden.


Um möglichst präzise arbeiten zu können, stellte ich die mit einem 22 mm dicken Matchlauf ausgestattete, schwere Waffe vorne auf ein Harris-Zweibein und lagerte den Schaft hinten in einem mit Quarzsand gefüllten Leder-Ohrensack.



Der Zusammenbau

Das TH35 C Wärmebildgerät besteht aus vier Einzelelementen: dem Wärmebildgerät, der Kollimator-Linse mit Bajonett und einem Bajonettverschluss, der mit einem zum Zielfernrohr passenden Rusan-Adapter verschraubt wird.

Somit besteht die Möglichkeit, das Wärmebildgerät inklusive Kollimator-Linse mit wenigen Handgriffen am Bajonettverschluss zu trennen und den Bajonettanschluss mit dem Rusan-Adapter am Zielfernrohr zu belassen.

Nachdem ich an dem Wärmebildgerät den Rusan-Adapter aufgeschraubt hatte, konterte ich die Nutmutter mit dem im Lieferumfang enthaltenen Hakenschlüssel in waagerechter Position. Die Montage mit Nutmutter und Hakenschlüssel ist in meinen Augen wesentlich komfortabler, als die Lösung bei den Mitbewerbern, bei der man den Konterring nur mit Handkraft anzieht. Winkeleinstellung, eine definierte Anzugskraft und auch das spätere Lösen sind damit deutlich einfacher.


Mit einem zu einem Dreieck zurechtgeschnittenen Schusspflaster markierte ich mir die Position des Rusan-Adapters auf dem Zielfernrohr, um bei jedem erneuten Aufsetzen des Vorsatzgerätes die gleiche Ausrichtung zu finden.



Nachdem ich am Okularring des Zielfernrohrs die Schärfe so eingestellt hatte, dass ich das Menu im Gerät sauber und deutlich lesen konnte, stellte ich das Wärmebildgerät auf das Ziel scharf. Dazu verdreht man den satt laufenden, ca. 2,5 cm breiten und gut griffigen Objektivring.

Den sich mit einem leisen Klicken öffnenden, unverlierbaren Okularschutzdeckel kann man um 360 Grad verdrehen und den Deckel nach hinten über eine Raststellung aufklappen, die das versehentliche Zufallen verhindern soll.



Der Schiesstest

Mit dem auf 5-fache Vergrösserung eingestellten Zielfernrohr gab ich eine Schussserie mit fünf Schüssen ab und erreichte einen Streukreis von ca. 4 cm. Das sprach schon einmal für eine gute Grundgenauigkeit.

Im Anschluss sollte die Wiederholgenauigkeit der Kollimator-Linse geprüft werden. Diese kann man, wenn man das Dual-Use-Gerät als handgehaltenes Beobachtungsgerät nutzen möchte, mit einem im Lieferumfang enthaltenen Okular austauschen.



Aus diesem Grund interessierte mich die Wiederholgenauigkeit der Kollimator-Linse besonders, denn wenn man das Gerät im Anschluss zurückbauen und wieder zum Schiessen einsetzen möchte, sollte die Trefferlage die gleiche bleiben.

Für diesen Test löste ich dreimal die Kollimator-Linse, zog sie jeweils wieder an und schoss somit drei Gruppen mit jeweils drei Schüssen. Die Schussgruppe überzeugte: sie lag an gleicher Stelle wie die vorhergehenden Schüsse und erhöhte den Streukreis auf knapp 6 cm.


Das liess den Rückschluss zu, dass die Kollimator-Linse sich beim Zusammenbauen sauber mit dem Wärmebildgerät zentriert und man hier von einer hohen Wiederholgenauigkeit sprechen kann.


Wiederholgenauigkeit des Bajonett-Schnellverschlusses

Nach dem Lösen des Sicherungsrings lässt sich das WBG mit der Kollimator-Linse durch geringes Verdrehen vom Bajonettadapter abnehmen. So wird ermöglicht, das Wärmebildgerät getrennt von der Waffe zu transportieren und schnell sowie wiederholgenau im Revier zu adaptieren.

Beim erneuten Aufsetzen findet das Bajonett leicht in seine Position zurück und wird mit dem unverlierbaren Sicherungsring (Linksgewinde!) wieder angezogen und gesichert.

Die daraufhin folgende Dreierschussgruppe lag deckungsgleich mit den vorher abgegebenen Schüssen – ein Versatz konnte nicht festgestellt werden. Es empfiehlt sich, das Feingewinde und den Bajonettverschluss sparsam mit säurefreiem Fett zu benetzen, da sich das Gewinde und das Bajonett sonst leicht verspannen. Der Sicherungsring ist hierbei jeweils nur mit äusserst geringer Kraft anzuziehen. Anziehen mit zwei Fingern genügt völlig, soll er doch nur das Bajonett vor dem Lösen sichern.


Fazit Schiessstand

Nach Durchführung aller Tests befand sich ein Streukreis von ca. 6 cm mit ca. 20 Schüssen auf der Zielscheibe – ein überzeugendes Ergebnis.

Dass der technisch mögliche Streukreis der Testwaffe mit 15 mm/100 m bei diesem Test nicht abgebildet werden kann, erklärt sich durch den Umstand, dass beim Zielen durch ein WB-Gerät mit einer deutlich geringeren ZF-Vergrösserung auf ein undeutlicheres Zielbild geschossen wird, als dies bei gut ausgeleuchteten Zielscheiben bei hoher Vergrösserung des Zielfernrohres der Fall wäre.

