Wenn es um Waffen geht, bin ich eine sehr seltsame Mischung. Zum einen Ästhet, zum anderen Effizienzfanatiker und darüber hinaus ein übler Geizkragen. Die Dinger dürfen nicht zu viel kosten. Und außerdem bin ich auch noch Linksschütze und obendrein kein Generalist, sondern jemand, der die richtige Waffe für die richtige Jagdart haben möchte. Zugegebenermaßen in eher kompliziertes Anforderungsprofil, das mich natürlich vor gewisse Hürden stellt.

So ging es mir auch, als die Drückjagdeinladungen immer mehr wurden und ich endlich ein taugliches, bezahlbares und effizientes Werkzeug haben wollte. Das war vor mehr als 30 Jahren, und damals schon musste man als Linksschütze üble Aufpreise zahlen. Die sah ich damals ebenso wenig ein, wie ich sie heute einsehe. 


Meine Anforderungen

Das Lastenheft für die künftige Drückjagdwaffe sah aus wie folgt:

Linksschützentauglich
Repetierer
Aufpreisfrei bezahlbar
Kaliber gängig und bis 200 m tauglich
Schachtmagazin, wechselbar

Die Idee eines Unterhebelrepetierers war damit naheliegend. Die Winchester-Modelle hatten ein mir nicht zusagendes Kaliber und werfen zudem meist nach oben aus, damit war kein ZF montierbar. Marlin hatte zwar etwas tauglichere Kaliber, aber ebenso wie Winchester verbaut Marlin Röhrenmagazine. Die Idee, das über meiner Laufhand Patronen mit Geschossspitze auf Zündhütchen liegen, ist mir unsympathisch. Das kann man zwar durch Flachkopfgeschosse oder weiche Polymerspitzen ausgleiche, ist dann aber in der Geschosswahl arg eingegrenzt.

Die Savage 99 hätte eigentlich fast all meine Anforderungen erfüllt, bis auf das Wechselmagazin und seinerzeit die Bezahlbarkeit. So kam ich auf die Lösung, die ich heute noch mit Begeisterung führe:


Browning BLR Lightweight 81

Mein erster Browning-Unterhebelrepetierer war ein frühes Modell der BLR-Serie (BLR Lightweight 81), mit geradem Griff und der Lauf war per Stahlband am Vorderschaft fixiert, also nicht freischwingend. Der Verschluss ist ein klassischer Zylinderverschluss, der mit sechs Warzen im Lauf verriegelt und einen kurzen Ausstoßer hat. Trotz des nicht freischwingenden Laufs schoss die Waffe im Kaliber .30-06 sehr sauber, aber durch den geraden Griff waren sitzend-aufgelegte Schüsse  im Handgelenk nicht sonderlich bequem.

Wer sich nun fragt, warum ich eine reine DJ-Waffe a) auf bis zu 200 m und b) auch noch sitzend aufgelegt schießen möchte: Ich jagte und jage viel auch auf Drückjagden im Gebirge, wo solche Situationen recht häufig vorkommen. 

Trotz dieser Widrigkeiten schoss ich die Waffe über gut 25 Jahre und war absolut begeistert davon. Aber mit dem Alter wird der Mensch etwas unbeweglicher und unflexibler, und die Griffsituation begann mich mehr und mehr zu stören. Irgendwann zeigte das Gewehr auch gewisse Zicken, die Magazinhalterung leierte etwas aus, verdaute nicht mehr alle Munitionssorten ohne Probleme und auch das Schussbild begann langsam Ausreißer zu zeigen (ich bin damals mit Waffen, offen gestanden, wenig pfleglich umgegangen).


Technische Daten BLR Lightweigt 81

Lauflänge: 22"/56cm
Gesamtlänge: 43"/109cm
Gewicht: 7lbs 4oz/3,3kg
Riemenbügelaufnahme: Vorderschaft/Hinterschaft
Schusskapazität: 4+1
Montagebohrung: vorhanden
Abzugsgewicht: grauenhaft unerträglich unterirdisch!

