Waidmannsheil Geartester,

ich hatte das Glück einige Monate die neuen Wärmebildgeräte von Leica testen zu können. Ein guter Freund von mir hatte beide Calonox Geräte da und wir sind viel zusammen los. Er war auch so nett mir das Calonox View Handgerät und das Calonox Sight Vorsatzgerät zu leihen. 


Praxiserfahrungen

Von Leica hatte ich bis jetzt nur ein Fernglas, war aber schon immer von der hervorragenden Verarbeitung der Made in Germany Produkten überzeugt. Besonders im Wärmebild-Segment gibt es nicht viele Geräte, die Made in Germany sind. Natürlich ist mir klar, dass z.B. die Sensoren nicht aus Deutschland kommen. Trotzdem sind die Leica Calonox Geräte, keine in China eingekaufte Produkte, auf denen nur ein anderer Name gedruckt wird. Beide Wärmebildkameras sind sehr hochwertig und robust verarbeitet. Die Knöpfe und die Bedienung sind aller erste Sahne. Interessant finde ich, dass die Bauform identisch ist. Also die Wämebildkamera View und das Vorsatzgerät Sight haben das gleiche Gehäuse. Dieses ist recht ergonomisch gebaut, sodass es am Zielfernrohr nicht groß auffällt oder stört. 

Beide Calonox Wärmebildgeräte haben einen internen fest verbauten Akku. Vom Calonox View hält er etwa 6 Stunden im Dauerbetrieb beim Sight sind es ca. 10 Stunden. Dafür kann das Handgerät Videos und Fotos aufnehmen und diese über eine App auf ein Smartphone oder über das USB-C Kabel auf den PC übertragen. Das View hat einen großen 640 Pixel Detektor, das Sight einen kleineren 384 Pixel Detektor. Leica hat aus ihrer Kamera-Sparte eine Bildoptimierungssoftware übernommen (LIO), welches das Bild detailreicher macht.

Das Bild von dem Calonox View ist sehr gut. Es grenzt Objekte gut von der Umgebung ab und Wärmequellen lassen sich dank der 42mm Linse auch auf über 1500m detektieren. 

Sauen auf ca. 100m
Hier sieht man gut, dass man den Ast vor dem Reh erkennen kann.

Das Menü ist übersichtlich und leicht verständlich. Natürlich gibt es mehrere Farbmodi, doch ich bin ein Fan vom normalen white hot. Es lässt sich ein „Ultra clear Mode“ einstellen, der das Bild noch einmal verbessert. Auch Kontrast und Helligkeit lässt sich schnell anpassen. 


Verbesserungsvorschläge

Zwei kleine Punkte haben mich bei der Jagd mit dem Leica Calonox etwas gestört. Einmal ist es der schon öfter erwähnte Deckel. Dieser ist über eine kleine Plastiklasche mit dem Gerät verbunden. Zwar lässt er sich gut schließen und schützt die Linse so top. Doch er hängt schnell vor der Linse. Ich habe einige Hänge im Revier und nutze Geräte deswegen öfter hochkant. Das war mit dem Calonox View leider kaum möglich. Wenn das Gerät mein Eigentum gewesen wäre, hätte ich die Lasche vielleicht durchgeschnitten.

Dann hat mich die sehr große und harte Augenmuschel etwas gestört. Viele Revierteile kann man von dem Feldweg einsehen. Fahre ich dann mit dem Gerät von A nach B und durch ein Schlagloch, hat mir die sehr harte Augenmuschel gegen das Auge. Da gibt es angenehmere auf dem Markt. Doch das sind nur zwei Kleinigkeiten.

Der Deckel hängt leider schnell vor der Linse.

Die „Deckel-Problematik“ ist beim Vorsatzgerät Sight eigentlich noch nerviger. Pirsche ich eine Rotte an, habe ich die Waffe auf der Schulter. Nehme ich sie dann runter und will in den Anschlag gehen, hängt der Deckel vor der Linse und ich muss ihn erst wieder etwas rausziehen. Das war in vielen Situationen sehr nervig. Und das ist sehr schade, denn das Calonox Sight ist ein sehr gutes Vorsatzgerät.


Vorsatzgerät Präzision 

Beim Einschießen des Leica Calonox Sight auf verschiedenen Waffen/Gläsern gab es nie Probleme. Leica hat sogar extra für Zielfernrohre ein "Gun Profil 4" eingerichtet, dass auch bei einer hohen Grundvergrößerung gut zu erkennen ist. Das hat mir sehr gefallen.

Die Wiederholgenauigkeit war sehr gut und selbst leicht verkantet hatte ich kaum Abweichungen. Im Vorsatzgerät wird einem auch angezeigt, wie viel cm ein Klick auf 100m ausmacht, dass habe ich so auch noch bei keinem Gerät gesehen. Das Bild war klar und kontrastreich. Trotz des nervigen Deckels habe ich einige Sauen mit dem Leica Calonox Sight schießen können. 


Fazit

Es hat echt viel Spaß gemacht. Da es die ersten Wärmebildgeräte von Leica sind, glaube ich, dass die Nachfolger die „Kinderkrankheiten“ beheben werden. Und auf diese freue ich mich jetzt schon. Wer mehr technische Details lesen will, sollte auf die Website von Leica gucken  https://leica-camera.com/de-DE/Die-Leica-Welt/Leica-News/Global/2020/NEU-Leica-CALONOX mir geht es hier eher um die praktische Seite.

Die Preise sind natürlich recht hoch, aber dafür hat man ein Made in Germany Produkt. So liegt das Calonox View bei 4200€ und das Calonox Sight bei 3890€.