Hallo Geartestleser,
jeder
Ausrüstungsgegenstand hat seine Nachteile, auch die Wärmebildkameras der
XQ-Baureihe von PULSAR haben welche und doch hat der Blick durch die XQ 50 S
für mich alles verändert.
Menschen sind von der Evolution, was das nächtliche Sehen betrifft, nicht
übermäßig bedacht worden. Die menschliche Lichtadaption, die auch noch im Alter
nachlässt, kann gerade bei schlechtem Licht Hilfe gebrauchen. Bewährte
Hilfsmittel sind Nachtferngläser mit einem Objektivdurchmesser von 50 bzw. 56.
Die Technik bleibt allerdings nicht stehen und so schielten Technikaffine
bereits seit längerem auf Nachtsichttechnik. Dabei ist die Nachtsichttechnik,
die auf Restlichtverstärkung oder dem Darstellen von Wärmequellen beruht,
mittlerweile erschwinglich geworden.

So ist der Preis immer noch für mich ein Nachteil, denn für die knapp 380 Gramm
leichte Wärmebildgeräte Pulsar Quantum XQ sind immer noch um die 3000 € zu
bezahlen. Der Mehrwert muss entsprechend sein, sonst lohnt sich der Kauf nicht.
Die Geräte
werden von der Firma PULSAR aus Weissrussland hergestellt. Die Zahl 19/ 38/ 50
beschreibt den Durchmesser der Objektive. Die XQ - Baureihe ist die derzeit
neueste Baureihe. Die Vorteile gegenüber der vorherigen XD Baureihe
- 17µm Pixelgröße (dadurch haben
Sie ein feineres Bild)
- absolut geräuschloser
Kalibrierungsmodi
- bis zu 1800m Reichweite und 4,1
bis 16,4x Digitalzoom.

Der
Digitalzoom vergrößert das vorhandene Bild und je größer, desto undefinierter
wird es. Hier bietet das 50 S ein grundsolides Urbild, das auch in der
Vergrößerung Aussagen zulässt.
Letztlich bestimmt der spätere Verwendungszweck auch die Wahl des Gerätes. Der
Förster benötigt beim Blick über die Waldschneise weniger Reichweite, als der
Feldjäger, der den 50 ha milchreifen Weizenschlag nach Schwarzwild absuchen
möchte.
Ich konnte über die Firma
www.jagdfux.de das
Pulsar Quantum XQ 38 und 50 S ausprobieren. Das 50 s begleitete mich auf einer
Ungarnreise, wo es zahlreiche Möglichkeiten gab, die Vielseitigkeit des Gerätes
festzustellen. Das 38 s benutzte ich in der heimischen Jagd.
Ich wurde
auf die Verwendung von Wärmebildtechnik aufmerksam, als ich ein Video über die
Schwarzwildjagd im Weizen sah. Hier spielt die Wärmebildtechnik ihre Stärke
aus. Gerade erhöhten Geländemarken kann ich in kürzester Zeit nach Wärmequellen
ableuchten und zielgerichtet angehen. Saujagd im milchreifen Weizen zur
Schadensabwehr ist dann effektiv und erfolgreicher. Gerade auf dichte
Entfernung (20-40 Meter) ist dabei nicht nur eine quantitative, sondern auch
eine qualitative Aussage (Geschlecht, Alter).
Das ist eigentlich für mich der größte Vorteil. Das schnelle Finden vom Wild im
Revier.
Zum genauen Ansprechen ist Wärmebildtechnik ungeeignet. Geweihstrukturen bildet
die Wärmebildtechnik nur grob ab, da sie schlechter durchblutet ist. Auf
Entfernung sieht man eine Wärmequelle und über die Bewegung erkennt man die
Wildart. Ein Ansprechen hinsichtlich des Alters und des Geschlechtes ist dann
auf Nahdistanz oder mit einem Restlichtverstärker (Nachtsichtgerät
https://www.geartester.de/s/categories/71/stories/1432
) möglich.
Wärmebildgeräte sind tageslichttauglich, um zum Beispiel Jungwild vor der
Wiesenmahd aufzuspüren. Dabei ist ein erhöhter Standort notwendig, da sonst das hohe
Gras wie eine Betonmauer die Wärmeabstrahlung/ -detektion verhindert.

