Auf die Frage, ob denn auch ein günstigstes Wärmebild-vorsatzgerät genügen würde, habe ich bisher immer empfohlen, ein paar Tage länger zu sparen und mindestens im Mittelpreissegment bei Euro 2300 anzufangen. Ich weiß, eine unbefriedigende Antwort, vor allem für den Jungjäger, der sich gerade erst mit seiner Grundausrüstung eindeckt und somit die Geldmittel irgendwann einfach mal erschöpft sind.

Eben so ein Jungjäger sprach mich direkt zum TE19C der Thunder Serie an. Da ich dazu keine Aussage treffen konnte und so ein Gerät beim Händler meines Vertrauens zur Verfügung stand, versprach ich, dieses Gerät zu organisieren und einmal genauer unter die Lupe zu nehmen.

Ich gebe zu, meine Erwartungen und Lust, diesen Test anzugehen, waren etwas gedämpft, hatte ich doch bereits früher günstige Wärmebildgeräte in der Hand, die mich so gar nicht überzeugen konnten, und so erwartete ich für den kommenden Test ähnliche Ergebnisse.

Doch, ich nehme es hier vorweg, ich musste mich eines Besseren belehren lassen.

Wie bei den anderen Geräten aus dem Hause HikMicro lassen Ausstattung und Lieferumfang keine Wünsche offen und alle zur Inbetriebnahme benötigten Kleinteile inkl. des zu meinem ZF passenden Rusan-Adapters werden mitgeliefert.

Das Gerät war mit dem Adapter somit nach wenigen Minuten an der Waffe montiert und konnte seine Leistung am Schiessstand unter Beweis stellen.


Der Versuchsaufbau

Die Modelle TE19C, TH35C und TQ50C der Firma HikMicro unterscheiden sich äußerlich nur im unterschiedlich großen Objektivdurchmesser, ansonsten sind sie identisch aufgebaut. Somit wiederholt sich hier der Testvorgang am Schiessstand, wie ich ihn bereits mit den anderen WB-Vorsatzgeräten der Thunder-Serie durchgeführt habe.

Um eine saubere Wärmesignatur und somit einen guten Haltepunkt zu bekommen, beklebte ich (wie bei vorangegangenen Tests) eine 100m-Zielfernrohrscheibe mittig mit einem runden Wärmepad, das einen Durchmesser von etwa 50 mm hat.

Das Wärmepad braucht ein paar Minuten, um mit dem Luftsauerstoff zu reagieren, und gibt dann so viel Wärme ab, dass bei normalen Umgebungstemperaturen ein gutes Zielbild auf 100 m entsteht.


Das Test-Equipment

Als Testwaffe kam meine bewährte Mauser-Büchse zum Einsatz, welche mit Matchmunition im Kaliber 6,5x55SE einen reproduzierbaren Streukreis von <15 mm/100 m abliefert. Das Vorsatzgerät sollte mit einem passenden Rusan-Adapter an einem DDOPTICS 2,5-15x50 Zielfernrohr montiert werden.

Um möglichst präzise arbeiten zu können, stellte ich die mit einem 22 mm dicken Matchlauf ausgestattete, schwere Waffe vorne auf ein Harris-Zweibein und lagerte den Schaft hinten in einem mit Quarzsand gefüllten Leder-Ohrensack.


Der Zusammenbau

Das TE19 C Wärmebildgerät besteht wie die anderen Geräte der Thunder-Serie aus vier Einzelelementen: dem Wärmebildgerät, der Kollimator-Linse mit Bajonett und einem Bajonettverschluss, der mit einem zum Zielfernrohr passenden Rusan-Adapter verschraubt wird.

Somit besteht die Möglichkeit, das Wärmebildgerät inklusive Kollimator-Linse mit wenigen Handgriffen am Bajonettverschluss zu trennen und den Bajonettanschluss mit dem Rusan-Adapter am Zielfernrohr zu belassen.

Nachdem ich am Wärmebildgerät den Rusan-Adapter aufgeschraubt hatte, konterte ich die Nutmutter mit dem im Lieferumfang enthaltenen Hakenschlüssel in waagerechter Position. Die Montage mit Nutmutter und Hakenschlüssel ist in meinen Augen wesentlich komfortabler als die Lösung bei den Mitbewerbern, bei der man den Konterring nur mit Handkraft anzieht. Winkeleinstellung, eine definierte Anzugskraft und auch das spätere Lösen sind damit deutlich einfacher.

Mit einem zu einem Dreieck zurechtgeschnittenen Schusspflaster markierte ich mir die Position des Rusan-Adapters auf dem Zielfernrohr, um bei jedem erneuten Aufsetzen des Vorsatzgerätes die gleiche Ausrichtung zu finden.

