Um kurz vor 20:00 beziehe ich die Kanzel an der Kirrung mit dem Kirrautomat. Das Wetter ist kalt und noch hängen einige Wolken am Himmel da es den ganzen Tag geregnet hat, also ich richtiges „Sauwetter“. Der Wildaktivitätssensor, welcher an dem Kirrautomaten angebracht ist, hat die letzten 5 Tage jeden Abend Schwarzwild zwischen 20 Uhr und 22 Uhr an der Kirrung vermerkt.

Meine Hoffnung ist demnach hoch und so warte ich gespannt auf das was da kommen mag. Pünktlich um 20 Uhr erschrecke ich mich wie immer so sehr, dass ich kurz zusammenzucke als der Kirrautomat mit viel Schwung seinen goldgelben Inhalt verteilt. 5 Sekunden streut der Kirrautomat den Mais über die Kirrung und in der nächtlichen Stille nehme ich das Geräusch deutlich war. Dieses Geräusch müssen auch die Sauen vernommen haben denn es dauert keine 20 Minuten da schiebt sich aus dem Schlagschatten der Fichten eine Bache mit 5 Frischlingen auf die Kirrung. Die gut 20 kg schweren Frischlinge haben es so eilig, dass sie die Bache überholen und schon auf der Kirrung stehen als die Bache noch misstrauisch die Lage sondiert.

Der Mond und der helle aufgewühlte Waldboden sorgen für ausreichend gutes Licht, um sicher einen der Frischlinge ins Glas zu bekommen und als einer etwas abseits der Gruppe steht wirft es ihn in den schlammigen Waldboden. Der Rest der Rotte stürmt auf und davon und nach einer kurzen Zeit des Wartens gehe ich zufrieden über den Erfolg zum Frischling, um diesen zu bergen. Nach dem ich den Frischling versorgt habe und wieder zu Hause bin schaue ich noch einmal auf die App und sehe das bereits jetzt wieder Sauen an der Kirrung sein müssen. Für heute jedoch bin ich zufrieden und freue mich schon auf die morgige Nacht.

Die Grundlagen

Das A und O bei der Kirrjagd auf Sauen ist neben einer vielversprechenden Stelle, die in der Nähe der Einstände des Schwarzwildes liegt, dass dort regelmäßig Kirrmaterial zu finden ist. Hier gilt es nicht möglichst viel auszubringen, so dass es für mehrere Nächte reicht, sondern das jeden Abend etwas vorzufinden ist. Die Kirrung dient nicht dazu Sauen zu Füttern und darf auch unter keinen Umständen als solche missbraucht werde (gesetzlich verboten), sie dient lediglich dazu das Schwarzwild an eine bestimmte Stelle zu locken und sie hier für eine kurze Zeit zu beschäftigen. Wohnt man nicht direkt im Revier und findet jeden Tag die Zeit etwas Kirrgut auszubringen ist die Kirrung meist nur sporadisch bestück, welches die Sauen ebenfalls nur sporadisch an die Kirrung kommen lässt. Der Kirrautomat sorgt dafür das täglich Kirrgut zur Verfügung steht und das Schwarzwild so regelmäßig bzw. jede Nacht die Kirrung besucht.

Der Kirrautomat Nordic Gamekeepers im Detail

Der Kirrautomat von Nordic Gamekeepers ist jedoch nicht ein herkömmlicher Automat, da dieser mit dem sogenannten FeedCon Modul ausgestattet ist. Dieses Modul gestattet einem die volle Kontrolle und Steuerung des Kirrautomaten mit einer App. Der Kirrautomat selbst besteht aus einem Holzgestell (druckimprägniert oder Natur belassen), welches mit stabilen Winkeln aus Stahl zusammengehalten wird und somit sehr robust ist.

Die Kirrtonne auf diesem Gestell ist eigens für das Gestell und die Motoreinheit konzipiert. Die Tonne hat die Form eines Trichters, so dass das Kirrgut automatisch nach unten rutsch ohne hängen zu bleiben. Die Motoreinheit des Nordic Gamekeepers befindet sich innerhalb des Trichters und ist so vor Regen geschützt. Ein Schutzgitter aus Edelstahl schützt vor Verletzungen und dem Eindringen von unwillkommenen Nagern. Die Auswurffenster der Motoreinheit sind mit Flügelklappen versehen, die davor schützen das Futter aus den Fenstern fällt, wenn man an dem Gestell rüttelt. In unserem Fall hat die Kirrtonne ein Fassungsvermögen von 280 l. Weiter sind Tonnen in der Größe 120 l, 500 l und 1.000 l erhältlich. 

