Inhalt
Vorbemerkungen
Die nachfolgenden Ausführungen spiegeln meine persönlichen Eindrücke und Erfahrungswerte wider. Darüber hinaus sind sämtliche Angaben zu Produkten weder gesponsert, noch Werbung. Geschäftliche Beziehungen bestehen in diesem Kontext nicht.
Rechtlicher Hinweis
Durch die feste Montage eines Vorsatzgeräts, das ursprünglich als Dual-Use klassifiziert wurde, wird dieses rechtlich in ein Single-Use-Gerät überführt. Für Jäger bedeutet dies, dass ein solches Single-Use-Vorsatzgerät den waffenrechtlichen Vorschriften unterliegt und daher zwingend im Waffenschrank aufzubewahren ist!
Hintergrund
Im März dieses Jahres erhielt ich die Gelegenheit, das Zentron C50 Wärmebildvorsatzgerät zu testen. Einen ausführlichen Bericht dazu hatte ich bereits auf Geartester veröffentlicht (Link). Nach Ende des Tests musste ich das C50-Testgerät schweren Herzens zurücksenden. Da mich die Qualität überzeugte und der Hersteller im Sommer zudem das Akkufach überarbeitete, sodass nun auch die größeren 18350er Akkus verwendet werden können (mit deutlich verlängerter Betriebsdauer), entschied ich mich im Sommer für den privaten Erwerb des Zentron C50. Idee: Bau einer leichten Pirsche-Büchse mit kompakter Wärmbild-Optik.
Grund-Setup
Da die Pirsch in meinem Revier mit langen Wegstrecken verbunden ist, die ich überwiegend zu Fuß zurücklege, stand bei der Konzeption einer leichten Pirsch-Büchse vor allem ein geringes Gewicht und eine gute Führigkeit im Vordergrund. Als Basis für dieses Setup habe ich daher folgende Büchse bzw. folgende Grundkonfiguration ausgewählt:
- Savage Ultralite in .308 Win. (später mit MDT HNT26 Schaft)
- Aimsport Triton No.4 Schalldämpfer
- Dentler-Grundschiene
Die Savage Ultralite bringt, sowohl mit dem Originalschaft als auch mit dem MDT HNT26-Schaft, lediglich ein Gewicht von 2,6 kg auf die Waage. Damit bietet sie eine hervorragende Grundlage für eine leichte Pirschwaffe. Ergänzend dazu erweist sich das Zentron C50 mit nur 390 Gramm (ohne Adapter) als ausgesprochen leichtes Wärmebildvorsatzgerät in der 50er-Klasse. Aus meiner Sicht ist es so die ideale Ergänzung zur Savage Ultralite. Ein weiterer praktischer Aspekt: Das C50 verfügt über eine Schnittstelle zur Montage an der Unterseite, wodurch die technische Umsetzung prinzipiell realisierbar ist.

