Mein Schrank steht voll. Voll mit Jagdgewehren. Voll mit Jagdgewehren mit schönen Holzschäften, die ihre eigenen Geschichten schreiben. Und dann, dann steht da ein taktisch aussehendes Gewehr. Schwarz, schlicht, Schalldämpfer, Picatinny Schiene. Ein Kriegsgewehr wie aus einem Kinofilm. Ein Gewehr welches von Soldaten im Häuserkampf zu sehen ist. Ein Gewehr, welches sicher aus Spielen wie Call of Duty bekannt ist.


Die allgemeine Akzeptanz 

Nun, ich jage damit schon seit etwa 1,5 Jahren und zeige dies auch offen auf Instagram. Anfeindungen, Unverständnis, böse Sprüche seitens deutscher Jäger. Ja, all das ist Alltag. Doch ich frage euch: worin besteht der Unterschied zum Jagdgewehr mit Holzschaft (oder auch Plastikschaft)? Ob ich nun das Kaliber .308 Win aus der Sauer 80 schieße oder genau die gleiche Munition aus der AR10 von DPMS, ist dem Wild egal. Das Hauptproblem ist, dass die AR einfach ein anderes "Kleid" trägt. Und das ist nichts anderes als Mode. Mode ist stets im Wandel - ob Jagdbekleidung (Loden vs. Tarn mit Gore-Tex Membran), Zielstock (der alte Haselnussstecken vs. Primos Trigger Stick), Optik ( 8x56er Glas vs. Zeiss Victory V8 4.8-35x60 mit ASV+), Entfernungsmesser, Schalldämpfer, Autos, Quads, .... ihr merkt selbst, die Liste wird nicht kürzer. Es ist einfach nur die Verpackung dieses Gewehrs anders und wurde für die heutigen Bedürfnisse angepasst. Und dieser Wandel, diese Weiterentwicklung wird es immer geben.

Ich schieße unheimlich gerne und sehr präzise mit dieser Art von Halbautomaten. Und ich kann sehr schnell zwischen Zielfernrohr, Aimpoint und Kimme/Korn wechseln durch die praktische Picatinny-Schiene. Diese wird übrigens immer öfters auf "normalen" Jagdgewehren verbaut. Ich fühl mich wohl mit dieser Waffe und dieses Wohlbefinden wirkt sich auf meine Schüsse und Treffer aus.

Das Aussehen einer AR mag Geschmackssache sein, aber das trifft auf alles zu. Und das Argument "das sieht nach Krieg aus" und "das ist eine Kriegswaffe und hat nichts mit Jagd zu tun" zählt für mich einfach nicht. Denn meist besitzen all diese Nörgler einen alten 98er welcher sowas von "eine Kriegswaffe" ist. Und ich kann mit Sicherheit sagen, mindenstens einer meiner 98er war im Krieg - meine ARs nie!

Als Jäger haben wir uns immer an der Modernisierung und Entwicklung von Gewehren, Munition, Optiken, Kleidung, Zubehör aus dem Militärbereich bedient und das wird mit ziemlicher Sicherheit auch so bleiben.


Was ist waidmännisch?

Und zum Thema "das ist nicht waidmännisch" kann ich nur sagen:

Waidmännisch ist für mich:

- das korrekte Ansprechen von Wild

- der korrekte Schuss, um dem Stück keine unnötigen Qualen zu bereiten

- das korrekte Aufbrechen und Versorgen

- richtiger Umgang mit dem Wildbret (Hygiene)

- und vieles mehr

Und das entscheidet nicht das Aussehen einer Waffe, sondern das Können des Schützen.

Erstaunlicherweise änderte sich das Ansehen dieser Waffen abrupt Anfang des Jahres 2018. Denn da wurde nicht nur auf der IWA, sondern auch auf der Jagdmesse in Dortmund einiges an ARs vorgestellt. Und plötzlich, auch durch positive Äußerungen seitens einiger bekannter Youtuber/Instagramer hat die AR einen Platz in der deutschen Jägerschaft gefunden. Ich bin gespannt wohin die Reise gehen wird!


Anmerkungen

Zum Abschluss möchte ich noch anmerken, dass ich auch die Beizjagd ausübe. Eine uralte Form der Jagd mit Greifvögeln, die eine innige Beziehung zwischen Mensch, Tier und Natur fordert. Dafür braucht man viel Wissen über unsere Flora und Fauna und jede Menge Geduld. Ich benutze also den Halbautomaten nicht, um sinnlos "rumzuballern", viel Strecke zu machen oder anderen Quark. Ich übe die Jagd mit Verstand aus und bin mit meinem ganzen Herzen bei der Sache.

Ich wünsche viel Waidmannsheil,

Susi


August 2017