Das aktuelle Flaggschiff in der Thunder Serie des Herstellers HikMicro verspricht Leistungsdaten und Features die der Jäger, der Wert auf beste Bilddarstellung und Detektionsleistung auch auf weite Distanz erwartet nur bei oft deutlich teuereren Mitbewerberprodukten findet.


In meinem Jagdlichen Umfeld werde ich aufgrund meiner Praxisberichte immer öfter um eine Empfehlung und Erfahrungswerte zu diversen Geräten und Jagdarten angefragt. So auch hier. Ein erfahrender Schwarzwildjäger war sich unsicher wieviel er, für die Pirsch bei Nacht auf Schwarzwild im weitläufigen Feldrevier, sinnvollerweise ausgeben muss um auch auf weitere Entfernungen sicher ansprechen zu können.

Ich versprach, mich um ein Testgerät für seinen Anwendungsfall zu kümmern. Nach einem kurzer Anruf und Gespräch mit dem WBG-Händler meines Vertrauens wurde mir das TQ50C empfohlen und 2 Tage später lag das Testobjekt der Begierde auf der Poststelle zur Abholung bereit.


Wie die anderen Geräte aus dem Hause HikMicro und dem Händler Wärmebildkamera Huber lässt die Ausstattung und Lieferumfang keine Wünsche offen und alle zur Inbetriebnahme benötigten Kleinteile inkl. dem zu meinem ZF passenden Rusan Adapter wurden mitgeliefert.


Der Versuchsaufbau

TE19C / TH35C und TQ50C der Firma HikMicro unterscheiden sich äußerlich nur in den unterschiedlich großen Objektivdurchmesser. Ansonsten sind sie identisch aufgebaut. Somit wiederholt sich hier der Testvorgang am Schiessstand, wie ich es bereits mit den anderen WB-Vorsatzgeräten der Thunder Serie durchgeführt habe. Damit ich eine saubere Wärmesignatur und somit einen guten Haltepunkt bekomme, beklebte ich (wie bei vorangegangenen Tests) eine 100 m-Zielfernrohrscheibe mittig mit einem runden Wärmepad, das einen Durchmesser von etwa 50 mm hat.

Das Wärmepad braucht ein paar Minuten, um mit dem Luftsauerstoff zu reagieren und gibt dann so viel Wärme ab, dass bei normalen Umgebungstemperaturen ein gutes Zielbild auf 100 m entsteht.


Das Test-Equipment

Als Testwaffe kam meine bewährte Mauser-Büchse zum Einsatz, welche mit Matchmunition im Kaliber 6,5x55SE einen reproduzierbaren Streukreis von <15 mm/100 m abliefert. Das Vorsatzgerät sollte mit einem passenden Rusan-Adapter an einem DDOPTICS 2,5-15x50 Zielfernrohr montiert werden.


Um möglichst präzise arbeiten zu können, stellte ich die mit einem 22 mm dicken Matchlauf ausgestattete, schwere Waffe vorne auf ein Harris-Zweibein und lagerte den Schaft hinten in einem mit Quarzsand gefüllten Leder-Ohrensack.


Der Zusammenbau

Das TH50 C Wärmebildgerät besteht wie die anderen Geräte der Thunder Serie aus vier Einzelelementen: dem Wärmebildgerät, der Kollimator-Linse mit Bajonett und einem Bajonettverschluss, der mit einem zum Zielfernrohr passenden Rusan-Adapter verschraubt wird.

Somit besteht die Möglichkeit, das Wärmebildgerät inklusive Kollimator-Linse mit wenigen Handgriffen am Bajonettverschluss zu trennen und den Bajonettanschluss mit dem Rusan-Adapter am Zielfernrohr zu belassen.


Nachdem ich an dem Wärmebildgerät den Rusan-Adapter aufgeschraubt hatte, konterte ich die Nutmutter mit dem im Lieferumfang enthaltenen Hakenschlüssel in waagerechter Position. Die Montage mit Nutmutter und Hakenschlüssel ist in meinen Augen wesentlich komfortabler, als die Lösung bei den Mitbewerbern, bei der man den Konterring nur mit Handkraft anzieht. Winkeleinstellung, eine definierte Anzugskraft und auch das spätere Lösen sind damit deutlich einfacher.

Mit einem zu einem Dreieck zurechtgeschnittenen Schusspflaster markierte ich mir die Position des Rusan-Adapters auf dem Zielfernrohr, um bei jedem erneuten Aufsetzen des Vorsatzgerätes die gleiche Ausrichtung zu finden.