Gleiches gilt für Totsuchen. Da die Körpertemperatur erlegter Stücke schnell
abnimmt, ist die Totsuche mit einer Wärmebildkamera zeitlich limitiert. Nach
einer Damwilddublette und einer halbstündigen Suche lief ich frustriert zum entfernt
stehenden Auto und holte die Wärmebildkamera ... im Nachhinein hätte ich mir
viel Zeit sparen können.
Ein ähnliches Aha-Erlebnis hatte ich in Ungarn bei der Morgenpirsch in einem
Rotwildrevier. Der Rothirsch im Bestand war durch das Fernglas nur sehr schwer
und spät auszumachen. Mit dem Pulsar war er allerdings schnell und sicher
darstellbar. In diesem Fall konnten wir uns bei der Fotojagd sehr gut und
erfolgreich darauf einstellen.
Schweiß kann die Wärmebildkamera nach meiner Meinung nicht detektieren. Dafür
dürfte die geringe Masse zu schnell auskühlen bzw. die Umgebungstemperatur
erreichen und sich dadurch nicht deutlich abheben. Ich hatte damit jedenfalls
keinen Erfolg.
Zur
Bedienung in der Praxis...
Es gibt nur wenige Tasten/ Schalter auf der Ober- bzw.
Vorderseite des Gerätes. Die Form und die Anbringung lässt eine intuitive
Bedienung auch in der Dunkelheit zu. Die Tasten sind nicht beleuchtet. Der
Kombischalter (Dreh & Druck) an der Vorderseite erlaubt die Menüwahl. Das
Menü erschien mir auf dem ersten Blick sehr kompliziert und ist nur für die
persönlichen Vorlieben der Nutzer wichtig. So können diverse Farbmodies gewählt
werden, die aus meiner Sicht nicht alle nötig wären. Darüber hinaus kann der Kontrast und die
Helligkeit eingestellt werden.
Das
PULSAR-Wärmebildgerät (WBG) ist schnell ein- und ausschaltbar. Frühere Modelle
hatten hier wohl Defizite und nach dem Einschalten dauerte es Sekunden bis es
betriebsbereit war. Der Schnellstart beim XQ 38/ 50S erlaubt das
batteriesparende Ausschalten (ein Reservepack lag aber auch beim Lieferumfang
dabei). Weiter regelt das Gerät im Automatikmodus alles allein. So kalibriert
das WBG das Bild in regelmäßigen Abständen. Dann steht das Bild für circa 2-3
Sekunden. Die Kalibrierung selbst verursacht ein leises Geräusch. Um dies zu
Umgehen schaltet man die Kalibrierung einfach auf manuell.
Der
mitgelieferte Trageriemen ermöglicht das Tragen wie ein Fernglas. Die Benutzung
erfolgt ebenso. Ich habe durch die niedrige Einstellmöglichkeit der Helligkeit
keine übermäßige Blendung erfahren, sodass ich danach auch schnell mit der
Zieloptik das Wild ins Absehen bekam.
Die XQ –
Reihe haben einen eingebauten Entfernungsmesser. Der funktioniert nach dem
Schablonenprinzip und lässt nur einen groben Anhalt zu. Ein wirklicher
Entfernungsmesser ist er nicht.


Die
Pulsar-Geräte haben an der Unterseite einen Ausgang für das Videosignal. Mit
dem mitgelieferten Kabel kann ein Videorecorder (YUKON MPR Recorder
http://amzn.to/2kfNDRY ) angeschlossen
werden. So konnte ich meine „Wärmebilder“ in der Praxis auch dokumentieren. Die
Anbringung des Videoausganges an der Unterseite hat jedoch nur Nachteile. Das
Kabel ist ständig im Weg und beim Transport muss der Stecker abgeschraubt
werden. Das ist nicht jagdtauglich. Bereits nach kurzem Gebrauch waren die
feinen Pole im Stecker verbogen. Das einmal verlorene Kabel fand sich nach
einigen Tagen im Revier wieder an. Zwischenzeitlich hatte ich vergeblich
versucht ein Ersatzteil zu bestellen. Hier würde ich mir einen Schnellverschluß
oder eine andere praktikable Lösung wünschen.

Und ja, bei
der Verwendung von derart moderner Technik geht ein Teil meiner Jägerromantik
verloren. Ich glaube aber, dass die Interessenten für derartige Technik nicht
unter den Jagdromantikern, sondern unter passionierten Sauenjägern oder
wildschadensgeplagten Revierbesitzern zu finden sein werden.
Auch die
Kitzrettung, die Totsuche (wenn kein Jagdhund sofort zur Stelle ist) oder der
Objektschutz sind Anwendungsgebiete dieser Technik. Die Wärmebildkamera Pulsar
stellt leistungsfähig die Spitze dar und das spiegelt sich im Preis wieder. Er
unterscheidet sich dabei nicht von dem Preis einer Zieloptik oder eines
Nachtfernglases der sogenannten Premiummarken.
In diesem Sinne
Gruß und Waidmannsheil
Euer Dreispross
Im folgenden
Video mit praktischen Beispielen erklärt mir Fabian Prüller von der Firma Jagdfux das Pulsar
Wärmebildgerät. Auf seiner Internetseite findet man weitere Informationen
https://goo.gl/rcmlmn
Technische
Daten:
Gerät
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Pulsar
Quantum XQ 50S
|
Pulsar
Quantum XQ 38S
|
Vergrößerung
|
4,1 fach Standard bis 16,4
digitaler Zoom, 50mm Objektiv
|
3,1 fach Standard bis 12,4 digitaler Zoom, 38mm Objektiv
|
Sehwinkel
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10,0°
|
9,8°
|
Dioptrieneinstellung
|
+5/-5
|
+5/-5
|
Röhren
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keine Röhre sondern Geranium Wärmekopf Sensor 50 Hz
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Bildschirm
Auflösung
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384×288 Resolution 640 x 480
Dpi / O-LED
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Lichtverstärkung
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50 Hz. über Geranium Wärmesensor bei absoluter
Dunkelheit 100%
|
Infrarotstrahler
|
nein
|
Reichweite
|
> 1800
Meter
|
> 1350 Meter
|
Erkennungsreichweite
|
>
800-1200 Meter
|
> 700-800 Meter
|
Gewicht
|
380 Gramm
|
Abmessungen
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22,0x 8,6 x 5,9 cm.
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Batterien
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4x AA Mignon Penlite oder AKKU
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Betriebsdauer
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2/3 Stunden
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