Hallo Geartester!

esmal möchte ich mich mal an einen ausführlichen Bericht zu der von mir geführten Waffe wagen. Es handelt sich dabei, wie der Titel verrät, um eine Savage, Model 111 FC Euro im Kaliber 8x57IS. Das „Euro“ steht dabei dafür, dass sich Savage bei der Entwicklung an den Wünschen europäischer Jäger orientiert hat. Bei der Waffe handelt es sich um eine normale Repetierbüchse. Sie verfügt über einen Kunststoffschaft und einen 51cm langen Lauf mit offener Visierung. Durch den kurzen Lauf ist sie nur kurze 104cm lang und somit prädestiniert für enge Kanzeln. Ohne Glas und Montage bringt sie etwa 3,4kg auf die Waage. Der Abstand von Schaftkappe bis Abzug beträgt ca. 35 cm, womit sie auch kleineren Personen gut liegen sollte.

Ich möchte nun einmal auf die einzelnen Teile eingehen.


Der Schaft

Fangen wir mit dem Schaft an. Es handelt sich wie gesagt um einen schwarzen Kunststoffschaft mit sehr scharf geschnittener Fischhaut an Vorderschaft und Pistolengriff, welche sehr guten Halt bietet. Der Schaft ist nicht gummiert, ist aber auch nicht so glatt, dass er einem aus den Händen rutschen würde. Insgesamt ist die Haptik sehr angenehm. Das wirklich besondere an dem Schaft ist der sogenannte „Accustock“, welcher sich dadurch auszeichnet, dass sich im Schaft eine Bettung aus Aluminium befindet, die sich bis zum Vorderschaft durchzieht. Diese ist fest mit dem Schaft verbunden und stützt das gesamte System somit optimal ab.

Auf dem Schaft habe ich (angeregt von diesem Bericht: https://www.geartester.de/berichte/bearproof-precision-nachrustbare-schafterhohung) eine Schafterhöhung von Bearproof angebracht, um einen schnellen Anschlag zu unterstützen. Ansonsten ist der Schaft mit geradem Rücken und ohne Backe ausgeformt.


Die Sicherung

Arbeiten wir uns an der Savage 111 FC weiter nach vorn: Die Sicherung.

Diese besteht eigentlich aus zwei „größeren“ Teilen. Zum einen der Sicherungsschieber, der ergonomisch günstig auf dem Kolbenhals liegt. Zum anderen aus einem kleinen Züngel am Abzug, dem „Accutrigger“.

Zuerst zum Sicherungsschieber. Dieser arbeitet in drei Stellungen und wirkt auf Kammer und Abzug. In der hintersten Position ist die Waffe gesichert und die Kammer verriegelt. In mittlerer Position bleibt die Waffe gesichert und die Kammer kann zum Laden geöffnet werden. In vorderster Stellung kann man dann Schießen. Durch einen großen roten Punkt wird einem angezeigt, dass die Savage nun entsichert ist. Der Schieber der Sicherung ist groß dimensioniert und durch die Querrillen auch mit Handschuhen gut zu bedienen. Mit etwas Gefühl lässt sich die Waffe sehr geräuscharm entsichern.


Der Abzug

Nun der „Accutrigger“. Dieser gewährleistet noch ein Plus an Sicherheit, da es sich nur um eine Abzugssicherung handelt. Der Abzug selbst ist ein Flintenabzug und steht knochentrocken. Er bricht bei ca. 1000g ohne jeden Vorweg. Außerdem lässt er sich mittels eines kleinen Werkzeugs (das mitgeliefert wird) individuell einstellen. Dazu muss man allerdings das System aus dem Schaft entfernen, um an die richtige Mutter zu kommen. Ich selbst habe den Widerstand so gelassen wie er ist, da ich ihn als genau richtig empfinde.