Nachdem ich am Okularring des Zielfernrohrs die Schärfe so eingestellt hatte, dass ich das Menu im Gerät sauber und deutlich lesen konnte, stellte ich das Wärmebildgerät auf das Ziel scharf. Dazu verdreht man den satt laufenden, ca. 2,5 cm breiten und gut griffigen Objektivring.

Den sich mit einem leisen Klicken öffnenden, unverlierbaren Okularschutzdeckel kann man um 360 Grad verdrehen und den Deckel nach hinten über eine Raststellung aufklappen, die das versehentliche Zufallen verhindern soll.


Der Schiesstest

Mit dem auf 5-fache Vergrösserung eingestellten Zielfernrohr gab ich eine Schussserie mit fünf Schüssen ab und erreichte einen Streukreis von ca. 4 cm. Das sprach schon einmal für eine gute Grundgenauigkeit.

Im Anschluss sollte die Wiederholgenauigkeit der Kollimator-Linse geprüft werden. Diese kann man, wenn man das Dual-Use-Gerät als handgehaltenes Beobachtungsgerät nutzen möchte, mit einem im Lieferumfang enthaltenen Okular austauschen.

Aus diesem Grund interessierte mich die Wiederholgenauigkeit der Kollimator-Linse besonders, denn wenn man das Gerät im Anschluss zurückbauen und wieder zum Schiessen einsetzen möchte, sollte die Trefferlage die gleiche bleiben.

Für diesen Test löste ich dreimal die Kollimator-Linse, zog sie jeweils wieder an und schoss somit drei Gruppen mit jeweils drei Schüssen. Die Schussgruppe überzeugte: sie lag an gleicher


Stelle wie die vorhergehenden Schüsse und erhöhte den Streukreis auf knapp 6 cm.

Das liess den Rückschluss zu, dass die Kollimator-Linse sich beim Zusammenbauen sauber mit dem Wärmebildgerät zentriert und man hier von einer hohen Wiederholgenauigkeit sprechen kann.

Was mir bei allen Geräten der Thunder Serie bei den Schießstandtests negativ aufgefallen ist, ist dass wen man stark verkantet ins Okular blickt, ein Parallaxefehler von ca. 4cm/100m entstehen kann. Dies könnte sich unter Umständen unangenehm mit anderen Toleranzen wie z.b. einem nicht sauber aufgesetzter ZF-Adapter addieren.


Wiederholgenauigkeit des Bajonett-Schnellverschlusses

Nach dem Lösen des Sicherungsrings lässt sich das WBG mit der Kollimator-Linse durch geringes Verdrehen vom Bajonettadapter abnehmen. So wird ermöglicht, das Wärmebildgerät getrennt von der Waffe zu transportieren und schnell sowie wiederholgenau im Revier zu adaptieren.

Beim erneuten Aufsetzen findet das Bajonett leicht in seine Position zurück und wird mit dem unverlierbaren Sicherungsring (Linksgewinde!) wieder angezogen und gesichert.

Die daraufhin folgende Dreierschussgruppe lag deckungsgleich mit den vorher abgegebenen Schüssen – ein Versatz konnte nicht festgestellt werden. Es empfiehlt sich, das Feingewinde und den Bajonettverschluss sparsam mit säurefreiem Fett zu benetzen, da sich das Gewinde und das Bajonett sonst leicht verspannen. Der Sicherungsring ist hierbei jeweils nur mit äusserst geringer Kraft anzuziehen. Anziehen mit zwei Fingern genügt völlig, soll er doch nur das Bajonett vor dem Lösen sichern.


Fazit Schiessstand

Nach Durchführung aller Tests befand sich, bei allen drei Thunder Modellen, ein Streukreis von ca. 6 cm mit ca. 20 Schüssen auf der Zielscheibe – ein überzeugendes Ergebnis.

Dass der technisch mögliche Streukreis der Testwaffe mit 15 mm/100 m bei diesem Test nicht abgebildet werden kann, erklärt sich durch den Umstand, dass beim Zielen durch ein WB-Gerät mit einer deutlich geringeren ZF-Vergrösserung auf ein undeutlicheres Zielbild geschossen wird, als dies bei gut ausgeleuchteten Zielscheiben bei hoher Vergrösserung des Zielfernrohres der Fall wäre.

Die Wiederholgenauigkeit liegt – sowohl beim Lösen der Kollimator-Linse als auch des Bajonett-Verschlusses zum Abnehmen des Wärmebildvorsatzgerätes – mit einem 6 cm Streukreis auf 100 m in guter jagdlicher Präzision.