Neben dem Fach für das Futter, welches mit einem abschließbaren Klappdeckel versehen ist, gibt es ein weiteres kleines Fach in dem Platz für eine Autobatterie, Lockstoffen und dem Herz des Kirrautomaten, dem FeedCon Modul ist. Ausgänge für die verschiedenen Anschlusskabel sind ebenfalls angebracht. Kommen wir nun zu dem FeedCon Modul, welches die größte Innovation in diesem Kirrautomaten darstellt. Dieses Modul findet Platz im Batteriefach der Kirrtonne und kann dort einfach in die dafür vorgesehene Aussparung eingehängt werden. Das FeedCon Modul wird über die Nordic Gamekeepers App gesteuert und bietet Anschlüsse für verschiedenes Zubehör rund um den Kirrautomaten. Zunächst kann die Motoreinheit über das Modul angesteuert werden.

Über die App lässt sich leicht die genaue Zeit einstellen wann der Nordic GamekeepersKirrautomat Kirrmaterial auswerfen soll und wieviel bzw. wie lange gestreut werden soll. Hier sind dem Nutzer keine Grenzen gesetzt. Bis zu 30 Sekunden kann der Automat pro Auswurfintervall Futter streuen. Der Motor des Kirrautomat streut das Kirrmaterial in einem Umkreis von bis zu 30 Meter, so dass sich das Schwarzwild sehr gut verteilt und nicht zu dicht zusammensteht. Ein weiterer Vorteil zur herkömmlichen Kirrung, wie ich finde. Das FeedCon Modul bietet einen zusätzlichen Anschluss für den sogenannten Futterniveausensor. Dieser sendet eine Nachricht an die App, wenn das Kirrmaterial in der Tonne zur Neige geht, so dass die Kirrung nie leerlaufen kann. Ebenso bietet das Modul einen Anschluss für einen Wildaktivitäts Sensor. Dieser Sensor leitet ein Signal an die App weiter, wenn dieser durch Wild bewegt wird. Die Ausschläge werden in der App als Balkendiagramm mit Uhrzeit angezeigt, wodurch ein genaues Muster der bevorzugten Zeiten an dem die Schwarzkittel die Kirrung aufsuchen, erstellt wird.

Durch den Wildaktivitätssensor kann auch die sogenannte Futtersparfunktion gesteuert werden. Wird der Aktivitätssensor bewegt so streut der Kirrautomat die Menge an Kirrgut die vorgegeben ist. Wird der Aktivitätssensor nicht bewegt, streut der Automat nur eine sehr kleine Menge an Kirrgut, in der Annahme das das alte Kirrgut noch nicht aufgenommen wurde. So verhindert man das unnötig viel Kirrgut verbraucht wird und die Kirrung mit zu viel Kirrgut bestückt ist.

Das FeedCon Modul kann auch mit jeder Wildkamera kombiniert werden, die in der Lage ist Bilder zu versenden. Diese Bilder werden dann ebenfalls in der Nordic Gamekeepers App angezeigt, sodass hier alles zusammengelegt ist und man nicht für jedes Gerät eine neue App oder ein neues Programm braucht. Natürlich zeigt die App auch wenn der Motor nicht richtig funktioniert oder verstopft ist. Dieses Problem tritt bei herkömmlichen Automaten öfter auf und es dauert bisweilen einige Zeit bis man dieses bemerkt. Neigt sich die Ladung der Autobatterie zur Neige, wird einem diese ebenfalls angezeigt.

