Conotech Avata 650 LIIR: umfassender (Erfahrungs-)Bericht

waidmaxheil
17 Min. Lesezeit
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Überblick

Das Conotech Avata 650 LIIR ist ein Wärmebildvorsatzgerät auf dem neusten Stand der Technik, welches meiner Meinung nach keine Wünsche offen lässt. Das Gerät wurde mir leihweise zur Verfügung gestellt und nun schon mehrere Monate auf Herz und Nieren getestet. Bevor wir zu meinen Erfahrungen, Vor- und Nachteilen kommen, beginnen wir mit den nackten Fakten und betrachten den Lieferumfang sowie die technischen Daten.

Die hier gezeigten Bilder, die mit dem Avata aufgenommen wurden, entsprechen nicht der tatsächlichen Bildqualiät, da sie selbstverständlich enorm vergrößert sind und nicht durch ein Zielfernrohr betrachtet werden. 

 

Lieferumfang

  • 2x 18500er Akku inkl. Batteriemagazin
  • USB Kabel
  • Reinigungstuch
  • Handbuch 
  • Avata 650 LIIR
  • Praktische hard-case Tragetasche (Gerät passt mit Adapter hinein)

 

Technische Daten

Sensor

  • Pixelabstand Sensor 12μm
  • Sensor Auflösung 640 x 512
  • NETD Wert 15mK

 

Optik

  • Sehfeld auf 100m_ 15,4m; 
  • Objektiv: 50mm

 

Display

  • Digital-Zoom: 1x
  • Display Auflösung: 1024 x 768
  • Display Typ OLED
  • Bildfrequenz: 50Hz

 

Batterie

  • Akku Typ 18500
  • 7h Laufzeit
  • wechselbar

 

Eigenschaften

  • Firmware update via App 
  • LRF Entfernungsmesser
  • Mobile App 

 

Schnittstellen

  • Bluetooth
  • WiFi 

 

Media

  • Fotofunktion
  • Live Stream
  • Picture-in-Picture
  • Videofunktion,  automatische Aufzeichnung bei Schussabgabe

 

Maße

  • Grösse in mm: 67 x 70 x 147
  • Gewicht: 460 g

 

Weitere Features

Das Avata 650 LIIR verfügt über ein durchdachtes System bezüglich der Objektivabdeckung. Diese ist nicht nur durch einen kleinen Druckknopf an der Seite besonders leise zu öffnen, sie verfügt außerdem über einen Halbstopp beim Öffnen, zu dem die Abdeckung nach Betätigen des Knopfes schnellt. Das ist super praktisch, wenn es mal schnell gehen muss. Drückt man sie noch etwas weiter, arretiert die Abdeckung parallel zum Gerät und verschwindet so vollständig aus dem Sichtfeld.

Gesondert möchte erwähnt werden, dass der Laser-Entfernungsmesser im Objektiv integriert ist. Man hat also keinen extra Kasten unten oder an der Seite, was der Kompaktheit massiv zu Gute kommt. Wenn man den Entfernungsmesser benutzt, ist der Messpunkt im Bild leicht zur Mitte (da wo das Fadenkreuz hinzeigt) versetzt, um das Ziel nicht zu verdecken.

Ein weiterer großer Vorteil des Avata ist, dass es möglich ist, bis zu vier Waffenprofile, zwischen denen man schnell hin und her wechseln kann, anzulegen. So kann man z.B. zwischen dem Schwarzwild- und dem Raubwild-Setup einfach wechseln und braucht nur ein Vorsatzgerät, oder man kann es sich mit dem Partner oder einem Jagdfreund teilen. 

Zudem gibt es noch ein (in meinen Augen) besonders cooles Feature, welches allerdings leider extra erworben werden muss - den „Remote Control Avata“ Ring. Dies ist eine Fernbedienung für die wichtigsten Funktionen des Vorsatzgerätes in Form eines Fingerrings (passt dadurch, dass er unten offen ist an jeden Finger). Bei anderen Herstellern gibt es ähnliche Fernbedienungen bereits, diese müssen jedoch an der Waffe montiert werden. Hier hat Conotech einen Schritt weiter gedacht. 

