Längere Zeit habe ich auf Wildkameras komplett verzichtet. Bis ich einen briefmarkengroßen Pirschbezirk beim Staatsforst zwecks Bestückung der heimischen Tiefkühltruhe übernommen habe. Der Wildbestand dort war so schwach und so unstet, dass nur noch ein intensives Monitoring Abhilfe schaffen konnte. Um nicht alle naslang im Bestand umherstapfen zu müssen und das Wild dabei zu beunruhigen, habe ich einige Wildkameras angeschafft, darunter mehrere der Firma Spypoint. Folgende Modelle habe ich im Einsatz:

1) Cell-Link

2) Link-Micro LTE

3) Flex


Alle Modelle sind via App oder Web-Backend konfigurierbar.

Spypoint bietet vier Übertragungspläne an: 

a) Gratis: 100 Bilder/Monat/Kamera

b) Basic: 5€ für 250 Bilder/Monat/Kamera

c) Standard: 10€ für 1000 Bilder/Monat/Kamera

d) Premium: 15€ für unbegrenzt viele Bilder/Monat/Kamera


Die Preise verstehen sich bei monatlicher Zahlung. Kauft man einen Plan für ein Jahr reduzieren sie sich bei Basic um 20%, Standard um 30%, Premium um 33%

50 Full-HD-Fotos kosten 5€/Monat, 50 Full-HD-Videos ebenfalls 5€/Monat, das gilt aber nur für das Modell Flex, die anderen beiden Modelle übertragen/erzeugen keine Videos.

Zudem kann man dem "Insiders Club" für €79,99/Jahr beitreten. Das beinhaltet 250 Bilder/Monat, weiters 50 Full-HD-Fotos, eine AI-Bilderkennung und weitere mE wenig interessante Benefits wie 12 Monate Fotohistorie oder eine eigene Cloud für 500 Fotos. Zudem gibt es für die diversen Übertragungspläne einen 20%-Rabatt. Erwähnenswert: die Benefits des Insiders Clubs gelten für alle Kameras auf dem Account. 

Vorab muss ich dazu sagen: meine "Briefmarke" ist von den Mobilfunknetzen nur sehr schwach abgedeckt. T-Mobile(D1) und Vodafone (D2) sind schlicht nicht vorhanden, Telefonica/O2 (E) deckt halbwegs ab, gelegentlich schlägt das französische Netz aus dem Elsaß über die Grenze.


Hier nun meine Erfahrungen:

Bei diesem Modell handelt es sich nicht um eine eigenständige Funkkamera, sondern ein Funk-Modul, das an eine normale Wildkamera angeschlossen wird. Ein Adapter in Form einer verkabelten SD-Card stellt die Verbindung zwischen Kamera und Funkmodul her. Sprich: einfache Cams, die mit Micro-SD betrieben werden (zB Berger& Schröter Mini Full HD) können mit Cell-Link nicht ausgerüstet werden. Das Modul selbst wird mit einer Mirco-SD als Speicher (max 32GB) versehen. In meinem Fall laufen zwei Cell-Link-Module mit einfachsten Ceyomur-Cams für €70.- das Stück. 

Die vorhandene Antenne ist für mein Revier zu schwach. Spypoint bietet für €130.- eine verstärkte Antenne mit langem Kabel zur Baummontage an. Allerdings sind vergleichbare Antennen im Fachhandel oder über die bekannten Web-Kaufhäuser für einen Bruchteil des Preises erhältlich.

Die Bildübertragung klappt tadellos, die Bildqualität ist allerdings aus Gründen der Datenlast schwach. Full-HD-Bilder kann man zwar anfordern, bekommt sie aber aus nicht weiter erklärbaren Gründen nicht immer - sie werden aber dennoch vom Guthaben abgezogen. Allerdings kann man das aufgenommene Bildmaterial jederzeit von der Speicher-Micro-SD auslesen. Die Bildqualität ist letztlich im Wesentlichen von der Qualität der verwendeten Kamera abhängig.

Full-HD-Foto

Standard-Qualität

Ich betreibe die Cell-Link-Module mit normalen AA-Batterien, die ca. 2-3 Monate problemlos vorhalten, bei durchschnittlich 150 Fotos/Monat.


