Hallo zusammen,

ich möchte euch hier das absolute Arbeitspferd meiner Jagdbüchsen vorstellen – die SAUER 202 Yukon.

In jüngeren Jahren war auch für mich der Gedanke, mit einer Büchse mit Synthetikschaft jagen zu gehen, fast unvorstellbar. Vor 4 Jahren bekam ich dann die unerwartete Gelegenheit, die damals fast brandneue S 202 Yukon für einige Zeit zu testen. Da sagte ich natürlich trotzdem nicht nein und war insgeheim schon sehr neugierig.


Erste Eindruck

Der erste Eindruck war bereits ausgesprochen gut. Die Sauer hatte einen Soft-Touch beschichteten Synthetik-Schaft in Realtree Camo-Optik, der durch die gummiartige Beschichtung extrem griffig war und hervorragend lag. Zudem hatte sie einen 51cm lagen, schweren Heavy-Medium Lauf im Kaliber 8x57IS und war dadurch hervorragend ausbalanciert.

Auf der Waffe war mittels Sauer-Schwenkmontage das damalige ZEISS Flaggschiff Victory Varipoint 3-12x56 montiert. Eine sehr feine Kombination also.

Etwas gewöhnungsbedürftig war anfangs die so genannte Camoflon Beschichtung aller Stahlteile. Daran gewöhnt sich das Auge allerdings recht schnell. Im Grunde ist sie nichts anderes als eine normale zweifarbige Ilaflon Beschichtung.


Praxiserfahrungen

Die Schussleistung der SAUER 202 Yukon war von Anfang an extrem gut und auch sonst glänzte die Waffe mit den Sauer-typischen Vorzügen: seidenweicher Schlossgang, lautlose Sicherung, top Kombiabzug und tadellose Verarbeitung. Nebenbei sei erwähnt, dass ich von dem ZEISS Zielfernrohr ebenso begeistert war und die älteren Optiken meiner eigenen Büchsen fortan mit gemischten Gefühlen betrachtete.

Ich führte die S 202 einige Monate zur vollsten Zufriedenheit, jedoch spürte ich, dass die 8x57IS einfach nicht zu meinem Lieblingskaliber werden würde. Es gab keinen wirklichen Anlass zur Klage, aber man hat da manchmal so ein Bauchgefühl.

Stresstest

Als dann der lang ersehnte Namibia-Urlaub näher rückte schmiedete ich reichlich Pläne bezüglich Waffe und Kaliber, um dann zu folgendem Ergebnis zu kommen: ich orderte einen Wechsellauf (56cm Normalkontur) im Kaliber .30-06 Springfield für die S 202 Yukon.

Mit diesem Lauf und den auserkorenen Barnes TTSX Geschossen erlebte ich wunderbare Jagdtage in Namibia und hatte beeindruckend gute Resultate auf sämtliche erlegten Wildarten.

Die Waffe und die Optik steckten die teils rauhe Behandlung und die extreme Rüttelei im Landrover ohne jegliche Probleme weg. Der klassische holzgeschäftete Repetierer meines mitjagenden Vaters trug hingegen diverse Blessuren davon.

Nach diesen zehn Tagen afrikanischer Jagd standen für mich zwei Dinge fest:

1.) Unter extremen Bedingungen ist ein Synthetikschaft genau das Richtige.

2.) Nach den wunderbaren Jagderlebnissen mit dieser Waffe würde ich alles dafür tun, sie nicht mehr hergeben zu müssen.

Zu Punkt 2.) wurde glücklicherweise eine Einigung gefunden und seitdem führe ich die S 202 Yukon in .30-06 immer dann, wenn absolute Robustheit gefordert ist. Sie begleitet mich vor allem dann, wenn es vorhersehbar schlechtes Wetter gibt, sowie auf sämtlichen Drückjagden und diversen Auslandsjagden.

So überstand die SAUER 202 Yukon schadlos mittlerweile zwei extrem fordernde Jagdreisen nach Norwegen, wo sie bei der Jagd hinter dem Loshund durch Dick und Dünn mit musste, sowie tagelangem Dauerregen und Schneematsch trotzen musste. Der Schaft zeigt heute lediglich leichte Abnutzungsspuren an den Kanten des Pistolengriffes und an der Nase des Vorderschaftes. Bei dem wirren Camo-Muster fällt das jedoch null auf.

Die Ilaflon Beschichtung kann ich nur als genial bezeichnen. Bislang keinerlei Kratzer und anscheinend wirklich 100%iger Rostschutz. Ich habe die Waffe noch nie von außen geölt.

Als echter Glücksgriff zeigte sich zudem die Munitionsverträglichkeit des .30-06 Laufes. Er verdaute bislang alles, was ihm an diversen Laborierungen zugemutet wurde und zeigte meist wirklich exzellente Präzision.


Fazit

Zugegeben, die S 202 Yukon ist keine schöne Waffe. Regelmäßig werde ich auf Gesellschaftsjagden auf das Design der Waffe angesprochen und Begriffe wie „Militärprügel“ oder gar “Vollernter“ (das waren dann echte Spezialisten) sind schon gefallen. Mittlerweile prallt das an meinem Gemüt ab, denn ich weiß, wie zuverlässig diese Büchse von Sauer ihren Dienst verrichtet und wie wunderbar ich mit ihr zurechtkomme.

Und nicht zuletzt scheint mir gerade diese Waffe irgendwie oft besonders guten Anlauf zu verschaffen. Das ist natürlich ein besonderes Plus bei einer Jagdwaffe :-)