Am Abzug befindet sich ein kleiner Metallbügel, den man vor der Schussabgabe nach hinten drücken muss. Dies geht nur von vorn nach hinten, von der Seite lässt sich da nichts bewegen. Dieser kleine Bügel hat folgende Wirkung: zuerst einmal verhindert er laut Hersteller, dass selbst bei niedrigstem Abzugsgewicht und einem Sturz kein Schuss bricht (gestestet habe ich dies noch nicht und habe es auch nicht vor :-D). Durch den Bügel wird im Inneren der Savage Model 111 FC zusätzlich der Abzugsstollen gesichert. Um das ganze zu veranschaulichen, habe ich unten ein Video verlinkt, dass das ganze nochmal im 3D-Modell zeigt. Das Betätigen dieses Bügels benötigt keine spürbare Kraft und geht einem ohne Probleme in Fleisch und Blut über.


Vor dem Abzugsbügel schaut ein kleiner schwarzer Stift hervor. Diesen benötigt man zum entnehmen des Verschlusses. Dazu muss man die Waffe komplett entsichern, den Stift in Richtung Abzug drücken, dann den Abzug selbst drücken und schon kann man den Verschluss nach hinten entnehmen. Dies klappt nach ein paar mal üben auch ohne sich die Finger zu verknoten.


Der Verschluss & Kammerstängel

Damit wären wir beim Verschluss: Dieser verriegelt im Lauf mit 2 wirklich groß dimensionierten Warzen, bei denen ich mir sicher bin, dass sie auch die stärkste Ladung überstehen. Im Verschluss befindet sich dann auch der Ausstoßer, der immer zuverlässig gearbeitet hat. Der Verschlussweg ist ein klein wenig länger, was an der recht langen Kammer liegt, aber ich hatte noch nie Probleme. Man zieht in der Praxis sowieso so lange, bis es nicht mehr geht.

Am Ende der Verschlusses sieht man den Schlagbolzen. Ist die Savage 111 FC gespannt, sieht man einen silbernen Punkt. Bei entspannter Waffe verschwindet dieser im Verschluss.

Der Kammerstängel liegt direkt über dem Abzugsbügel und hat eine wirklich sehr große Kugel am Ende, die man gar nicht verfehlen kann. Zum öffnen muss man den Kammerstängel ziemlich weit nach oben bewegen, der Winkel ist nicht der kleinste. Aber selbst mit dem normalen Zielfernrohr drauf hatte ich noch keine Probleme und bin noch nicht hängen geblieben.

Ein kleines Problem beim Verschluss ist, dass der Zylinder einen recht kleinen Durchmesser hat und nicht die ganze Kammer abdeckt. Es entsteht also ein kleiner Spalt, durch den Schmutz oder Feuchtigkeit in das Magazin gelangen können (dazu habe ich auf dem Bild einen roten Kreis gezogen, wo man bei geschlossenem Verschluss die Patrone im Magazin sehen kann).


Das Magazin

Das Magazin besteht aus Stahlblech und hat einen Boden aus Kunststoff. Es wirkt sehr stabil und schluckt 4 Patronen, was ausreichend ist. Der Magazinauslösehebel ist etwas versenkt vor dem Magazin angebracht und kann nicht verriegelt werden. Dieser muss in Richtung Abzug gedrückt werden, um das Magazin herauszunehmen. Ich hatte dadurch aber leider schon das Problem, dass mir das Magazin entgegen kam, als ich die Savage Model 111 FC über die Kanzelbrüstung geschoben habe. Ein weiteres Problem ist, dass man beim Einsetzen des Magazins wirklich darauf achten muss, dass man es erst mit dem hinteren Ende einschiebt und dann das vordere Ende hereindrückt, es kann sonst passieren, dass es ein paar Millimeter zu tief sitzt und keine weitere Patrone nachgeladen werden kann. Ein Ersatzmagazin kostet für die Savage ca. 70.- Euro.