 

Bedienbarkeit und Handhabung

Das Avata 650 LIIR kommt mit auffallend wenig Knöpfen aus und das ist mehr als vorteilhaft. So ziemlich die komplette Menüführung lässt sich über das Steuerrungsrädchen auf der Oberseite bedienen. Durch einfaches Drehen kann man im Monokular Modus die Vergrößerung einstellen und im Clip-on Modus die Größe der Schnittstelle verändern. Drückt man kurz auf das Rad, kommt man ins Schnellmenü (Farbmodus, Bildschirmhelligkeit, Kontrast, Schärfe, Bildmodus, Nullstellungsprofile 1-4, PIP) und durch längeres Drücken gelangt man ins Hauptmenü (WLAN, Bluetooth, Mikrofon, Extremer Modus, Display Ausrichtung, Funktionstaste, Kalibrierung, Nullabgleich, defekte Pixel reparieren, allgemeine Einstellungen, Geräteinfo). 

Durchein  stärkeres Drücken des Rädchens verlässt man das Menü.

Das An- und Ausschalten sowie das Gerät in den Stand-by Modus zu versetzen funktioniert über einen Dreistellungsregler, welcher vorne unter dem Fokussierring angebracht ist. Dieser ist intuitiv zu bedienen, was besonders bei Nacht seine Stärken ausspielt. 

Darüber hinaus gibt es nur noch zwei weitere Knöpfe: die Mediataste, welche bei kurzem Drücken ein Foto und bei langem Drücken ein Video aufnimmt und die Funktionstaste, welche frei programmierbar ist und z.B. einen Wechsel des Farbmodus ausführt oder, wie bei mir, den LRF bedient. 

Die Akkus können entweder im Gerät selbst oder durch Herausnehmen des Batteriemagazins extern geladen werden. Sie sind innerhalb einer Stunde komplett aufgeladen und einsatzbereit.

Alles in allem kann man nur sagen, dass Conotech auf eine Nutzerfreundliche und intuitive Bedienung großen Wert legt, was sich in einer äußerst unkomplizierten Handhabung widerspiegelt. 

 

Einschießen

Das Einschießen, bzw. wie gut und schnell dieses funktioniert, ist eins der ersten Qualitätsmerkmale im Bereich von Wärmebildvorsatzgeräten. 

Hat man das Gerät auf der Waffe montiert und das Display ausgerichtet, kann man mit dem Einschießen beginnen. Das Verstellen der Höhen- und/oder Seitenabweichung funktioniert erneut einfach über den Drehregler. Das Gerät verstellt pro Klick 19.5mm auf 100m. 

Bei meinem Gerät war der erste Schuss genau mittig über dem Wärmepad, also leicht zu hoch, was ich durch zwei kleine Klicks korrigieren konnte. Ich habe bereits von anderen gehört, dass bei ihnen gar kein Einstellen nötig war und sie „out of the box“ loslegen konnten. 

An dieser Stelle möchte ich erwähnen, dass es immer notwendig ist, die Treffpunktlage eines Wärmebildvorsatzgerät vor der Jagdausübung auf dem Schießstand zu testen und ggf. anzupassen!

1. Schuss mit dem 650LIIR
2. Schuss nach Korrektur

 

Erfahrungen aus der Praxis

Wie bereits erwähnt habe ich nun schon viele Nächte mit dem Gerät draußen im Revier verbracht und um dies gleich vorwegzunehmen, alles was sich bisher in der Theorie so gut anhört, bestätigt sich im praktischen Einsatz. 

Die Bedienung ist, man möchte fast sagen idiotensicher, hat man sie einmal verinnerlicht. Alles ist gut zu erreichen und ein Verklicken ist quasi ausgeschlossen. Die Akkulaufzeit ist ebenfalls wirklich überragend und ich habe es noch nicht geschafft, sie während einer Jagd aufzubrauchen. Selbst wenn jemand mal ein autarkes Jagdwochenende plant, lässt ihn das Gerät dank der Möglichkeit des Akkuwechsels nicht im Stich. 

