"Die Patrone für das Niederwildrevier"?

Horrido Geartestergemeinde,

Ich melde mich mit einem neuen Erfahrungsbericht bei euch. Es soll um das Kaliber .223 Remington in Verbindung mit dem Express Geschoss, welches von GECO in der .223 Rem verladen wird, gehen.

Waidmannsheil auf 2 Rotröcke am Raps


Grundsätzliches zum Kaliber

Die Patrone .223 Rem (5,56x45mm) wurde gegen 1957 aus der .222 Rem entwickelt. Gegenüber der .222 Rem hat die .223 Rem aufgrund des größeren Hülsenvolumens eine höhere Energiereserve (ca. 20% Mehr Energie als die .222 Rem). Sie ist in Deutschland für die Jagd auf alles Wild, bis hin zum Rehwild sehr beliebt. Im Ausland wird die .223 Rem auch zur Jagd auf stärkeres Wild verwendet, was unsere Jagdgesetzte allerdings verbieten. Die .223 Rem lief der .222 Rem, um 1975, den Rang ab und genießt jagdlich einen exzellenten Ruf.

Die Geschossenergie, der auf dem Markt verfügbaren Patronen, bewegt sich zwischen 1050-1300Joule auf 100 Meter. Rechtlich bewegen wir uns somit im legalen Bereich für alles Niederwild inklusive Rehwildes (min. 5,6mm und 1000 Joule auf 100 Meter).

Die Patrone hat auch aus leichten Waffen kaum Rückstoß, lässt sich sehr angenehm sowie präzise schießen und man kann günstig mit diesem Kaliber üben gehen. 100 Schuss der „5.56“ sind für rund 50 Euro zu bekommen.

Die Flugbahn ist, wenn man die Waffe auf +4 cm auf 100 Meter eingeschossen hat, sehr gestreckt und zwischen 0 und 200 Metern kann man bedenkenlos den Finger, auch auf starkes Rehwild, „krumm“ machen. Die GEE (Günstige-Einschieß-Entfernung) der GECO Express .223 Rem liegt bei satten 192 Metern! Auf 250 Meter fällt das Geschoss gerade einmal 10cm. Diese Abweichung kann durch ein leichtes anheben des Zielpunktes ausgeglichen werden. 

Hier ein kleines Video welches mir @HuntingChris freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat. Hier sieht man wie die Geco Express im Kaliber .223 auf 200 und 300m geschossen wird.


Schnelle 3er Gruppe auf 100m im Revier

Infos zum Geschoss

Auffällig am GECO Express Geschoss ist zunächst die Rote „Express Tip“, eine Plastikspitze welche die Hohlspitze des Geschosses abdeckt. Dadurch ist das Geschoss sehr stromlinienförmig und bringt gute ballistische Eigenschaften mit, um auch auf weite Distanzen präzise schießen zu können. Das GECO Express Geschoss ist also im Bereich der klassischen Hohlspitzgeschosse mit einer Plastikspitze anzusiedeln. Die GECO Express ist jedoch keineswegs eine „Varmint“ Patrone a la V-Max und Co., sondern ist geschossbedingt sehr wohl für die Jagd auf Rehwild geeignet. Anders als die meisten „Varmint“ Geschosse produziert die GECO Express in der Regel einen Ausschuss und ist nicht auf eine vollständige Zerlegung im Wildkörper ausgelegt – das ist zumindest mein Eindruck aus der Jagdpraxis. Natürlich kommt das kleine Geschoss bei einem Volltreffer auf das Blatt an seine Grenzen – bei einem gewöhnlichen Kammerschuss hatte ich jedoch stets einen Ausschuss. Diese ausgesprochene Rehwildtauglichkeit, welche andere Hersteller ihren Geschossen explizit nicht geben, ist der entscheidende Unterschied dieser Patrone zu anderen Hohlspitzgeschossen mit Plastikspitze auf dem Markt. Die GECO Express .223 Rem ist eine verhältnismäßig schnelle Laborierung und setzt auf, durch Geschwindigkeit erzeugte, Gewebezerstörung. Durch diese Tatsache macht das leichte und kleine Geschoss, dass geringere Gewicht und den kleineren Geschossdurchmesser, im Vergleich zu größeren Kalibern, wett und erzielt somit eine ebenso waidgerechte Wundwirkung im Wildkörper.

