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Überlegungen zur zukünftigen Bejagung und Wildbestandsbewirtschaftung in und auf Kalamitätsflächen
Damit es ganz deutlich wird: Hier geht es um die Anlage von Bejagungsstrukturen und zwar vorrangig und kurzfristig zur Bejagung des territorialen Rehwildes.

Im Zuge der jagdlichen Reviergestaltung sollte man sich (auch im Rehwildrevier, aber) vorrangig in Hochwildrevieren genauso mit der Ausweisung von Ruhezonen, bejagungsfreien Einstandsgebieten, der intelligenten Besucherlenkung und dann selbstverständlich nicht zu bejagenden Äsungsflächen beschäftigen. Insbesondere die rudelbildenden Arten sollen ganztägig und ungestört Zugriff auf Äsungsflächen haben, um den Äsungsdruck von den Waldflächen und Bäumen abzulenken. Das Wild dankt dieses schon sehr schnell, wird tagaktiv und senkt den Verbiß- bzw. Schäldruck erheblich.
Nach der Erstanlage auf Kosten der Eigentümer werden diese Schneisen und Erschließungssysteme an den Jagdausübenden zur weiteren Bewirtschaftung und Pflege übergeben. Er sollte dann die i.d.R. dringend angeratene Kalkung (die ehemaligen Fichtenstandorte „glänzen“ mit PH-Werten von ca. 3,5 – 4,0...), zielgerichtete Düngung (Bodenproben nehmen und bei der LUFA untersuchen lassen!) und Einsaat der Flächen mit entsprechenden Saatgutmischungen übernehmen.
Die hier entstehenden, laufenden Kosten sind erheblich und sollten bei der Diskussion bzgl. der Kostenübernahme zur Erstanlage dieser Flächen unbedingt bedacht werden.
Wir handhaben die Bestellung der Äsungsflächen technisch wie folgt:
Nach der Erstanlage der durch uns im Gelände markierten, möglichst der Hauptwindrichtung folgenden und an der Hanglage (Befahrbarkeit, Kugelfang, Sicherheit…) ausgerichteten Schneisen mittels Forstmulcher durch regional verfügbare Forstunternehmer ist es wichtig, sich den Zustand des Oberbodens vor Augen zu führen.
Insbesondere der ca. 4 m breite Streifen auf der vormaligen Rückegasse sind mit einer recht mächtigen Rohhumusschicht überlagert. Auch die rechts und links angrenzenden, gemulchten Streifen sind von einer mehr oder minder mächtigen Humusschicht (Nadelmasse) belegt.
Um die Streuumsetzung und Bodenverbesserung im Oberboden (dieser ist entscheidend für das Keimen und Wachstum der angedachten, krautigen Pflanzen) anzuregen und positiv zu beeinflussen, ist eine (mehrfache) Düngung und Kalkung unumgänglich.
Bevor wir nun zum einen zu teuren landwirtschaftlichen Düngern und Kalksorten greifen, oder gar „blind“ in teure „Pioniermischungen“ investieren, ist eine Beprobung der Oberböden auf unseren Jagdschneisen unumgänglich und dringend geraten!
Eine erste Beprobung nehmen wir etwa ½ Jahr nach Fertigstellung der Mulcharbeiten vor. Es ist erstaunlich, wie schnell auf den Freiflächen die Streuumsetzung in Gang kommt und die zerkleinerten Holzreste in Verrottung übergehen…
Wir sammeln eine Mischprobe des Oberbodens (max. 10 cm Tiefe), über unsere geplante Äsungsfläche hinweg und senden diese mit dem Auftrag zur Bodenanalyse und Düngeempfehlung (Ziel: Anlage Wildacker) an das zuständige LUFA (Landwirtschaftliche Untersuchungs- und Forschungsanstalt). Mit dem Ergebnis dieser Beprobungen wenden wir uns an den lokalen Düngemittel-Händler und erhalten i.d.R. eine genau abgestimmte Kalk- und Düngeempfehlung.
Es gilt, sich immer wieder vor Augen zu führen, dass durch die Mulcharbeiten wirklich nur der Oberboden mechanisch bearbeitet wurde. Es sind noch immer alle Wurzeln und Stammteile im Boden, etwa 5-10 cm tief, versteckt unter der Rohhumus- und Oberbodenauflage! Diese Oberbodenschicht ist zum Einen sehr sensibel, insbesondere, was das Befahren (Bodendruck) angeht. Zum Anderen verbieten es die im tieferen Boden gelegenen Wurzeln und Wurzelstöcke, mit in die Tiefe arbeitenden, landwirtschaftlichen Geräten (Pflug, Egge, Zinkengeräte) zu arbeiten. Wir würden uns hier sämtliche Gerätschaften kaputtreißen. Ein weiteres Problem sind die oftmals kleinparzellierten Flächen, die einen Einsatz landwirtschaftlicher Geräte unwirtschaftlich und ineffektiv machen.
Diese Gründe haben uns dazu gebracht, über leichte Maschinen nachzudenken, die wir ebenso schnell von Fläche zu Fläche umsetzen können: Quads/ATVs mit entsprechenden Anbaugeräten!
Nachdem wir zuerst auf den amerikanischen Markt geäugt haben, aus verschiedenen Gründen die dort angebotenen Gerätschaften aber für uns in unerreichbarer Ferne waren, konnten wir im Rahmen der Dortmunder Messe „Jagd&Hund“ einen Kontakt zur dänischen Firma Faunamaster aufbauen.
Zuerst war uns nur die von ihnen angebotene Sämaschine/Drillmaschine aufgefallen. Eine massive, ausgeklügelte und effektive Maschine, vom ATV/Quad zu ziehen, welche, auf das jeweilige Saatgut abgestimmt, das Saatgut in den Oberboden eindrillt (und nicht nur auf die Fläche wirft, bzw. mit irgendwelchen Schleppvorrichtungen anschließend mehr oder minder gut mit Oberboden bedeckt).
Da Danny und Kaspar von Faunamaster um die Wichtigkeit der Bearbeitung des Oberbodens wussten, standen sie vor der Entwicklung einer entsprechenden Scheibenegge. Diese musste zum Einen schwer genug sein, um den Oberboden aufzulockern, umzuarbeiten und als Saatbeet vorzubereiten, zum anderen aber auch so konzipiert, dass sie über im Boden lagernde Hindernisse fahren kann, ohne das Gerät und Zugfahrzeug zu beschädigen.
Zwischenzeitlich ist aus den ersten Prototypen ein Serienprodukt geworden, welches nun ebenfalls bei uns zum Einsatz kommt.