Nachdem ich am Okularring des Zielfernrohrs die Schärfe so eingestellt hatte, dass ich das Menu im Gerät sauber und deutlich lesen konnte, stellte ich das Wärmebildgerät auf das Ziel scharf. Dazu verdreht man den satt laufenden, ca. 2,5 cm breiten und gut griffigen Objektivring.

Den sich mit einem leisen Klicken öffnenden, unverlierbaren Okularschutzdeckel kann man um 360 Grad verdrehen und den Deckel nach hinten über eine Raststellung aufklappen, die das versehentliche Zufallen verhindern soll.

Der Schiesstest

Mit dem auf 5-fache Vergrösserung eingestellten Zielfernrohr gab ich eine Schussserie mit fünf Schüssen ab und erreichte wie bei den „großen Brüdern“ ebenfalls einen Streukreis von ca. 4 cm.

Im Anschluss sollte die Wiederholgenauigkeit der Kollimator-Linse geprüft werden. Diese kann man, wenn man das Dual-Use-Gerät als handgehaltenes Beobachtungsgerät nutzen möchte, mit einem im Lieferumfang enthaltenen Okular austauschen.


Aus diesem Grund interessierte mich die Wiederholgenauigkeit der Kollimator-Linse besonders, denn wenn man das Gerät im Anschluss zurückbauen und wieder zum Schiessen ein- setzen möchte, sollte die Trefferlage die gleiche bleiben.

Für diesen Test löste ich dreimal die Kollimator-Linse, zog sie jeweils wieder an und schoss somit drei Gruppen mit jeweils drei Schüssen. Die Schussgruppe überzeugte: Sie lag an gleicher Stelle wie die vorhergehenden Schüsse und erhöhte den Streukreis auf knapp 6 cm. Das liess den Rückschluss zu, dass die Kollimator-Linse sich beim Zusammenbauen sauber mit dem Wärmebildgerät zentriert und man hier von einer hohen Wiederholgenauigkeit sprechen kann.

Bei allen Geräten der Thunder-Serie ist mir bei den Schiessstandtests negativ aufgefallen, dass, wenn man stark verkantet ins Okular blickt, ein Parallaxefehler von ca. 4 cm/100 m entstehen kann. Dies könnte sich unter Umständen unangenehm mit anderen Toleranzen wie z.b. einem nicht sauber aufgesetzter ZF-Adapter addieren.


Wiederholgenauigkeit des Bajonett-Schnellverschlusses

Nach dem Lösen des Sicherungsrings lässt sich das WBG mit der Kollimator-Linse durch geringes Verdrehen vom Bajonettadapter abnehmen. So wird ermöglicht, das Wärmebildgerät getrennt von der Waffe zu transportieren und schnell sowie wiederholgenau im Revier zu adaptieren.

Beim erneuten Aufsetzen findet das Bajonett leicht in seine Position zurück und wird mit dem unverlierbaren Sicherungsring (Linksgewinde!) wieder angezogen und gesichert.

Die daraufhin folgende Dreierschussgruppe lag deckungsgleich mit den vorher abgegebenen Schüssen – ein Versatz konnte nicht festgestellt werden. Es empfiehlt sich, das Feingewinde und den Bajonettverschluss sparsam mit säurefreiem Fett zu benetzen, da sich das Gewinde und das Bajonett sonst leicht verspannen. Der Sicherungsring ist hierbei jeweils nur mit äusserst geringer Kraft anzuziehen. Anziehen mit zwei Fingern genügt völlig, soll er doch nur das Bajonett vor dem Lösen sichern.

Fazit Schiessstand

Nach Durchführung aller Tests befand sich bei allen drei Thunder Modellen ein Streukreis von ca. 6 cm mit ca. 20 Schüssen auf der Zielscheibe – ein überzeugendes Ergebnis.

Dass der technisch mögliche Streukreis der Testwaffe mit 15 mm/100 m bei diesem Test nicht abgebildet werden kann, erklärt sich durch den Umstand, dass beim Zielen durch ein WB-Gerät mit einer deutlich geringeren ZF-Vergrösserung auf ein undeutlicheres Zielbild geschossen wird, als dies bei gut ausgeleuchteten Zielscheiben bei hoher Vergrösserung des Zielfernrohres der Fall wäre.

Die Wiederholgenauigkeit liegt – sowohl beim Lösen der Kollimator-Linse als auch des Bajonett-Verschlusses zum Abnehmen des Wärmebildvorsatzgerätes – mit einem 6 cm Streukreis auf 100 m in guter jagdlicher Präzision.