1. GECO Express Tip: Für Präzision und Rasanz

2. GECO BC-Shape: Für geringen Luftwiderstand

3. GECO Special Jacket: Für hohe Knock Down Power


Grundsätzliches zur Geschosswahl

Wie so oft in meinen Berichten kann ich nur betonen, dass der Treffer entscheidend für die Wirkung ist. Beim Kaliber .223 Rem ist dies genauso der Fall wie bei .30-06, 8x57IS oder anderen Kalibern. Ich gehe bei allen meinen Aussagen von Schüssen in die Kammer aus. (Treffer auf Träger, voll aufs Blatt, Tellerschüsse, oder verrissene Schüsse welche die Wirbelsäule treffen werden außen vorgelassen).

Als Jäger muss man für sich abwägen, ob man Wildbret zugunsten von Wirkung aufgibt oder Wildbret zulasten von Wirkung erhalten möchte. Die eigene Einstellung zu dieser Frage ist entscheidend dafür, ob man mit einem Geschoss zufrieden ist oder nicht. Mit Wirkung ist keineswegs gemeint, dass manche Geschosse schlecht sind, sondern typbedingt andere Wirkungsweisen haben. So wirkt ein Hohlspitzgeschoss mit Plastikspitze (Geco Express) anders als ein verlötetes Geschoss (Geco Plus). Dieses wirkt wiederum anders als ein Kupferdeformator a la Barnes. Was ich damit sagen möchte ist, dass manche Geschosse eine höhere Schockwirkung mit sich bringen, die unter Umständen mehr Wildbret kostet, als Geschosse, welche wildbretschonender sind aber weniger Energie im Wildkörper lassen und somit weniger Schockwirkung besitzen.

Führt man sich diese geschossspezifischen Eigenschaften vor Augen, so kann man feststellen, dass die Geschosse in der Regel genau das tun was sie laut Hersteller, sowie konstruktionsbedingt, sollen. Die Frage ist immer ob die Wirkung des Geschosses zu den eigenen Vorstellungen passt. Meist liegt genau hier der Grund der Unzufriedenheit. Es ist selten das Geschoss, welches versagt. Oft passt die Vorstellung des Jägers in Bezug auf Fluchtstrecke oder Wildbretschonung nicht mit der konstruktionsbedingten Wirkung des Geschosses zusammen. Man sollte sich daher immer die Frage stellen: Was will ich mit dem Geschoss bejagen und welche Wirkung möchte ich im Zielmedium haben.

Für mich war klar: Rehwild und Raubwild wird gejagt. Das Geschoss sollte im Regelfall einen Ausschuss produzieren. Ich wollte geringe Fluchtstrecken (möglichst sollte das Wild am Platz bleiben) und würde dafür etwas mehr Wildbretverlust in Kauf nehmen. (Diesem Prinzip bin ich, wie auch bei meiner .30-06 in der ich sehr zufrieden die Geco Zero nutze, treu geblieben).

Ob das Geschoss die Erwartungen erfüllt hat könnt ihr im nachfolgenden Abschnitt sowie im Fazit lesen.


Jagd mit der .223 Rem

Nun kommen wir zum wichtigsten Aspekt des Tests, der Praxis im Revier. Das Geschoss in Verbindung mit der .223 Rem teste ich seit Anfang 2020. Mein erstes Stück Wild mit dieser Kombination war ein Jungfuchs im Mai. Seitdem folgten 45 Stück Wild (davon 24 Rehe). Also insgesamt 46 Stück Wild.

Anbei findet ihr Tabellen und Grafiken, welche die von mir erlegten Wildarten, die Fluchtdistanz, und die Verwertbarkeit aufzeigt.

Die Tabellen dienen der Übersichtlichkeit und ersparen lange Texte. Dies habe ich ähnlich zum Bericht der .22 Mag und .22lfb gehalten da ich die Übersichtlichkeit dort als angenehm empfand. Erlegt wurden diverse Wildarten innerhalb der gesetzlichen Jagdzeiten. Die Bewertung der Verwertbarkeit ist in einer Staffelung von 0-3 vorgenommen worden und unterliegt meiner subjektiven Wahrnehmung.

