Schon beinahe verjährt ist mein letztjähriger herbstlicher Jagdausflug ins schöne Südschweden nahe Sjöbo mit sehr eindrucksvollen Erlebnissen. An bis zu fünf Treiben pro Tag mit 30 Hundeführern und ordentlich viel Schwarzwild konnte ich neben der Ausbildung meiner jungen Hunde auch Sauen erfolgreich abfangen und das große Glück erleben, dass ein Schütze aus einer Rotte eine Doublette vor meinem Terrier erfolgreich erlegen konnte. Ein herrlicher Tag mit Fasanenjagd krönte die Reise.

Jägerlatein?

Neben dem jagdlichen Erleben, dem Austausch über die Hunde und dem geselligen Beisammensein war ganz selbstverständlich auch wieder der Blick auf die Ausrüstung ein intensiver Bestandteil des Jagdausfluges. Mit den dortigen Profis aus den verschiedenen Hundelagern wie dem Tysk jaktterrier club oder den Kameraden von den Nachsuchenstationen hat man immer Informationen aus erster Hand.

Wer anderen eine Grube gräbt…

Im Besonderen war es damals eine Hose von Chevalier, die meine Aufmerksamkeit geweckt hatte. Mitten im Treiben fiel mir auf, dass einer meiner Freunde in seiner Hose mehr nach einem Finale beim Schüsseltreiben aussah, aber nicht genügend geschützt gegenüber den glücklicherweise nicht häufigen, aber dafür umso unberechenbareren Verletzungen durch Sauen war. „RICHTIG SCHICK!“ …wollte ich ihn ärgern, während ich auf seine Hose zeigte und grinste. Ich musste mich eines Besseren belehren lassen. Die Protect GTX – das GTX steht für die Verwendung der Gore-Tex Membran – von Chevalier ist äußerlich der normalen Rough GTX Hundeführerhose so ziemlich identisch und wirkt alles andere als eine Kevlar- Hose. Die Kritiken von den beteiligten Hundeführern, die diese Hose trugen, waren weitestgehend positiv, so dass ein Jagdfreund und ich den Entschluss fassten, die Hose selbst zu testen.

Große Erwartungen…

Um nicht sprichwörtlich die Katze im Sack zu kaufen, nutzten wir die Gelegenheit auf der IWA in Nürnberg und ließen uns die Hose von den Mitarbeitern der Firma Chevalier erklären und probierten sie an. Das ist sehr wichtig, da nicht nur die Größen immer mal unterschiedlich ausfallen können, sondern weil man mit dem Stichschutz in den Schutzhosen natürlich Kompromisse im Tragekomfort gegenüber einer üblichen Jagdhose eingeht und manche Naht je nach körperlicher Konstitution drückt oder reibt. Wir nutzten die Hose bei den in den vergangenen Monaten vorherrschenden Temperaturen und unterschiedlichen Tages- und Nachtzeiten zum Ansitzen, Nachsuchen, Pirschen, zur Hundeausbildung und zweckentfremdet auch zur Revierarbeit.

Wir konnten also vor der eigentlichen Drückjagdsaison in vielen Stunden Einsatz unsere Meinung zu dem Produkt finden und festigen. Wir provozierten Dornendurchquerungen, unterschiedliche Geländetypen, verschiedene Vegetationsstadien und natürlich den Einfluss von Regen und Tau. Zu guter Letzt testeten wir auch die Reinigungsaspekte.

Auf Knopf und Nähte geprüft…

In der Vergangenheit nutzten wir natürlich schon Produkte anderer Hersteller mit unterschiedlichen Eindrücken. Daher sind wir überzeugt davon, uns auch ein Urteil über diese Hose bilden zu können.

Chevalier als Marke ist unserem Erachten nach derzeit nicht die bekannteste Marke unter der deutschen Jägerschaft.

Woran das im Detail liegt können wir nicht sagen. Vielleicht liegt es einfach an der Fülle an Herstellern. Chevalier an sich ist jedoch seit unserer intensiveren Beschäftigung mit der Sauenschutzhose Protect GTX einen „Ausflug“ wert. Die Ausrüstung ist im qualitativ hochwertigen Bereich angesiedelt, hält für alle Jagdarten etwas bereit und befindet sich damit aber auch im höheren Preissegment.

Die Protect GTX selbst ist wie erwähnt rein äußerlich recht ansehnlich. Sie wirkt nicht taktisch, bunt oder auftragend.

Wir empfinden das als Vorteil, weil man nicht immer gleich an der Tankstelle oder morgens beim Bäcker aussieht, als ziehe man in die Schlacht. Gegenüber den konkurrierenden Modellen kann sie daher fast harmlos wirken.

Die Ausstattung der Hose ist durchdacht. Uns gefallen besonders die zwei aufgesetzten Taschen, da sich der darin befindliche Inhalt nicht an den Oberschenkeln reibt.

Die Beintaschen sind klassisch für Kartenmaterial oder flache Ausrüstung geeignet und mit wärmendem Stoff angeraut, um feuchte und klamme Hände wohlig aufzuwärmen. Es gibt eine Gesäßtasche, die wir jedoch als überflüssig empfinden. Man setzt sich oft genug bei schlechter Witterung ungewollt auf den Hosenboden, so dass die befüllte Gesäßtasche eher hinderlich wäre. Die Hosenträgerknöpfe sind sehr praktisch und mittlerweile bei Hosen diesen Typs Standard. Wie bei den Arbeitsschutzhosen für die Arbeiten mit Motorkettensägen bringt die Sauenschutzhose ohne weiteres ein Gewicht von beinahe 1.500 g auf die Waage. Das liegt absolut im Bereich des Zumutbaren, zumal die Träger einer solchen Hose sowieso einen normalen Fitnessgrad aufweisen sollten, die das zusätzliche Gewicht von Ausrüstung nicht beeinträchtigen sollte.

