Praxistest Infiray CH50 V1 Wärmebildvorsatzgerät

Wärmebildkamera Huber
11 Min. Lesezeit
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Wärmebildvorsatzgerät

InfiRay CH50 V1

Testautor: Andreas Schurz

Das CH50-V1 Wärmebild-Vorsatzgerät ist das aktuelle Spitzengerät der Firma InfiRay. Der Hersteller hat hier einen 640 x 512 Pixel grossen Sensor bei einem feinen 12 μm-Pitch verbaut und verspricht sich bei einer Bildschirmgrösse von 1024 x 768 Pixel eine höhere Reichweite und ein schärferes Bild.



Da ich selbst Besitzer eines CL42-2020 aus gleichem Hause bin, konnte ich die beiden Geräte am Schiessstand und im Jagdeinsatz eins zu eins miteinander vergleichen. 



Links: InfiRay CL42, rechts das CH50 V1

Am Schiessstand interessierte mich in erster Linie, ob das CH50-V1 mit der gleichen oder eventuell sogar einer besseren Wiederholgenauigkeit als das Vorgängermodell am Stand punkten kann.


Der Versuchsaufbau

Hierzu wiederholte ich meinen Testvorgang am Schiessstand so ähnlich, wie ich ihn bereits mit dem CL42 durchgeführt hatte.

Mittlerweile gibt es – speziell zum Einschiessen von Wärme-Vorsatzgeräten sich selbst erwärmende runde Wärmepads mit ca. 50 mm Durchmesser, somit musste ich nicht wie beim letzten Mal mit Handwärmern improvisieren.

Auf der 100-Meter-Bahn beklebte ich ganz einfach eine Scheibe mittig mit einem Wärmepad und hatte dadurch ohne viel Aufwand eine ideale Wärmesignatur und somit einen Haltepunkt auf der Zielscheibe.

Um möglichst präzise arbeiten zu können, wurde die mit einem 22 mm dicken Matchlauf ausgestattete, sehr schwere Waffe vorne auf einem Harris-Zweibein und hinten in einem mit Quarzsand gefüllten Leder-Ohrensack in Position gebracht.



Das Waffensetting

Als Testwaffe kam meine Mauser-Büchse mit dem Kaliber 6,5 x 55SE Kaliber zum Einsatz, welche mit Matchmunition einen Streukreis von <15 mm/100 m abliefert. Montiert wurde das Vorsatzgerät mit einem passenden Rusan Q-R-Adapter an einem DDOPTICS 2,5-15 x 50-Zielfernrohr.



Der Schiesstest

Nachdem ich das WBG waagerecht ausgerichtet hatte, markierte ich mit einem zu einem Dreieck zurechtgeschnittenen Schusspflaster die Position auf dem Zielfernrohr, um bei jedem erneuten Aufsetzen des Vorsatzgerätes die gleiche Ausrichtung zu finden.

Mithilfe des Okularrings wurde die Schärfe des Zielfernrohrs so eingestellt, dass das Menu im Gerät sauber und deutlich zu lesen war.

Im nächsten Schritt stellte ich das Wärmebildgerät auf dem Ziel scharf. Dazu wird nicht wie bei vielen Mitbewerbern an einem Objektivring gedreht, sondern es befindet sich ein angenehm stramm zu bedienender Drehknopf auf der Oberseite des nur 420 Gramm leichten Geräts.


Die Wiederholgenauigkeit des Rusan-Adapters

Mit einer am Zielfernrohr eingestellten fünffachen Vergrösserung gab ich drei Schussserien mit je drei Schuss ab. Nach jeder Serie entfernte ich das Gerät mit dem Rusan Q-R-Adapter vom ZF, steckte es wieder auf und richtet es erneut winkelgenau nach der Markierung aus. Nach den drei Schussserien hatte ich nun 9 Schuss mit einem Streukreis von nur 4 cm auf der Scheibe.

Mit der Wiederholgenauigkeit des Rusan konnte man also, wenn man selbiges sauber und positionsgenau wieder aufsetzte, meiner Meinung nach gut leben.

Die Wiederholgenauigkeit der Kollimator-Linse

Da mich die Wiederholgenauigkeit der Kollimator-Linse interessierte, die beim CL42 von 2020 zu Trefferabweichungen führte, wiederholte ich den Test in ähnlicher Weise. Doch dieses Mal schraubte ich das WBG von der Kollimator-Linse ab, beliess diese aber unverändert mit dem Rusan-Adapter am ZF. Nach weiteren 3 x 3 Schuss hatte ich jetzt einen Streukreis von ca. 6 cm auf der Scheibe. Eine Verlagerung der Gruppe konnte ich nicht feststellen.

Offensichtlich zentriert sich die Kollimator-Linse beim Zusammenschrauben sauber und wiederholgenau mit dem Vorsatzgerät.