Ich hatte das Abzugsgewicht damals nicht gemessen, erst bei meinem aktuellen Browning tat ich das und kam auf sage und schreibe 2,8kg! Das ist der US-Produkthaftung geschuldet, aber jeder gute BüMa kann den Abzug auf ca. 1000g reduzieren, was für DJ-Verhältnisse ausreicht und konzentrierte Schüsse auf Rotwild, stärkere Sauen oder Gams auf bis zu 200m beherrschbar ist. 


Browning BLR Lightweight 81 Take Down

Browning hatte inzwischen Modellpflege betrieben und die BLR mit einem normalen Pistolgriff herausgebracht, und das zudem in einer Takedown-Variante, deren Lauf endlich freischwingend war. Dank guter Freunde und Verwandter reise ich viel auf Drückjagden, da schien das Take-Down-Thema attraktiv.

Die Waffen teilt sich in zwei Teile: Hinterschaft mit System, Vorderschaft mit Lauf. Der Lauf wird durch eine hebelgesteuerte Stahlscheibe, die in eine Nut am unteren Außendurchmesser des Lagers eingreift, befestigt und zudem durch den verriegelnden Verschlusskopf fixiert. An sich eine gute Idee.

Was dabei aber zu kurz gedacht wurde: Die Systemhülse am Hinterschaft ist aus Leichtmetall gearbeitet, um Gewicht zu reduzieren. Die Konstrukteure bei Browning waren wohl davon ausgegangen, dass die Fixierung durch den Verschlusskopf und den Eingriff von Stahl in Stahl ausreichen würde. Allerdings verträgt das Leichtmetallsystem ein mehrfaches Auseinandernehmen nicht gut, auch laterale Laufbelastungen sind nicht grade zuträglich, und Schmutz gibt es ja auch noch.

Irgendwann hatte sich der Verschlussabstand so weit geändert, dass ich bei einem Schuss (leider auf einen sehr ordentlichen Keiler!) einen satten Zündhütchendurchbläser ins Gesicht bekam. An der Stelle hörte mein Mut auf, die Waffe wanderte in die Verschrottung. Inzwischen darf dieses Modell auf dem deutschen Markt mW auch nicht mehr angeboten werden. 


Technische Daten BLR Lightweigt 81 Take Down

Lauflänge: 22"/56cm
Gesamtlänge: 43"/109cm
Gewicht: 7lbs 4oz/3,3kg
Riemenbügelaufnahme: Vorderschaft/Hinterschaft
Schusskapazität: 4+1
Montagebohrung: vorhanden
Abzugsgewicht: grauenhaft unerträglich unterirdisch!


Browning BLR Intermezzo 

Besagte Episode beraubte mich meines wichtigsten Drückjagdwerkzeugs mitten in der Saison. Daher war ich gezwungen, die weiteren Jagden mit meiner Doppelbüchse zu betreiben. Lehre daraus: durch das verdammte Schießen mit dem Repetierer habe ich mich großer Freude beraubt, denn eine schöne Frischlingsdoublette mit der Doppelbüchse ist erheblich erfüllender als eine Magazinentleerung beim "Drückjagdhobel". 

Trotzdem wollte ich wieder einen Drückjagdrepetierer haben. Ich erprobte sowohl das Blaser'sche Geradezugerzeugnis (mir zu teuer) als auch die Krieghoff Semprio (mE eine Fehlkonstruktion: bei jedem Repetieren geht das ZF vom Auge weg und dann wieder her, erneute Zielaufnahme ist dadurch deutlich erschwert). 

So kehrte ich reumütig zurück zu Browning und kam durch Hilfe eines herausragenden Unterhebelrepetierer-Spezialisten, namentlich Alexander Faude, Büchsenmachermeister zu Sindelfingen, an die Waffe, die ich heute und mit permanenter Zufriedenheit und Freude auf Drückjagden schieße. 


