Weidmannsheil Geartester!
Heute möchte ich Euch meinen neuen „Begleiter“ vorstellen… - den Eisbach.
Die Grundarten
Ich muss wieder mal etwas weiter ausholen: es gibt grob zwei Arten von Jagdrucksäcken: die „klassischen“, traditionellen Leinen- oder Loden „Säcke“, die man mittels zwei Riemen - meist aus einfach geschnittenem Leder auf den Rücken schnallt - in den besseren Ausführungen als „Flüsterrucksack“ mit Verzicht auf klappernde Schnallen und unter zusätzlicher Verwendung einer sog. Schweißeinlage auch zum Bergen bzw. Transport einer Gams oder eines Rehs vom Berg ins Tal mehr oder weniger geeignet…
Auf der anderen Seite stehen Multifunktions- Hightech- Backpack- Wundertragen, welche sich an Bequemlichkeit und Funktionalität für tausend Zwecke gegenseitig zu überbieten versuchen - besonders gekennzeichnet dadurch, dass man seine Waffe darin verstauen kann - und bei manchen Modellen sogar mittels ausgeklügelter Mechanismen auf diese zugreifen kann, ohne den Rucksack erst von den Schultern nehmen zu müssen…
Beide Grundarten haben wie so oft ihre Vor- und auch Nachteile. Wie immer, muss der Anwender für sich entscheiden, welche Eigenschaften und Features ihm persönlich besonders wichtig sind und wofür er bereit ist, entsprechend Geld auszugeben. Denn eines kann man hier als Faustregel vorausschicken: je mehr Features bzw. je aufwändiger die funktionellen Details und das Trage-System ausgearbeitet sind, umso teurer ist in der Regel der Rucksack!
Wie so oft, findet man mit etwas Glück und Erfahrung auch den für sich besten Kompromiss. Die erstgenannte Spezies, der „Sack“ aus Leinen - oder noch besser, weil leiser - aus Lodenstoff, hat seit wohl über hundert Jahren schon Jäger und Wilderer zugleich auf der Pirsch begleitet, ist einfach herzustellen oder zu flicken, bietet Platz fürs Wesentliche - und das mag anno 1900 sicher weniger gewesen sein als in unseren Tagen…- hier fällt auch die Form, das Sack-artige weniger ins Gewicht. Der Wetterfleck, ein Kanten Brot, Fäustlinge - in späteren Tagen ein Fernglas oder Spektiv dazu… - lässt sich alles schnell verstauen, da muss man nicht viel Ordnung halten…
Die richtige Auswahl
Ich bin selbst stets erstaunt, wenn ich feststelle, was ich alles mit mir rumschleppe: Stirnlampe, Taschenlampe, Entfernungsmesser, Wärmebildkamera, Reserve Wäsche und Socken, Haube, Handschuhe, Pullover, Wasser- oder Thermosflasche, Taschenofen, diverse Ersatzbatterien, Erste Hilfe, … - und da hab´ ich sicher die Hälfte vergessen.
Die Kunst ja darin, das ganze „notwendige Zubehör“ auch so zu verstauen, dass man rechtzeitig drauf schaut, dass man es findet, wenn man es braucht (frei nach Joshi Kirschner) - was man im Fall der klassischen Ruck-Säcke eher vergessen kann.
Deshalb habe ich stets zur zweiten Gattung tendiert, der Multifunktion - Rückentrage. Basierend auf meinen Erfahrungen bei längeren (mehrtägigen - oder wöchigen) Wanderungen und Fußmärschen: ohne ein gutes, ergonomisches Trage-Gestell, welches die Last gleichmäßig am Rücken verteilt, wird jede längere Tour schnell zur Qual - im unwegsamen Gelände bzw. am Berg mitunter sogar ein lebensgefährliches Unterfangen, wenn die Füllung unkontrolliert von den Schultern baumelt!
Zuletzt hatte ich für teures Geld den „Gunrunner“, ein Produkt eines namhaften Herstellers aus US und A in Gebrauch - der wird in ähnlicher Form auch von Spezialeinheiten des Militärs genutzt… - sehr robust, - allerdings war die integrierte Gewehrtasche nicht wirklich benutzerfreundlich für einen handelsüblichen Jagd-Repetierer mit der von mir verwendeten Optik. Und bei 90% meiner Pirschgänge war der Transport der Waffe im Rucksack auch nicht nötig oder sinnvoll.
Dafür war er sperrig und leider auch laut. Das verwendete Material dieser Backpacks ist üblicherweise aus 1000er Nylon-Cordura. Bei jedem Zugriff bzw. Hervorholen eines benötigten Gegenstandes wurde dies mit dem charakteristischen Rascheln quittiert!
