Heym SR21 .308 Win. FBT

xandertaler
16 Min. Lesezeit

Die Ausgangssituation

Als Jungjäger nach der bestandenen Jägerprüfung habe ich von meinem Jagdvater eine Büchse geschenkt bekommen. Es war ein älterer 98er aus dem Hause Kettner, der von meinem Jagdvater liebevoll überarbeitet wurde. So wurde das System inkl. Lauf neu beschichtet und ein 8x56 S&B Zielfernrohr mittels Weaver Schiene montiert. Das Kaliber ist 7x64 Brenneke. Mit dem Kaliber bin ich allgemein sehr zufrieden auch wenn diese älteren Kaliber aktuell leider nicht mehr so gefragt sind. Trotzdem ist die Munitionsauswahl ganz ordentlich und man bekommt eine große Auswahl an Geschossen mit unterschiedlichen Gewichten, welche auf den jeweiligen Einsatzzweck abgestimmt werden können. Für mich ist das Kaliber 7x64 Brenneke extrem universell einsetzbar. Mit dem richtigen Geschoss wirkt es auf Rehwild nicht schlimmer als eine .308 Win. und auf Sauen oder stärkeres Wild wirkt sie einfach umwerfend mit genügend Leistungsreserven für weitere Distanzen. 

Trotzdem wollte ich mir nun endlich von meinem ersparten Geld eine richtige Universalbüchse kaufen. Nach einem völlig misslungen Versuch eine schwere und sehr unhandliche Bergara B14 HMR für meine Zwecke aufzubauen kam ich durch ein eGun Angebot von privat zu einer wunderschönen Heym SR21 mit einem vorzüglichen Carbonschaft von FBT im Kaliber .308 Win. Die gesuchte Büchse sollte vom Ansitz bei Tag sowie Nacht, über Pirsch bis zur Drückjagd alles abdecken können. Zubehör wie Optik oder Schalldämpfer sollten modular austauschbar sein. Eine große Aufgabe für nur eine Büchse.


Die Marke

Ich hatte vorher wenig mit der Marke Heym zu tun und habe bis dato auch wenig von ihr gehört. In Sachen Marketing drängt sich diese Marke nicht unbedingt in den Vordergrund. Bei namhaften Händlern ist sie nicht vertreten und so entsteht für unerfahrene Jäger vielleicht der Eindruck, Produkte dieser Firma sind es nicht wert, gekauft zu werden. Dabei verfolgt die Firma Heym einen für mich sehr beachtenswerten Ansatz beim Vertrieb ihrer Produkte. Sie vertreibt meist ohne Zwischenhändler direkt an den Endkunden, spart beim Marketing und kann so konkurrenzfähige Produkte "Made in Germany" anbieten. Stand heute lässt sich auf deren Website eine Repetierbüchse für 1.480€ bestellen und das in einer sehr soliden Ausstattung mit einem Lochschaft aus Nussbaumholz sowie einem Mündungsgewinde ab Werk. Hier sollte sich jeder Jäger nochmal auf seine Prinzipien beim Waffenkauf besinnen, bevor er eine ähnlich günstige Büchse aus dem Ausland kauft. Heym fertigt alle Waffen nach wie vor in Deutschland und erhält somit Arbeitsplätze und Knowhow am Standort in Römhild / Thüringen. Neben den Einsteigermodellen bietet Heym aber auch unglaublich luxuriöse Ausführungen an. Hier gibt die Website und die jeweilig gültige Preisliste Auskunft über das Produktportfolio.