Browning BLR Lightweight Stainless

Das System ist das gleiche geblieben, allerdings sind Hülse und Lauf wieder eine starre Einheit, zudem aus stainless steel. Damit ist die Waffe ausnehmend pflegeleicht und strapazierfähig. Auch bei dieser Waffe war eine Abzugspflege notwendig, die aber durch Alexander Faude bestens erledigt wurde. An den technischen Daten hat sich zur Ursprungsversion kein Jota geändert, auch die Magazine der beiden Vorläufer sind problemlos verwendbar, was auf wirklich guten Drückjagden mit starkem Anlauf sehr vorteilhaft ist, weil ich nun drei geladene Magazine zur Verfügung habe. Nicht, dass ich jemals in die Situation gekommen wäre, auch nur eins davon zu verschießenund umgehend ein zweites zu brauchen. Aber es gibt mir ein gewisses Gefühl der Sicherheit und Zuversicht, und ich finde, dass dieser Umstand meinem Schießen durchaus förderlich ist. 


Technische Daten BLR Lightweigt Stainless Steel

Lauflänge: 22"/56cm
Gesamtlänge: 43"/109cm
Gewicht: 7lbs 4oz/3,3kg
Riemenbügelaufnahme: Vorderschaft/Hinterschaft
Schusskapazität: 4+1
Montagebohrung: vorhanden
Abzugsgewicht: grauenhaft unerträglich unterirdisch!


Positiva/Negativa

+ schnelles Repetieren in vertikaler Ebene
+ dadurch rasche Aufnahme des Ziels für Folgeschuss
+ wechselbares Schachtmagazin
+ in mehreren, auch "Tankstellenkalibern" verfügbar
+ günstiger Preis (ca. €1300.- + ca. €200.- für Abzugstuning)
+ für Rechts- wie Linksschützen geeignet
+ saubere Schussleistung (in Grenzen munitionsempfindlich)

- Grauenhafter Abzug, der unbedingt überarbeitet werden muss
- miese offene Visierung, Nachrüstung aufwändig
- Waffe ist abgrundtief scheußlich
- Laufreinigung bauartbedingt nur mit Schnur lagerseitig machbar
- nur mit handwerklichem Geschick, Fachwissen und speziellen Werkzeugen komplett zerlegbar



Fazit

Warum ein Unterhebelrepetierer?

Neben den Vorteilen, die diese Bauart dem geizigen Linksschützen bringt, hat der Unterhebelrepetierer noch weitere Positiva: die Repetierbewegung ist sehr kurz, diesen Weg erreicht sonst nur die Merkel Helix. Zudem findet der Repetiervorgang in der vertikalen Ebene statt, nicht wie bei Waffen mit seitlichem Kammerstängel in der horizontalen. Das sorgt dafür, dass die Visierlinie für einen schnellen Folgeschuss auf dasselbe oder ggf. ein weiteres Ziel deutlich sauberer beibehalten werden kann.

Warum die Browning BLR?

Schachtmagazin, Kaliber, Preis. Zudem bleibt, anders als bei Winchester, Savage oder Marlin das Züngel beim Repetieren im Abzugsbügel stehen und kann erst nach komplettem schließen der Waffe und kurzzeitigem Loslassen wieder betätigt werden. Das vermeidet zum einen Fingerklemmer, zum anderen dient es der Sicherheit. Zudem ist die BLR dank außen liegendem Hahn ein echter Handspanner, der Hahn hat zudem eine Sicherungsrast.  

Die offene Visierung der BLR verdient den Namen nicht, eine DJ-Schiene kann zwar nachgerüstet werden, aber nur durch einen Büchsenmacher, der sein Handwerk versteht. Der Abzug ist, wie bereits erwähnt, indiskutable hart. Das kann aber durch einen erfahrenen Büchsenmacher leicht behoben werden. Ja, die Waffe ist abgrundtief scheußlich, aber sie schießt pfenniggut. Zudem hat die monströse Hässlichkeit einen weiteren großen Vorteil, zumindest für mich: jeder Mitjäger starrt dauernd auf das ästhetische Grauen, das ich in Händen halte - und nicht auf die Löcher, die ich in die Botanik stanze.


Disclaimer

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