Wer mag sie nicht – die Krone der Jagd?
Gemeint ist die Pirsch.
Stundenlanges Sitzen an verheißungsvollen Plätzen kann selbstverständlich spannend und erfolgversprechend sein. Doch die Pirsch rundet den jagdlichen Alltag in puncto Erlebnis, Erfolg und Erfahrung auf besondere Weise ab.
Aber was muss man bei der Pirsch beachten? Welche Ausrüstung sollte man dabeihaben? Und wie reagiert insbesondere das sensible Rotwild darauf?
Fragen, auf die ich in den folgenden Zeilen näher eingehen möchte.
1. Allgemeines
Wer sich den Rothirsch schon mal genauer angeschaut hat, dem wird die große Trophäe sicherlich nicht entgangen sein. Der Jäger sollte jedoch nicht nur Fakten, sondern auch die Zusammenhänge in der Jagd kennen und erkennen.
Mit einer solchen Trophäe ist der Hirsch sicherlich nicht für den engen Wald bestimmt – auch wenn das heutzutage kaum noch anders möglich ist. Grundsätzlich ist das Rotwild ein Steppenbewohner und daher eher in offenen Gebieten oder lichten Wäldern zu finden.
Die Einstände, Wechsel und Aufenthaltsorte im Revier zu kennen, ist hinsichtlich der Pirsch natürlich unfassbar wichtig – einerseits, um das Wild nicht dauerhaft zu beunruhigen, andererseits, um überhaupt Erfolg haben zu können.
Auch das Kahlwild, besonders in großen Rudeln, bevorzugt die lichten Bereiche des Reviers. Hier funktionieren nicht nur die Sinne des Wildes besser – auch die visuelle und auditive Kommunikation untereinander ist wesentlich einfacher als im dichten Gedränge einer Fichtendickung.
Neben den Einständen sollte beim Rotwild zwingend die Beachtung der Windrichtung Anwendung finden. Helfen kann uns hier die klassische Seifenblase. Handelsübliche Windprüfer, die lediglich etwas Puder verstreuen, sind nur wenig hilfreich. Die Seifenblase bleibt eine ganze Weile bestehen und zeigt uns nicht nur den Wind direkt am Standort, sondern auch den Verlauf des Windstroms um uns herum. So manches Mal – vor allem im Wald – wird man sich wundern, wie oft und schnell sich der Wind bricht.
Was die visuelle Wahrnehmung des Rotwildes betrifft, so ist dieses ein klassischer Bewegungsseher. Das soll uns aber nicht suggerieren, dass wir nicht eräugt werden, wenn wir uns nicht bewegen. Ungedeckt oder mit vielen offenen Körperpartien wird uns das Rotwild auch wahrnehmen, wenn wir stillstehen. Helfen kann hier der Tarnanzug, der unsere Konturen vollends verwischt. Steht man dann noch in der Wegesrandvegetation, sollten wir auch auf Schussdistanz herankommen können.
Diese liegt in meinem Verständnis bei maximal 150 Metern – da ich Schüsse darüber hinaus nur ungern abgebe.
2. Ausrüstung
Neben den Seifenblasen und dem Tarnanzug, die im oberen Absatz bereits Erwähnung fanden, gibt es natürlich eine Reihe weiterer Ausrüstungsgegenstände, die bei der Pirsch nicht fehlen dürfen. Grundsätzlich sollte man sich jedoch zunächst einen Überblick über den Ablauf der Jagd verschaffen. Pirsche ich nur kurze Strecken im Revier oder laufe gezielt einzelne Hotspots an, kann die Ausrüstung deutlich geringer – und damit komfortabler und praktikabler – ausfallen. Unternehme ich hingegen längere Pirschgänge, benötige ich zumindest zusätzliches Material, um erlegtes Wild zu versorgen und gegebenenfalls eine leichte Marschverpflegung.