Diese Anzahl an Wild (Und die Anzahl der einzelnen Wildarten für sich genommen) ist sicher nicht repräsentativ, lässt aber eine vorsichtige Einschätzung zur Wirkung der Geschosses-Kaliber-Kombination zu.

Als Waffe, wurde überwiegend eine Remington 783 mit GECO 4-12x50i verwendet.


Fazit

Mein Fazit zur .223 Rem GECO Express ist, dass es sich um ein kleines jedoch sehr wirkungsvolles Kaliber auf alles Niederwild einschließlich Rehwild handelt. In einem Niederwildrevier kann diese Patrone ihr volles Potential entfalten.

Rechts Einschuss, links Ausschuss, Schmalreh 160m

Besonders positiv ist mir die Wirkung der Patrone auf das von mir erlegte Rehwild in Erinnerung geblieben. Nicht selten brach das Rehwild im Schuss zusammen und verendete an Ort und Stelle. Dies ist sicher der hohen Augenblickswirkung des Geschosses geschuldet. Natürlich gab es auch trotz besten Treffern Fluchten. Die Fluchtdistanz überschritt jedoch, bei den im Testzeitraum erlegten Rehen, nur einmal die 30 Meter-Marke. 



Rechts Einschuss, links Ausschuss, mehrjähriger Bock 60m

Ein Ausschuss war bis auf dreimal bei denen ich situationsbedingt aufs Blatt gehalten habe stets vorhanden. Auch der Balg des Raubwildes – speziell der Füchse - konnte jetzt im Spätherbst immer gut verwendet werden. Auch die Jungfüchse im Sommer konnten für die Hundearbeit verwendet werden. Mein Gefühl ist, dass bei leichtem und dünnem Wild das Geschoss nicht so aggressiv "aufmacht" wie viele Varmint Patronen und somit sehr (Balg)schonend auf kleines Raubwild verwendet werden kann. Ausschuss und Einschuss waren bis auf wenige Ausnahmen fast identisch und nahezu kalibergroß. Bei den Ausnahmen handelte es sich um massive Knochentreffer doch selbst hier war die "Zerstörung" überschaubar.

Durch Kritik wächst man. Ein kleiner Wehmutstropfen in Form von Kritik muss daher erwähnt werden. Liegt die Schussdistanz bei unter 50 Metern, so kann situationsbedingt eine höhere Wildbret Entwertung auftreten. Diese Entwertung in Form von Hämatomen, trat bei mir 3-mal auf. Da die Anzahl von 24 Rehen jedoch nicht repräsentativ ist und auch andere Faktoren wie die genaue Position des Wildkörpers, der genaue Treffpunkt etc. eine Rolle spielen kann ich nicht ausschließen, dass dies auch bei anderen Kalibern so gekommen wäre. Jedoch war dieser Punkt für mich eine Erwähnung wert und Jäger die selten die 60m Marke überschreiten sollten eventuell eine andere Laborierung wählen.

Ich hoffe ich konnte euch meine Erfahrungen mit der .223 Remington GECO Express aus der Praxis näherbringen. Sollte sich meine Sicht auf dieses Geschoss ändern, so wird es in diesem Beitrag einen Nachtrag geben.

Anbei findet ihr wie immer einige Bilder.

In diesem Sinne,

Waidmannsheil wünscht hunting_philipp

Lungentreffer mit der .223 (Einschuss)
Lungentreffer mit der .223 (Ausschuss)








2 Jungfüchse auf den Stoppeln im Sommer
4-faches Waidmannsheil mit der Geco Express (2 Dachse und 2 Jungfüchse)

Bitte beachtet: Der Beitrag ist mit Hilfe von Sponsoren entstanden. Dies tut weder mir weh noch euch. Es hilft mir jedoch regelmäßig kostenfreien Content über neue Produkte oder Langzeittests für euch zu produzieren und ist somit auch für euch als Jäger, die ihr meine Beiträge lest und euch informiert nützlich.