Es begann bei mir als Jugendlicher, dass ich mich für die Wildart Weißwedelhirsch und deren Bejagung bzw. generell die Jagd in den USA interessiert habe... Ich wusste zwar, (geprägt durch meinen Onkel) bereits mit 5 Jahren das ich irgendwann mal Jäger werden will, aber zu dieser interessanten Wildart kam ich erst nachdem mir als Jugendlicher auf der Jagd und Hund in Dortmund einige englischsprachige Jagd-DVD vom amerikanischen Lockjagdgiganten Primos in die Hände gelangten.

Ich war direkt gepackt von den faszinierenden Jagdszenen mit Büchse und Bogen auf diese Wildart!

Kurz danach habe ich mich bei Google auf die Suche gemacht um viel mehr über diese Hirschart und die Jagdmöglichkeiten in den USA zu erfahren. Der Weißwedelhirsch ist für die Amerikaner soetwas wie das Rehwild für uns Europäer ist. Er ist in fast ganz USA heimisch, ist Kulturfolger und von jedem Jäger, egal wie klein der Geldbeutel ist zu bejagen.


Die Suche nach der richtigen Jagdreise

Ich schwor mir, so schnell es möglich ist, in die USA zu reisen und auf den Hirsch meiner Träume zu waidwerken... Da gab es nur ein winziges Problem... ich war erst 14... und die Gelegenheit in die USA zu reisen wäre frühstens mit meiner Volljährigkeit möglich. Die Jahre vergangen, hatte mit 16 den Jagdschein bestanden und war endlich 18. Dann begann jedoch meine Ausbildung und eine größere Reise konnte ich mir für die nächsten 3 abschminken.

Ich schwor mir jedoch, dass ich mir als "Belohnung" nach der Ausbildung eine Weißwedelhirschjagd in den USA gönnen werde. Gesagt getan... Ausbildung war beendet, wurde im selben Betrieb übernommen und hatte deshalb keine erneute Probezeit und konnte mir direkt Urlaub nehmen.

Hatte mir schon vorher etliche Internetseiten von Outfittern durchforstet und stieß auf "Backwoods Trophy Outfitters" in Ahoskie, North Carolina, welches von Justin Phelps betrieben wird. Diese Hunting Lodge sprach mir preislich sowie vom Angebot und Ambiente sehr zu.

Habe direkt ein 5-tägiges Jagdpaket inklusive Unterkunft, Essen und Getränke, Semi-Guide-Service (Hinbringen und abholen am Hochsitz, sowie bergen und versorgen von Wildbret und Trophäe) sowie einer Freigabe von zwei Hirschen, egal wie stark und zwei Stücken Kahlwild. Der Gesamtpreis betrug 1500 Dollar (das waren zum damaligen Kurs in etwa 1230 Euro). Da ich mich gerne am Flughafen abholen lassen wollte, musste ich noch 50 Doller pro Fahrt zahlen. Zusätzliche Trophäengebühren fielen dort nicht an.

Nun musste ich mich um eine Jagdlizenz für North Carolina kümmern... Dies ging problemlos online auf der Internetseite der "North Carolina Wildlife Resources Commission" (Umweltbehörde).


Die benötigten Lizenzen für Jagd & Waffen

Folgende Lizenzen musste ich beantragen:

-NonResident State Hunt 6-Day License (40 Dollar)

-NonResident Big Game 6-Day License (40 Dollar)

-Big Game Harvest Report Card (Kostenlos). Auf dieser Karte werden die erlegten Stücke Wild entwertet, da jeder Jäger in North Caroline nur eine bestimmte Menge an Großwild pro Jahr erlegen darf.

Diese kamen maximal 2 Wochen in per Post in Deutschland an.

Da ich mit eigenen Waffen reisen wollte, musste ich mir eine Waffeneinfuhrgenehmigung beim "Bureau of Alcohol, Tobacco, Firearms and Explosives" beantragen. Dazu muss man den Antrag auf der Internetseite ausdrucken und händisch ausfüllen. Den Antrag schickt man dann zusammen mit seiner gültigen Jagdlizenz zur oben genannten Behörde per Post zurück. Dies sollte man spätestens 3 Monate vor Reisebeginn abschicken, da es zum Teil etwas dauern kann... meins war damals nach 3-4 Wochen zurück. Diese Erlaubnis war glaube ich kostenlos, sicher bin ich mir aber nicht mehr.

Insgesamt wollte ich 2 Wochen in den USA verbringen... erste Woche halt Hirschjagd und danach mietete ich mir ein Auto und machte eine bisschen Sightseeing in Virgina und Pennsylvania. Am vorletzten Tag sollte es morgens noch in Pennsylvania auf Fasan und Wachtel auf der Pheasant Valley Farm in Robesonia gehen. Deswegen reiste ich mit 2 Waffen.. Meiner Sauer 80 in 30-06 sowie meiner Vorderschaftrepetierflinte Remington 870 im Kaliber 12.