Das Modell

Wie im oberen Absatz bereits geschrieben ist meine Wahl auf das Modell SR21 gefallen. Ein klassischer Repetierer, der nach Mauserart über 3 Warzen im Kammerkopf verriegelt. Der Stoßboden ist zurückversetzt und umschließt den Patronenboden vollständig. Der Schlosshalter dient auch als Führungsteil für die Verschlusskammer. Der Abzug bildet mit Magazinschacht, Bodenplatte und Abzugsbügel eine Einheit. Der Abzug ist folglich nicht direkt mit dem System verbunden, was einen Laufwechsel vereinfachen soll. Der Schlossgang meiner Büchse ist seidenweich. Nichts hakelt, nichts reibt und nichts kratzt. Das mechanische Geräusch beim Repetieren klingt richtig satt und die ganze Verarbeitung macht einen wertigen Eindruck. Die Sicherung rechts am Schlösschen arbeitet als horizontale 3-Stellungssicherung und sperrt den Schlagbolzen. In der Mittelstellung bleibt der Schlagbolzen gesperrt, die Kammer lässt sich aber öffnen. In der Endstellung sind Schlagbolzen und Kammer gesperrt. Die Bedienung der Sicherung ist am Anfang etwas ungewohnt, mit der Zeit geht das System aber in Fleisch und Blut über. Grundsätzlich finde ich es sehr angenehm, wenn man die Waffe im gesicherten Zustand entladen kann und gleichzeitig die Option hat, die Kammer bei Pirschgängen durchs Unterholz zu sperren. Es wäre sonst nicht der erste Fall, bei dem sich die Kammer auf der Pirsch ungewollt öffnet und eine scharfe Patrone im Revier zurückbleibt. 

Apropos Patrone... Glücklicherweise waren bei meinem Gebrauchtkauf gleich zwei Magazine dabei. Ein 3-Schuss Magazin für den Ansitz und ein 5-Schuss Magazin für die Drückjagd. Beide Magazine sind aus Stahl und sehr gut verarbeitet. Die Patronen werden in allen Positionen und Winkeln zuverlässig zugeführt und ausgeworfen. 

Bei all der Begeisterung für die SR21 gibt es natürlich auch Nachteile. Das von Heym verbaute System ist sehr lang. Ich vermute, dass Heym nur eine einzige Systemgröße baut und dass dadurch die Systeme für kurze Kaliber generell länger sind, als sie sein müssten. Dieser Sachverhalt wirkt sich negativ auf die Führigkeit aus und in Verbindung mit einem Schalldämpfer kann es dann schon mal eng in der Kanzel werden. 


Der Schaft

Wie in der Ausgangssituation bereits beschrieben musste die gesuchte (und gefundene) Büchse einige Aufgaben erfüllen können. Dabei sollte sie möglichst leicht sein, damit sie bei längeren Pirschgängen nicht zur Last wird. Grundsätzlich habe ich eine tiefe Abneigung gegenüber Plastikschäften. Waffen mit Carbonschäften waren bis dato immer unerschwinglich. Aufgrund des guten Komplettangebotes einer Gebrauchtwaffe kam ich somit in den Besitz einer Waffe mit Carbonschaft von FBT. Wenn man diesen Schaft alleine neu vom Hersteller kauft liegt man heute bei fast 2.000€. Ob es einem das wert ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Ich finde die Schäfte sehr gut verarbeitet und die Ergonomie ist absolut stimmig. Optisch sind die Schäfte ebenfalls ein Leckerbissen und in Kombination mit der Heym SR21 hat man eine sehr wertiges und edel anmutendes Setup.


Das Kaliber

Gemäß den Erwartungen an eine Universalbüchse sollte auch das Kaliber so universal wie möglich sein. Hier standen für mich die gängigsten Kaliber zur Auswahl: .308 Win., 8x57IS, .30-06 Spring. oder Kaliber aus der 6,5er Gruppe. Ebenfalls denkbar wäre das Kaliber 9,3x62 gewesen, hier hätte man allerdings Abstriche bei der Langstreckentauglichkeit machen müssen. 

Am Ende ist die Entscheidung auf das bewährte Kaliber .308 Win. gefallen. Rückblickend betrachtet (nach ca. 40 Stücken Schalenwild) eine richtige Entscheidung. Der größere Geschossdurchmesser in Verbindung mit einem gut arbeitenden Geschoss verspricht Schockwirkung. Der Einsatzbereich erstrecke sich von schwachen Kitzen bis zum rund 60kg schweren Schwarzwild. Nie wurde ich von der Kaliber- oder Geschossauswahl enttäuscht.