Fangen wir mit den kurzen Pirschgängen an. „Kurz“ bedeutet in diesem Zusammenhang, dass – sollte ein Stück zur Strecke kommen – der Rückweg zum Auto und anschließend zurück zum Stück so kurz ist, dass wir keine negativen Einflüsse auf das Wildbret riskieren. In diesem Fall kann sämtliches Versorgungsbesteck wie Handschuhe, Säge, Bergehilfe, Wasser u. v. m. im Fahrzeug bleiben und kommt erst später zum Einsatz.
Die mitgeführte Ausrüstung beschränkt sich dabei auf das Wesentliche: die Waffe samt Pirschstock, die Wärmebildkamera, das Fernglas mit Entfernungsmesser und – sicherheitshalber – das Waidmesser. Damit ist alles dabei, was ich zur direkten Bejagung des Wildes zwingend benötige. In der heutigen Zeit ließen sich die beiden Optiken sogar durch ein multifunktionales Gerät wie das HIKMicro Habrok ersetzen, das sowohl eine Fernglas- als auch eine Wärmebildfunktion bietet. Die Technik wird uns auch hier in Zukunft die Jagdausübung weiter erleichtern.
Unternehme ich weitere Pirschgänge, habe ich zusätzlich einen kleinen Rucksack dabei. Darin befinden sich etwas Wasser, eine Aufbrechsäge, Einmalhandschuhe, eine Bergehilfe, Ersatzakkus und Munition sowie ein Stück Anschussband. Natürlich kann jeder Jäger die für ihn notwendigen Ausrüstungsgegenstände je nach Vorliebe hinzufügen oder auch aussparen.
Auch der Hund darf bei längeren Gängen gerne an der Führleine mitgeführt werden – vorausgesetzt, er verfügt über die notwendige Standruhe.

Gehen wir nun aber mal ins Detail. Grundsätzlich sollte sich jeder Jäger die für ihn passende Ausrüstung anschaffen – sowohl im Hinblick auf die Praktikabilität als auch auf das persönliche Budget. Für mich gilt dabei ganz klar die alte Weisheit: „Wer billig kauft, kauft zweimal.“
Seit Jahren verwende ich den Blaser-Pirschstock, habe damit hunderte Stücke waidgerecht erlegt und empfinde ihn als absolut durchdacht und praktikabel. Das soll keine Werbung sein – aber jeder, der bei mir mit diesem Stock gepirscht hat, hat ihn früher oder später selbst angeschafft. Der Preis ist sicherlich nicht als günstig zu bezeichnen, aber ein Fehlschuss aufgrund schlechter Auflage ist am Ende mindestens genauso ungünstig.
Etwas entspannter sehe ich das Thema bei der Wärmebildtechnik. Mein Grundsatz hier: Ich nutze die Technik ausschließlich, um Wild zu erkennen – das konkrete Ansprechen erfolgt dann entweder durch das Fernglas, das Spektiv oder unmittelbar vor dem Schuss durch das Zielfernrohr.
Das bedeutet auch: Gerade im Waldrevier muss man bei der Anschaffung einer Wärmebildkamera nicht ganz oben ins Regal greifen. Geräte im mittleren Preissegment zwischen 1.200 und 1.800 Euro sind heute technisch absolut geeignet und für den jagdlichen Alltag mehr als ausreichend. Man sollte sich hierbei allerdings an bewährte Markenhersteller wie Pulsar, Nocpix, HIKMicro oder ähnliche halten – schon allein, um im Falle eines Defekts auf einen verlässlichen Service zurückgreifen zu können.

3. Vorgehen
Pirschen gehen heißt: pirschend stehen!
Das langsame und bewusste Bewegen auf der Pirsch ist mindestens genauso wichtig wie das ununterbrochene Abglasen des Bestandes mit der Kamera.
Außerdem sollte man sich bewusst machen, dass es bei der Pirsch nicht nur darum geht, die eigenen Gedanken zu ordnen, sondern auch darum, die Gedanken des Wildes lesen zu können. Ich muss quasi für das Wild mitdenken, um nicht permanent in Konfrontation mit ihm zu geraten. Beunruhige ich insbesondere das sensible Rotwild zu häufig, wirkt das Revier schnell wie leergefegt.