Die Wiederholgenauigkeit liegt – sowohl beim Lösen der Kollimator-Linse als auch des Bajonett-Verschlusses zum Abnehmen des Wärmebildvorsatzgerätes – mit einem 6 cm Streukreis auf 100 m in guter jagdlicher Präzision.



Gerätedetails in der Jagdpraxis

Optische Leistung: Das HikMicro TH35 C überzeugt im Vergleich mit dem CL42. Die Bildqualität kann als nahezu ebenbürtig betrachtet werden. Je nach Einstellung und auch persönlichem Empfinden liefern sie sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen; die Details liegen im Auge des Betrachters. Die Reichweite des CL42 erscheint mir geringfügig höher als die des TH35 C, fällt aber im jagdlichen Betrieb nicht ins Gewicht.

Als grobe Einschätzung kann man sagen, dass man sich ab 100 m beim Unterscheiden von Fuchs/Katze oder Dachs/Waschbär etwas schwer tut (Erkennung bis ca. 400 m) und man wiederkäuendes Schalenwild bis auf 400 m als solches ansprechen kann. Ob Reh, Damwild oder Rotwild lässt sich hier jedoch nur knapp erahnen (Erkennung bis ca. 800 m). Schwarzwild kann man als solches ebenfalls bis 400 m ansprechen (Erkennung ebenfalls etwa 800 m).

Einen sauberen Schuss auf Reh/Dam/Wildschwein könnte man damit bis auf 150 m, Rotwild etwa bis 200 m verantworten. Bei Raubwild beschränke ich mich auf max. 100 m (jeweils gültige Landes- und Jagdgesetzgebung beachten!).

Um welche Wildart es sich beim Ansprechen auf grössere Entfernung letztlich handelt und ob ein Anpirschen sinnvoll ist oder nicht, kann der erfahrene Jäger durch genaues Beobachten des Verhaltens und anhand des Bewegungsmusters erkennen.


Bedienbarkeit

• Fünf Knöpfe in Kreuzanordnung, dadurch auch eher klein gehalten; leise, saubere Rastung

• Eigene Taste zur Kalibrierung

• Foto- und Filmfunktion mit nur einem Klick

• Satt laufende Objektiveinstellung

• Gerätestart/-stopp dauert ca. 6 Sek.

• Bild vergleichbar mit dem CL42, minimal geringere Reichweite

• Bedienungsmenu simpel, alle wichtigen Funktionen mit einem               Tastendruck erreichbar

• Batterieanzeige bei 2,5-facher Vergrösserung leider nicht erkennbar

• Menu bei 2,5-facher Vergrösserung nicht vollständig zu lesen

•Wiederholgenau auch nach Entfernen und Wiederaufsetzen von Kollimator-Linse und Bajonettverschluss

• Bajonettverschluss verklemmt sich leicht (mit säurefreiem Fett schmieren hilft!)

• Akku-Betriebszeit ca. 6 Std., Betrieb mit Powerbank oder Akkuwechsel möglich

• Objektivabdeckung lässt sich mit geringem Klickgeräusch öffnen und     verstellen

• Bildschirm augenschonend dimmbar, leider keine äusserlich erkennbare Standby-Anzeige

• Bildauflösung ist so deutlich, dass man auf 25 m die Litze eines    Elektrozauns, auf 50 m fingerdicke Äste sehen und somit auch  Geweih/Gehörn erkennen sowie zum Teil ansprechen kann


Mein Resümee

Am Schiessstand und im Jagdeinsatz überzeugte mich das TH35 C und leistet bei einem überraschend günstigen Preis, was die Werbung verspricht. Leistung, Bilddetail und Genauigkeit liegen im Bereich des CL42.

Durch die wiederholgenaue Kollimator-Linse könnte man das Wärmebildgerät auch kurzerhand mit dem beigefügten Okular versehen, das Gerät als Handgerät nutzen und hinterher ohne erneutes Einschiessen wieder auf der Waffe einsetzen.

Mit der Foto- und Filmfunktion, die mit nur einem Knopfdruck erreichbar ist, kann man Jagderlebnisse unkompliziert festhalten, auf ein Endgerät wie Smartphone oder PC übertragen und in aller Ruhe auswerten.

Der Bajonett-Adapter ermöglicht eine unkomplizierte Trennung des Wärmebildgeräts vom Zielfernrohr und erlaubt ein wiederholgenaues erneutes Aufsetzen. Das könnte beim Transport oder auch bei der Tagesjagd von Vorteil sein.

Durch die schlanke und leichte Bauform eignet es sich – genau wie das CL42 – hervorragend für die Pirsch und auch zum Transport im Rucksack.

Das Gerät überzeugte mich durch seine Leistung und Features vollumfänglich. Ich kann es daher meinem Jungjäger vorbehaltslos als Preis-Leistungs-Tipp empfehlen und ihm zum Kauf raten.


Testautor: Andreas Schurz

Fotos: Wolfgang Reiher

Dieser Bericht wurde im Auftrag von Wärmebildkamera Huber, Schweiz erstellt

Deutsche Partnerfirma: Maximtac www.maximtac.de

Diesen und weitere Berichte findet ihr auf

www.waermebildkamera-huber.ch