Das Bild des TE19 C überraschte mich. Natürlich löst es nicht so detailreich auf wie die größeren und erheblich teureren Geräte. Aber für einen sauberen und präzisen Schuss auf 100 m reicht es allemal! In puncto Präzision liegt es mit den teuren Geräten gleichauf.

Gerätedetails in der Jagdpraxis

Optische Leistung

Der positive Eindruck vom Schiessstand setzte sich im Revier fort. Für ein Ansprechen auf grössere Distanzen, eventuell bei schlechten Um weltbedingungen (Regen/Dunst/feuchte Luft), kommt es durch den kleinen Sensor schneller an seine Grenzen als die wesentlich teueren Geräte. Wer ein Gerät für maximale Ansprechreichweite sucht, wäre mit dem TE19C falsch beraten.

Doch bleiben wir realistisch. Zum Ansprechen nutzt man eher anderes Equipment als ein eigentlich zum Schiessen vorgesehenes Vorsatzgerät.

Mit einer Sehfeldbreite von 16 m/100 m liegt es zwischen dem TQ50C (15 m/100 m) und dem TH35C (19 m/100 m), und das kann sich durchaus sehen lassen. Fuchs/Katze oder Dachs/Waschbär lassen sich bis 50 m, wiederkäuendes Schalenwild und auch Schwarzwild als solches bis auf 100 m ansprechen und somit waidgerecht erlegen.

Einen sauberen Schuss auf Schalenwild könnte man je nach Körpergröße bis etwa 100 m verantworten. Bei Raubwild würde ich mich auf max. 75 m beschränken (jeweils gültige Landes- und Jagdgesetzgebung beachten!).

Bedienbarkeit

• Fünf Knöpfe in Kreuzanordnung, dadurch auch eher klein gehalten; leise, saubere Rastung

• Eigene Taste zur Kalibrierung

• Foto- und Filmfunktion mit nur einem Klick

• Satt laufende Objektiveinstellung

• Gerätestart/-stopp dauert ca. 6 Sek.

• Bedienungsmenü simpel, alle wichtigen Funktionen mit einem Tastendruck erreichbar

• Batterieanzeige bei 2,5-facher Vergrösserung leider nicht erkennbar

• Menü bei 2,5-facher Vergrösserung nicht vollständig zu lesen

• Wiederholgenau auch nach Entfernen und Wiederaufsetzen von Kollimator-Linse und Bajonettverschluss

• Bajonettverschluss verklemmt sich leicht (mit säurefreiem Fett schmieren hilft!)

• Akku-Betriebszeit je nach Temperatur ca. 3 Std., Betrieb mit Powerbank oder Akkuwechsel jederzeit möglich

• Objektivabdeckung lässt sich mit geringem Klickgeräusch öffnen und verstellen

• Bildschirm augenschonend dimmbar, leider keine äusserlich erkennbare Standby-Anzeige

Mein Resümee

Leider trübt der beim verkanteten Einblick entstehende Parallaxefehler die Gesamtbewertung. Der Bajonett-Adapter ermöglicht zwar eine unkomplizierte Trennung des Wärmebildgeräts vom Zielfernrohr und erlaubt ein wiederholgenaues erneutes Aufsetzen, allerdings muss man bedenken, dass ein Feingewinde eigentlich nicht zum dauerhaften Auf- und Abschrauben gedacht ist und geringste Verunreinigung (Sandkorn) zum Blockieren führen können. Hier besteht Verbesserungspotential durch den Hersteller. Daher würde ich das TE19 C lieber mit einem robusten Rusan Bayonettadapter MAR kombinieren und auf die Nutzung des geräteseitigen Verschlusses mit Feingewinde im Jagdbetrieb verzichten.


Am Schiessstand und im Jagdeinsatz überraschte mich das im Budgetbereich liegende TE19 C positiv und ich muss meine vorgefasste Meinung korrigieren. Seine Bildleistung ist für Distanzen bis 100 m völlig ausreichend. Bei der Schusspräzision, Bedienung und Haptik liegt es gleichauf mit den „großen“ Geräten der Thunder Serie.

Durch die geringere Reichweite, bei noch guter Bildauflösung, ist das Gerät für die Wald- und Kirrungsjagd prädestiniert und ich kann jedem, der ein dafür taugliches Vorsatzgerät in der Budgetklasse sucht, einen unvoreingenommen Blick durch das Gerät empfehlen.

Testautor: Andreas Schurz

Fotos: Wolfgang Reiher

Dieser Bericht wurde im Auftrag von Wärmebildkamera Huber, Schweiz erstellt

Deutsche Partnerfirma: Maximtac www.maximtac.de

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