Dann stieß ich auf den Lodenrucksack „Staufen“ aus dem Hause Jagdhund - ein heimisches Unternehmen (wie schon in meinen letzten Berichten erwähnt, ist mir wichtig, wenn möglich regional zu kaufen…).
Der Staufen Jagdrucksack
Dieser vereint das Beste aus beiden Welten meiner vorangegangenen Ausführungen: leises, leichtes Material (=Loden) und ein modernes, stabiles Tragegestell mit Rückennetz, um ggf. beim anstrengenden Aufstieg übermäßiges schwitzen am Rücken zu verhindern bzw. für Luftzirkulation zu sorgen… - zudem praktische Aufteilung der Fächer und Taschen für ordentliche Aufbewahrung der diversen Utensilien! Nicht zu vergleichen mit Rucksäcken anderer Jagdausstatter, die eine Art „Loden-Look“ anbieten - also die äußere Oberfläche wie Loden aussehen lassen aber innen das „Raschel-Nylon“ verarbeiten…! Der Rucksack wiegt gerade mal 1700g. Hier wird das Teil übrigens professionell erklärt:
Der Nachteil
Der „Nachteil“ dieser gelungenen Kombination aus edlem Material (Campak-Loden= 95% Schurwolle +5% Kamel-Haar, an den beanspruchten Stellen verstärkt mit echtem Leder…) und high-tec Ausstattung ist für viele Kunden - der Preis: 319,- Euro (UVP) ist kein Schnäppchen, zugegeben - aber wenn man eine Weile mit dem „Staufen“ regelmäßig auf die Jagd geht, will man ihn nicht mehr missen bzw. denkt man über den gezahlten Preis nicht mehr nach - mittlerweile seit eineinhalb Jahren mein treuer Begleiter und ich hatte bisher keinen Besseren!
Das Bessere ist jedoch bekanntlich des Guten Feind… - und es gibt da eine Kleinigkeit, die mich am Staufen nicht wirklich gestört hat, aber etwas, dass auch für meine kurzen Pirschen im Revier - meist vom Auto zum Hochstand nicht nötig und manchmal sogar etwas hinderlich war: der gut gepolsterte Bauch- bzw. Hüftgurt. Für längere Touren und größere Lasten unbedingt ein wertvolles Feature - für schnelle, kurze Nutzung wie gesagt nicht zwingend nötig - und ein Teil der Ausstattung, der den Preis entsprechend beeinflusst.
Das dürften auch die Entwickler bei Jagdhund erkannt haben und bei ihrem neuen „kleinen“ 30 Liter Rucksack in Form einer abgespeckten Variante des Staufen, dem Eisbach wurde dieser Hüftgurt einfach weg gelassen! Abgesehen von der neuen Material Mischung (der Loden wurde mit Polyester „verdünnt“ was die Beanspruchbarkeit bzw. Lebensdauer des Materials sicher positiv beeinflusst) bzw. Farbnuancen (der Staufen ist insgesamt eher grau-grün, der Eisbach hat mehrheitlich das typische Loden-Grün), erscheint der Eisbach mit den gewohnten Fächern des Staufen ausgestattet zu sein. Das Tragegestell ist ebenfalls in vergleichbarer Qualität - nur das Rückennetz wurde verbessert und die Sperrholzplatte durch eine elastische, dünne Kunststoffeinlage ersetzt. Das Abstrahieren des Hüftgurtes schlägt für den Konsumenten positiv mit einer Ersparnis von 74,- Euro zu Buche! Um 245,- Euro bekommt man einen 1600g leichten Jagdrucksack mit ausreichend Stauraum für beinahe jede Jagdsituation.
Wenn man also den Hüftgurt ohnehin nicht festschnallt, kann man genauso gut darauf verzichten! Zudem liegt die geschulterte Waffe enger am Körper bzw. reibt - oder schlägt nicht gegen die Schnalle des Hüftgurt - vor allem wenn dieser offen getragen wird.
Anmerkung
Übrigens: es gibt noch einen neuen, großen „Bruder“ des Staufen: den „Zwiesel“ - ein 40 Liter Rucksack, der sich vor allem durch zusätzliche Stauraum - sowohl im Hauptfach wie auch einer speziellen Seitentasche fürs Spektiv auszeichnet - dieser ist sicher eine gute Wahl für ernsthafte Bergjäger, welche auch längere Touren im Hochgebirge auf Gams - oder Steinwild unternehmen und entsprechend mit Spektiv, Reservekleidung oder Schlafsack bzw. Biwaksack für alle Eventualitäten einer Gebirgstour gerüstet sein wollen.