Abmessungen/Gewicht: 7x7x8 cm, 400 g betriebsbereit


MOBILFUNK

Übertragungsstandard: LTE
SIM-Karte: Voraktiviert enthalten
Fotoübertragung: Ja
CELL-LINK konfigurierbar?: Ja, via SPYPOINT-App


SPEICHER/STROMVERSORGUNG

Speicherkarte: Micro-SD-Karte (nicht enthalten) bis zu 32 GB
Stromversorgung: 8x AA(R6)-Batterien (nicht enthalten)
Optionale Stromversorgung: LIT-10 Akku-Pack (nicht enthalten)
Externe Stromversorgung: 12V-Anschluss


Die Link-Micro ist eine kleine, eigenständige Funkkamera - nach Angabe des Herstellers die kleinste derzeit auf dem Markt verfügbare. Sie hat eine Auflösung von 10 Megapixel, 4 Infrarot-LED geben eine Blitzreichweite von 24m (Herstellerangabe) ab. Auslösegeschwindigkeit wird mit 0,5sec angegeben. Die Cam benötigt einen Micro-SD-Speicherchip zu max. 32Gb.
Videos sind nicht möglich, dafür Mehrfachaufnahmen mit bis zu 2 Bildern. Auch hier wird nur ein datenreduziertes Bild übertragen, ein HD-Foto kann angefordert werden, kommt aber wie beim Cell-Link-Modul nicht immer. Die Bilder sind aber auch bei der Link-Micro auf dem Speicherchip vorhanden. 

Full-HD-Foto

Standard-Qualität

Ich betreibe meine Link-Micro-Cams mit handelsüblichen AA-Batterien. Sie halten bei durchschnittlich 200 Bildern pro Monat 4-6 Wochen. 


Abmessungen/Gewicht: 7,9/5,6/11,2 cm  408 g betriebsbereit


MOBILFUNK

Übertragungsstandard: LTE
SIM-Karte: Voraktiviert enthalten
Fotoübertragung: Ja
Kamera konfigurierbar?: Ja, via SPYPOINT-App


FOTO

Kontinuierlicher Modus: Ja
Mehrfachaufnahme: Bis zu 2 Bilder pro Erfassung
Stempel auf Bildern: Datum, Uhrzeit, Mondphase, Temperatur (°C/°F)
Art des Fotos: Farbe bei Tag, Infrarot bei Nacht


SPEICHER/STROMVERSORGUNG

Stromversorgung:  8x AA(R6)-Batterien (nicht enthalten)
Optionale Stromversorgung: LIT-10 Akku-Pack (nicht enthalten)
Externe Stromversorgung: 12V-Anschluss


SONSTIGES

Gewinde: Standard 1/4-Zoll Stativ-Gewinde


FLEX (€200-250.-)

Die Flex ist derzeit das Flaggschiff von Spypoint und kommt in einem etwas futuristischen  Design daher. Die Kamera beherrscht als einzige des Herstellers Videoaufnahmen (1080p mit Ton) und soll in späteren Versionen angeblich mit einem GPS-Modul versehen werden. Sie wird u.a. damit beworben, dass sie eine anpassbare Auslösegeschwindigkeit habe, was sie nicht hat. Die Auslösegeschwindigkeit ist mit 0,3sec fixiert. 4 Infrarot-LEDs sorgen für eine Blitzreichweite bis zu 30m. Wie bei den anderen Modellen überträgt auch die Flex Standard-Auflösung, HD kann angefordert werden, ist aber ebenso fehlerbehaftet. Die Antenne der Flex ist deutlich stärker als die der beiden anderen Modelle.

Full-HD-Foto

Standardauflösung

Auch diese Kamera betreibe ich mit handelsüblichen AA-Batterien. Sie halten zT. max 4 Wochen, da die Flex zu Fehlaufnahmen neigt: bereits wandernde Baumschatten können für Auslösungen sorgen, selbst bei Einstellung des Sensors auf niedrigste Sensibilität. So entstehen Fotoserien mit auch mal bis zu 60 Aufnahmen ohne wesentliche Inhalte. 


Technische Daten Flex:

Abmessungen/Gewicht: 10,66x 7,87x13,05 cm, 485 g betriebsbereit


MOBILFUNK

Übertragungsstandard: LTE

SIM-Karte: Voraktiviert enthalten

Fotoübertragung: Ja

Kamera konfigurierbar?: Ja, via SPYPOINT-App


FOTO

Kontinuierlicher Modus: Ja

Mehrfachaufnahme: Bis zu 3 Bilder pro Erfassung

Stempel auf Bildern: Datum, Uhrzeit, Mondphase, Temperatur (°C/°F)

Art des Fotos: Farbe bei Tag, Infrarot bei Nacht


VIDEO

Video-Auflösung: FULL-HD (1080p)

Tonaufnahme: Ja

Hybrid-Modus (Foto zuerst): Ja


SPEICHER/STROMVERSORGUNG

Speicherkarte: Erfordert eine SD-Karte (nicht enthalten) bis zu 512 GB

Stromversorgung: 8x AA(R6)-Batterien (nicht enthalten)

Stromversorgung (Optional): LIT-22 Akku (nicht enthalten)


Software/Bedienung/App

Alle drei Modelle sind über ein Web-Backend resp. eine App (Android, Apple) bedienbar.

