Ob Minox, bekannt für die
weltberühmten Spionagekameras, auch Jagd kann? Wir wollten uns selbst
überzeugen, und haben daher zwei Gläser im Format 8×56 einen längeren
Zeitraum im Revier geführt. Getestet wurde die Praxistauglichkeit im
Jagdalltag. Dabei gab es einige Überraschungen.
Jeder Jäger war zu Beginn Jungjäger, und
der große Teil von uns stand und steht immer vor folgender Frage:
Welche Leistungen muss die Jagdausrüstung für MEINE Form der
Jagdausübung erfüllen? Nachdem diese Frage beantwortet wurde, begeben
wir uns auf die Suche nach Produkten die diese Leistungen erfüllen und
gleichen die Preise mit dem eigenen Budget ab. Für die Masse von uns
fallen daher High-End-Produkte der Premium Anbieter unter die Kategorie –
schön wenn man sie hätte, aber man ist nicht in der Lage oder bereit
für geringe Leistungszuwächse vierstellige Zusatzbeträge auf den Tisch
zu legen. Daher haben wir uns auf dem Markt umgesehen und zwei
Einstiegsgläser aus dem Hause Minox im jagdlichen Alltag getestet.
Eines vorweg, mit dem BV und dem BL
schein Minox unterschiedliche Ziele zu verfolgen. Beide zielen auf die
Preis-Leistungsführerschaft in den jeweiligen egmenten, das BV im Einstiegssegment und das BL in der oberen Mittelklasse der Ferngläser. Auf den ersten Blick wirken beide Gläser
aus dem Hause Minox sehr ähnlich. Beide eignen sich mit einer 8 fachen
Vergrößerung und einer Eintrittspupille von 56mm zur Nachtjagd. Beide
Gläser kommen in einem ansprechenden schwarzen Pappkarton, verfügen über
Objektiv- und Okularschutzkappen und haben auch den gleichen
Neoprentrageriemen. Ebenfalls sind beide Gläser für unter 1000€ im
mittleren Preissegment ansässig. Damit sprechen beide Gläser auch die
gleiche Zielgruppe, nämlich preisbewusste Jäger und Jungjäger an. Wir
wollten daher wissen wo hier die praxisrelevanten Unterschiede liegen.
Die Minox Daten im Vergleich
Der erste Unterschied besteht natürlich
im Preis. Mit 799 Euro ist das BL gegenüber dem BV mit 399 Euro bei
Minox natürlich teuerer. Das BV bildet dabei bei Minox das unterste
Preissegment der Nachtglas Familie. Mit 114m auf 100m verfügt das BV
jedoch um ein 5m größeres Sehfeld. Im Nahbereich, dem Bereich ab dem
Objekte scharf wahrgenommen werden können, fängt beim BV bei 2,5m an,
während das BL bei 9m landet. Obwohl das BL von den Abmessungen etwas
größer ist, ist es um 100g leichter. Das BV hat eine Stickstofffüllung,
während das BL mit dem hochwertigen Argon gefüllt ist, einem Edelgas
welches neben einer längeren Beständigkeit auch einen besseren
Korrosionsschutz bietet. Die restlichen technischen Daten unterscheiden
sich kaum.
Äußere Merkmale
Während beide Gläser über eine
Gehäusegummierung verfügen, greift sich das BL auf Anhieb etwas besser.

