Meine ersten Jagdjahre habe ich hier in Deutschland meist in klassischer Ansitzjagd auf Rehwild, wenig Schwarzwild und Raubwild in einem reinen Waldrevier verbracht. Nun kam mit einem befreundeten Jäger zusammen die Idee auf, eine Jagdreise im Ausland zu machen. Schnell sind wir über einen Jagdreisevermittler auf Trophäenjagd in Afrika aufmerksam geworden. Nach kurzem Überlegen sind wir dann von Mitte April bis Anfang Mai in Namibia gewesen - eigentlich für 6 Jagdtage, aber dazu gleich mehr. 

Als kleiner Teaser hier mein Video vom gesamten Aufenthalt: 


Vorbereitung

Ich war noch nie vorher auf einer Jagdreise und habe auch noch nie vorher Wild über 50kg erlegt. Von daher gab es einige Unsicherheiten was Ausrüstung und Vorbereitung auf die Jagdreise anging. Wie weit schießen wir? Welches Kaliber braucht man mindestens? Welche Ausrüstung ist unbedingt notwendig? Fragen über Fragen. Am Ende habe ich das hier mitgenommen und mir hat eigentlich nichts gefehlt: 


Die wichtigste Ausrüstung

1x Tagesrucksack Bundeswehr Jäger. Gebraucht für 40 EUR. Der ideale Rucksack für die Reise. 

1x kurze Jagdhose Fjallraven Karl Pro (auf der Farm, auf der ich gejagt habe, war es ziemlich dornig. Die Beine sehen dann so aus):

1x lange Jagdhose (Fjallraven Barents)

2x Jagdhemden 

2x Merino Socken Smartwool

1x Garmont T8 Bifida Wüstenstiefel. Tipp: gut einlaufen. Hatte ich etwas vernachlässigt und nach einer Mega-Pirsch doch ganz ordentliche Blasen. Tipp 2: Blasepflaster :-) 

1x Messer

1x Halstuch (gegen Sonne und Staub auf dem Pick-Up)

1x Basecap

1x 30er Sonnencreme, 1x 50er Sonnencreme, 1x 50er Sonnenlippenstift. Die Sonne ist wirklich sehr intensiv, nicht auf die leichte Schulter zu nehmen!

1x Yi 4k Actioncam mit Halterung für Waffe

1x aktiver Gehörschutz MSA Sordin Supreme Pro Gel

1x ASV Ringe für Zeiss Zielfernrohr

1x leichtes Pirschglas Steiner 8x22 Ultrasharp (vollkommen ausreichend!)

1x Nikon Aculon AL11 Entfernungsmesser

und natürlich 1x Mauser M03 in .308 mit 47cm Lauf mit Zeiss Victory HT 2,5-10 x 50 mit ASV

Alles in allem sah das dann so aus:

Vorher war ich lange unsicher, ob die .308 ausreichend ist und falls ja, welches Geschoss sich anbietet. Noch unsicherer war ich nach einer ersten Internetrecherche, bei der quasi rauskam, dass man unter 9,3x62 da überhaupt nicht anrücken muss und man eigentlich nur mit 250grs+ Geschossen überhaupt irgendwas zur Strecke bringen kann. Die abenteuerlichsten Geschichten las ich dort, von Oryx, die mit Kammerschuss noch kilometerweite Fluchten hinlegten und von Streifengnus, die 5 Schuss standhielten bis sie endlich zu Boden gingen. Ich sprach also mit einem älteren und erfahrenen Jäger, der auch im jagdlichen Schießen immer vorne mit dabei ist. Seine Aussage war klar: .308 kein Problem, 150gr Geschoss auch nicht. Also bin ich mit der neuen RWS Hit Short Barrel losgezogen. 

Und auch gleich der erste Schuss auf ein Oryx zeigte, dass mein Jagdfreund mit dieser Empfehlung genau richtig lag. Aber dazu später mehr.


Anreise

Wir wollten unbedingt unsere eigenen Waffen mitnehmen. Mit keinerlei Vorerfahrung war das rückblickend betrachtet doch sehr herausfordernd. Zuerst hatte ich einen Flug von Stuttgart aus über Istanbul und Johannesburg nach Windhoek gebucht mit Turkish Airlines. Nach mehreren Telefonaten erfuhr ich dann, dass Turkish für die Beförderung einer Waffe jede einzelne Teilstrecke extra berechnet. Das wäre dann Stuttgart - Istanbul: 30 EUR, Istanbul - Johannesburg 60 EUR, Johannesburg - Windhoek 60 EUR = 150 EUR für die einfache Strecke. Also 300 EUR hin und zurück. Glücklicher Weise kam es dann dazu nicht; meine Flugzeiten hatten sich mehrmals geändert und so habe ich den Flug im Endeffekt wieder storniert und einen neuen Direktflug mit Condor von Frankfurt nach Windhoek gebucht. Dort stand dann bzgl. des Waffentransports: 

Aha! Bis zu 3 Waffen in einem Behältnis. Da dachten mein mitreisender Jäger und ich uns: "die 69,99 EUR sparen wir uns, die beiden Kanonen kommen in einen Koffer!". Gesagt getan, Zielfernrohre ab und beide Gewehre in den Koffer gequetscht:

Doch dann am Checkin-Schalter von Condor die böse Überraschung. Zwei Waffen zweier unterschiedlicher Jäger seien ja ganz und gar nicht erlaubt und möglich! Das ginge nicht, wir sollten nochmal 135 EUR zahlen. 