Die Geschossauswahl

Wer die Wahl hat, hat auch die Qual. Aufgrund der hohen Diversifizierung bei der Geschossauswahl im Kaliber .308 Win. ist für jeden Einsatzzweck das passende Geschoss theoretisch verfügbar. Warum nur theoretisch? Pandemie und Krieg in Europa haben die Lieferketten nachhaltig gestört und massiv beeinflusst. Da nun so gut wie jeder Jäger vermutlich eine Büchse im besagten Kaliber im Schrank stehen hat, ist auch die Nachfrage nach Munition sehr gut. Das hat zu einem dauerhaften Engpass von Munition im Zeitraum 2020-2023 geführt. Aktuell sieht es aber so aus, als würde sich die Situation zumindest hier etwas zu entspannen. 

Weil das Geschoss nicht unbedingt bleifrei sein musste, fiel die Wahl zuerst auf preiswerte Teilmantelgeschosse. Nach weiterer Recherche und einigen Videos von Jagdtotal habe ich mich dazu hinreisen lassen, das ELD-X Geschoss von Hornady zu testen. Mir gefiel die Kombination aus gestreckter Flugbahn, guter ballistischer Koeffizient und hohem Geschossgewicht mit 178grs.  Nachdem der Test auf der 100m Bahn mit den Teilmantelgeschossen nicht zufriedenstellend war musste sich das ELD-X Geschoss beweisen, was es auch getan hat. Die kleinsten Streukreise konnte ich mit dem Hornady Geschoss erzielen. Im praktischen Einsatz im Revier und auf diversen Drückjagden hat mich das Geschoss auf ganzer Linie überzeugt. Das Geschoss hält die Balance zwischen Wildbretzerstörung und Schockwirkung. Oftmals wird sehr emotional über das Thema Geschossauswahl diskutiert, gerade jetzt, wo auf vielen Jagden bleifreie Geschosse vorgeschrieben werden, nimmt das Thema an Fahrt auf. Eines sollte aber jedem von uns klar sein: Die eierlegende Wollmilchsau wird es auch bei Geschossen nicht geben. Wildbretschonung und gleichzeitig ein hohes Maß an Schockwirkung sind zwei Eigenschaften, die sich entgegen stehen. 

In der Praxis hat das Geschoss seine Wirkung bei Schwarzwild sehr gut entfaltet. Bei Rehwild kommt es auf den Treffersitz an. Habe ich voll auf das Blatt gehalten, so ist das gegenüberliegende Blatt meistens nur noch für die Entsorgung geeignet. Bei Schüssen knapp hinters Blatt sind die Stücke manchmal noch 10-20m geflüchtet, die Entwertung war aber dadurch gering. Lange Nachsuchen trotz guter Treffer auf die Kammer habe ich mit dem ELD-X Geschoss noch nicht erlebt. 


Das Zielfernrohr

Da die Büchse ohne Zielfernrohr verkauft wurde, musste ich mich direkt nach einer Lösung umschauen. Vorab möchte ich aber noch auf die Heym Schwenkmontage eingehen, diese wurde nämlich zusammen mit der Büchse erworben. Ein Glücksgriff, denn ohne vorhandene Montage hätte ich mich vielleicht wieder für eine Weaver Schiene entschieden. Mit Weaver Montagen hatte ich aber bisher immer Probleme, was die Wiederholgenauigkeit angeht. Die Heym Schwenkmontage dagegen überzeugt auf ganzer Linie. Sie ist über jeden Zweifel erhaben und zu 100% wiederholgenau. Somit wurde das neue Zielfernrohr mit dieser Montage direkt montiert. Da ich ein ausgesprochener Swarovski Fan bin fiel die Wahl auf das Z8i 1.7-13.3x42 mit dem Standardabsehen 4A-I. Die Objektivdurchmesser 50 und 56 waren in meinen Augen nicht nötig, da ich für die Nachtjagd auf Schwarzwild ein Vorsatzgerät beschaffen wollte. Somit hatte ich ein sehr schlankes und leichtes Glas, welches aufgrund des Zoombereichs sowohl für die Drückjagd als auch weitere Distanzen verwendet werden kann. 


