Wärmebild-Vorsatzgeräte im Vergleich

Knapp drei Jahre nach meinem letzten Bericht über Wärmebild-Vorsatzgeräte ist es wieder mal an der Zeit, sich ein aktuelles Geräte vorzunehmen und zu schauen, wieviel besser – oder eben nicht – dieses im Vergleich zu meinem bislang verwendeten Vorsatzgerät abschneidet. Natürlich kann man alleine schon anhand der technischen Daten davon ausgehen, dass die Bilddarstellung deutlich detaillierter sein wird, ebenso wurden viele Anregungen aus der Praxis in den neuen Kameras umgesetzt. Insbesondere bei der Ausstattung – Video, Audio, App-Anbindung – aber auch beim Handling und beim Batteriemanagement hat sich einiges getan.

Wer sich heute erstmals ein Wärmebild-Vorsatzgerät anschafft, ist sicherlich gut beraten, ein aktuelles Modell zu erwerben. Für alle anderen, die bereits ein älteres Modell besitzen, stellt sich hingegen die Frage, ob sich ein Gerätewechsel lohnt. Finanziell ist der Umstieg sicherlich ein Verlustgeschäft, kosten doch aktuelle Top-Geräte oft grade mal die Hälfte dessen, was ihre Vorgänger noch vor wenigen Jahren gekostet haben.

Eines vorweg – unabhängig von geschriebenen Texten und darin veröffentlichten Bildern zum Thema Wärmebild und Nachtsicht sollte man die in Frage kommenden Geräte immer selbst in Augenschein nehmen. Zum einen, weil insbesondere die in den Printmedien gedruckten oder im Internet gezeigten, durch das Zielfernrohr aufgenommenen Bilder nie die Qualität erreichen, die die Geräte in Wirklichkeit bieten. Zum anderen, weil jeder Jäger Wert auf andere Eigenschaften legt – beispielsweise die Bedienung der Geräte, die Art der Montage oder auch nur das optische Erscheinungsbild.


Erscheinungsbild, Tastenanordnung und Menüführung

Letztlich bauen beide Wärmebildkameras mächtig nach vorne auf und verändern das Gleichgewicht einer ausbalancierten Waffe. Ein knappes Kilo mehr macht sich auf einer Pirsch durchaus bemerkbar, insbesondere dann, wenn man die Waffe immer wieder aufnehmen und absetzen muss. Es bleibt im Gesamtbild immer noch eine Krücke im Vergleich mit einem reinen Nachtzielgerät, das ja schliesslich auch nichts anderes tut – nämlich die Möglichkeit bieten, eine sichere Zielsprache zu tätigen und einen sauberen Schuss anzubringen.

In Größe, Länge und Gewicht und auch im Aufbau sind sich die beiden Wärmebild-Vorsatzgeräte sehr ähnlich. Die Tasten sind bei beiden leicht erreichbar auf der Oberseite angeordnet, bei beiden sind die Tasten unterschiedlich geformt, um auch im Dunkeln erkennen zu können, welche man gerade bedient. Hier gefällt mir die klare Form beim Dedal 380T2 besser, das ist aber sicherlich Geschmackssache.

Bei beiden Wärmebildgeräten ist auch das Menü ähnlich aufgebaut und lässt sich nach kurzer Einarbeitung einfach und schnell bedienen.

Ich hatte zuerst den Rusan Modular Adapter am Hikmicro Thunder TQ50C 2.0 angebracht – damit kollidierte das Vorsatzgerät aber mit meinem Schalldämpfer. Mit einem normalen Rusan- oder ähnlichen Adapter ist das Gerät etwa 1,5 cm kürzer wie das Dedal 380T2 und passt somit auch problemlos auf mein Zielfernrohr.


Korrektur der Treffpunktlage

Beide Geräte kann man in der Horizontalen und Vertikalen recht einfach über das Menü korrigieren. Hierbei führt das Dedal 380T2 die Korrektur in 3.24 cm-Schritten, das Hikmicro Thunder TQ50C 2.0 in 2,50 cm auf 100 Meter und 1,25 cm-Schritten auf 50 Meter pro Schritt aus. Letzteres bietet als optisches Hilfsmittel eine horizontale Linie an. Für die X-Achse ist leider keine vertikale Linie vorhanden. Insgesamt lassen sich fünf Werte für fünf verschiedene Waffen abspeichern.

Beim Dedal 380T2 hingegen muss man sich die Kombination Waffe/Korrekturwert notieren und kann dann das Gerät auch auf verschiedenen Waffen einsetzen.

