Heckler&Kochs masseverzögerte Rollenverschluss-Waffen sind legendär für ihre Zuverlässigkeit und Präzision – endlich gibt es auch eine Lösung für die Abzugsgruppe.

Ich erinnere mich noch sehr gut, als ich an dem verhängnisvollen Tag im Juni 1999 in der Grundausbildung das erste Mal ein G3 ausgehändigt bekam. Unvorstellbar – dieses Gewicht, der Geruch und das Grinsen auf meinem Gesicht. Aber darum geht es nicht – es geht vor allem um meine Hass-Liebe zu diesem masseverzögerten Rollenverschluss-Biest. Denn die erste Liebe verflog recht schnell als ich feststellen musste, wie schwer das Gewehr dann doch sein kann, wie unhandlich und wie schmerzhaft für die Finger beim Auseinanderbauen. Ich kann heute noch (wenn ich ganz genau hinsehe) eine kleine Narbe in der Hautfalte zwischen Daumen und Zeigefinger erkennen, wo ich mich damals beim Verschlusszusammenbau eingepfetzt habe.

Richtig fies wurde unsere Beziehung dann beim scharfen Schuss. Was dieses beinahe 50 Jahre alte Konglomerat aus Stahlblech und Plastik mit mir anstellte, trotzte jeder Beschreibung: blaue Schulter, Schmiss auf dem Nasenrücken. Getroffen wurde außer der generellen Richtung nichts. Jetzt kann man hier alle Vorurteile aller (Ex-)Soldaten gegen diesen Prügel ausführen, der zu jeder Zeit jede Dienstwaffe zu hören bekommt. Aber seien wir ehrlich, es lag doch zumeist an den mangelnden Fähigkeiten des Schützen.


Nicht 100% unbegründet

Schnellvorlauf ins Jahr 2018: Es scheint, als hätte die Zeit die negativen Erinnerungen an die Grundausbildung verdrängt, denn es kam ein ziviles G3 ins Haus. Eine brandneue MKE T41. Und siehe da, keine blauen Flecken und Nasenbluten beim Schießen – man trifft auch was, aber nicht so gut wie erhofft.

Noch ein kleiner Sprung in die Zukunft, eine zivile MP5 zieht ein. Diesmal ein B+T Klon aus der Schweiz. Schussverhalten, Rückstoß und Optik sind sagenhaft. Eine waschechte MP5 halt. Auch hier: irgendwie lässt die Präzision aber ein bisschen zu wünschen übrig.

Es hat dann doch „Klick“ gemacht. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes, als ich erfahren habe, dass Ferkinghoff International eine Neuheit des legendären Abzugsherstellers Timney Trigger aus den USA ins Sortiment aufgenommen hat. Einen modularen Tauschabzug für die MP5, der allem Anschein nach auch für das G3 passt. Das erste Mal auf der IWA vorgestellt – die Menge war begeistert. Leider gab es vor Ort nichts zum Testen, was mich aber nicht davon abhielt „blind“ den Abzug zu ordern.

Umbau in den modularen Pistolengriff des G3 (oder MP5 – ist quasi derselbe) war innerhalb von 2 Minuten geschehen – inklusive dem Ejektor-Wechsel. Dann das erste Mal leer abschlagen…

Unglaublich! Das Muskelgedächtnis an den üblen (gefühlt) 12 kg schweren und kratzigen Original-Abzugs und die Realität des glasklar brechenden Two-Stage Abzugs mit seinem 2x 2 Pfund (0,9 kg) ist unvereinbar im Gehirn. Erstmal. Nach dem dritten und vierten Abschlagen war klar – ich muss auf den Schießstand.


Zahlen und Fakten

Das Abzugsmodul ist Timney-typisch aus 6061 T6 Aluminium gefertigt und schwarz eloxiert, um einen witterungs- und korrosionsbeständigen Abzug zu schaffen. Der Hammer ist aus S7-Werkzeugstahl gefertigt, wärmebehandelt und NP3-beschichtet, um eine maximale Gleitfähigkeit während der Abzugsbewegung zu gewährleisten. Sowohl der Abzugsschuh als auch der Unterbrecher wurden aus A2-Werkzeugstahl gefräst, wärmebehandelt und Carbonitrid-beschichtet, um eine möglichst reibungsarme Funktion zu gewährleisten.

Der Abzug ist, laut Timney Triggers, kompatibel mit HK 91/93 und 94 Waffen und deren Klonen (z.B. SAR M41, MKE T41/T94, BT96, OA5, …), SEF-/ halbautomatischen Griffstücken und den entsprechenden Sicherungshebeln.

Aber Vorsicht: Der HK MP5 Two-Stage Trigger ist NICHT kompatibel mit den HK SP5, Navy oder FBI (.40S&W/10 mm Auto) Griffstücken oder .22lfb-Klonen, da diese intern völlig anders aufgebaut sind.

Die wahre Offenbarung kam dann auf dem 100-Meter-Stand – der Abzugsfinger fällt wunderbar an eine gut zu erfühlende „Wand“, welche dann nach weiterem sanften Druckaufbau einfach in sich zusammenfällt. Der Schuss bricht. Und trifft.

Ich habe mit der MKE mit dem original Hensold 4-Fach und 7,62 mm MEN NATO Surplus Munition Gruppen von 3,5 cm Durchmesser auf 100 Meter geschossen. Eine durchaus gute Präzision für einen Selbstlader. Mit dem Standard-Abzug ist mir das nicht im Entferntesten möglich gewesen. Mit selbstgeladenen Patronen konnte ich die Präzision nochmals steigern und nehme das Gewehr mittlerweile mit auf Ansitz. Gepaart mit einem Silent Steel Flow-Through-Schalldämpfer und einem Steiner Ranger 4-16x56 ein absolut zuverlässiger Begleiter, dem auch ein Ausflug ins Unterholz nichts ausmacht.

Bei der zivilen MP5 hatte ich dann ähnliche Erlebnisse. Die Präzision ist immens gesteigert und auch durch den IPSC Parkour sind Doubletten wesentlich schneller rausgedrückt. Es gibt hier allerdings ein Luxusproblem: Man muss aufpassen, dass man die 9 mm nicht „Loch-in-Loch“ ins Alpha setzt.


Fazit

Alles in allem ist zu sagen – ich brauche einen zweiten Timney Trigger, denn ich möchte nicht ständig die Trigger-Packs tauschen müssen. Das geht zwar schnell und HK-typisch unkompliziert, trotzdem sollen meine beiden Rollenverschluss-Damen sich doch nicht um diesen wirklich tollen (und erstaunlich preislich stimmigen) Timney Abzug streiten müssen.

Zu bekommen ist der „HK MP5 Two-Stage Trigger“ bei Ferkinghoff International für 499 Euro. Der Generalimporteur für Timney Trigger hat das komplette Portfolio des US-Herstellers im Angebot und da ist für (beinahe) jede Waffe etwas dabei. Bleibt nur ein Wermutstropfen für alle HK SP5-Besitzer da draußen: 

Ihr müsst euch noch gedulden bis Timney Triggers auch für euch den passenden Trigger-Pack anbietet.

https://www.waffen-ferkinghoff.com/timney/