Über eine Solarzelle, welche oben auf der Tonne angebracht ist kann die Laufzeit der Batterie erheblich verlängert werden. Die Laufzeit hängt natürlich immer stark von der Witterung und der Anzahl der Kirrintervalle ab. Zu guter Letzt kann die Kirrtonne mit einer grünen LED-Beleuchtung ausgestattet werden, welcher die Kirrung erhellt und somit für eine sichere Schussabgabe sorgt. Die Beleuchtung wird über die App bzgl Einschaltzeit, Leuchtdauer und -stärke gesteuert. Auch hier gilt es wie für den Einsatz von Kirrautomaten das jeweilige Landesgesetz zu beachten.

Der Kirrautomat in der Praxis

Thies von Nordic Gamekeepers war so freundlich die Kirrtonne mit der FeedCon Einheit bei mir im Revier zu installieren und mich in die vielfältigen Funktionen dieses intelligenten Kirrautomaten einzuweisen. Der Nordic Gamekeepers Kirrautomat mit dem dazugehörigen FeedCon Modul kann auch in allen Einzelkomponenten erworben werden und viele bereits bestehende Kirrautomaten können mit dem Modul und somit der App optional bestückt werden. Das Gestell ist mit wenigen Handgriffen und einem Akkuschrauber in ca. 20 Minuten aufgebaut, das Befestigen der Kabel in dem FeedCon Modul dauert ebenfalls nur wenige Minuten und das System ist einsatzbereit.

Ist die Batterie angeschlossen muss das System über die App kalibriert werden, was bedeutet das man die Funktion Kalibrieren betätigt und die App nun alle wichtigen Informationen des FeedCon Moduls abruft. Dazu gehört der Ladestand der Batterie, der Futterniveausensor, ob ausreichend Kirrmaterial zur Verfügung steht und ob der Wildaktivitätssensor angeschlossen ist. Nach erfolgreichem kalibrieren testet sich das System einmal selbst und streut ungefähr für 10 Sekunden. Ist dieser Vorgang abgeschlossen ist der Kirrautomat einsatzbereit und kann über die App nach Belieben angesteuert werden. Da sich das System alle 5 Stunden synchronisiert werden gespeicherte Einstellungen erst nach der nächsten Synchronisation wirksam.

Auf dem Ansitz kann das FeedCon Modul über die App auch mit Hilfe eine Fernsteuerungsfunktion direkt bedient werden. Das bedeutet das hier nochmal Futter nachgestreut werden kann sollte dies nötig sein. Auch kann die LED-Beleuchtung aktiviert werden. Das Ganze geschieht über das Mobilfunknetz mit 5-minütiger Synchronisierung oder über Bluetooth und hat in letzteren Fall eine Reichweite von maximal 50 Metern.

Für viele mag das System vielleicht etwas kompliziert klingen. Dieses kann jedoch verneint werden, da sich der Kirrautomat vor Vorzügen kaum retten kann. Zunächst ist zu sagen, dass die Kontrolle über die App mehr als praktisch ist und somit jeden Tag etwas Kirrmaterial an der Kirrung vorzufinden ist auch wenn man nicht im Revier sein kann. Dieses wird durch das Schwarzwild mit täglicher bzw. nächtlicher Anwesenheit gedankt. Die Überwachung ob das System einwandfrei funktioniert ist ebenfalls mehr als praktisch da man bei einer Störung sofort eingreifen kann ohne, dass die Kirrung über mehrere Tage nicht bestückt ist.

Der Wildaktivitätssensor gibt genauen Aufschluss darüber wann das Wild an die Kirrung zieht, wodurch die eigenen Ansitze äußerst effektiv und gut geplant werden können. Ich habe festgestellt das nach einer Eingewöhnungszeit von ca. 3 Wochen das laute Geräusch des Futterautomaten das Schwarzwild regerecht an die Kirrung lockt und diese bereits 10 Minuten später vertraut auf die Kirrung ziehen. Als Einstellung habe ich einen Kirrintervall in den frühen Abendstunden gewählt und der Automat streut dann zu einer festgesetzten Uhrzeit für ca. 4 Sekunden. Die Menge, die in 4 Sekunden ausgeworfen wird, beträgt lediglich wenige Hände voll und reicht aus, um das Schwarzwild für eine längere Zeit an der Kirrung zu beschäftigen.

