Moin Moin GearTester,

ich hatte Glück und kam, als einer der ersten, an das neue TipStrike Geschoss des Traditionsherstellers Norma aus Schweden. Ich schätze, ich bin deshalb einer der ersten, der euch dieses Neuprodukt im Netz präsentiert.

Das Produkt wurde auf der IWA im März diesen Jahres der Öffentlichkeit vorgestellt. Jetzt, etwa 5 Monate später und einige Schuss weiter möchten wir euch ein kleines Vorabbild davon geben, welchen Eindruck das NORMA TipStrike bei mir hinterlassen hat.



Bild 1:

Norma TipStrike

Das Norma TipStrike Geschoss ist ein Teil der neuen Geschossserie Strike und zunächst in den Kalibern .308 Win, .300 Win-Mag und 30-06 erhältlich. Norma selbst wirbt bei diesem Geschoss damit, die Balance zwischen guten Tiefenwirkung, einer ausreichenden Energieabgabe im Wildkörper und hoher Stoppwirkung erreicht zu haben. Hatte ich es hier also mit der Eierlegendenwollmilchsau zu tun? Ich war gespannt, auf das was kommen sollte. Bevor allerdings der praktische Teil startete, habe ich mir den Geschossaufbau der NORMA TipStrike einmal etwas genau angeschaut.


Norma TipStrike Aufbau

Gleich vorweg, das NORMA TipStrike Geschoss ist ein herkömmliches Bleigeschoss. Der bleifreie Bruder, das ECO Strike kommt später im Jahr in den Handel und ich bin schon sehr gespannt. Aber zunächst zum Aufbau des TipStrike: Von außen betrachtet sieht es aus wie das bekannte Ballistic Tip von Nosler. Die Form ist stromlinienförmig und so voll auf optimierten BC getrimmt. Die ausgeprägte Ogive sorgt für einen BC von .454. Das Vergleichsgeschoss aus den Staaten bietet zwar bei 168 Grain einen BC von .490 aber die Amerikaner „schönen“ da auch gern schon mal, was jedem bekannt ist, der zum Beispiel Geschwindigkeitswerte messen kann. Von Innen ist das NORMA TipStrike jedoch deutlich aufwändiger gestalten. Ein Gürtel im Mantel soll den Bleikern halten und so für Tiefenwirkung sorgen.

Das klingt banal, muss aber in der Fertigung eher aufwändig sein. Der Mantelverlauf ist typisch, er nimmt nach hinten an Stärke zu, um schnelles Ansprechen im Wildkörper ohne gänzliche Zerlegung sicher zu stellen. Die schön verarbeitete Plastikspitze soll beim schnellen Ansprechen unterstützen, was ich jedoch als Fan von Bleispitzgeschossen in Frage stelle, denn wie soll eine derartig spitze, BC-optimierte Spitze, im Wildkörper das Aufpilzen eines Geschosses begünstigen? Das tut eine Geschossspitze doch nur, wenn sie ausreichend im Querschnitt belasstet wird. Sei es drum, das es schnell aufpilzt liegt wohl eher am dünnen Mantel im vorderen Teil des Geschosses. Und dass es schnell aufmacht, ist Fakt. Dazu später mehr…



Bild 2:

Geschossquerschnitt


Norma TipStrike auf dem Schießstand

Da bei einem guten Testing immer etwas MEHR als NÖTIG zum guten Ton gehört, führte ich das TipStrike direkt auf die 300m Bahn aus. Begleitet hat mich dabei die Mauser M03 Stalker in .308 Win mit 52er Lauflänge, montiert mit einem Glas mit 20-facher Vergrößerung. Das Ziel war klar gesteckt: Das Machbare aus dieser Kombination rausholen. Das Waffe und Gals ein eingespieltes Team waren, bestätigten mir bereits gute Schussbilder mit der RWS EVO (.308 Win / 184grs). Als neue Variabel kam nun das TipStrike von Norma hinzu. Schon beim Einschießen auf 100m fiel mir die kaum veränderte Treffpunktlage zur RWS EVO auf. Ein paar Klicks Korrektur, ein weiterer Probeschuss auf 100m und schon fand ich mich fest im Banchbag auf der 300m Bahn wieder. Schon die erste Serie konnte sich mit etwa 22mm Streukreis mit der NORMA TipStrike sehen lassen. Auch die weiteren Serien bestätigten den ersten Eindruck. An der Präzision konnte ich einen dicken Haken machen. Zudem habe ich die Geschwindigkeit gemessen und lag mit 788 m/sek ausreichend nah an der Herstellerangabe. Das freut einen doch!


Bild 3:

Die TipStrike auf 300m - Das Wort Präzision darf bei 22mm Streukreis gerne fallen!