Die Hirschjagd

Am Sonntag der 21. Oktober 2012 ging es endlich mit Delta Airlines von Düsseldorf über Atlanta nach Norfolk, Virgina. Dort wurde ich bereits von Justin freudig erwartet. Es war bereits dunkel und uns stand noch eine ca eineinhalbstündige Fahrt zur Unterkunft in Ahoskie bevor. Zwischendurch machten wir noch ein kleinen Zwischenstopp bei einem Walmart um ein bisschen Jagdausrüstung und Lockurin für Weiswedelwild zu besorgen. In der Lodge angekommen wurde ich herzlich von den anderen Jagdgästen begrüßt und wir schauten noch etwas Baseball im TV. Ich sprach mich miz Justin ab das ich am nächsten morgen noch nicht auf Ansitz möchte, sondern erstmal ordentlich ausschlafen wollte... blöder Jetlag.. :)

Am nächsten Tag waren es vormittags schon über 30 grad und blauer Himmel.. und das Ende Oktober! :)

Abends ging es zum ersten Ansitz auf eine Aluleiter am Waldrand eines Baumwollfeldes... jedoch ohne Anblick.

Die Landschaft ist absolut flach, mit fielen Feldern, kleinen Hartlaubwäldchen, riesigen Kieferndickungen und Kiefern-Altholz sowie vielen Sumpf- und Mangrovenwäldern in die man ohne Boot so gut wie nicht hinein kommt. Auf den Feldern wird Hauptsächlich Baumwolle, Erdnüsse und Sojabohnen angbaut. Diese Pflanzen werden sehr gerne von den Hirschen als Äsung genutzt. Zudem bewirtschaftet Justin weit über Hundert Hektar Wildäcker, verteilt auf dem gesamten Jagdgebiet.

Das Jagdgebiet ist mehrere Tausend Hektar groß. Bestehend aus eigenem Land sowie Pachtland... In den USA sieht es mit der Pacht etwas anders aus... Man geht einfach zum Grundbesitzer und fragt ob man seine Flächen pachten kann, oder nach einer normalen Jagderlaubnis...Fertig! Das Jagdgebiet ist unterteilt in "Trophy-Areas" und "Non-Trophy Areas"... In den Trophy Areas sind nur Hirsche mit mindestens 8 Enden sowie einer großen Auslage erlaubt und in den Non Tropy Areas sind alle Hirsche frei.

Neben dem Weißwedelhirsch können auch im Herbst Schwarzbär und im Frühjahr Truthähne bejagt werden.


Der typische Tag als Jagdgast sieht dort wie folgt aus:

Morgens um kurz vor 5 ist aufstehen und duschen angesagt. Dann gibts ein typisches amerikanisches Frühstück mit Toast, Spiegelei, Bacon, Kaffee usw... danach wird man von einem der Hunting Guides zum Sitz gefahren und jagt für sich alleine. So gegen 11 Uhr werden die Jäger wieder eingesammelt und es gibt ein kleinen Snack zum Mittag, meist Sandwiches oder Reste vom Abendessen. Dann wird meist bis 13:30 Uhr Siesta gehalten bis es wieder zum Ansitz geht. Nach Einbruch der Dunkelheit wird man wieder eingesammelt und es gibt ein großes traditionelles Südstaaten Dinner, bestehend aus riesigen Steaks, mit Honig marinierte Grillhähnchen sowie verschiedenen Eintöpfen. Darüber hinaus ist die ganze Zeit der Kühlschrank gefüllt, wo man sich bedienen darf, es sind sehr viele Süßigkeiten und Chips für die Gäste vorhanden und es stehen immer mehrere kühle Krüge mit leckerem Southern Sweet Tea und Eiswürfeln zu Verfügung. :)

Nach dem Abendesse wird dann gemütlich in geselliger Runde das ein oder andere eiskalte Budlight am Lagerfeuer getrunken. Hab eines Abends dem Schwager von Justin erzählt das, wenn wir in Deutschland ein Bock erlegt haben und wir dann gerne die Leber zubereiten und essen... er wollte es auch mal probieren und schmiss die Leberstücke paniert in die Friteuse... :D Das war echt ekelhaft und die stücke waren natürlich zäh wie Gummi.. :D Musste mir echt das lachen verkneifen... :)

Habe mich damals sehr mit dem Hunting Guide Brian angefreundet... ein echter Redneck-Typ und ist für jede Spaß zu haben. :)

Nun aber wieder zum Jagdlichen... Am Mittwochabend konnte ich meine erstes Stück Weißwedelwild erlegen... ein Hirschkalb... jedoch habe ich mich leider bei der Ansprache vertan, da waren nur weibliche Kälber frei erlaubt sind... Normalerweise kostet das 200 Doller Strafe, aber Justin nahm das bei mir nicht so streng, da ich in meinem Leben noch nie vorher überhaupt Weißwedel gesehen habe.