Die Bildqualität spricht meiner Meinung nach absolut für sich und ermöglicht ein sauberes Ansprechen, was gerade bei der Schwarzwildjagd unabdingbar ist. Das Bild ist je nach Einstellung gestochen scharf und kontrastreich. 

Ein Wärmebildvorsatzgerät ist selbstredend für die Nachtjagd konzipiert und sollte somit bestimmte Dinge erleichtern, die die Dunkelheit erschwert. Hierzu gehört ganz klar das Abschätzen von Entfernungen (gerade im Feld). Der LRF funktioniert schnell und präzise. Mit zwei kurzen Klicks weiß man genau, wie weit ein Ziel weg ist, ohne es aus den Augen zu verlieren. Die Genauigkeit habe ich ebenfalls mittels eigenständiger Entfernungsmessgeräten verglichen und die Differenz lag im relevanten Bereich von bis zu 200m nie bei mehr als 2-3m Unterschied, was bei der Jagd durchaus zu vernachlässigen ist. 

Ein weiteres hilfreiches Feature ist die automatische, rückstoßgesteuerte Aufnahmefunktion. Das Gerät filmt einfach erklärt durchgängig mit, speichert jedoch (außer ich nehme gezielt ein Video auf) nur die letzen 10 Sekunden vor und 10 Sekunden nach dem Schuss. So kann man sich das Video bei Unklarheiten in Sekundenschnelle aufs Handy ziehen und den Schuss analysieren um ggf. eine Nachsuche zu vereinfachen. An dieser Stelle kommt auch ein kleiner Kritikpunkt: Ich habe einmal eine Szene mit Sauen gefilmt (ca 2min) und der Schuss führte dann dazu, dass das Video abgebrochen wurde und ich keine Aufnahmen von nach dem Schuss hatte. Ich habe jedoch bereits mit jemandem von Conotech diesbezüglich gesprochen und das Problem wird mit dem nächsten Update behoben! 

 

Führende Bache mit klar erkennbaren Strichen 

 

 

Bezug zur neuesten Geartester Umfrage

Die neuste von Geartester veröffentlichte Umfrage zeigt, worauf Jäger bei Wärmebildvorsatzgeräten besonders Wert legen. Kurz gefasst sind folgende Punkte am relevantesten: 

  • 50er Objektivgröße für optimale Reichweite
  • 640x512 Pixel für mehr Detailerkennung (und Sicherheit)
  • Integrierter LRF, Bild- und Videowiedergabe direkt im Gerät
  • Wechselakkusystem
  • Automatische Aufnahme bei Schussabgabe 

Der einzige dieser Kritikpunkte, den das Avata 650 LIIR nicht erfüllt ist die Möglichkeit der Bild- und Videowiedergabe direkt im Gerät. Die WLAN Verbindung und die App ermöglichen es mir jedoch, die Aufnahmen bei Bedarf ausreichen schnell zu sichten. Wäre es angenehmer direkt im Gerät? Ja. Empfinde ich es persönlich als großen Nachteil? Nein. 

 

 

Fazit

Das Conotech Avata 650LIIR überzeugt auf ganzer Linie. Es kann problemlos mit den großen Namen der Wärmebildtechnik mindestens mithalten und bietet als Flaggschiff der Avata-Serie alles, was das Jägerherz begehrt. Ich führte und führe das Gerät bei Ansitz und Pirsch, durch seine kompakte Bauform und seine rundum durchdachte Konstruktion fällt die Handhabung bei Nacht spielend leicht und ermöglicht es schnell zu sein, wenn es darauf ankommt. Das Ansprechen und Schießen ist dank der herausragenden Bildqualität auf jede, bei der Nachtjagd relevante, Distanz möglich und der Entfernungsmesser verhindert ein Verschätzen. Mich hat das Gerät auch bei schlechten Wetterbedingungen nicht im Stich gelassen und sobald ich es auf meiner Büchse montiert habe, fühle ich mich für jede Situation, die die Nacht zu bieten hat, vollständig gewappnet. 

Setup: Blaser R93 in .30-06 Spring; RWS Short Rille Hit; Avata 650LIIR
Find' ich gut!

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