Persönlich tragen wir sowieso nur noch den „Warbelt“ samt Ausrüstung außerhalb der Oberbekleidung; dabei bilden die Hosenträger eine komfortable Variante der Sicherung gegen Herunter- und Umherrutschen der Hose.

Ein riesiger Vorteil ist die allumfassende Ausstattung mit dem schützenden Kevlar. Anders als bei anderen Produkten, wo die Beinrückseiten oder die Genitalien weitestgehend ungeschützt sind, hat die Protect GTX ein akzeptables Sicherheitskonzept. Fotos von verletzten Hundeführern existieren innerhalb der Hundeführergruppen und sind auch einsehbar im Netz und sprechen für sich. Daneben kommt es auch immer wieder zu tödlichen Verletzungen bei Jägern ohne ausreichenden Schutz. Unmittelbaren wehrhaften Einfluss auf die Hose durch eine Sau hatten wir bisher nicht. Dementsprechend können wir ein am eigenen Leib erfahrenes Beißen oder Stechen durch Sauen im Moment noch nicht final einschätzen. Die Äußerungen von Bekannten mit derartigen Erlebnissen in dieser Hose waren jedoch gut.

Das erwähnte Gewicht verwundert, aber umso mehr fasziniert uns die Flexibilität der Hose. Wir sind erstaunt und froh über die Beweglichkeit, die man in ihr hat. Steile Böschungen ersteigen, Gräben überspringen, Ausrutschen,… was auch immer, der Stoff der Hose ist außerordentlich leichtfühlig und passt sich den Bewegungen an. In manchen Produkten mit gleicher Bestimmung fühlen sich die Beine steif an, der Gang ist behindert und man reibt sich die Innenschenkel auf.

Der Oberstoff ist auch bis zu einem bestimmten Grad wasserabweisend. Hier spielt das Gore-Tex Material neben seiner Atmungsaktivität und windabweisenden Eigenschaften seine Vorteile aus.Im Raps und auf Wiesen sowie beim Pirschen ist die Hose nie bis auf die Unterwäsche durchgeweicht. Auch das Gewicht und der Tragekomfort haben sich bei nasser Witterung nicht dahingehend geändert, dass man das Gefühl hatte, ein enormes Gewicht mit sich herum zu tragen. Auffällig ist die schnelle Trocknung der Hose nach dem Waschen. Auch lassen sich sämtliche Sorten Dreck in der 40° Wäsche beseitigen. Wir besitzen mehrere Sauenschutzhosen anderer Hersteller, bei denen man nach einer Saison vor lauter Rückständen im Stoff kaum noch die ursprüngliche Warnfarbe erkennt. Vielleicht liegt es bei Chevalier am jagdlichen grün, dass es sauber wirkt.

Die GPS Tasche am linken Hosenbein ist aus unserer Sicht nicht ausgereift. Es fehlt eine Sicherung gegen Verlust. Mehrere Messer vom Typ Morakniv haben wir beim Laufen eingebüßt. Auch das Handgerät für die Hundeortungsgeräte ist für unseren Geschmack nicht sicher genug aufgehoben.

Da sollte eine andere Lösung der Aufbewahrung angestrebt werden. Beim Anwinkeln der Beine im Gelände oder im Laufschritt rutscht das „Werkzeug“ nach oben aus der Tasche.

Kritisch sehen wir, bei dem ansonsten großartig gelungenen Kleidungsstück, die verstellbaren Hosenbeinabschlüsse. Zuerst stellt sich uns die Frage des „Wozu“. Eine gamaschenartige Lösung mit Riemen unter der Schuhsohle oder metallische Fanghaken für die Schnürsenkel würde das viel zu weiche Plastik der Abschlüsse aus unserer Sicht gut ersetzen. Weiterhin wünschten wir uns eine Verstärkung der Innenseiten der Beinabschlüsse mit einem harten Außenstoff. Die Innenseiten über den Stiefeln reiben oft aneinander, so dass dort zumindest bei uns zuerst die Fäden anfangen zu ziehen. Das ist jedoch Mutmaßung. Denn die Saison steht wie gesagt erst bevor und wird bei Regen, Schnee und Schlamm noch mehr Details liefern. Den Worten schwedischer Freunde zu glauben, werden wir aber keine Überraschungen zu erwarten haben. Wir sind gespannt!

Die Hose wird in Europa produziert und kostet ca. 450 Euro womit sie sich im oberen Preissegment der Sauenschutzhosen befindet.

Fazit

Als Fazit möchten wir neben der sehr guten Verarbeitung nochmals die nach außen zivil, ja salonfähige Erscheinung der Hose hervorheben. Die Hose hat ihren Preis, wie alles was Spezialausrüstung ist. Aber die Gesundheit ist unwiederbringlich und wer jedes Jahr bei der aktiven Sauenjagd dabei ist, weiß wovon wir reden. Und damit meinen wir nicht den bewaffneten Blick von einer erhöhten Position.

Einige Bundesländer gewähren mittlerweile Zuschüsse aus der Jagdabgabe für Sauenschutzkleidung, Hundewesten und Hundeortungsgeräte. Zumindest für nachgewiesene Einsätze. Und das jährlich mit mehreren hundert Euro! Nicht schlecht, möchten wir dazu sagen! Eine ländereigene Recherche lohnt sich da auf jeden Fall und kann den Preis für eine rundum schützende Hose akzeptabler machen. Viel Spaß beim Testen, wünscht Euch das Team Deutscher Jagdblog!