Seit dem 30. April 2021 sind die Apple AirTags in Deutschland im Handel erhältlich. Mit diesen lassen sich verloren geglaubte Gegenstände aufspüren - so das Werbeversprechen von Apple.

Aber wie gut funktioniert das auf der Jagd?


Lieferverpackung mit einem AirTag


Gehen wir von folgenden zwei Szenarien aus:

Szenario Vollmondansitz

Nach der Bergung eines bei Vollmond erlegten Überläufers aus unwegsamem Gelände steht man mehr oder weniger derangiert am Auto und stellt plötzlich fest, dass der Autoschlüssel weg ist. Die Jagdjacke, in deren Außentasche der Schlüssel vermeintlich sicher verstaut war, ist auch nach mehrmaligen Suchen leer. Diese wurde aufgrund der schweißtreibenden Tätigkeit auf den Rucksack geschnallt.

Panisch überlegt man, wen man zur mitternächtlichen Stunde telefonisch aus dem Bett holen kann und wo zu Hause der Ersatzschlüssel liegt. Im Kopf geht man dabei schon durch, wann man den verlorenen Schlüssel zuletzt in der Hand hatte und ob er wirklich in der Tasche verstaut wurde.

Neben der Möglichkeit, diesen ausnahmsweise doch in eine Hosentasche, den Rucksack oder eine andere (Innen-)Tasche der Jacke gesteckt zu haben, besteht auch die Möglichkeit, dass er bereits auf dem Pirschweg zur Kanzel verloren wurde oder in irgendeine dunkle Kanzelecke gerutscht ist, während man die Handschuhe aus der Jackentasche gezogen hat. War der Schlüssel noch in der Tasche als diese zum Aufbrechen und Bergen des Stückes ausgezogen wurde, oder ist er tatsächlich auf dem Rückweg zum Auto mit dem Überläufer am Strick verloren gegangen?

Im Dunkeln findet man den AirTag zuverlässig über das Tonsignal


Szenario Einladung zur Treibjagd

Nach einer weiteren Anfahrt trifft man am morgendlichen Treffpunkt ein, dort wurde der Schlüssel schnell in die Hosentasche gesteckt und freudig die anderen Jagdteilnehmer begrüßt. Geschwind ertönte das „Sammeln der Jäger“ und nach der Ansprache des Jagdleiters ging es vollgepackt mit Hund und Flinte auf den Treiberwagen. Nach einem herrlichen Jagdtag steht man abends am Auto und stellt nach Abtasten der Hosentasche fest, dass der Autoschlüssel nicht (mehr) in der Hosentasche ist.

Anders als beim Vollmondansitz im heimischen Revier verlorenen und in wenigen Kilometern notfalls telefonisch greifbaren Ersatzschlüssel trennt den unglücklichen Jägern nun eine fast einstündige Fahrt zum rettenden Schlüssel, zudem wollen die Mitjäger zum Schüsseltreiben und nicht die nächsten Stunden auf der Autobahn verbringen, um den Schlüssel zu holen.

Neben der Option, dass der Schlüssel morgens doch kopflos in einer anderen Tasche gelandet ist, besteht die Möglichkeit, dass der Schlüssel irgendwo auf dem Treiberwagen rausgerutscht ist oder während einer der Treiben in Raps und Senf verloren ging.

Die genaue Tagesstrecke kann man weder metergenau rekonstruieren noch aufgrund der einsetzenden Dunkelheit sowie dem zeitlichen Aufwand komplett absuchen.

Wenn hier der Schlüssel verloren geht wird die Suche selbst mit AirTag zum Glücksspiel.


Um die beiden Szenarien detailliert zu bewerten, müssen wir uns vorher mit der technischen Funktion des AirTags beschäftigen:


Technische Ausstattung und Funktionsweise

Mit rund 32 Millimeter Durchmesser ist der AirTag in etwa so groß wie ein 2-Euro-Stück. Die 11 Gramm, die er auf die Waage bringt, fallen auch nicht ins Gewicht. Kurz: Der Tracker passt praktisch überall hinein, ohne aufzufallen.