Die Haptik des BL fühlt sich klarer und abgerundeter an. Das BL liegt im
direkten Vergleich besser in der Hand. Würde man jedoch beide Gläser
nicht direkt nacheinander so im Detail fühlen, greifen sich beide Gläser
präzise.Auf den zweiten Blick fällt jedoch auf,
dass das BL hochwertiger verarbeitet ist. Dies zeigt die präzise
Umrandung der Augenmuscheln des BL gegenüber dem des BV und der
eleganteren Überleitung der einzelnen Bauteile. Ebenfalls sprechen die
einstellbaren Baugruppen deutlicher und präziser bei der Bedienung an.
Dies zeigt sich erstens beim Einstellen der Drehaugenmuscheln zum
Dioptrienausgleich und zweitens bei der Betätigung des
Fokussierrädchens. Insgesamt wirkt das BL klarer und ausgereifter und
fühlt sich im direkten Vergleich in der Bedienung flüssiger an als das
BV.
Im
Waldrevier testeten wir die Leistungsfähigkeit beider Gläser unabhängig
voneinander. Beide Gläser verfügen bei Tag über ein angenehm klares und
farbechtes Bild, scharf und kontrastreich. Mit ausgefahrenen
Augenmuscheln beschlagen die Gläser auch bei nassfeuchter Umgebung
nicht. Alle Details lassen sich mit dem Glas bei Flora und Fauna klar
erkennen, Wild lässt sich hervorragend ansprechen. Als Zwischenfazit
lässt sich diesem Zeitpunkt festhalten, dass beide Gläser klar treue
Begleiter im Revier sind. Einziges Manko bildete bei beiden Gläsern die
identische Tragetasche, die im Gegensatz zu den Ferngläsern sehr billig
wirkt. Mehr als eine einfache Schutztasche ist sie leider nicht. Es ist
daher empfehlenswert beim Reviergang auf die Tasche zu verzichten. Bei
schlechtem Wetter ist das Glas problemlos unter der Kleidung zu führen.
Die zweckmäßigen Schutzkappen erfüllen ebenfalls ihren Zweck. Bei Regen,
Schnee und Feuchtigkeit lassen sich beide Gläser gut greifen und sind
auf dem Ansitz auch mit Handschuhen einwandfrei zu führen.
Erst im direkten Vergleich erkennt man
einen kleinen Vorteil beim BL in der Bildqualität. Eine leicht
verbesserte Randschärfe und ein etwas höherer Kontrast lassen das Bild
klarer erscheinen. Die Unterschiede im Sehfeld fallen in der Praxis kaum
auf.
Das bessere Nachtglas

Auch hier eignen sich beide Gläser. Bei
Mondschein sind beide Gläser lichtstark und erzeugen ein für den
Nachtansitz kontrastreiches Bild. Durch die gute Lichttransmission
eignen sich beide Gläser fast unterschiedslos für einen langen Ansitz
bis weit in die Dämmerung. Im Mondschein lässt sich Wild definitiv durch
das gute Bild erkennen. Für ein einwandfreies Ansprechen ist natürlich
wie immer ein kontrastreicher Bildhintergrund von Vorteil. Dabei zeigte
das BL wiederum im direkten Vergleich zum BV seine Vorteile. Vor einem
dunklen Bildhintergrund erzeugt das BL ein kontrastreicheres Bild. Dies
ist von Vorteil wenn beim Ansitz wechselndes Wild am Waldrand eräugt
und angesprochen werden soll. Wird der Nachtansitz von der Kanzel auf
eine Lichtung oder eine Wiese durchgeführt, ergibt sich bei beiden
Gläsern ein gutes Bild. Gegen dunklen Bewuchs bei Nacht aber erzeugt das
BL einen besseren Kontrast.
Auf der Waldlichtung fiel darüber hinaus
auf, dass beim Blick gegen den Mond das BV etwas mehr blendet, während
beim BL das Bild deutlicher mit geringeren Blendwerten wiedergegeben
wird. Beim Blick mit dem Mond wirkt das BL wie bereits angesprochen
kontrastreicher und bei Nacht damit einfach klarer. Das BL ist in dieser
Preiskategorie ein wirklich beeindruckender Nachtschwärmer.
Fazit
Überrascht haben beide
preiswerten Gläser durch das klare Bild beim täglichen Gebrauch im
Revier. Das BL

rechtfertigt seinen höheren Preis besonders durch die
Verarbeitung und Haptik, sowie das klarere, kontrastreichere Bild
insbesondere bei der Nachtjagd. Wer auf die einfach wirkende Tragetasche
verzichten kann ist mit beiden Gläsern sehr gut bedient. Die robusten
Gläser sind die idealen Begleiter und bieten für vergleichsweise wenig
Geld zuverlässige Leistung und solide Verarbeitung. Das BL ist für
günstige 800 Euro der ideale Revierbegleiter bei Tag und Nacht. Mit den
gezeigten Leistungen ist das Glas auch ohne weiteres in der Lage mit
400-500 Euro teureren Konkurrenzprodukten mitzuhalten. Überrascht hat
uns die Praxistauglichkeit des BV, für die 400 Euro bekommt man mehr
Fernglas als man es im ersten Augenblick erwartet. Das Glas zeigt
deutlich, dass preiswert nicht gleich billig sein muss. Waidmannsheil wünscht euer
Team Deutscher Jagdblog
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