Das neue Pulsar Krypton XG 50 Wärmebildvorsatzgerät für rund 4.100€ Straßenpreis wurde mir von Bremer bzw. Pulsar zu Testzwecken zur Verfügung gestellt.


Unser Eindruck

Das Gerät von Pulsar ist schön kompakt und hat eine tolle Bildqualität (siehe Video). Kein Wunder bei einem 50er Objektivdurchmesser, 640x480 Pixel VOx Sensor, 12er Pitch und 1746x1000 Pixel AMOLED Bildschirm. Erkennung von Wärmequellen soll bis 2000m möglich sein. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass auf Entfernungen von deutlich über 1,5 Km bei guter Witterung (wenig Luftfeuchtigkeit) Rinder zu erkennen (!!!) waren. Allerdings ist das Pulsar Krypton XG 50 ähnlich wie das FN455 vom selben Hersteller recht schwer.

Das liegt zum großen Teil am Akku, der eine wirklich beeindruckende Laufzeit ermöglicht. 6-8 Stunden Dauerbetrieb waren in der Praxis kein Problem. Die Akkus sind übrigens die selben die auch bei der Helionreihe oder dem Accolade verwendet werden. Praktisch!

Der Pirschjäger der den Sauen stundenlang im Weizen nachstellt, wird von dem Gewicht abgeschreckt sein, das tatsächlich auch eine feste Montage der Optik auf der Waffe verlangt. Andererseits wird das Gewicht den Ansitzjäger nicht vor große Probleme stellen. Als Gegenleistung erhält er ein Wärmebildvorsatzgerät, das den ganzen Ansitz lang durchhält und wirklich den Namen Dual-User verdient. Dank des beiliegenden Monokulars mit fester, 5-facher Vergrößerung habe ich das Gerät nämlich lange Zeit als Beobachtungsgerät genutzt. Man vermisst zwar die Möglichkeit zu zoomen die man von normalen Beobachtungsgeräten gewohnt ist, aber dafür schleppt man auch nur ein Gerät mit sich herum.

Die Montage des Monokulars geht sehr einfach, und ist auch bei montiertem Adapter möglich. Der Adapter unterscheidet sich von dem des FN. Einerseits ist das schade, weil man so wieder einen neuen Adapter braucht, andererseits ist der neue Adapter viel einfacher zu justieren und macht einen stabileren Eindruck.

Die Bildqualität des Krypton XG 50 hat in der Praxis überzeugt. Selbst Hindernisse wie Gras, Büsche oder Zäune vor einer Wärmequelle waren sehr gut zu erkennen. Das vermindert das Risiko vor Fehlschüssen. Allerdings nimmt die Erkennbarkeit deutlich ab je weiter sich das Hindernis von der Wärmequelle entfernt befindet. Also Obacht vor dem Abrücken.

Ein Wort noch zur Robustheit des Gerätes: Nachdem uns das Vorsatzgerät plus Montage heruntergefallen ist, weil der Adapter nicht ganz festgezogen war, können wir sagen, dass das Krypton ordentlich was einstecken kann – kein Kratzer und tadellose Funktion. Das robuste Gehäuse aus einer Magnesiumlegierung erfüllt seinen Zweck.

Bei einem Dual-Use Gerät ist natürlich sehr wichtig wie gut es mit der Waffe schießt. Vom FN war ich gewohnt das Vorsatzgerät aufzustecken und zu treffen. Das funktionierte bei meinem Gerät problemlos auf zwei verschiedenen Repetieren unterschiedlicher Kaliber mit verschiedenen Gläsern. Allerdings weiß ich von anderen Geräten die justiert werden mussten.


Einschießen

Anfangs war bei dem neuen Vorsatzgerät nicht klar wie es eingeschossen werden konnte, und das war leider notwendig. Allerdings stellte sich nach einem kurzen Gespräch mit der sehr freundlichen Forschung und Entwicklungsabteilung von Pulsar schnell heraus, dass das Einschießen des Krypton XG 50 sehr einfach funktioniert. Menütaste drücken bis das Hauptmenü erscheint, dann erneut die Menütaste für ca. 6 Sekunden drücken, und es erscheint der Display Calibration Monitor. Dort kann man die x- und y-Achse des Bildes verschieben so dass die Position des Fadenkreuzes auf dem Bildschirm mit der Treffpunktlage übereinstimmt. Ganz einfach!

Ein „Klick“ entspricht in etwa 16-20mm auf 100m. Unser Schuss saß zu tief und zu weit links. Korrektur von x=+4 und y=+2, und es hat gepasst.


Präzision

Die mit dem Gerät erzielbaren Schußgruppen sind beeindruckend, und stehen denen die man ohne Vorsatzgerät mit der jeweiligen Waffen/Munitionskombination erzielbaren kaum nach. Wir haben das mit zwei Waffen unterschiedlicher Kaliber getestet. Dabei haben wir, nachdem wir das Pulsar Krypton XG 50 einmal justiert hatten, erst mit der Steel Action geschossen. Danach das Glas auf die Ruger gesetzt, eingeschossen und das Pulsar Krypton aufgesetzt und die Gruppe geschossen. Keine Nachjustierung am Gerät.

Steel Action in 6,5mm Creedmoor
Ruger American Ranch in .450 Bushmaster

Das Ergebnis zeigt, dass wenn das Krypton XG 50 einmal justiert ist, selbst ein Wechsel von Waffe zu Waffe jagdpraktisch taugliche Treffer erlaubt und der berühmte "Bierdeckel" gehalten wird. Natürlich ist es wichtig hier nochmal zu betonen, dass Vorsatzgeräte (egal ob Restlichtverstärkung oder Wärmebild) waidgerechtes Jagen voraussetzen – also KEINE KUNSTSCHÜSSE auf Haupt, Träger oder Teller, sondern AUSSCHLIESSLICH Schüsse auf verhoffendes, breitstehendes Wild auf die Kammer.


Fazit

Alles in allem ist das Pulsar Krypton XG 50 ein gelungenes Vorsatzgerät mit top Bildqualität, aber der Schwäche eines hohen Gewichtes. Es gilt hier wie immer: Jeder sollte sich darüber klar sein, was er wirklich möchte. Die „eierlegende Wollmilchsau“ gibt es auch bei Wärmebildvorsatzgeräten nicht.

Wenn ihr euch einen besseren Eindruck davon machen wollt, geht am besten zum Fachhändler eures Vertrauens. Bis dahin, schaut euch gerne unser ausführliche Testvideo an: 

Horrido!

Euer Grimbart