 

Cell-Link

Bei Cell-Link sind logischerweise lediglich die Bildübertragungsfrequenz und ggf. die tägliche Übertragungszeit einstellbar. Bilder lassen sich entweder nach jeder Auslösung übertragen, oder 1,2,6,12x pro Tag.


Link-Micro

Bei Link-Micro sind darüber hinaus einstellbar:

Festgelegte Aufnahmezeit pro Tag

Aufnahmeverzögerung: Instant, 10sec, 1,3,5,10,15,30min
Mehrfachaufnahme: max 2
Sensorempfindlichkeit: niedrig/mittel/hoch
Auslösegeschwindigkeit: Schnell/Optimiert
Auflösung: Mittel/hoch 

Flex

Flex lässt folgende Einstellungen zu:
Aufnahmeart: Foto/Video/Zeitraffer/Zeitraffer+
Aufnahmeverzögerung: Instant, 10,20,30,40,50sec, 1,3,5,10,15,20,30,60min
Mehrfachaufnahme: max 3
Sensorempfindlichkeit: niedrig/mittel/hoch
Auflösung: Standard/hoch


Keines der Modelle bietet Einstellmöglichkeiten am Gerät selbst an, sämtliche Einstellungen erfolgen über das Backend. Datum und Zeit werden automatisch via Mobilfunknetz eingestellt. 
Firmware-Updates erfolgen bei:
Cell-Link: Dowload und Transfer via Micro-SD
Link-Micro: ebenso
Flex: Übertragung via Mobilfunk, Download/Transfer via Micro SD


Positives/Negatives

Über Spypoint generell:

+ guter Support mit zuverlässiger Rückruflösung, Club-Member erhalten deutschsprachigen, leicht erreichbaren und kompetenten Support übers Telefon
+ Transparentes Preisschema
+ Gute, intuitiv bedienbare App resp. Web-Backend
+ Einbindung in Revierwelt-System problemlos und einfach

- Bedienungsanleitungen mit Ausnahme Flex dürftig
- Unterschied Standardübertragung/Full-HD minimal
- HD-Anforderung von Videos resp. Fotos unzuverlässig und kostenverursachend. Allerdings hat mit der Support bei Hinweis auf das Problem für drei Kameras einen dreimonatigen Premiumplan gratis verschafft.


+ günstige Lösung, um vorhandene Cams funktauglich zu machen
+ geringer Stromverbrauch

- schwache Antenne


+ kleine, unauffällige Cam
+ gute Blitzleistung/Ausleuchtung
+ gutes Preisleistungs-Verhältnis
+ arbeitet zuverlässig

- keine Videofunktion
- rel. hoher Stromverbrauch
- schwache Antenne


Flex:

+ gute Bildqualität
+ sehr gute Blitzleistung/Ausleuchtung
+ Videofunktion/Tonaufnahme
+ relativ gute Antennenleistung

- neigt zu Fehlauslösungen
- neigt zu Aufhängern bei Firmware-Updates, wenn Netz schwach
- hoher Stromverbrauch


Fazit:

Die drei Spypoint-Systeme stellen insgesamt eine kostengünstige Lösung für Funkkameras dar. Die Bildqualität ist ausreichend bis gut, Cell-Link und Link-Micro arbeiten absolut zuverlässig. Flex neigt wie erwähnt zu Fehlern, das lässt sich aber durch entsprechende Einstellung der Auslösungs-Intervalle zumindest etwas abfedern. 
Also Manko empfinde ich die Antennenleistung, die mit anderen Systemen, die ich habe (Seissiger Special, ICUcam4) nicht mithalten kann. Dass Cell-Link und Link-Micro in Punkten Sendeleistung, Stromverbrauch, Bildqualität nicht mit diesen vergleichbar sind, liegt auf der Hand.
Von Flex hätte ich mir mehr erwartet. Das System will bei den "Großen" mitspielen, liegt preislich gleichauf mit der ICUcam4  und kommt am oberen Rand der Preisspanne in den Bereich der Seissiger, bleibt aber in Punkten Sendeleistung, Stromverbrauch, Bildqualität und Zuverlässigkeit deutlich dahinter zurück. 

Disclaimer:

Ich habe keinerlei geschäftliche Verbindung mit den in diesem Beitrag erwähnten Herstellern und beziehe keinerlei finanzielle oder sachliche Zuwendungen für diesen oder andere Artikel darüber.