Anforderungen an eine kompakte Wärmebild-Optik
Für die Befestigung von Vorsatzgeräten an Zielfernrohren verwende ich grundsätzlich den Rotoclip von EP Arms, mit dem ich bislang sehr gute Erfahrungen gemacht habe. Dieses Adaptersystem sollte auch beim Zentron C50 erhalten bleiben. Deshalb habe ich nach einer Lösung gesucht, das C50 einschließlich EP Arms Gewindeadapter sicher auf eine Picatinny-Schiene zu montieren. Als geeignete Optik vor dem Zentron C50 hatte ich ein kompaktes Prismenzielfernrohr mit drei- bis vierfacher Vergrößerung im Kopf. In diesem Vergrößerungsbereich habe ich auf der Pirsch über viele Jahre hinweg konstant gute Erfahrungen gesammelt, da dieser Bereich für mich eine ausgewogene Kombination aus Übersicht im Gelände und ausreichender Detailerkennbarkeit beim Wild bietet.
Nach einer Internetrecherche stieß ich zunächst auf Komplettlösungen von Innomount, die Kombinationen mit dem Steiner-Prismenvisier T332 oder T432 anbieten sowie auf Kombinationen von Liemke, die eine Integration mit dem Sig-Sauer-Zielfernrohr Bravo 3×24 ermöglichen. Problematisch für mich erwies sich jedoch, dass sowohl die Lösungen von Liemke als auch von Innomount schienenbedingt auf bestimmte Vorsatzgeräte beschränkt sind (z. B. auf das Infiray CH50 oder MATE50). Häufig ist es zudem nicht möglich, den Gewindeadapter am Vorsatzgerät montiert zu belassen, da die Schienen feste Aussparungen und Abstände vorgeben. Die Suche nach einer einfachen, universelleren Lösung gestaltete sich also anfangs deutlich schwieriger als erwartet.
Behauptungen mancher Händler und YouTube-Produkttester, Vorsatzgeräte ließen sich über die Aufnahmebuchsen auf der Unterseite unkompliziert an einer Picatinny-Schiene befestigen, sind teilweise irreführend. Meine Recherchen (und leider mehrere Fehleinkäufe) zeigen: Bestimmte Vorsatzgeräte werden in anderen Staaten auch als baugleiche Zielgeräte vertrieben und die Hersteller liefern für diese Zielgeräte dann meist passende Montagen mit. Die Aufnahmebuchsen vieler Vorsatzgeräte sind folglich auf Montagen abgestimmt, die für die Zielgeräte bestimmt sind. Ein Beispiel: Zentron bietet eine Montage, die am Zielgerät Q50 passt, für das Vorsatzgerät C50 selbst ist diese Montage aber nutzlos. Technisch bedingt muss das Vorsatzgerät nach vorne versetzt werden, um dahinter (in Richtung Auge) die Optik montieren zu können.

Kompakte Wärmebild-Optik im Detail
Ich war folglich "nur" auf der Suche nach einer Picatinny-Schiene, auf die ich mein Vorsatzgerät direkt montieren konnte. Nach langen Recherchen sieht meine Lösung deshalb aktuell wie folgt aus:
- Lange Stahl-Dentler Picatinny-Schiene, die nach hinten aufbaut
- Picatinny-Schiene zur Montage am Zentron C50
- „Picatinny auf Picatinny“-Adapter

Als Optik habe ich mich für das Heimdall AR3X entschieden. Dabei handelt es sich um ein kompaktes, Prismenvisier mit fester dreifacher Vergrößerung. Die vom Hersteller angegebene Schutzklasse IP67 gewährleistet eine hohe Wasserdichtigkeit, was den Anforderungen der nächtlichen Schwarzwildjagd entspricht. Auf der IWA 2025 konnte ich das AR3X am Stand von EAW und Heimdall bereits in Augenschein nehmen. Schon dort überzeugte mich die gute Verarbeitung: Das Bild ist klar, die Justierung ermöglicht präzise Korrekturen auch auf 100m und arbeitet dabei wiederholgenau. Mit einem Gewicht von lediglich 250 Gramm fügt sich das Heimdall AR3X zudem optimal in das Konzept meiner leichten Pirschbüchse ein.


Das AR3X ist mit einem MOA-Absehen ausgestattet. Anfangs war ich skeptisch, ob sich ein taktisch ausgelegtes Absehen für jagdliche Zwecke eignet. In der Praxis erwies sich jedoch sowohl das Einschießen als auch die Pirschjagd als durchweg positiv. Das Anvisieren gelang stets schnell, und die Schüsse konnten immer sauber und präzise angetragen werden.

