Moin moin Geartester,

wir stellen euch das bisher noch relativ unbekannte Wärmebildgerät Noblex NW 100 in einem kurzen Test vor. Die aus einer Kooperation der Firmen Noblex und Heimdal entsprungene Wärmebildkamera wird zum Großteil in Deutschland gefertigt. Einzig der ASi-Sensor kommt von der Firma ULIS aus Frankreich. Es handelt sich um ein sogenanntes Dual-Use Gerät. Es kann zum reinen Beobachten verwendet werden, aber auch, vor eine Tageslichtoptik montiert, zum Schießen benutzt werden kann.


Technische Eigenschaften

Das Testgerät ist mit einem 384x288er Sensor (17 μm Pixelgröße), einer 47 mm Frontlinse sowie einem 1024x768 Pixel OLED Display ausgestattet. Besonders interessant ist der mitgelieferte Bajonettadapter, mit welchem das NW 100 in sekundenschnelle aufgesetzt werden kann. Dies erfolgt mittels Drehbewegung und ist relativ leise. Ebenfalls schnell ist die Einschaltzeit von gemessenen sechs Sekunden. Das NW 100 wechselt beim Aufsetzen auf das Zielfernrohr automatisch in den Vorsatzmodus. Dabei wird das Bild kleiner und füllt bei ca. 3-facher Vergrößerung das Sehfeld der Tageslichtoptik.

Die Bildqualität ist gut und es benötigt für ein angenehmes Beobachten kein extra Okular, welches aufgeschraubt werden muss. Im Display wird der Stand des Akkus, die Uhrzeit mit Datum sowie die aktuelle digitale Vergrößerung (1-8fach) angezeigt. Die optische Vergrößerung beträgt 2,5. Mit seinen 613 Gramm inkl. Akkus handelt es sich nicht grade um ein Leichtgewicht. Das Noblex NW 100 liegt dennoch angenehm in der Hand. Es lässt sich über die drei an der Oberseite angeordneten Tasten einfach bedienen und die Menüführung empfanden wir als selbsterklärend. Gewählt werden kann zwischen drei verschiedenen Farbmodi sowie fünf Bildoptimierungen, wie z.B. dem Such-Modus. 

Die Energieversorgung besteht aus zwei 18650er Akkus (sowie Ladegerät), welche im Lieferumfang enthalten sind. Im Test betrug die Akkulaufzeit 8 Stunden und 21 Minuten. Erst dies macht das NW 100 zu einem echten und praxistauglichen Dual-Use Wärmebildgerät. Denn viele Konkurrenten schaffen grade mal zwei Stunden mit den kleineren CR123 Akkus und gehen dann ohne Vorwarnung einfach aus, was den Benutzer lieber zur teuren und nicht besonders umweltfreundlichen Batterien greifen lässt. Bei der Noblex funktioniert die Akkustand-Anzeige gut. Falls nur ein einzelner, geladener Akku zur Hand ist, macht das nichts. Das Wärmebildgerät kann auch auf „einem Bein“ stehen. Übrigens ließen sich die Akkus auch bei montiertem Gerät auswechseln.

Wer möchte, kann Bilder und Videos aufnehmen. Diese müssen später per USB-Kabel auf den PC heruntergeladen werden. Die Gummierung des NW 100 macht einen robusten Eindruck, laut Hersteller ist es wasserfest. Die Garantie beträgt drei Jahre. Der Hersteller wirbt mit einem 48-Stunden-Austauschservice, falls doch mal ein Defekt eintreten sollte.


Praxistest

Das Wichtigste, der Schusstest: Ein Wärmebildvorsatzgerät kann noch so gute Bilder liefern, taugt aber nicht, wenn es "um die Ecke" schießt und nicht wiederholgenau ist. Anfangs skeptisch gegenüber dem Bajonettadapter, schossen wir auf ein 95 m entferntes Ziel und wurden überrascht. Testwaffe war eine Blaser R8 im Kaliber .30-06 auf welche ein Noblex N6 Inception 1-6x24 sowie ein Ase Utra SL7i montiert sind.  

Als Ziel diente eine per Feuerzeug erwärmte Hülse, welche in einen Pappkarton gesteckt wurde. Den Rusan Adapter haben wir vor dem Schusstest waagerecht ausgerichtet und die Klemmkraft mit ein paar Handgriffen richtig eingestellt. Danach wurde das Noblex NW 100 nach jedem Schuss mittels Bajonettadapter von der Waffe genommen und wieder aufgesetzt.

Das Schussbild spricht für sich und erzeugt Vertrauen in das Vorsatzgerät. Die Lösung mit dem Noblex Adapter war im Test wiederholgenau. Der letzte Schuss der 6er Gruppe war ein Ausreißer, ist unserer Meinung nach aber noch im Rahmen und wahrscheinlich dem Schützen zuzurechnen. Man sollte dabei im Hinterkopf behalten, dass man über einen Bildschirm auf ein relativ kleines Ziel schießt. Dies kann keinesfalls mit dem Schuss über ein hoch vergrößerndes Zielfernrohr verglichen werden. Ein weiterer Pluspunkt ist, dass nicht nachjustiert werden musste. Die Treffpunktlage mit 4 cm Hochschuss entspricht dem der Waffe ohne Vorsatzgerät. Ein Kontrollschuss ist dennoch IMMER notwendig, um das zu verifizieren. Ist dies nicht der Fall, kann im Menü nachjustiert werden.


Fazit

Das NW 100 der Firma Noblex ist ein gelungenes Dual-Use Wärmebildgerät. Insbesondere für Jäger, die eine "Eins für Alles"-Lösung suchen, denn zum Beobachten wird kein extra, aufschraubbares Okular benötigt. Es arbeitete im Test präzise und hat eine gute Bildqualität. Bemerkenswert ist das praxistaugliche Energiemanagement. Die UVP liegt bei 4.495 €.

Jonas vom Jagdzeit-Team


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