Trotz der geringen Größe bringt Apple ziemlich viel Technik in den kleinen Knöpfen unter. Um unmittelbar gefunden zu werden, setzen die AirTags auf Bluetooth. Die Ultrabreitband-Technologie in Form von Apples U1-Chip sorgt außerdem dafür, dass Sie mit präzisen Richtungsangaben zu den Tags lotsen (meines Wissens ab IPhone 11). Zudem stecken ein NFC-Chip und ein Lautsprecher im Mini-Gehäuse. Irgendwie müssen die Tracker ja auf sich aufmerksam machen. Damit das lange klappt, sitzt zudem eine Knopfzelle im Gehäuse, welche einen AirTag ein Jahr mit Strom versorgen soll. Danach lässt sich die Batterie einfach tauschen.

Anders als die Modelle von anderen Herstellern hat der AirTag keine Öse. Apple verkauft stattdessen Zubehör in Form von kleinen und großen Anhängern aus Leder und Kunststoff. Kostenpunkt: ab 35 Euro aufwärts und damit mindestens so teuer wie ein AirTag selbst. Günstiger ist das Zubehör von Drittanbietern, wie der von mir verwendete Belkin                      ( https://amzn.to/331PK4t ) welches mir vor allem deutlich robuster erschien. Wer es exklusiv liebt kann natürlich auch den AirTag Schlüsselanhänger von Hermès für 349€ bei Apple kaufen.

Der AirTag wurde in 13 m erkannt, allerdings ist die Richtungsortung noch nicht verfügbar.
Die Richtungsortung ist aktiv. Das grüne Display bestätigt die korrekte Richtung.
Aktive Richtungssuche mit Anzeige der Richtung.  

Ist der mit dem AirTag verbundene Gegenstand verloren, startet man im iPhone die "Wo ist?"-App und tippt auf den Punkt "Objekte". Hier wählt man den AirTag aus und lässt ihn einen Ton abspielen, bis er wiedergefunden ist. Ab ca. 10 m (ohne dazwischenliegende Wände oder Hindernisse) bekommt man eine Richtungsangabe mit einem haptischen Feedback angezeigt. Je näher man dem verschwundenen Objekt kommt, desto stärker vibriert das Gerät. Im Reviertest funktionierte das praktisch auf den Millimeter genau, der Airtag mit meinem Autoschlüssel lag dabei auf einem Baumstumpf und ein zweites Mal auf der Motorhaube. Klar ist jedoch, nicht die Entfernung ist das Wichtigste, sondern die Umgebung, weil die Signale dort teils nicht zuverlässig durchkommen. Im Test zu Hause war es hilfreich und wichtig zu wissen, in welchem Stockwerk sich der gesuchte Gegenstand befindet. Im Reviertest konnte das Tonsignal bis auf ca. 13 m ausgelöst werden, worauf ich gleich noch bei der Analyse unserer beiden Verlustszenarien eingehen werde.


Suche über die Kartenfunktion der "Wo ist?" App

Wenn der AirTags nicht in unmittelbarer Nähe des eigenen iPhones ist, sendet er ein sicheres Bluetooth-Signal aus, das sich von fremden Apple-Geräten aus dem "Wo ist?"-Netzwerk aufgreifen und an die iCloud senden lässt. All das geschieht verschlüsselt und komplett anonym. In der App sieht nur der AirTag-Besitzer den Aufenthaltsort auf einer Karte und niemand sonst. Im Reviertest klappte das jedoch nicht, da es nur sporadisches Mobilfunknetz gibt und kein weiteres iPhone in der Nähe war. Diese Funktion bleibt ehr dem Großstadtbewohner überlassen und ist für uns Jäger, zumindest in den allermeisten Fällen und bei gängigen Revierstrukturen nicht nutzbar.

Der AirTag hilft übrigens nicht dabei, das eigene iPhone zu finden.


Einrichtung

Die Einrichtung ist vor allem eines: simpel. Es genügt, einen frisch ausgepackten AirTag in die Nähe seines iPhones zu bringen.