Man kann mit der Pirsch also auch viel kaputt machen. Hier gilt natürlich der gute alte Satz: „Learning by doing.“ Jagd ist letztlich ein Handwerk – und wie bei jedem Handwerk wird man nur besser, wenn man eigene Erfahrungen sammelt: gute wie auch schlechte.
Trotzdem sollte jedem klar sein: Bei der Pirsch geht es nicht darum, fröhlich spazieren zu gehen, bis sich ein Stück bereitwillig erlegen lässt. Man muss sich das Wild schon erarbeiten.
Ist also die Windrichtung gecheckt, das Auto abgestellt, die Ausrüstung gepackt und die Reihenfolge der abzulaufenden Einstände, Äsungsflächen etc. klar – dann geht’s los.
Langsame und leise Fortbewegung bei dauerhaftem Äugen in den Bestand bringt uns von Stelle zu Stelle. Und wenn das Rotwild dann tatsächlich dort steht? Auch die Hotspots sollten stets langsam und vorsichtig angesteuert werden, um das Wild möglichst frühzeitig zu eräugen.
In diesem Fall wird zunächst der Pirschstock aufgebaut und die Waffe ruhig aufgelegt. Eine gute und sichere Schussposition wird eingenommen. Dabei ist besonders auf einen sauberen Kugelfang zu achten! In Flachlandrevieren kann das problematisch werden – vor allem bei großem Wild, bei dem der Schuss nahezu parallel zur Erde verlaufen würde.
Das Ansprechen des Stücks erfolgt entweder über die Wärmebildkamera oder über die Zieloptik. Um unnötige Bewegungen zu vermeiden, sollte das Ansprechen idealerweise direkt über die Zieloptik erfolgen – so entfällt der ständige Wechsel zwischen Fernglas, Kamera und Waffe.
Ist das Stück angesprochen, sollte man sich umgehend Gedanken über das Vorgehen nach dem Schuss machen. Wird beispielsweise ein Kalb beschossen, muss vorher klar sein, wie und wo es erlegt werden kann – insbesondere, wenn eine Doublette angestrebt wird. Wird ein Rudel beschossen, sollte man sich im Vorfeld darüber im Klaren sein, in welche Richtung es wahrscheinlich flüchten wird und ob sich die Möglichkeit ergibt, ein zweites Kalb zu erlegen.
Auch die Bergung sollte im Vorfeld abgesichert sein. Steht etwa ein Spießer mit dem Haupt zum Abhang und wird nach dem Schuss vermutlich hangabwärts fallen, muss ich in der Lage sein, das Stück allein zu bergen. In solchen Situationen kann es sinnvoll sein, das Wild noch etwas weiterziehen zu lassen – oder einfach den Finger gerade zu lassen.
Ist der Schuss gefallen, sollte man die gesamte Situation bewusst Revue passieren lassen und nach einer Wartezeit von etwa 10–15 Minuten den Anschuss aufsuchen. Dieser sollte – besonders bei Dämmerung oder Dunkelheit – mit Anschussband markiert werden, da viele Orte bei schlechten Lichtverhältnissen anders wirken.
Das Stück ist, wenn möglich, zum nächsten Weg zu bergen und/oder zu versorgen. Danach entscheidet man, ob die Jagd fortgesetzt oder beendet wird.

4. Fazit
Die Pirsch ist und bleibt die spannendste Jagdart. Vor allem durch technische Unterstützung ist diese Form der Jagd heute zeitgemäßer, effizienter – und spannender denn je.
Trotzdem sollte man sich nicht übernehmen und sein Vorgehen samt Ausrüstung gut durchdenken, damit man am Ende nicht mehr Unheil anrichtet, als einem lieb ist.
Also: Probiert euch aus!
Waidmannsheil!
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