Die Drückjagdoptik

Speziell für Drückjagden habe ich mir dann anschließend eine Brückenschwenkmontage für die vorhandenen Basen von Heym gekauft. Hier habe ich mein Docter Sight III montiert und bin damit perfekt gerüstet für enge Schneisen oder Jagden im Bestand. Sollte ich bei einer Drückjagd an einer Lichtung oder Waldwiese sitzen, so kann ich ohne Aufwand das Docter Sight mit der Brückenschwenkmontage zum Z8i wechseln. Das Einsatzspektrum erweitert sich damit vom Jagen im unmittelbaren Nahbereich bis zur Ansitzjagd auf Schwarzwild in der Nacht. 


Die Nachtjagd auf Schwarzwild

Speziell für diesen Einsatzzweck habe ich dann noch ein Nachtsichtvorsatzgerät der Firma Jahnke beschafft. Es handelt sich um das Modell DJ-8 NSV 1x48 in der mittleren Preisklasse. Dieses Modell reicht für mich völlig aus, da ich Schwarzwild fast ausschließlich an der Kirrung bejage und daher nicht weit schießen muss.


Der Schalldämpfer

Zum Einsatz kommt bei dieser Büchse der FBT INCA 44Ti. Ich hatte den Schalldämpfer zuvor auf meiner Kipplaufbüchse Blaser K77 Luxus verwendet, hier war er allerdings noch zu schwer für die zierliche Büchse und ich habe mich hier für ein anderes Modell aus dem Hause FBT entschieden. Bei der Heym SR21 passt er jedoch gut in das Gesamtpaket. Mit ca. 290g ist er einer der leichtesten Schalldämpfer in seiner Klasse und die Dämpfungsleistung mit -32db lässt keine Zweifel an der Wahl aufkommen. Den Lauf verlängert er jedoch um 14cm und bei einer Gesamtlänge der Büchse inkl. Schalldämpfer von 120cm muss man in der Kanzel schon behutsam agieren, um nicht irgendwo anzustoßen. Trotzdem wird die Waffe nicht über Gebühr kopflastig durch den Schalldämpfer. Ein weiterer Nachteil, was aber Schalldämpfer generell betrifft, ist die Sichtbarkeit im Zielfernrohr bei den Zoomstufen 1,7-ca. 3. Bei diesem Modell mit 44mm Durchmesser ist es noch erträglich. Von einem dickeren Modell würde ich bei dieser Komposition mit dem Zielfernrohr abraten. In Verbindung mit dem Docter Sight III gibt es allerdings keine Einschränkungen.


Die Zusammenfassung

Zusammen mit den beschafften optischen Geräten ist die Büchse maximal an die jeweilige Anforderung anpassbar. Da ich modulare Ausrüstung liebe, gehe ich mit dieser Kombination sehr gerne auf die Jagd. Sie hat mich noch nie im Stich gelassen und Vertrauen in seine Ausrüstung ist als Jäger einfach wichtig. Sie gibt das nötige Selbstvertrauen, das einen zum sicheren und entschlossenen Handeln im jagdlichen Alltag befähigt. 


P.S. Schaut auch gerne mal auf meinem Instagram Kanal vorbei!


Hinweis

Die im Bericht genannten Erfahrungen sind meine eigenen. Ich werde weder von Heym, FineBallisticTools, S&B, Hornady oder Swarovski gesponsert noch habe ich die Waffe oder die erwähnte Ausrüstung für einen Test zur Verfügung gestellt bekommen. Trotzdem deklariere ich den Bericht als Werbung.

Find' ich gut!

Kommentare

PatrickP.
Neuling
vor etwa einem Jahr

Sehr schöner Erfahrungsbericht.

Ich wollte letztes Jahr eine SR30 im FBT Schaft erwerben.
Leider ist der Service der Fa. Heym nicht sehr kundenorientiert und wollte auf simple Fragen per Email nicht eingehen. Wurde vielmehr mit einer eher arroganten Antwort abgespeist.

Somit wurde es eine Waffe eines anderen Herstellers - auch wenn mich das System an sich überzeugt hätte.

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