Moment. 135? Wieso? Kostet doch 69,99?! 

JAAAA, halt.. 69,99 EUR kostet es, wenn man vorher reserviert. Am Flughafen kostet das Extra-Gepäck dann 135 EUR. 

Ist klar, verarschen kann ich mich wirklich selber. Also haben wir ewig rumdiskutiert mit dem Schaltermensch. Unfreundlich wie sonst was. Schließlich - nach Rücksprache mit seiner Chefin und unter dem Hinweise, dass dies jetzt wirklich eine wahnsinnig großzügige sonst unmögliche Ausnahme sei, kamen beide Waffen in einem Koffer für die ursprünglichen 69,99 EUR in den Frachtraum des Fliegers. Den netten Beamten von der Bundespolizei, der unserer Waffennummern zwischendrin überprüft hat, haben die beiden Waffen in einem Koffer übrigens überhaupt nicht gestört... soviel zum Thema Condor. Definitiv eine once-in-a-lifetime-experience für mich. 


Die Jagdfarm

Wir haben bei der Jagdfarm Otjere Wildlife gejagt (http://www.otjere.com/). Und ich muss wirklich vorab sagen: ich bin begeistert. Man weiß ja nie, was auf einen zukommt und ist sich unsicher, ob die Erfahrung das viele Geld (und es ist definitiv viel Geld!!) wert ist. Aber ich muss sagen, dass die Farm wirklich toll ist und jeden Cent wert. 


Bier gab es zum Glück auch!
Zwei Geparden sind auf der Farm zum Streicheln


Die Farm an sich besteht aus einer großen Lodge mit Aufenthalts- und Essensbereich sowie Bar. Das Essen war ausgezeichnet. Wir haben von jeder Spezies, die wir erlegt haben, auch was gegessen. Die Köchinnen verstehen ihr Werk, jedes Essen war wirklich ausgezeichnet! Das Highlight waren die Eland-Schnitzel mit Kartoffelsalat. Jeden Abend gabs an der Bar Umtrunk. Alle Getränke (auch Alkohol) waren inkludiert. Bitte auf jeden Fall dazu überreden lassen, von der Schnupftabakmaschine Gebrauch zu machen:

In der Farm war wirklich durchgehend gute Stimmung. Wenn auch man sagen muss, dass die Auslandsjagd in Afrika (insbesondere wahrscheinlich Namibia) einige sehr komische Vögel anzieht, von denen leider auch einige während unseres Aufenthalts da waren. Den ganzen Tag Waidgerechtigkeit predigen und dann am Abend nach 5 Gin Tonic ein Zebra vom Auto aus "abknallen" (was anderes kann man dazu leider nicht sagen). Reden von Kaiser Wilhelm, "Heim-ins-Reich" Sprüche - und was mich am meisten aufgeregt hat - abfälliges Verhalten gegenüber den lokalen Hunting Guides und PHs waren einige Phänomene, mit denen man wohl leben muss. Ich mache hier der Farm keinen Vorwurf, am Ende sind das leider auch Gäste (und wahrscheinlich welche mit tieferen Taschen als ich). Es war trotzdem traurig, das teilweise mit anhören und angucken zu müssen.


Die Jagd

Die Farm verfügt über 22.000 Hektar bejagbares Land, das in drei Parzellen eingeteilt ist. Die kleinste Parzelle grenzt direkt an der Farm mit 2.200 Hektar. Wie sich die anderen Parzellen aufteilen, weiß ich nicht. Aber insgesamt muss man natürlich sagen: Es ist eine abgezäunte Jagdfarm. Es wird dort auch sicher niemand nach Hause gehen ohne seine geplanten Abschüsse zu erreichen. Trotzdem habe ich die Jagd dort als herausfordernd und anspruchsvoll wahrgenommen. Am Ende liegt es aber sehr daran, was jeder selbst daraus macht. Wir haben nur gepirscht, ich war dabei an einem Tag 30km mit voller Ausrüstung in der prallen Sonne unterwegs. Andere "Jäger" schießen halt vom Auto. Am Ende muss das jeder selbst entscheiden. Otjere bietet die Jagd auf die meisten Plain Games an. Außerdem ist Leoparden-Jagd möglich für diejenigen, die das nötige Kleingeld haben. Ich habe Oryx, Hartebeest, Eland, Warzenschwein, Streifengnu und Zebra gejagt. Was mir wirklich gut gefallen hat: Es kam bei jedem von uns drei befreundeten Jägern vor, dass der PH ein Tier als alt angesprochen hat, obwohl es noch zu jung war. Ohne jede Diskussion haben wir dann jeweils einen neuen Abschuss bekommen, was ich als wirklich fair empfunden habe. 

