Über die Ansprache von Rehböcken sind schon Freundschaften zerbrochen. So weit wollen wir in diesem Beitrag aber nicht gehen. Deswegen sprechen wir über die wichtigsten Faustregeln, um das Alter von Rehböcken ungefähr einschätzen zu können.

Auf das Jahr genau einen Rehbock anzusprechen ist selten möglich. Große Studien, in denen Kitze mit Ohrmarken versehen wurden, haben bestätigt, dass es nach einem Alter von mehr als 2 Jahren sehr schwer fällt genau anzusprechen. Jährlinge lassen sich am sichersten ansprechen. Und alte Böcke am zweit sichersten. Die Mittelalten Böcke zwischen 3 und 6 Jahren geben oft Rätsel auf. Deswegen sollen die folgenden Faustregeln dabei helfen einen Rehbock in eine der drei Gruppen einzuteilen. Also Jung (1-2), mittelalt (3-5) und alt 5+.


Übung macht den Meister

Es gibt nur eine Möglichkeit beim Ansprechen sicherer zu werden, und das ist Beobachten. Je mehr Böcke man beobachten konnte, desto sicherer wird man. Dabei sollte man berücksichtigen, dass es große Unterschiede innerhalb Deutschlands geben kann. So ist das Rehwild in z.B. Sachsen meist stärker als z.B. in Rheinland-Pfalz. Nicht nur was die Trophäe betrifft, sondern auch im Wildbret. So gibt es dort Jährlinge, die bereits ein sechser Gehörn tragen und aufgebrochen 18kg wiegen. Doch das ist eher die Ausnahme. Jeder sollte sich deswegen die Zeit nehmen, um in seinem Revier das Rehwild zu beobachten. Wenn im Frühjahr die Tage länger werden, wird auch das Rehwild wieder mehr aktiv. Das ist eine Phase, die sich anbietet, um mit Spektiv oder Fernglas bewaffnet im Revier zu sein. Ein Spektiv bietet dafür viele Vorteile. Vor allem natürlich die hohe Vergrößerung. Dadurch lassen sich alle relevanten Merkmale wie: Rosen und Rosenstöcke, Träger, Masse am Blatt und Verhalten genauestens beobachten. Zudem nutzt man ein Spektiv entweder abgelegt auf einem Sandsack oder auf einem Stativ. Dadurch erhält man ein wackelfreies Bild.


Die Jährlinge

Die Jährlinge sind noch ganz die Kitze. Oft stehen am Anfang des Jagdjahres bei der Ricke oder folgen ihr.

Ist es dann so weit, dass die Ricke sie verjagt, tun sie sich mit, wenn vorhanden, ihren Geschwistern zusammen.

Sie sind die ersten die verfärben und wieder die rehbraune Decke tragen. Doch sind sie manchmal sogar bis Mitte Juni noch hoch im Bast. Sie sind schlank und wiegen aufgebrochen meist um die 10 kg. 

Alles an ihnen ist dünn, der Träger, der Brustkorb, die Keulen etc.. Auch an ihrem Verhalten sind sie ganz einfach zu erkennen. Sie sind einfach noch nicht so erfahren und dadurch regelrecht „dumm“.

Der erste Blick sollte auf die Rosen und Rosenstöcke gehen. Bei einem Jährling sind die Rosen manchmal kaum sichtbar oder nicht vorhanden. Die Rosenstöcke stehen noch weit heraus. Sie sind auf der Stirn sehr deutlich zu sehen. Zudem sind sie meist dünn meist nicht breiter als 1,5cm. Die Rosen und Rosenstöcke sind das wichtigste Merkmal bei der Ansprache.



Die mittelalten Böcke

Die mittelalten Böcke sind meist die auffälligsten im Revier. Sie strotzen voller Energie und sind viel unterwegs, um sich ein Revier zu sichern. Sie weisen schon deutlich mehr Masse als ein zweijähriger Bock auf sind aber noch nicht wirklich kräftig im Körperbau.

Der Träger wird nicht mehr ganz so hoch getragen und auch dem Blatt haben sich schon Muskeln gesammelt. Diese Böcke sind oft die typischen Sechser und sehen so aus wie von einer Postkarte.

Sie verfärben etwas später meist so Ende Mai haben aber schon seit April verfegt. Die Rosen sind deutlich ausgebildet und wachsen meist waagerecht auf den Rosenstöcken. Diese sind noch deutlich erkennbar, stehen aber nicht mehr soweit heraus. Diese Altersklasse kann durchaus schon starke Trophäen zeigen mit über 400 Gramm.

Es gibt Untersuchungen, die zeigten, dass Böcke das größte Gehörn mit 4 Jahren geschoben hatten. Allerdings ist das sehr individuell. 


Auch harte Winter können dafür sorgen, dass ein Rehbock plötzlich deutlich schlechter wirkt als im Jahr davor. Deswegen bietet es sich an, einen Bock, der ein eindeutiges Erkennungsmerkmal besitzt alt werden zu lassen.



Die alten Böcke

Hier wird es interessant. Viele Jäger möchten am liebsten alte Böcke erlegen. Doch dass diese eher die Ausnahme sind, wird auf jeder Trophäenschau sichtbar. Reife Böcke kann man mit einem Wort beschreiben, bullig, wirken aber eher träge.

Der Träger ist breit und die Rosen fallen schon von weitem auf. Sie beginnen auszusehen, als würden sie direkt aus dem Schädel wachsen und nicht aus den Rosenstöcken.

Auch ändert sich oft der Winkel. Es wirkt so, als würden sie rechts und links vom Haupt rutschen. Der durchhängende Rücken und die hängenden „Eselohren“ sind oft Zeichen für einen alten Bock. Sie sind misstrauisch und haben oft einen mürrischen Gesichtsausdruck. Diese Böcke sind die Speerspitze einer Rehwildpopulation.

Prozentual machen sie meistens keine 5 Prozent der Böcke im Revier aus. Sie sind heimlich und vorsichtig. So vorsichtig, dass man glauben könnte es gäbe sie nicht. Sie haben schon im März verfegt aber sind Mitte Juni grade beim Verfärben. Wenn sie schon wieder an Masser verloren haben, wirkt es so, als ob sie einen kurzen Träger hätten, da der Gewichtsverlust oft bei den Keulen anfängt.

Sie kommen noch deutlich nach Sonnenuntergang raus und sind teilweise Nachtgespenster. Sozial isolieren sie sich vom übrigen Rehwild und verkleinern ihr Territorium.