Ein Kontrollschiessen vor dem ersten jagdlichen Einsatz ist aber in jedem Falle Pflicht! Dies geschieht am einfachsten mit einem Wärmepad, das man ein an einer Zielscheibe befestigt.

Meine bisher genutzten Vorsatzgeräte Nitehog Chameleon und Dedal 380T2 waren werksseitig nahezu perfekt kalibriert, ich habe nur minimale Korrekturen beim Kontrollschiessen durchführen müssen. Leider war das beim Hikmicro Thunder TQ50C 2.0 anders - mit werksseitiger Einstellung lagen die ersten Schüsse nicht mal auf der Scheibe, ich habe letztlich 12 Schuss benötigt und bin bei -3 auf der X-Achse und -14 auf der Y-Achse gelandet.


Stromversorgung

Das Hikmicro Thunder TQ50C 2.0 nutzt als Energiequelle einen eigenen, wechselbaren Akku, der das Gerät 10 Stunden lang am Laufen halten soll. Wenn die Zeit auch in der Praxis kaum benötigt wird, so ist doch zumindest die Gefahr, dass das Bild bei der Pirsch ausfällt, sehr gering. Vorteilhaft ist auch die Möglichkeit, den Akku wechseln zu können.

Das Dedal 308T2 wird mit zwei CR123-Batterien betrieben. Man kann diese auch durch CR123-Akkus ersetzen, ich habe damit allerdings keine guten Erfahrungen gemacht. Offensichtlich ist bei manchen dieser Akkus die Bauhöhe zu gering, so dass überhaupt keine Verbindung zustande kommt und das Gerät nicht einschaltet oder während des Betriebs plötzlich – auch bei 99% Ladung – abschaltet, was mir mehrfach passiert ist. Aus diesem Grund habe ich letztlich nur noch Batterien genutzt. Bei einer durchnittlichen Pirschdauer von 2-3 Stunden und einer Einschaltzeit von maximal 1 Stunde hatte ich keine Probleme damit.


Bildqualität

Wie ich bereits eingangs schrieb – Bildvergleiche von Wärmebildgeräten lassen sich zuverlässig nur an den Geräten selbst beurteilen. Durch das Fotografieren mit dem Mobiltelefon durch das Zielfernrohr und die Kompression beim Hochladen ins Internet gehen viele Details verloren.

Dennoch kann man schon auf den unten gezeigten Bildern erkennen, dass das Hikmicro Thunder TQ50C 2.0 gegenüber dem Dedal 380T2 über einen größeren Kontrastumfang und eine bessere Detailzeichnung verfügt. In Natura ist dieser Unterschied noch deutlich besser sichtbar.

Ein Nachtrag zur Bildqualität, damit man sich ein Bild von der Auflösung machen kann:

Ich habe auf dem Sauenansitz im Dunkeln, gegen 22 Uhr, mit dem Pulsar Helion 2 xp50 ein Reh auf ca. 50 m gespottet und als weibliches Stück angesprochen. Beim Durchschauen durchs Zielfernrohr mit dem vorgesetzten Hikmicro konnte ich hingegen deutlich die Stangen erkennen!


Sonstige Features

Das Hikmicro Thunder TQ5oC 2.0 bietet die Möglichkeit, Video und Foto in den internen 16GB-Speicher aufzunehmen, ausserdem hat es WLAN an Bord, um über die HIKMICRO SIGHT APP Verbindung aufzunehmen.

Das Dedal 380T2 hat keinen internen Speicher – um Bildmaterial zu gewinnen, muss man hier mit dem im Lieferumfang enthaltenen Verbindungskabel eine Videokamera anschliessen.


Mein Fazit

Erwartungsgemäß hat das Hikmicro Thunder TQ50C 2.0 in Sachen Bildqualität durch den größeren Sensor eindeutig die Nase vorn. Auch das Energiemanagement ist wirklich klasse und einige Details wie die Power-LED machen das Gerät rundum empfehlenswert.

Das Dedal 380T2 unterliegt im direkten Vergleich bei Ausstattung und Bildqualität. Man sollte aber nicht ausser Acht lassen, dass die Bildqualität immer noch sehr gut ist und für Ansitz und Pirsch auch auf 100m für einen sicheren Schuss ausreicht. Wer dieses Gerät besitzt, wird sich sicherlich schwertun, den finanziellen Verlust beim Umstieg in Kauf zu nehmen.