Der Lauf

Ein weiterer unverzichtbarer Teil einer jeden Waffe ist der Lauf. Dieser ist, wie eingangs erwähnt nur 51cm kurz. Die Läufe von Savage sind trotz dem großen Produktionszahl für ihre Präzision bekannt. Man sollte allerdings darauf achten, dass man, falls der Lauf mal nass wird, immer etwas Öl darauf macht, da der Stahl sonst stellenweise etwas Flugrost ansetzt. Aber das sollte zur normalen Waffenpflege dazu gehören. Der Lauf selbst hat an der Mündung einen Durchmesser von 17mm und legt ein angenehmes Schwingverhalten an den Tag.


Offene Visierung

Auf dem Lauf befindet sich eine offene Visierung, die ziemlich gewöhnungsbedürftig ist. Das Korn ist nicht das Problem, dabei handelt es sich um ein sehr tolles Leuchtkorn. Problematisch ist die Kimme. Es ist eine V-Kimme mit einem Loch in der Spitze des V. In dieses Loch muss das Korn gebracht werden. Allerdings ist die Kimme sehr groß und bietet somit kaum Überblick, es gibt da sicherlich bessere Lösungen. Ich selber schieße nicht über die offene Visierung, so dass mir dadurch kein Nachteil entsteht. Die Kimme ist allerdings einstellbar und, was mir persönlich wichtig ist, sie kann mittels einer Schraube komplett entfernt werden. Die Kimme sitzt relativ weit hinten und da mein 56er-Zielfernrohr recht lang ist, ich aber eine niedrige Montage verwende, wären sich Kimme und Objektiv zwangsläufig in die Quere gekommen. Also kam die Kimme kurzerhand ab.

Die Montage

Mit der Savage kam eine wunderbare Picatinny-Schiene der Firma Henneberger. Diese wird mittels 4 Schrauben (zwei auf der Hülsenbrücke und zwei auf dem Hülsenkopf) angebracht. Die Schiene war in meinem Fall nicht montiert, es kann also jede beliebige Art von Montage verwendet werden.

Mit QRW-Ringen von Leupold (Quick Release Weaver) mit 30mm-Ringen wurde dann ein DDoptics Nachtfalke 2,5-10x56 auf die Savage 111 montiert, womit ich sehr zufrieden bin.


Ausführungen

Die Waffe ist außerdem noch mit orangenem Schaft in Realtree-Optik und im Kaliber 9,3x62 zu erhalten. Erhältlich ist sie bei verschiedenen Händlern (einfach mal Google bemühen) zu Preisen zwischen 900.- und 1200.- Euro (je nach Ausführung) zu bekommen. Geheimtipp: Die Savage 111 FC ist immer mal wieder auf eGun zu haben und geht dort meist für 600-700 Euro weg (so bin ich auch an meine gekommen).


Mein Fazit

Bei der Savage handelt es sich um meine erste Waffe und ich glaube allein die Länge des Berichts lässt erkennen, wie sehr sie mir ans Herz gewachsen ist. Ich bin rundum zufrieden mit ihr, trotz der kleinen Schwächen, die sie hier und da vielleicht hat. Ich konnte mit der Waffe bis jetzt 6 Stück Wild erlegen (vom Ansitz, bei der Pirsch und zur Drückjagd). Sie hat mich nie im Stich gelassen und ich werde sie mit hoher Sicherheit noch viele Jahre führen. Alles in allem ist sie sowohl eine Waffe für den Jungjäger als auch für die „alten Hasen“, die vielleicht noch nicht gefunden haben, was sie suchen. Von der Savage Model 111 FC wird niemand enttäuscht sein! Hier noch zwei Bilder: einmal vom Accustock und einmal vom Accutrigger.


Vorteile Nachteile
- sehr führig - etwas zu weiche Gummischaftkappe
- präzise - Spalt zwischen Verschluss und Magazin
- angenehmes Schussverhalten - Probleme, falls das Magazin falsch eingesetzt wird
- Einsteckmagazin
- Preis-/Leistungsverhältnis