RWS Short Rifle nennt der Hersteller seine neu entwickelte Munitions-Linie. Sie soll besonders auf die Bedürfnisse von Waffen mit kurzen Läufen zugeschnitten sein. Dafür wurde die Munition mit einem Pulver geladen, das auch in einem kurzen Lauf, also mit einer Länge von 42 bis 55 Zentimetern, seinen Brennschluss erreicht.

Geschwindigkeiten über 800 Meter pro Sekunde (m/s) sollen aus solchen Läufen erreicht werden. Tatsächlich erreichte die von mir getestete HIT Short Rifle aus meiner R8 mit einem 52-Zentimeter-Lauf in .308 win. eine Anfangsgeschwindigkeit (V0) von 870 m/s. Das soll das Ansprechen des Geschosses auch auf weitere Entfernungen garantieren. Angegeben wird eine zuverlässige Wirkung auf bis zu 210 Meter. Seine günstigste Einschussentfernung (GEE)erreicht die Patrone auf 180 Meter. Im genannten Kaliber besitzt das zu 100 Prozent bleifreie Geschoss ein Gewicht von 9,7 Gramm. Wie bei den meisten Geschossen mit einem Nickelmantel brauchte der Lauf etwa zehn bis 15 Schuss, bis ein Streukreis von zwei Zentimetern erreicht wurde. Der Rückstoß war angenehm gering, ein Mündungsfeuer nicht festzustellen. Auch die Evo Green ist als Short Rifle erhältlich. Sie flog identisch zur HIT.


REALBEDINGUNGEN

Vom Schießstand ging es zur Jagd. Von Juni 2020 bis März 2021 wurden zwei Stück Damwild, 36 Rehe, davon 13 Böcke, neun Ricken, elf Kitze und drei Schmalrehe erlegt. Zusätzlich 44 Sauen, davon drei Bachen, zwei Keiler, 28 Frischlinge und elf Überläufer. Das schwächste Stück war ein sechs Kilogramm schweres Kitz und das stärkste Stück eine 92 Kilogramm schwere Sau. Bei jedem Stück war direkt am Anschuss Schweiß und Schnitthaar zu finden. Da das HIT-Geschoss ein Deformationsgeschoss ist, erzeugte es auch einen verlässlichen Ausschuss. Sowohl bei der Pirsch und auf dem Ansitz, als auch auf der Drückjagd habe ich die Munition genutzt.


FLUGSTABIL

Die längste Fluchtstrecke beim Rehwild betrug 20 Meter. Das Kitz wurde auf einer Drückjagd beschossen. Der Treffer saß vorne am Blatt. Die Sau mit der längsten Fluchtstrecke von etwa 40 Metern war eine altkranke Überläuferbache, die schräg von hinten beschossen wurde. 92 Prozent aller Stücke lagen im Feuer. Die Wirkung war hervorragend! Tatsächlich lagen auch Stücke im Feuer, die keinen perfekten Treffer hatten. Die HIT ist sehr flugstabil und lässt sich durch einen Grashalm nicht ablenken. Der weiteste Schuss auf ein Stück Wild war auf einen Überläuferkeiler von 70 Kilogramm, den ich auf 170 Meter erlegte. Seine Fluchtstrecke betrug zirka 25 Meter. Der Schuss saß auf dem Blatt.


WILDBRETENTWERTUNG

Allerdings war die Wildbretentwertung nicht ohne. Besonders beim Damwild ist dies aufgefallen. Ein Knieper mit einem Treffer hinter dem Blatt hatte blutunterlaufendes Gewebe bis zur letzten Rippe und hoch bis zum Rücken. Auch beim Rehwild mussten bei Blatttreffern die Blätter entsorgt werden.

PRÄZISION

Die Präzision wurde nach 120 Schuss schlechter: drei bis fünf Zentimeter Streukreis waren es nun. Deswegen stand eine intensive Reinigung an. Da eine chemische Reinigung Nickel nicht aus dem Lauf entfernt, muss dieser mechanisch beseitigt werden. Das ist mit einer Bürste möglich, oder mit Geschossen mit einem Kupfermantel. Dabei ist zu bedenken, dass es sinnvoll ist, fünf bis zehn Schuss mit den Kupfer-Tombak-Geschossen zu machen. Danach kann eine chemische Reinigung erfolgen.

Tipp: Nach der ganzen Reinigung sollte auf dem Schießstand die Präzision der Munition überprüft werden.