Gerätedetails in der Jagdpraxis - Optische Leistung

An der herausragenden Bildqualität des HikMicro TQ50C werden sich andere Hersteller und Geräte in der HighEnd Klasse messen lassen müssen. Je nach Einstellung und auch persönlichem Empfinden liefern sie sich nach meiner Erfahrung ein enges Kopf-an-Kopf-Rennen; die Details liegen im Auge des Betrachters. Wer ein Gerät für maximale Ansprechreichweite sucht, ist mit dem TQ50C bei etwas geringerem Sehfeld (15m/100m) als beim TH35C (19m/100m) perfekt ausgerüstet.


Fuchs/Katze oder Dachs/Waschbär lassen sich bis 200m gut ansprechen (Erkennung bis ca. 700 m) Wiederkäuendes Schalenwild als auch Schwarzwild kann man als solches bis auf 400 m ansprechen. Ob Reh, Damwild oder Rotwild lässt sich hier jedoch nur knapp erahnen (Erkennung bis ca. 1200 m). Detektieren eines Menschen oder größeres Wild gelingt bis ca 2500m.

Einen sauberen Schuss auf Schalenwild könnte man je nach Körpergröße bis etwa 200 m verantworten. Bei Raubwild beschränke ich mich auf max. 100 m (jeweils gültige Landes- und Jagdgesetzgebung beachten!).

Auch modernste Technik kann Erfahrung nicht ersetzen. Um welche Wildart es sich beim Ansprechen auf grössere Entfernung letztlich handelt und ob ein Anpirschen sinnvoll ist oder nicht, muss der Jäger durch genaues Beobachten des Verhaltens und anhand des Bewegungsmusters fest machen.


Bedienbarkeit 

• Fünf Knöpfe in Kreuzanordnung, dadurch auch eher klein gehalten;      leise, saubere Rastung

• Eigene Taste zur Kalibrierung

• Foto- und Filmfunktion mit nur einem Klick

• Satt laufende Objektiveinstellung

• Gerätestart/-stopp dauert ca. 6 Sek.

• Bedienungsmenü simpel, alle wichtigen Funktionen mit einem Tastendruck erreichbar

• Wiederholgenau auch nach Entfernen und Wiederaufsetzen von Kollimator-Linse und Bajonettverschluss

• Bajonettverschluss verklemmt sich leicht (mit säurefreiem Fett schmieren hilft!)

• Akku-Betriebszeit je nach Temperatur ca. 3 Std., Betrieb mit Powerbank oder Akkuwechsel jederzeit möglich

• Objektivabdeckung lässt sich mit geringem Klickgeräusch öffnen und verstellen

• Bildschirm augenschonend dimmbar, leider keine äusserlich erkennbare Standby-Anzeige

• Bildauflösung ist so deutlich, dass man auf 40 m die Litze eines Elektrozauns, auf 80 m fingerdicke Äste sehen und somit auch Geweih/Gehörn erkennen sowie zum Teil ansprechen kann.


Mein Resümee

Am Schiessstand und im Jagdeinsatz überzeugte mich das TQ50 C und spielt bei Reichweite, Leistung und Bilddetail in der Liga der High End Referenzgeräte.

Durch die hohe Reichweite bei sehr gute Bildauflösung ist das Gerät prädestiniert zum Ansprechen auch auf weite Distanzen wie es bei der Feld oder Bergjagd an der Tagesordnung ist.

Durch die wiederholgenaue Kollimator-Linse könnte man das Wärmebildgerät auch kurzerhand mit dem beigefügten Okular versehen, das Gerät als Handgerät nutzen und hinterher ohne erneutes Einschiessen wieder auf der Waffe einsetzen.

Leider trübt der, beim verkanteten Einblick enstehende Parallaxefehler die Gesamtbewertung. Der Bajonett-Adapter ermöglicht zwar eine unkomplizierte Trennung des Wärmebildgeräts vom Zielfernrohr und erlaubt ein wiederholgenaues erneutes Aufsetzen, allerdings muss man bedenken dass ein Feingewinde eigentlich nicht zum dauerhaften auf und abschraube gedacht ist und geringste Verunreinigung (Sandkorn) zum Blockieren führen können. Hier besteht Verbesserungspotential durch den Hersteller.

Ich würde daher das TQ50C lieber mit einem robusten Rusan Bayonettadapter MAR kombinieren und auf die Nutzung des geräteseitigen Verschlusses mit Feingewinde im Jagdbetrieb verzichten.


Testautor: Andreas Schurz

Fotos: Wolfgang Reiher

Dieser Bericht wurde im Auftrag von Wärmebildkamera Huber, Schweiz erstellt

Deutsche Partnerfirma: Maximtac www.maximtac.de

Diesen und weitere Berichte findet ihr auf

www.waermebildkamera-huber.ch