Sehr oft hatte ich Spießer in Anblick, jedoch war ich dann immer in den Trophy Areas, wo diese nicht erlaubt waren.

Zum vorletzten Ansitz am Freitagabend wollte ich mich unbedingt in eine Non Trophy Area setzten um zumindest einen geringeren Hirsch erlegen zu dürfen. Und so kam es dann auch.. ich saß in einer Kanzel an einer begrasten Schneiße, rechts und links undurchdringliche Dickungen mit Kiefern und immergrünen Sträuchern, im Rücken ein abgeerntetes Erdnussfeld. Nach einer Stunde Ansitz stand plötzlich ein überlauscherhoher ungrader Gabler auf der Schneise und konnte ihn sauber erlegen. Nun war es endlich soweit und ich Stand nach etlichen Jahren vor meinem ersten Weiswedelhirsch! :)





Echt beeindruckend wie weich die Decke und der Wedel war. Ich kann jedem empfehlen sich die Decke von seinem ersten Weißwedelhirsch gerben zu lassen!... habe ich leider nicht gemacht. :(

Der Abend wurde noch sehr lange und feuchtfröhlich gefeiert! :)

Am letzten Ansitz am Samstag morgen habe ich mein Glück nochmal in der Trophy Area an einem Riesigen Wildacker probiert... und wie sollte es kommen... natürlich wieder ein nicht freier Spießer.. :) aber egal, es war ein wunderschöner anblick, wie er auf gut 200 Metern durch das bereits bunt verfärbte Sumpfeichenlaub am rande des Wildackers zog.

Im Großen und Ganzen war ich sehr zufrieden mit der Jagd und starke Hirsche wurden auch einige von den Mitjägern erlegt, nur war die Brunft noch nicht so richtig im Gange. Eine Woche später hätte die Sache wahrscheinlich anders ausgesehen...Übrigens war ich bis jetzt der einzige Europäer der dort gejagt hat... einer kam mal aus Argentinien, aber die meisten Gäste kommen aus den nordöstlichen Bundesstaaten der USA.


Die Flugwildjagd

Mittags wurde ich wieder zum Flughafen gefahren, wo ich mir das Mietauto abholte und gen Norden fuhr.

Kleiner Tipp am Rande... Fahrt niemals mit eingeschalteter Klimaanlage über eins auf der Straße liegendes überfahrenes verwesendes Stinktier... den Gestank hatte ich nach einigen Meilen noch in der Nase... :D

Genau an dem Tag begann ausgerechnet der schlimme Hurrikane Sandy im Südosten der USA und zog sich bis hoch zu den Großen Seen... Hatte schon Panik das Rückflug ausfällt aber dies ist zum Glück nicht passiert.

Nach einer Übernachtung in Ashland, Virginia verbrachte ich die nächsten Tage gemütlich in Harrisburg, Pennsylvania, wo ich mehrmals in den MEGA-Jagdschopping-Palästen Cabelas und Bass Pro Shop war... ich hab gedacht ich sei im Paradies... :D

Am vorletzten Tag war ich dann auf der Farm zur Flugwildjagd und konnte 5 Fasane und ein Bobwhite-Quail (amerikanische Wachtel) erlegen. Gejagd wurde mit einer Jagdführerin und ihren 3 bestens ausgebildeten Deutsch-Kurzhaar Hunden auf einer klassischen Suchjagd. Habe von ihr erfahren das die Exemplare der Zuchtlinie in den USA um einiges kleiner sind als die Europäischen. Die Hunde arbeiteten sauber die Flächen ab, standen perfekt vor und haben sauber apportiert.

Es wurde in einer herrlichen Herbstlandschaft auf hügeligen Getreidefeldern und riesigen mit Schilf, Hirse Mais und Pfeifenputzergras bestellten Wildäckern gejagt. Eine Jagdart wie sie in Deutschland leider so gut wie nicht mehr möglich ist.

Es war ein sehr guter Bestand an Fasanen, Rothühnern un Wachteln vorhanden... wäre meine Schussleistungen besser gewesen wären einige Fasane hinzugekommen. :D

Nach der Jagd wurden dann die Brüste ausgelöst und auf typische amerikanische Art frittiert und mit Majo in einem Hotdog-Brötchen gegessen... auch wenn es ekelhaft klingt, es war unglaublich lecker!!!!! :)

Am Nachmittag habe ich dann noch das Bürgerkriegsmuseum in Harrisburg besucht. Sehr empfehlenswert!

Am nächsten morgen ging es dann leider wieder zum Flughafen und ab nach Hause.

Eins steht jedoch fest... ich werde wiederkommen... irgendwann!!!


Kontakt zu Outfittern

Hier noch die Internetseiten von den Outfittern:

http://backwoodstrophyoutfitters.com/


http://www.pheasantvalleyfarm.com


Vielen Dank für das viele Lesen und solltet Ihr noch fragen haben, einfach fragen... ;)


In diesem Sinne Waidmanns Heil,

Huntingdeer.