Insgesamt läuft ein Jagdtag immer nach dem gleichen Schema ab: Aufstehe num 06:30. Frühstück um 07:00. Abfahrt um 07:30. Scouten vom Pick-Up aus. Sobald der PH (oder man selbst) was erblickt hat, absteigen und pirschen. Gegen 12:30 zurück zur Lodge, Mittagessen und ausruhen. gegen 15:30 dann wieder los bis 19 Uhr. 

Mein PH und ich
Landcruiser halten viel aus, aber nicht alles



Schussdistanzen waren stark abhängig von der Vegetation. Man hätte auch 300m schießen können, aber das habe ich mir nicht zugetraut. Ich habe Schüsse bis ca. 180m gemacht. Geschossen wird vom Pirschstock (leider teilweise eher schrottwertig). Wie oben gesagt habe ich mit der RWS Short Barrel HIT in .308 (9,7Gramm) geschossen. Und bei mir lag jedes Stück nach kurzer Todflucht oder direkt im Feuer. Treffpunkt ist das Blatt. Nicht zu tief halten (wird oft im Internet geraten) oder hinters Blatt schießen. Einfach vom Lauf aus hoch und dann Körpermitte. Bumm. Den Entfernungsmesser und die ASV am Zielfernrohr empfand ich als hilfreich aber nicht unbedingt notwendig. Für Schüsse über 200m sieht das sicher wieder anders aus. 

Diese Kreaturen habe ich erlegt:

Eland-Kuh


Warzenschwein-Keiler


Streifengnu-Bulle


Oryx


Zebra


Hartebeest-Bulle


Sonstiges

Was ich noch positiv erwähnen möchte: Leider bin ich während der Jagdtage krank geworden und lag im Bett mit Fieber. Somit musste ich 3 Tage pausieren und meine ganze Jagdplanung umschmeißen. Die Farm war hier wirklich sehr kulant. Die spontane Verlängerung von 6 auf 13 Tage Aufenthalt war überhaupt kein Problem und mir wurden nur 3 Tage á 100 EUR in Rechnung gestellt. Diese 100 EUR umfassten dann Kost und Logie in Vollpension und Jagdführung 1:1. Da kann man wirklich nicht meckern! Das hat mich echt gefreut, dass da nicht noch versucht wurde, aus meinem Pech mit der Krankheit Kapital zu schlagen. Zudem habe ich vor Ort einen Springbock-Abschuss gegen einen Eland tauschen wollen - auch das war überhaupt keine Diskussion o.ä.


Kosten

Mein ursprüngliches Jagdpaket mit den 6 Abschüssen und 6 Jagdtagen hat 3.050 EUR gekostet. Dazu kam der Flug i.H.v. 1.030 EUR. Dann 3 Tage Verlängerung mit 300 EUR. Zudem habe ich den Springbock gegen einen Eland getauscht, das waren dann nochmal 200 EUR Aufpreis (lt. Liste eigentlich 350 EUR, man ist mir hier auch wieder fairer Weise entgegen gekommen). Dann Waffentransport (Condor hin 69 EUR / 2. Rückwärts hat Air Namibia vergessen uns das Extra-Gepäck i.H.v. 120 USD zu berechnen :-D ). Dann noch Trophäenvorpräparation ca. 550 EUR. Für den Trophäenversand (wir drei Jäger teilen uns eine Kiste aus Namibia mit Versand bis zu einem von uns dreien nach Hause) fallen 1.300 EUR an, die wir dann auch durch 3 teilen. Also ja, es kostet Geld. 

Und dann ging es auch schon wieder heimwärts


Fazit

Die Jagd in Namibia ist anders als in Deutschland. Definitiv. Beides hat seien Daseinsberechtigung und ist nicht vergleichbar miteinander. Mir gefallen die Ansitze in der Nacht sehr und ich habe da meine ganz eigene Ruhe und genieße die Stille. Aber genauso hat mir die Action-reiche Pirsch in Namibia wirklich sehr gefallen und ich werde auf jeden Fall weitere Auslandsjagden bestreiten. Ob nochmal Namibia? Ob nochmal die Otjere Wildlife Farm? Vorstellbar aber kein muss. Aber angefixt bin ich auf jeden Fall und kann beides wirklich aus vollem Herzen empfehlen. Und ich bin nicht gesponsort, habe ganz normal als Jagdgast meinen Aufenthalt und meine Abschüsse bezahlt.