Einer der wichtigsten, wenn auch in seiner Betrachtung oft etwas vernachlässigten Ausrüstungsgegenstände bei der Jagdausübung ist das passende Schuhwerk. Selbstverständlich sollte ein ausgewählter Schuh nicht nur gut passen, sondern auch den zu erwartenden Anforderungen bei der Jagdausübung gerecht werden. In diesem Bericht möchte ich daher meine Erfahrungen über die verschiedenen Kategorien von Bergstiefeln, welche in meinem Mittelgebirgsrevier Verwendung finden, mit Euch teilen und euch meine persönliche Auswahl sowie das Unternehmen HANWAG vorstellen.


Welches Schuhwerk ist für mich die richtige Wahl?

Diese Frage ist auf Anhieb nicht so einfach zu beantworten. Es soll Jäger geben, die kommen das ganze Jahr über mit einem Paar hochwertigen Gummistiefeln zurecht und schwören auch im Hochsommer aufgrund des erhöhten Schutzes vor Zecken auf dieses Schuhwerk. Der passionierte Bergjäger hat vielleicht nicht mal ein Paar Gummistiefel im Besitz, da er auf einen festen Schuh angewiesen ist, der ihm jederzeit einen sicheren Halt gewährleistet und zudem vor Verletzungen des Knöchels schützt. Aufgrund der speziellen Nutzungseigenschaften von Gummistiefeln möchte ich diese daher gerne aus meinem Bericht etwas ausklammern und mich auf die geschnürten Jagdstiefel beschränken, welche ich selbst am häufigsten verwende.


Vor dem Neukauf ebensolcher sollte man sich daher folgende Frage befassen:

In welchem Gelände bin ich am meisten unterwegs?



ABCD Kategorisierung

Um für das jeweils bevorzugte Gelände den richtigen Jagdschuh zu finden, wurde eine Skala entwickelt. Diese gibt es schon seit den 70er-Jahren und wurde zuerst von der Firma Meindl zur Kennzeichnung ihrer Schuhmodelle verwendet. Später haben auch andere Hersteller wie HANWAG die Kennzeichnung übernommen.

Die Kategorien reichen von A bis D vom einfacheren Gelände zu anspruchsvollen Hochgebirgstouren. Je nach Revierstruktur, Vorlieben und jagdlicher Nutzung sind die Schuhe unterschiedlich konstruiert. Die Kategorisierung ist dabei nur eine grobe Einteilung zur Vereinfachung für den Käufer.


Überblick über die Leistungsklassen

Kategorie A: leichte und weiche Schuhe, welche oft als Halbschuhe konstruiert sind. Meiner Meinung nach eher ein Freizeitschuh und höchstens für gut befestigte und trockene Wege gedacht. Bei Matsch und Regen bekommt man hier schon Probleme.

Kategorie A/B: Schuhe mit einem hohen Schaft, einem markanten Profil etwas fester gebaut. Sie sind geeignet für Wanderungen auf Forstwegen oder Almstraßen.

Kategorie B: passend für raue Wege im Mittelgebirge und leichte Bergtouren im Hochgebirge. Diese Schuhe haben einen recht stabilen Schaft und die Sohle ist steifer als bei den Mittelgebirgsschuhen der Kategorie A/B. Oft gibt es schon einen Gummirand oberhalb der Sohle welcher das Leder schützt und der Fuß samt Knöchelgelenk wird im Schuh gut abgestützt.

Kategorie B/C: Sohle und Schaft noch steifer dadurch noch höherer Schutz vor Verletzungen. Die Schuhe sind bedingt steigeisenfest. Das heißt, Steigeisen mit Riemenbindung können mit diesen Schuhen auf weniger steilen Gletschern benutzt werden. Erfahrene Bergsteiger raten jedoch von Steigeisen mit Riemenbindung ab.

Kategorie C: Steigeisen mit Kipphebelbindung können montiert werden. Sie verfügen über eine Kerbe unterhalb der Ferse und eine harte, sehr steife Sohle. Der Schaft ist hoch und fest.

Kategorie D: Diese Kategorie ist für Bergsteigerspezialisten und Extremsportler gedacht. Sohle und Schaft sind extrem steif, damit Steigeisen auch mit Frontalzacken eingesetzt werden können. Diese Schuhe braucht man für schweres kombiniertes Fels-Eis-Gelände oder für den Einsatz im steileren Gletschereis.


Beruhigend ist: Letztlich kann der Jäger mit einem passenden Schuh einer höheren Kategorie auch sehr glücklich werden, denn „Haben ist bekanntlich besser als Brauchen“ und neben der Funktion spielt für mich auch die Optik eine entscheidende Rolle bei der Auswahl meiner Ausrüstung und Bekleidung.

