Vorbemerkungen

Die nachfolgenden Ausführungen spiegeln meine persönlichen Eindrücke und Erfahrungswerte wider. Darüber hinaus sind sämtliche Angaben zu Produkten weder gesponsert, noch Werbung. Geschäftliche Beziehungen bestehen in diesem Kontext nicht.

Hintergrund

Das Ein- oder Kontrollschießen im Revier ist inzwischen, nach den aktuellen gesetzlichen Bestimmungen und unter Beachtung der örtlichen Gegebenheiten (Sicherheit!), in den meisten Revieren möglich. Mit der allgemeinen Zunahme von Nachtsicht- und Wärmebild-Vorsatzgeräten nahm zudem sowohl bei mir als auch im (Jäger)Freundeskreis der Bedarf an entsprechenden Kontrollschüssen zu. Das Fahren unzähliger Kilometer zum Schießstand, lediglich um eine Schussgruppe abzugeben, widerstrebte mir aber zunehmend ökologisch sowie mit Blick auf die ohnehin wenig vorhandene Freizeit. Ein sonst von mir häufig aufgesuchter Schießstand ist beispielsweise knapp 80km und eine Stunde Fahrtzeit entfernt. Darüber hinaus waren in der Corona-Pandemie in den letzten zwei Jahren die Schießstände immer wieder über Wochen und Monate geschlossen, sodass ich nach einem Bericht von „All4Shooters.com“ über Zielkamerasysteme von Bullseye auch entsprechend autonomer im eigenen Revier Ein- und Kontrollschießen wollte. Für knapp 300€ (inkl. Steuern und Versand aus den USA) wurde sodann die SME Bullseye „Sight in Edition“-Kamera gekauft.

Anmerkung: Das klassische Einschießen und Übungsschießen sollte mit dem Kauf und der Nutzung der Kamera nicht ersetzt werden. Hierfür ist und bleibt natürlich ein Schießstand unabdingbar.

Lieferumfang und technische Details

Die SME Bullseye „Sight in Edition“-Kamera ist eine Zielkamera, die es ermöglicht auf bis zu 274m (Herstellerangabe!) Trefferbilder in einer App per WLAN-Verbindung auf das eigene Smartphone oder Tablet visuell zu projizieren (App: „Bullseye Target Target Manger“ für iOS und Android). Grundsätzlich ist das System mit einer elektronischen Trefferaufnahme vergleichbar, wie sie auf dem ein oder anderen Schießstand bereits vorhanden ist. Der letzte Treffer wird hierbei auch immer blinkend angezeigt, sog. Track-Shot-Platzierung“.

SME Bullseye Sight in Edition“-Kamera

Die Kamera misst ungefähr 40x15cm (Länge x Breite) und wird mit einer Codura-Tragetasche ausgeliefert.

Tragetasche für die Kamera

Die Kamera selbst muss nicht zusammengebaut werden, sondern ist sofort „einsatzbereit“. Über einen 15V-Anschluss an der Seite kann der interne Akku geladen als auch die Kamera ein- und ausgeschaltet werden. Eine Akku-Ladung hält nach Herstellerangaben bis zu zwölf Stunden und bietet damit ausreichend Puffer für mehrmaliges Ein- oder Kontrollschießen im Revier.

15V Ladeanschluss und On/Off-Schalter an der Seite der Kamera

Darüber hinaus verfügt die Kamera über einen „Night Mode“, der an der Unterseite des Gerätes angeschaltet werden kann.

Auto Night Mode an der Unterseite der Kamera

Hier sollte allerdings nicht zu viel erwartet werden. Es ist lediglich eine kleine Zielbeleuchtung (Taschenlampe), die es ermöglicht, auch bei Dunkelheit die Zielscheibe anzustrahlen und damit die Trefferbilder in der App deutlich darzustellen.

Damit die Übertragung des Kamerabildes an das eigene Smartphone oder Tablet funktioniert, wird der integrierte Wi-Fi-Transmitter ausgeklappt und eine entsprechende Verbindung mit dem eigenen Smartphone oder Tablet über WLAN hergestellt.

Integrierter Wi-Fi-Transmitter an der Kamera

Der Hersteller verspricht bei guten Wetterbedingungen 274m Reichweite. Bis 200m war es bei meinem Test kein Problem, eine Verbindung aufzubauen und zu halten. Nach der Herstellung der Wi-Fi-Verbindung muss lediglich die App „Bullseye Target Target Manger“ gestartet werden.