Man drückt einfach auf die Schaltfläche "Verbinden" und gibt dem AirTag einen Namen, entweder aus vordefinierten Begriffen wie "Fahrrad" oder "Schlüsselanhänger" oder individuell. Schon ist das Gadget mit dem iPhone verbunden.


Preis

Ein AirTag kostet bei Apple 35 Euro, wer mehrere möchte, schnappt sich den Viererpack für 119€ bei Apple.

Auf der Homepage von Apple gibt es die Möglichkeit den AirTag mit Initialen oder Emojis personalisieren zu lassen. Emojis finde ich allerdings zu kindisch und Initialen lasse ich mir lieber auf meine Hemden sticken.

Daher habe ich meinen AirTag bei Amazon bestellt, wo er aktuell auf 31 Euro reduziert ist. ( https://amzn.to/3IuDWIo )

Das Viererpack kostet bei Amazon aktuell etwas unter 100 Euro was somit den Stückpreis auf unter 25€ reduziert. ( https://amzn.to/3Gjx0Mg )

Da ich erst mal testen wollte ob das Teil hält was es verspricht, habe ich einen Einzelnen bestellt.


Auswertung der beiden Verlustszenarien

Ist der Autoschlüssel mit Airtag in einer anderen Jacken-, Rucksack- oder Hosentasche gelandet, findet man den AirTag über das ausgelöste Tonsignal in wenigen Sekunden. Das gilt selbstverständlich auch für die Kanzel oder den Treiberwagen, da hier das Bluetoothsignal zuverlässig wirken kann und der Ton jederzeit wahrgenommen wird.

Ist der Autoschlüssel auf den Pirschweg gefallen oder beim Bergen von Wild verloren gegangen, so lässt sich der vorher zurückgelegte Weg recht genau rekonstruieren. Da das Signal rund um einen rum sendet, decken wir grob 10 m in jede Richtung ab. Es reicht also sogar grob zu wissen, wo man suchen muss. Außerdem ist der Ton sehr gut wahrnehmbar und im Wald gibt es wenige Störgeräusche.

Somit dürfte die Suche in den meisten Fällen schnell erfolgreich sein.

Die Suche in einem Raps- oder Senfschlag nach einer Treibjagd wird sicher zum Glücksspiel. Eine Möglichkeit wäre hier entsprechend in Schlangenlinien zu suchen und immer die ca. 10 m Reichweite im Hinterkopf zu behalten. Immerhin besteht so eine Chance, noch Erfolg zu haben und nicht sofort aufzugeben. Auf die Unterstützung fremder Apple-Geräten mit der Hilfe des "Wo ist?"-Netzwerk zu hoffen ist sicher in einer Großstadt mit einer hohen Dichte an Apple-Geräten eine Möglichkeit aber bei den beiden beschriebenen Szenarien wird dies höchstens in der Nähe eines stark frequentierten Wander- oder Radweges mit entsprechender Mobilfunkabdeckung funktionieren.


Die Wiederbeschaffungskosten eines Autoschlüssels bei Mercedes dürften die 10-fachen Kosten verursachen.

Fazit

Ganz neu ist die Idee der Ortung über ein iPhone sicher nicht und wird auch von anderen Smartphone-Herstellern angeboten. Für mich sind die sehr geringen Anschaffungskosten des AirTags verbunden mit der langen Batterielebensdauer Faktoren, die absolut für einen Kauf sprechen. Zudem punktet der AirTag mit einem Stalking-Schutz, um die Privatsphäre zu schützen oder Missbrauch durch Dritte zu verhindern. Wenn es mir einmalig hilft, meinen verlorenen Autoschlüssel wiederzufinden, dann hat sich der Kauf schon gelohnt. Die Wiederbeschaffungskosten eines Autoschlüssels bei Mercedes dürften die 10-fachen Kosten verursachen. Zudem können auch andere wertvolle Ausrüstungsgegenstände mit einem AirTag gegen Verlust abgesichert werden, wie zum Beispiel ein Rucksack den man bei der Pirsch ablegt und so im Dunkeln schnell wieder finden kann.

Also eine 100% Kaufempfehlung.


Waidmannsheil aus Mountbatten

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