Die meisten Jäger werden in der Kategorie B/C für sich den idealen Schuh finden. Grundsätzlich sollte man sich bei den Kategorien eher nach oben als nach unten orientieren denn aus einem gemütlichen Ansitz auf dem Hochsitz, verbunden mit einem wenige Minuten langen Fußweg, kann mitunter in einer Bergung aus dem angrenzenden Steilhang oder einer kräftezehrenden Nachsuche über Stock und Stein enden. In beiden Fällen riskiert der Jäger bei der falschen Schuhwahl damit Stürze, Bänderrisse und Brüche durch Ausrutschen oder Umknicken.

In wasserreichen Revieren oder bei Regenwetter ist zudem eine gute Wasserdichtigkeit von Vorteil. Denn nasse Füße führen beim Ansitzen schnell zu kalten Zehen. Wasserdichtigkeit kann durch regelmäßiges Einfetten oder eine Membran von GORE-TEX erreicht werden.



Wenn der Schuh perfekt passt, guten Halt bietet, die Füße trocken hält und über ein markantes Profil verfügt, dann sind die wichtigsten Kriterien für einen Jagdschuh schon mal annähernd erfüllt. Für mich spielen bei der Auswahl aber auch Qualität, Nachhaltigkeit und Erfahrung eine sehr große Rolle – bei meiner persönlichen Jagdschuhauswahl wurde ich daher beim geschichtsträchtigen Traditionsunternehmen Hans Wagner, also HANWAG fündig und glücklich.

Übrigens sind die Begriffe „leicht“ und „weich“ für Schuhe nicht gleichzusetzen. Leichte Schuhe können auch fest sein und schwere Schuhe können weich gepolstert sein.


Zur Geschichte des Unternehmens HANWAG

Die 100-Jährigen Geschichte des bayerischen Wander- und Bergschuh-Herstellers HANWAG ist keine Erfolgsstory moderner Prägung mit einem kometenhaften Aufstieg und riesigen Umsatzsprüngen und 100 Jahre sind in der Outdoorbranche mit ihren häufig wechselnden Trends eine wahrhaft lange Zeit. HANWAG wurde einst als kleine Werkstatt in dem beschaulichen Ort Vierkirchen nordwestlich von München gegründet ist im Laufe der Jahrzehnte gewachsen. In den ersten 83 Jahren des Bestehens gab es genau zwei Firmenchefs: Gründer Hans Wagner, Schuhmacher in dritter Generation, und dessen Neffen, Josef Wagner. Als das Familienunternehmen mangels potentieller Erben im Jahr 2004 verkauft wurde, wählte der langjährige HANWAG Geschäftsführer Josef Wagner unter knapp einem Dutzend Interessenten damals die schwedische Fenix-Gruppe, weil sie HANWAG als bewährte Premium-Marke behalten wollten.


Einen interessanten Film über die Firmengeschichte findet man hier:



Meine persönliche Auswahl:

HANWAG Alaska GTX

Der Klassiker mit GORE-TEX Futter

Der HANWAG Alaska GTX ist bequem, robust und enorm vielseitig einsetzbar und daher der Schuh, den ich am häufigsten im Revier trage, – ein absoluter Jagdschuh-Klassiker. Dank GORE-TEX Futter bleiben die Füße auch bei Matsch und Regenwetter trocken. Das reduziert die Gefahr von Blasen auch bei langer Nutzung deutlich. Der hoch geschnittene Schaft mit Ein-Blatt-Konstruktion stabilisiert und schützt den Knöchelbereich, was bei der Bergung in den teils sehr steilen Hängen meines Reviers immer viel Sicherheit gibt. Der über der Sohle verlaufende Gummirand schützt das Leder jederzeit vor Beschädigungen. Nach vielen Jahren im Einsatz lässt sich der Alaska GTX problemlos wiedersohlen und so für neue Jagderlebnisse fit machen. Trotz GORE-TEX Membrane hat der HANWAG Alaska GTX eine klassische und sehr ansprechende Optik und bringt dabei „nur“ 1.640 g auf die Waage. Er ist in der ABCD Kategorisierung mit BC einzustufen und für mich der ideale tägliche Revierschuh. Wenn ich mich für einen der drei vorgestellten HANWAG Schuhe entscheiden müsste, weil zum Beispiel die Gepäckmenge begrenzt ist, dann definitiv für diesen.


HANWAG Bergell Top

Klassischer Zwiegenähter für unwegsames Gelände

Für den Bergstiefel HANWAG Bergell Top habe ich mich wegen der traditionellen hochwertigen Machart und der klassischen Optik entschieden. Da es früher keinerlei Klebstoffe in der Schuhindustrie gab, um Bodeneinheit und Schafft zu verbinden, mussten die Schuhe zwiegenäht werden. Beim Bergell Top wird diese klassische Machart noch heute verwendet. Zwiegenähte Schuhe wie der Bergell Top haben eine sehr hohe Formstabilität und eine sehr lange Lebensdauer. Die Herstellung solcher zwiegenähten Schuhe erfolgt aus Traditionsgründen, da HANWAG ein Bergschuhbetrieb mit 100-jähriger Firmengeschichte ist, welcher großen Wert darauf legt, diese alte Machart fortzuführen. Daher ist die Zielgruppe hier ein Käuferkreis, der viel Wert auf altes traditionelles Handwerk und die klassische Optik legt. Tradition schlägt bekanntlich jeden Trend. Ist die griffige Vibram® Sohle abgelaufen, lässt sie sich jederzeit wiederbesohlen.

