Brandlbracke Ayka vom Oberweiher bei der Arbeit an der Schubkarrensau

Die Jagd auf Schwarzwild übt auf die meisten Jäger eine ausgesprochene Faszination aus.

Dabei haben in ihrem jagdlichen Alltag die unterschiedlichsten Hunderassen Kontakt mit Schwarzwild. Egal ob Teckel, Deutsch Drahthaar, Brandlbracke oder Hannoverscher Schweißhund, zumeist sollen sie alle in der einen oder anderen Form an Wildschweinen arbeiten. Die Variation reicht hier von der Arbeit bei Drückjagden, egal ob beim Durchgehen oder vom Stand geschnallt, bis hin zur Nachsuche.

Die meisten Jäger wünschen sich für die Jagd selbstsichere Hunde. Sie sollen mit Verstand an den Wildschweinen jagen beziehungsweise diese bei der Hatz im Rahmen der Nachsuche stellen.

Um dieses Ziel zu erreichen, empfiehlt sich eine frühe Prägung der Welpen. Dies bezieht sich nicht nur auf Umweltreize und das Wild im Allgemeinen, sondern insbesondere auch auf das Schwarzwild.

Meine Brandlbracke lernte beim Züchter bereits als junger Welpe ihre erste Schwarzwildschwarte in Form einer Reizangel kennen. Im neuen Zuhause führten wir die Zerrspielchen mit der Reizangel fort, zogen Schwarzwildschleppen und traten die ersten Schwarzwild-Fährten. Ziel war es, im weiteren Verlauf mit dem Junghund ins Schwarzwild-Gatter zu fahren.

Um den Hund bestmöglich für die Arbeit am Schwarzwild, in meinem Fall das Stellen von Wildschweinen, vorzubereiten reifte der Plan, eine Schubkarrensau einzusetzen. Sie lässt sich -im Gegensatz zu den Wildschweinen im Schwarzwildgatter- genau steuern. So können auch junge Hunde, mit denen man noch nicht ins Gatter möchte, oder auch ängstlichen Hunde, welche ggf. bereits schlechte Erfahrungen gemacht haben, Mut aufbauen und sich spielerisch an der „Sau“ ausprobieren.

Schubkarrensau:

Bei einer Schubkarrensau wird eine Schwarzwild-Schwarte mit Haupt mittels eines Gestells auf einem Schubkarrenunterbau festgespannt. Dieses Konstrukt ähnelt im Ergebnis zumindest annähernd einem Wildschwein und ist für einen jungen Hund beeindruckender, als es eine ist.


Verwendung:

1) Im ersten Schritt soll der Hund die frei stehende Schubkarrensau kennen lernen. Hierzu wird sie auf einer Wiese oder freien Schneise hingestellt. So soll der Vierbeiner die Chance bekommen, die "Wutz" erst einmal aus sicherer Entfernung zu betrachten und sich nach eigenem empfinden zu nähern. Dabei darf bzw. kann und soll der Hundeführer seinen Hund gerne unterstützen und anfeuern. >Wenn sich doch das Herrchen traut, da hin zu gehen, dann kann das doch gar nicht so schlimm sein?< So geht man gemeinsam zur Schubkarrensau und motiviert bzw. unterstützt den Hund.

2) Wenn dieser erste Schritt für den Hund keine Schwierigkeiten darstellt, kann der Hund im nächsten Schritt ausprobieren, die „Sau“ zu jagen.

Um die Schubkarrensau zu bewegen hat man am besten eine zweite Person parat. Diese konzentriert sich dabei ausschließlich auf den Umgang mit der Sau. Der Hundeführer kann den Fokus auf dem Hund belassen und unterstützt diesen in seinem Handeln. Jedes Laut Geben wird explizit mit freudigen Ausrufen unterstützt und der Hund so in einen „Erregungszustand“ versetzt.

Auch unsichere Hunde können motiviert werden, in dem die Sau vor Hund und Hundeführer flüchtet. Der Hundeführer verfolgt die Schubkarrensau ganz motiviert und wird dabei Stück für Stück mehr von seinem Hund unterstützt.

3) Sobald sich der Hund traut, weiter an das Wildschwein ranzugehen, geht es um das „Steuern“ der Schubkarrensau. Der Steuermann lenkt die Schubkarrensau grundsätzlich so, dass sie dem Hund ausweicht. Überholt der Hund auf der rechten Seite und macht Druck, so weicht der Steuermann mit der Schubkarrensau nach links aus. Geht der Hund von vorne an die Sau, so dreht die Schubkarrensau um oder legt den Rückwärtsgang ein.

4) Das ganze kann man hier nun so weit steigern, bis der Hund die Sau sehr effektiv stellt. Die Fluchtversuche werden langsamer ausgeführt, sodass der Hund die Chance behält, sich der Flucht entgegen zu setzen und die Schubkarrensau zum Stillstand zu bringen.

Bauanleitung:

Die Schubkarrensau besteht aus 3 Teilen:

- Schubkarre ohne Wannenaufbau

- Holzkonstrukt, auf dem die Schwarte befestigt werden kann

- Wildschweinschwarte mit Haupt

Für die Grundlage habe ich die günstigste Schubkarre im Baumarkt gekauft. Der Aufbau besteht in meinem Fall aus Holz, hierzu habe ich einfaches Bauholz verwendet. Noch vorhandene Kanthölzer habe ich mir entsprechend zurecht gesägt und auf dem Grundgerüst der Schubkarre zusammengeschraubt. Dabei ist zu beachten, dass ausreichend Platz für das freie Laufen des Reifens bleibt und das Gestell recht einfach befestigt werden kann. Hierzu habe ich in das Holz passend Löcher gebohrt, durch welche ich Kabelbinder führen und so das Gestell mit dem Holzaufbau verbinden kann. Eine nachhaltigere Variante ist die Benutzung einer Kopfschraube mit Mutter - mir bisher aber noch zu viel Aufwand.

Für die Schubkarrensau habe ich mir die Schwarte mit Haupt von einem 17kg Frischling eingefroren. Für die Größe meines Holzgestells stellt diese Gewichtsklasse die untere Kategorie dar, die verwendet werden sollte. Die Schwarte eines Überläufers mit 50kg hätte sicher besser gepasst.

Wichtig ist, dass von der Schwarte, mit den Läufen und dem Haupt möglichst viel zusammenhängend bleibt. Das Abschwarten kostet mit dieser Absicht mehr Zeit, das Ergebnis macht sich dafür jedoch in jedem Fall bezahlt!

Um auf Nummer sich sicher zu gehen, beproben wir alle Wildschweine vor der Benutzung für die Hundeausbildung auf das Aujeszky-Virus.


Kostenübersicht:

Schubkarre: 39,95€

Holz: vorhanden

Schrauben: vorhanden

Schwarte: vorhanden

Gesamt: 39,95€


Fazit

Die Schubkarrensau stellt für mich einen großen Gewinn in der Hundeausbildung dar. Mit dem nötigen Feingefühl kann die Sicherheit der Hunde massiv gesteigert und eine Grundlage der Schwarzwildgewöhnung erzielt werden.


Bei Fragen, Anregungen, Tipps oder Kritik freue ich mich über einen Kommentar.