Im Oktober 2021 zog in meinen Waffenschrank eine Anschütz 1782 ein. Das neue Großkalibermodell des Traditionsunternehmens aus Ulm hat einige Features, die mich seither begeistern und die ich euch hier erklären will.

Der erste Eindruck

Beim Auspacken der Waffe sind mir allerdings direkt einige Dinge aufgefallen, die mich überrascht haben und die für manche vielleicht einen Nachteil darstellen. Diese will ich kurz vorwegnehmen.

Die Anschütz 1782 ist vergleichsweise schwer, was sich durch die massive Ganzstahlkonstruktion erklären lässt. Außerdem hat sich gezeigt, dass sich das Magazin für meinen Geschmack ein wenig zu leicht verkanten kann beim Einführen. Dafür wackelt und klappert danach aber auch nichts mehr und die Patronenzufuhr funktioniert immer perfekt. 

Das größte Manko aber, sehe ich zwiegespalten und gleichzeitig als Vorteil. Es gab bisher keine Kammersperre an der Anschütz 1782. Das hieß, sie konnte sich während einer Pirsch in sehr rauem Gelände ungewollt öffnen, ließ sich dafür aber im gesicherten Zustand vernünftig und ohne große Umstände entladen. Dadurch gewann sie an Einfachheit in der Bedienung und Sicherheit, verlor jedoch an der Eignung für hartes Gelände. Seit der IWA ist aber bekannt, dass Anschütz diesbezüglich eine Änderung vorgenommen hat. Ein kleiner Schieber auf der Kammer aktiviert jetzt eine Kammersperre manuell, sodass man bei harter Beanspruchung die Kammer verriegeln kann. Zum Nachladen muss die Büchse dann wieder entriegelt werden. Auf dem Drückjagdstand fällt das kaum ins Gewicht, da man die Kammersperre dort nicht braucht. Nur da wo es wirklich unwegsam wird, kann man sich so vor ungewollten Öffnen der Kammer schützen. 

Ein letzter Nachteil sind meines Erachtens die in den Schaft geschraubten Riemenbügel. Beim Tragen kam es bereits vor, dass sich der obere löste und nur mehr lockeren Halt bot. Ein Sturz der Waffe von der Schulter wäre ärgerlich und unnötig, gibt es doch heutzutage deutlich bessere Möglichkeiten, wie eingesetzte Hülsen, in die der Riemenbügel mit Knopfdruck gesetzt und arretiert wird. 

Anschütz setzt bei seiner1782 Büchse ganz auf traditionelle Werkstoffe. Holz und Stahl sind die einzigen Materialien, die da in Frage kommen. Anvisiert wird damit die Zielgruppe der Ansitz- und Pirschjäger, die eine Waffe suchen, die höchsten Ansprüchen an Präzision und Qualität genügt, und gleichzeitig kunden- bzw. bedienerfreundlich angelegt ist. Was mir sofort sympathisch war, war die Picatinny Schiene, die zusammen mit dem System aus dem Stahl gearbeitet wird. Ich bin ein großer Freund dieser einfachen Montagemöglichkeit und ich finde es von Anschütz fair, ganz im Gegensatz zu anderen Firmen, die nur ihre eigene Montage auf der Waffe ermöglichen. Das nächste Highlight der Büchse, was mich immer wieder aufs Neue überrascht, war der Schlossgang. Ohne Öl läuft er genauso gut, wie bei meiner Sauer 202. Jeder der GunPorn mag, wird auch den Schlossgang der Anschütz 1782 mögen. 

Das I-Tüpfelchen ist aber der Abzug. Da kann Anschütz natürlich mit einer enormen Erfahrung aus dem sportlichen Bereich auftrumpfen, und das haben Sie definitv umgesetzt. Der Abzug ist in der Position, Charakteristik und Gewicht verstellbar. Es gibt ihn in silber- und goldmatt. Voreingestellt von Werk kam er mit 600 Gramm und Matchcharakteristik, also einem minimalen Vorweg. Das Gewicht der Waffe, der stabile, höhenverstellbare Schaftrücken des Modells Basic Pro, und der Abzug machen präzises Schiessen zum Vergnügen. Der saubere Schlossgang ermöglicht schnelle Folgeschüsse, gut für Dubletten oder auch für den Drückjagdstand. Anschütz bietet dafür auch ein größeres Magazin mit 5 Schuss an, das Standartmagazin fasst nur 3 Patronen. Die Magazinentriegelung sitzt im Abzugsbügel und funktioniert tadellos. Beim Betätigen des Hebels springt das Magazin durch Federdruck in die Hand. Der Schaft aus Nussbaumholz ist griffig und nicht zu schlank. Sehr kleine Hände sollten dennoch keine Schwierigkeiten haben die Waffe zu bedienen. Die 2-Stellungs-Sicherung liegt angenehm hinter dem Kammerstängel und lässt sich leicht bedienen. Für absolut lautloses Entsichern braucht es allerdings etwas Übung oder zwei Finger.


Die ersten Schüsse mit der Anschütz 1782

Die ersten Schüsse mit der Anschütz 1782 im Revier erwiesen sich als sehr angenehm, und das Schussbild konnte sich sofort mit unter 30mm sehen lassen. Später auf dem Stand konnte ich das Schussbild auf 100m auf unter 20mm reduzieren und auf 200m erreichten wir das beste Ergebnis mit 27mm, was definitiv der Erwartung an eine Anschütz entspricht. Montiert ist mittels einer einfachen Pica-Montage von Leupold ein DD Optics 2,5-16x42, um die vollen Möglichkeiten, die die 6,5Creedmoore und die Präzision dieser Waffe ermöglichen auch nutzen zu können. Außerdem verwende ich den OBSK Ultra Schalldämpfer von Stille im Wald (SIW). Das Gewicht der Kombination hält sich durch das 42er Glas und den kurzen Schalli in Grenzen. 


Auf der Jagd mit der Anschütz 1782

Die ersten Jagderfahrungen mit der Anschütz 1782 erwiesen sich ebenso als eine absolute Wonne. Das Handling ist sehr einfach gehalten und geht schnell in Fleisch und Blut über. Das Gewicht der Waffe kommt mir auf den vergleichsweise kurzen Pirschen in unseren Taunusrevieren und auf dem Ansitz nicht wirklich in die Quere. Eher hilft es bei einem ruhigen, stabilen Anschlag und verhilft zu mehr Präzision. Außerdem verringert sich dadurch weiter der Rückstoß der Waffe, was bei der 6,5 jetzt nicht so wild ist, aber bei einer 9,3 oder 300er schon eher spürbar ist. 

Als Geschoss habe ich die Nosler Accubond von Federal gewählt, dazu kommt aber in einem anderen Bericht mehr. 


Fazit

Abschließend kann ich sagen, dass die Anschütz 1782 mir bisher viel Freude gebracht hat, mir extrem gut liegt und ich die schicke Ulmerin keinesfalls mehr missen möchte. Von Drückjagdsauen über den Kirrungsansitz, die Pirsch im Feld und die Rehwildjagd haben wir bereits einiges erlebt und die neue Saison steht ja gerade erst vor der Tür. 

Wir werden weiter berichten, bleibt dran und wenn Fragen offen sind, dann immer raus damit. 

Waimannsheil, eure Creedmoreguys (Fabi)