Norma TipStrike in der Praxis

Zunächst möchte ich deutlich machen, dass meine bisher erlegte Anzahl an Wild mit der Norma TipStrike sicherlich nicht zu einer gerechten Geschossbeurteilung herangezogen werden kann. Ich erlegte seit März mit der Norma TipStrike 14 Stück Schalenwild. Darunter 5 Stück Schwarzwild bis 55kg und 9 Stück Rehwild. Durch meine bisherigen Erfahrungen möchte aber dennoch einen ersten Eindruck vermitteln, welche Wirkungen bei diesem Geschoss auch bei einem fortführenden Testing zu erwarten ist.


Ausschuss/Tiefenwirkung

Ausnahmslos hatten alle Stücke einen Ausschuss. Was mir hierbei allerdings auffiel und zu Beginn bei einem Stück Schwarzwild, welches ich auf der Pirsch erlegte, für etwas Verwirrung sorgte war, dass der Ausschuss bei Reh- und Schwarzwild nur unmittelbar größer als der Einschuss war. Dieses lässt sich aber vom Geschossaufbau, wie oben beschreiben, ableiten und sorgt für die nötige Tiefenwirkung mit der NORMA TipStrike.


Bild 4:

Frischlingskleiler aus dem letzten Jahr mit dem Ausschuss unmittelbar vor dem Blatt



Bild 5:

Jährling mit Lungenschuss und guten Pirschzeichen



Fluchtstecken/Pirschzeichen

Außer bei einem Überläufer lagen alle Stücke mit ausreichend Pirschzeichen unmittelbar am Anschuss. Der unten abgebildete Überläufer lag mit bestem Schuss handbreit hinters Blatt nach 70m in der Dickung. Erfreulich hierbei, vom Anschuss bis zum Stück waren ausreichend Pirschzeichen zu finden, welches die Nachsuche trotz schwieriger Bedingungen auch ohne Hund zu einem Kinderspiel machte.

Bild 6:

Überläufer mit Norma TipStrike



Bild 7:

Anschuss des Überläufers


Wirkung/Wildbretfreundlichkeit

Dazu muss man wissen, dass es mir stets daran gelegen ist, dass Wild möglichst breit, knapp hinters Blatt zu fassen. Nur unter bestimmten Bedingungen fass ich die Stücke voll Blatt. An einer Kirrung, nahgelegen einer vielbefahrenen Bundesstraße, versuche ich die Stücke direkt an Platz zu binden und nehme einen gewissen Wildbrettverlust in Kauf. An dieser Kirrung beschoss ich im Mai einen einzelnen Überläufer voll Blatt, welcher noch an Ort und Stelle verendete. Beim Abschwarten stellte sich dann heraus, dass das TipStrike von Norma auch in diesem Belangen einen wirklich guten Eindruck machte und sich der Wildbretverlust im akzeptablen Bereich bewegte.


Bild 8:

Überläufer Kirrung an der Bundesstraße - Ausschuss



Bild 9:

Überläufer Kirrung an der Bundesstraße - Einschuss


Fazit

Wie oben schon kurz angerissen, bedarf es noch den Ausbau der praktischen Erfahrungen des Norm TipStrikes um ein klares Urteil fällen zu können. Dennoch bin ich bis Dato positiv von diesem Geschoss überrascht und freue mich, einen recht validen Zwischenstand geben zu können!!!

Was sich andeutet:

Die Patrone hat eine sehr sehr gute Präzision und hat einen Top-BC Wert. Weiterhin wird die Balance zwischen Stoppwirkung und Wildbretverlust in der Tat recht gut getroffen - besser als bei dem US-Verwandten von Nosler. Grade bei den hier beschriebenen Stücken Rehwild wie auch den mittelstarken Sauen. Dennoch, auch wenn es bislang keine Probleme gab, sehe ich die Anwendung jedoch eher auf schwaches wie mittelstarkes Wild auf weitere Distanzen. Zu starkes Wild wird diese dann doch klassische Geschosskonstruktion überfordern, das man keine ausreichende Tiefenwirkung hat. Für starkes Rotwild oder grobste Sauen gibt es fortschrittlichere Technologien wie Verbundgeschosse oder geschlagene bleifreie Geschosse. Besonders jetzt, mit den bald kommenden Ernte und Bewegungsjagden wird das Bild über die Fähigkeiten der Norma TipStrike dann noch deutlicher. Daher dürft ihr euch auf Teil II des Testings der Norma TipStrike freuen.

Zu kaufen ist das Norma TipStrike meines Wissens aktuelle noch nicht, sollte aber schon bald zum handelsüblichen Preis bei euerem Büchsenmacher verfügbar sein.

Waidmannsheil - Euer Waidmann