Die finale Kombination meiner kompakten Wärmebild-Optik sieht somit wie folgt aus:


Und wie schwer ist die Kombination jetzt? Das Gesamtgewicht (ohne Adapter) aber mit der langen Dentler-Stahl Picatinny Schiene beträgt genau 999 Gramm bzw. wenn man es direkt auf eine lange Picatinny-Schiene montieren würde, dann sogar nur 722 Gramm. Im Detail:
- 390 Gramm Zentron C50
- 15 Gramm Picatinny-Schiene zur Montage am Zentron C50
- 64 Gramm „Picatinny auf Picatinny“-Adapter
- 277 Gramm Lange Stahl-Dentler Picatinny-Schiene
- 253 Gramm Heimdall AR3X
Mit dieser Kombination habe ich mein Ziel erreicht: Die von mir selbst zusammengestellt kompakte Wärmebild-Optik ist kurz und leicht, weist nur eine geringe Vorderlast auf und lässt sich daher auf langen Pirschstrecken komfortabel führen. Die Präzision ist sehr gut. Das Auf- und Abnehmen des Zentron C50 aus der Halterung erfolgt ohne jegliche Verlagerung der Treffpunktlage. Gleiches gilt für die komplette Dentler-Montageschiene: Auch nach dem wiederholten Ab- und Anbau bleibt die Treffpunktlage konstant. Schließlich ist die Belastung der Montage minimal; typische Hebelwirkungen, die bei längeren Vorsatzkombinationen das Zielfernrohr stärker beanspruchen, treten hier praktisch nicht auf. Positiv hervorzuheben ist zudem, dass der Gewindeadapter (bei mir der Ep Arms Rotoclip) am Vorsatzgerät verbleiben kann. Dadurch bleibt die Kombination flexibel einsetzbar. Auch das Heimdall AR3X habe ich bereits eigenständig genutzt, was den praktischen Mehrwert nochmals unterstreicht.
Nachteile des Setups
Gibt es Nachteile? Ja, die gibt es. Alle hier vorgestellten Komponenten habe ich selbst erworben und getestet. Meine Einschätzung ist daher unabhängig und nicht an Vorgaben von Herstellern oder Händlern gebunden. Entsprechend möchte ich an dieser Stelle auch auf Aspekte eingehen, die mir persönlich weniger gut gefallen haben:
- Aufbewahrung im Waffenschrank.
- Die Kombination aus langer Stahl-Dentler-Picatinny-Schiene, Heimdall AR3X und Zentron C50 wirkt (für mich) optisch wenig ansprechend. Ein klassisches Zielfernrohr mit montiertem Vorsatzgerät ergibt in der Regel ein stimmigeres Gesamtbild. Gleiches gilt für dedizierte Zielgeräte (in Deutschland aktuell verboten), die in Gewicht und Kompaktheit vergleichbare Ergebnisse liefern.
- Die dreifache Vergrößerung des Heimdall ARX3 schränkt die Einsatzmöglichkeiten ein. Für Pirschsituationen mit Schussdistanzen bis etwa 100m ist das praxistauglich, darüber hinaus erweist sich die feste Vergrößerung jedoch als limitierend.
- Eine Okulargummi fehlt mir aktuell noch, damit kein Lichtkegel zwischen dem Heimdall AR3X und dem Gesicht auftritt. Bislang konnte ich kein passendes (kleines) Gummi finden. Ich bin noch auf der Suche ...
- Das Gesamtsetup bewegt sich preislich am oberen Ende und erscheint rein wirtschaftlich betrachtet nicht unbedingt verhältnismäßig. Für Anwender wie mich, mit ausgeprägter Freude am Tüfteln und Optimieren, mag dies gerechtfertigt sein, im nüchternen Kostenvergleich bleibt die Investition allerdings (gerade gegenüber der Ehefrau) erklärungsbedürftig.


Fazit
Ziel erreicht: Die leichte Pirschbüchse mit kompakter Wärmebild-Optik ist fertig gebaut, inzwischen sogar mit dem MDT HNT26-Schaft. Die wesentlichen Kritikpunkte habe ich aufgezählt. Die Optiken selbst (sowohl das Heimdall AR3X als auch das Zentron C50) arbeiten tadellos und haben sich in der Praxis bewährt. Seit April konnte ich 28 Stück Schwarzwild damit erlegen. Vielleicht kann dieser Erfahrungsbericht damit anderen Jägern als Anregung dienen, mit ihren Vorsatzgeräten eigene, praxisnahe Lösungen zu entwickeln.