App „Bullseye Target Target Manger“

Die Bedienung der App ist einfach und selberklärend. Über die Funktion „Sight in Scope“ kann das Ein- und Kontrollschießen durchgeführt werden. Daneben sind noch diverse andere Funktionen vorhanden, wie beispielsweise eine Fotogalerie für abgespeicherte Bilder oder ein Two-Player-Modus, damit abwechselnd geschossen werden kann. Letzteres habe ich allerdings nicht näher getestet.

Erfahrungen im Revier

Die Kamera wird grundsätzlich in 1-2m vor der Zielscheibe aufgestellt und auf diese ausgerichtet. Durch zwei ausklappbare Standfüße und der Möglichkeit, den Kamerakopf in jede Richtung zu drehen, ist dies schnell und einfach erledigt. Ein Live-Bild in der App hilft zudem bei der Einrichtung. Die Kamera selbst muss hierbei nicht rechtwinklig vor der Zielscheibe stehen, da die App das Bild entzerrt und sodann rechtwinklig anzeigt. Wer Wert darauf legt auch die genauen Abstände für Streukreise angezeigt zu bekommen, kann zudem bei der Ausrichtung die jeweiligen Maßeinheiten mit angeben. Wenn die Kamera ausgerichtet ist, kann es im „Shooting Modus“ losgehen. Nach jedem getätigten Schuss kann der letzte Schuss durch „Show Shot“ angezeigt werden. Der letzte Treffer wird hierbei immer blinkend dargestellt. Technisch gesehen werden hier nur die letzten beiden Screenshots übereinandergelegt und in einer Endlosschleife abgespielt. So lässt sich aber immer der letzte Schuss gut erkennen. Simpel und einfach gelöst!

Kontrollschiessen auf 100m

Aufgestellte Zielscheiben im Revier
Platzierung der Kamera vor den Zielscheiben

Darstellung der Zielscheiben in der App (unbeschossen)

Darstellung der Zielscheiben in der App (beschossen)

Ich benutze die SME Bullseye „Sight in Edition“-Kamera jetzt knapp zwei Jahre und bin sehr zufrieden. Der Zweck, für den ich die Kamera angeschafft habe, wird uneingeschränkt erfüllt. Der Vorteil einer solchen Zielkamera liegt resümierend vor allem darin, mit der Büchse stets im Anschlag zu bleiben, während die Trefferpunktlage des letzten Schusses auf dem Smartphone oder Tablet direkt angezeigt wird (lässt sich aus dem Augenwinkel erkennen), sodass etwaige Korrekturen auch direkt vorgenommen werden können, ohne dass man seine Schießposition aufgibt. Dies ist meines Erachtens gerade im eigenen Revier wichtig, da hier in der Regel keine Schießstandbedingungen vorhanden sind, sodass selbst bei alternativer Nutzung eines klassischen Spektivs immer Positionsabweichungen möglich sind.

Die Nachteile der Kamera liegen aus meiner Sicht im relativ hohen Anschaffungspreis, der sich mit Blick auf sonst anfallende Schießstandkosten (einschließlich Anreisekosten) nur amortisiert, wenn sich mehrere Jäger im Revier das Kamerasystem „teilen“. Darüber hinaus besteht grundsätzlich bei App basierten Lösungen die Gefahr, dass die Nutzung dieser eines Tages endet, wenn der Software-Support eingestellt wird oder aber das eigene Betriebssystem des Smartphones oder Tablets nicht mehr mit dem der App selbst funktioniert. Als Tipp: Hier bietet es sich an, die App auf ein älteres (ausrangiertes) Smartphone oder Tablet zu installieren und dieses dann ausschließlich hierfür zu nutzen.

Gegen Ende sei noch angemerkt: Man muss beim Schießen natürlich darauf achten, die Kamera selbst nicht zu treffen. Gerade wenn die Kamera zu nah an der Zielscheibe platziert wird und auf weite Distanzen geschossen wird, kann es beim Verreißen im Schuss auch einmal schnell „böse“ ausgehen ... In meinem Fall auf 200m zum Glück nur mit einer .17 HMR passiert und – wie durch ein Wunder – lediglich so getroffen, dass das Innenleben nicht beschädigt wurde (Hohlraum) und die Kamera noch immer tadellos funktioniert. In diesem Sinne: Aufpassen!

Einschuss in der Kamera