Der Nordic Gamekeepers Kirrautomat ist nicht dafür gedacht, dass sich die Schwarzkittel satt fressen, er dient lediglich dazu diese anzulocken, um sie zu bejagen. Mittlerweile kann ich mindesten einmal pro Woche ein Stück Schwarzwild erlegen und benötige hierfür meist nur einen Ansitz. Diese äußerst effektive und zeitsparende Art der Kirrjagd lässt sich gut mit Familie und Beruf vereinbaren und bringt trotzdem den gewünschten Erfolg. In meinen Anfängen als Jäger hieß es man müsse für eine Sau mindesten 30 Stunden Sitzen was bei einer durchschnittlichen Ansitzdauer von 4 Stunden, 7,5 Ansitze bedeutet. Mittlerweile sitze ich meist nicht länger als zwei Stunden. Da die Kirrung nahezu unmöglich anzupirschen ist, ohne von den Sauen entdeckt zu werden gilt ist stets rechtzeitig an der Kirrung zu sein.

Auch bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt funktionierte der Kirrautomat ohne Probleme. Als Kirrmaterial nutze ich Mais und Hafer und habe bislang keinerlei Probleme mit Fehlfunktionen durch verstopften Motor gehabt. Da sich die Motoreinheit in der Kirrtonne befindet ist diese gut vor Regen geschützt. Das Gestell ist sehr stabil und man kann ohne Probleme an diesem emporklettern, um Kirrmaterial nachzufüllen. Hierfür sind auf der oberen Seite der Tonne sogar extra Griffe angebracht, an denen man sich hochziehen kann.

Fazit

Alles in allem bin ich von diesem innovativen System von Nordic Gamekeepers absolut überzeugt und begeistert. Es spart enorm viel Zeit, die ansonsten das Kirren oder viele Ansitzstunden entfallen würden. Ebenso kann man die Kirrung wie in meinem Fall wirklich im „Wohnzimmer“ des Schwarzwildes“ errichten und läuft nicht Gefahr diese durch ständiges Kirren und daher die Beunruhigung zu vergrämen. Im Normalfall würde ich es nur höchstens drei Mal in der Woche zum Kirren in das Revier schaffen, da sonst die Zeit einfach fehlt. Durch den Kirrautomat erübrigt sich dieses Problem. Mit der Zeit sieht der Platz um den Kirrautomat sehr zerwühlt aus. Für die richtige Standortwahl sollte man diesen Umstand bedenken. Auch dass der Kirrautomat nicht direkt an der Straße steht und so leichter entwendet werden kann. Ist die Kirrtonne befüllt kann das Gestell nicht mehr bewegt werden und ein entwenden ist zunächst nicht ohne weiteres möglich.

Das diese Hightech Kirrung ihren Preis hat versteht sich von selbst. Ein komplettes System bestehend aus 280 l Kirrtonne, Gestell, FeedCon Modul, Futterniveausensor, Wildaktivitätssensor, LED-Beleuchtung, Solarzelle sowie drei Monate Benutzung der App kostet von Nordic Gamekeepers knapp 1400 €. Möchte man nur die Motoreinheit mit dem FeedCon Modul nutzen kostet dieses Set 356,00 €. Das FeedCon Modul kostet ohne Zubehör 195,00 €. Der Wildaktivitätssensor kostet 156,00 €, der Futterniveausensor mit dem dazugehörigen Kabel kostet lediglich 21,00 €, die LED-Beleuchtung kostet 65,00 € und die 10W-Solarzelle 84,00 €. Die Nutzung der App kostet ca. 50 € im Jahr. Mit deutlich über 1.000 € ist das System natürlich nicht günstig, wenn man jedoch die vielen Anfahrten ins Revier und die Zeit dagegen rechnet, macht sich das Gerät in den meisten Revieren noch innerhalb eines Jahres bezahlt. Ein weiterer Vorteil ist das das System modular ist und so auch in bereits bestehende Kirrautomaten integriert werden kann.

Der Kirrautomat mit dem FeedCon Modul und der dazugehörigen App von Nordic Gamekeepers gehört wohl zu den modernsten Kirrautomaten der momentan auf dem Markt erhältlich ist. Ein System, welches seinen Preis hat, jedoch voll praktischen Innovationen eine Bereicherung für jedes Schwarzwild-Revier darstellt.