Wichtig ist, dass das werkseitig vorgefettete Nubukleder regelmäßig nachgefettet werden muss um die Wasserdichtigkeit zu erhalten. Mit seinen 2400 g ist der Bergell kein Leichtgewicht und fällt in die ABCD Kategorisierung C.

Neben der Jagd kann man diesen optisch sehr ansprechenden Schuh auch wunderbar im Wirtshaus oder im Biergarten tragen.


Fun Fact: Mit dem optisch fast identischen Sepp100 gibt es im HANWAG- Jubiläumsjahr einen trigenähten Schuh, der seine Träger ein Leben lang begleitet. Darauf gibt HANWAG Garantie auf Schaft und Nähte und im Kaufpreis eines Sepp100 sind bereits zwei Neubesohlungsgutscheine enthalten.


HANWAG Omega

Unzerstörbarer robuster Hochtourenstiefel

Der hochkarätiger extremer Jagdstiefel HANWAG Omega mit einer zusätzlichen Einlegesohle und einer teils herausnehmbaren Zunge lässt sich im Volumen variieren. So drückt der extrem robuste Lederschuh auch mit dicken Socken nicht. Zudem überzeugt der HANWAG Omega mit guter Kälteisolierung, hochwertiger, widerstandsfähiger Machart und einer klettertauglichen Vibram Sohle. Der hohe Schaft und die Wasserdichtigkeit machen diesen steigeisenfesten Schuh der ABCD Kategorisierung D zu einem Schuh für Bergjäger mit sehr gehobenen Anforderungen. Aber auch Nachsucheführer oder Durchgehschützen finden in diesem Schuh eine jederzeit verlässliche Option. Das Gewicht liegt bei 2.240 g. Optisch ansprechendes Highlight ist das helle Veloursleder, welches aber mit Sicherheit durch Dreck und Schweiß optisch mitaltert.


Fazit:

Bei HANWAG spielt Nachhaltigkeit, Langlebigkeit und Qualität eine wichtige Rolle. Werte, die auch in meinem Leben eine hohe Bedeutung haben. Trotz der Verwendung hochwertiger Materialien und exzellenter Verarbeitung kann es auch bei hochqualitativen Schuhen nach einiger Zeit zu altersbedingten Verschleißerscheinungen zum Beispiel der Abnutzung der Sohle kommen. Wenn das Profil deutlich abgenutzt ist und kaum noch Halt bietet, sollte man dringend über eine Wiederbesohlung nachdenken. Besonders gefällt mir hier daher, dass alle HANWAG Schuhe neu besohlt werden können und sich so die Nutzungsdauer um ein Vielfaches verlängert. Dieses Prinzip der Nachhaltigkeit verfolgt HANWAG seit 100 Jahren, bevor der Begriff von vielen als grüner Deckmantel entdeckt wurde und schont so den eigenen Geldbeutel UND die Umwelt. Langlebigkeit bedeutet aber auch, dass ein guter Wanderschuh mehrere hundert Euro kostet und trotzdem weit geringere Margen abwirft als ein Sneaker für das halbe Geld. Vor allem, wenn bei keinem einzigen der aufwendigen Bestandteile eines Schuhs an irgendeiner Stelle gespart wird – von der hochwertigen Vibram-Sohle über das zeitlose Rindsleder bis zur Tiefzug-Öse und das Ganze MADE IN EUROPE.

Übrigens: Die Sohlen aller HANWAG Schuhe enthalten Naturkautschuk (ein teurer Rohstoff gegenüber billigen PU-Sohlen). Zudem gefällt mir sehr gut, dass bei HANWAG neben den modernen Modellen auch immer noch die zwiegenähten Klassiker produziert werden.

Alle drei HANWAG Modelle habe ich seit knapp einem Jahr im intensiven, fast täglichen Einsatz und bin von der Qualität mehr als begeistert.


Waidmannsheil aus Mountbatten

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Ein persönlicher Hinweis zum Thema Werbung:

Ich wurde von HANWAG kostenlos mit einigen Schuhen ausgestattet, wurde allerdings nicht gebeten einen Geartester Bericht zu schreiben und werde auch auf keine Art hierfür entlohnt. Dieser Bericht spiegelt daher meine eigene unbeeinflusste Meinung wieder und wurde zudem mit vielen nützlichen Informationen angereichert. Aufgrund dieser Konstellation kennzeichne ich diesen Bericht aus rechtlichen Gründen als Werbung. Zudem enthält dieser Bericht Affiliatelinks.