Wiederholgenauigkeit des Rusan Q-R-Adapters beim Lösen vom Kollimator

Man macht es zwar nicht, aber es interessierte mich nun doch: was passiert, wenn man den Rusan Q-R-Adapter von der Kollimator-Linse trennt? Dazu löste ich die Kontermutter am Adapter und verdrehte das WBG nach links und rechts, richtete es waagerecht aus und zog die Kontermutter erneut an.

Im anschliessenden Schusstest erkannte man jedoch, dass keine Zentrierung oder Ausrichtung im Gewinde stattfindet und die Trefferlage verschob sich unkontrollierbar um 4-5 cm – was bei fünf Schüssen einen Streukreis von ca. 10 cm ergab.


Fazit Schiessstand

Dass der technisch mögliche Streukreis der Testwaffe mit 15 mm/100 m bei diesem Test nicht abgebildet werden kann, erklärt sich mit dem Umstand, dass beim Zielen durch ein WB-Gerät mit einer deutlich geringeren ZF-Vergrösserung auf ein „undeutlicheres“ Zielbild geschossen wird, als dies bei gut ausgeleuchteten Zielscheiben bei hoher Vergrösserung der Fall wäre.

Die Wiederholgenauigkeit des Geräts liegt sowohl beim Entfernen der Kollimator-Linse als auch des Rusan Q-R-Adapters am ZF mit 6 cm Streukreisen auf 100 m in guter jagdlicher Präzision. Das unübliche Entfernen des Adapters vom Gerät hat eine grössere Abweichung zur Folge und sollte ohne erneutes Kontrollschiessen unterlassen werden.


Gerätedetails in der Jagdpraxis

Optische Leistung: Das CH50-V1 legt im Vergleich zum CL42 durch seinen grösseren Sensor mit der feineren Auflösung überall ein paar Prozent zu. Durch den feineren Pitch von 12 μm sind die Konturen am anzusprechenden Wild besser zu erkennen. Die effektive Reichweite ist dadurch etwas höher.

Die Bildhelligkeit lässt sich im Menü weiter herunterdimmen, als dies beim Vorgängermodell der Fall war und hilft damit, die Augen weniger zu blenden.

Als grobe Einschätzung kann man sagen, dass man sich ab 100 m beim Unterscheiden von Fuchs/Katze oder Dachs/Waschbär etwas schwer tut (Erkennung bis ca. 400 m) und man wiederkäuendes Schalenwild bis auf 400 m als solches ansprechen kann. Ob Reh, Damwild oder Rotwild, lässt sich hier jedoch nur knapp erahnen (Erkennung bis ca. 800 m), Schwarzwild kann man als solches ebenfalls bis 400 m ansprechen (Erkennung ebenfalls etwa 800 m).


Bedienbarkeit

• Knöpfe fühlbar, aber wie bei den meisten WBG nur wenig erhaben, mit     kalten Fingern deshalb etwas schwierig zu finden; leise, sauberer   Druckpunkt

• Drehknopf zur Okulareinstellung günstig platziert und nicht zu   leichtgängig

• Gerätestart/-stopp dauert ca. 5 sec. (Standby: 1 sec.)

• Keine Status-LED aussen: unklar, ob das Gerät eingeschaltet oder im   Standby ist

• Bild noch ein wenig besser als beim CL42, geringfügig höhere Reichweite

• Bedienungsmenü simpel!

• Batterieanzeige bei 2,5-facher ZF-Vergrösserung leider nicht erkennbar

• Wiederholgenau auch nach Entfernen und Wiederaufsetzen der   Kollimator-Linse

• Akku-Betriebszeit ca. 3 Std., Betrieb mit Powerbank oder Akkuwechsel   möglich

• Objektivabdeckung lässt sich lautlos öffnen und verstellen

• Bildschirm augenschonend dimmbar

• Bildauflösung ist so deutlich, dass man auf 25 m die Litze eines   Elektrozauns, auf 50 m fingerdicke Äste sehen und somit auch   Geweih/Gehörn erkennen sowie zum Teil ansprechen kann


Mein Resümee

Das CH50-V1 hat sich als präzises, zuverlässiges Gerät auf dem Schiessstand und im Jagdeinsatz bei mir bewiesen. Bei Leistung, Bilddetail, Handhabung und Wiederholgenauigkeit schneidet es im Vergleich zum CL-42 nochmals besser ab.

Durch die wiederholgenaue Kollimator-Linse kann man das WBG kurzerhand mit dem beigefügten Okular versehen und das Gerät als Handgerät nutzen sowie es hinterher ohne erneutes Einschiessen auch wieder auf der Waffe einsetzen.

Durch die schlanke und leichte Bauform eignet es sich hervorragend für die Pirsch und auch zum Transport im Rucksack.

Testautor:  Andreas Schurz

Fotos: Wolfgang Reiher 

Dieser Bericht wurde im Auftrag von Wärmebildkamera Huber, Schweiz erstellt

Deutsche Partnerfirma: Maximtac www.maximtac.de

Diesen und weitere Berichte findet ihr auf

www.waermebildkamera-huber.ch 



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