Fachbericht | Rostende Stähle

Teckel Messer Marke
7 Min. Lesezeit

Der folgende Bericht soll einen neutralen Blick auf einige besonders gern verwendete rostende Messerstähle werfen. Wir werden betrachten, wie sie sich zusammensetzen und was diese Zusammensetzung bewirkt. Es werden pulvermetallurgische Stähle [Sinterstähle] (P) mit gegossenen (G) aus Hochöfen verglichen. Die Anzahl der Stähle die sich zum Messerstahl eignen ist sehr lang und differenziert, daher maßen wir uns nicht an hier einen vollständigen Überblick geben zu wollen, sondern  werden einige der gängigsten aufführen.

 

Die Stähle

 die wir uns nun im Folgenden ansehen wollen, sind:

  • 1095 (CK100) [G]
  • 80CrV2 (1.2235) [G]
  • O1 (1.2510) [G]
  • A2 [G]
  • CPM M4 [P] 
  • K390 [P]

Die gewählten Pulvermetallurgischen Stähle sind im Vergleich mit einem Anteil von >4 % Chrom zwar bis zu einem gewissen Maße Korrosionsträge, wir werden sie hier aber als vergleich heranziehen, da sie den nicht Rostfreien Stählen am nächsten kommen.

Auch wenn es noch viele weitere interessante rostende Stähle gibt (wie 52100, W2 oder 26C3), beschränken wir uns auf die oben genannten. Diese werden häufig für feststehende Messer oder robuste Gebrauchsmesser verwendet, insbesondere im Outdoor- oder Bushcraftbereich.

Die Legierungsbestandteile:

Stahltyp C (%) Cr (%) V (%) Mo (%) Mn (%) Si (%) W (%) Hinweise
1095 0.95 0.4 0.25
80CrV2 0.80 0.5 0.2 0.5 0.3
O1 0.90 0.6 0.1 1.2 0.3 0.5
A2 1.0 5.0 1.0 0.6 0.3
CPM M4 1.42 4.0 4.0 5.25 0.3 0.5 5.5 [P]
K390 2.47 4.2 9.0 1.0 0.4 0.6 10.0 [P]

(Quellen: Herstellerdatenblätter, Stand 04/25)

Interpretation:

Ein Blick auf die Werte zeigt: Rostende Stähle haben meist eine deutlich geringere Chromkonzentration (< 12 %). Dadurch fehlt ihnen die Korrosionsbeständigkeit, welche bei rostfreien Stählen ab etwa 13 % Chrom deutlich ausgeprägt ist. Dafür punkten sie in anderen wichtigen Bereichen:

  • Höherer Kohlenstoffanteil: Dies sorgt für größere Härtepotenziale und oft bessere Schnitthaltigkeit.
  • Einfache Legierungen (z. B. 1095) sind kostengünstig, leicht zu härten, aber anfällig für Rost.
  • Komplex legierte Werkstoffe wie K390 oder CPM M4 bieten extreme Schnitthaltigkeit und Zähigkeit, sind aber teuer und schwer zu bearbeiten.

Pulvermetallurgische:

Die PM-Stähle wie CPM M4 und K390 zeigen deutlich höhere Konzentrationen seltener Legierungselemente (wie Wolfram, Vanadium, Molybdän). Dies ergibt feinere Karbide, was in hoher Verschleißfestigkeit und Schnitthaltigkeit resultiert. K390 ist bekannt für seine extreme Schnitthaltigkeit, M4 bietet einen hervorragenden Kompromiss aus Zähigkeit, Härte und Verschleißfestigkeit – allerdings sind beide relativ korrosionsanfällig.

Gegossene:

Die gegossenen rostenden Stähle wie O1, 1095 oder 80CrV2 sind einfacher in der Wärmebehandlung und Bearbeitung. Sie eignen sich hervorragend für Handarbeit und sind besonders beliebt im Bereich des traditionellen oder funktionalen Messerbaus. Sie lassen sich gut schärfen und zeigen eine hohe Schärfe bei mittlerer Härte. O1 besitzt durch den leichten Wolframanteil eine gewisse Zähigkeit, während 80CrV2 durch Vanadium und Chrom eine verbesserte Härtbarkeit und Bruchzähigkeit mitbringt.

Härtebereiche und Anwendung:

Härte (HRC) Anwendungstyp Bemerkung
50–55 Großmesser, Bushcraft, Abfangmesser Mehr Zähigkeit, weniger Ausbruchgefahr
56–58 Allrounder, Jagdmesser Guter Kompromiss aus Schärfe und Robustheit
59–62 Kleinere Messer, Küchenmesser Hohe Schnitthaltigkeit, erhöhtes Ausbruchrisiko
>62 Spezialmesser (z. B. K390), feine Arbeiten Nur bei sehr kontrollierter Anwendung sinnvoll

Praxisrelevante Hinweise:

  • Rostende Stähle erfordern Pflege: Ölen nach dem Gebrauch, besonders bei feuchter Umgebung.
  • Patina kann bewusst aufgebaut werden und bietet eine gewisse natürliche Schutzschicht.
  • Härte ist nicht alles – Zähigkeit, Bearbeitbarkeit und Schärfbarkeit sind ebenso entscheidend.

Fazit:

Rostende Stähle sind – trotz der offensichtlichen Nachteile in der Korrosionsbeständigkeit – weiterhin hochaktuell im Bereich des Messerbaus. Sie sind oft einfacher zu bearbeiten, bieten eine hervorragende Schärfbarkeit und erreichen mitunter extreme Schnitthaltigkeit. Wer bereit ist, etwas mehr Pflege zu investieren, erhält mit diesen Werkstoffen Messer, die auch höchsten Anforderungen genügen. Natürlich bestechen  diese Stähle zum Großteil natürlich auch durch ihre recht geringen Anschaffungskosten (wenn man von den PM Stählen absieht).

Die Wahl des Stahls sollte dabei stets an der geplanten Anwendung orientiert sein – ein grobes Bushcraftmesser stellt andere Anforderungen als ein filigranes Filetiermesser.

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