Moin Moin GearTester,

es ist meiner Meinung nach egal von welchem Ausrüstungsgegestand man spricht oder über welches Gadget man diskutiert: Hersteller die aus extremen und unwirklichen Regionen kommen, in denen es darauf ankommt, dass die Ausrüstung funktioniert und der Jäger sich 120%ig darauf verlassen kann, wissen worauf es wirklich ankommt. Ich habe hier vor einiger Zeit einen Bericht über Gummistiefel aus Norwegen gelesen, der meine Haltung bestätigt. Deshalb habe ich im rauen schwedischen Lappland gesucht und bin auf Karesuando gestoßen. Das Unternehmen sitzt in der gleichnamigen Stadt (wahrscheinlich eher Dörfchen) am nördlichsten Rand Schwedens, an der Grenze zu Finnland. Mein Gedanke: Wer da lebt braucht ein Messer, das ihn nicht hängen lässt. Lange Rede kurzer Sinn, ich habe mir das Johtalit - Wanderer in braun besorgt.


Erster Eindruck

Kaum angekommen, habe ich das Karesuandokniven voller Spannung ausgepackt und bin sofort auf meine Kosten gekommen. Der Geruch der außergewöhnlichen Kuhfell Scheide, das sanfte Feeling des Maserbirke-Rentier-Griffs und die Klingenform haben mich sofort mitgerissen. Man muss dazu sagen, dass ich mir zuerst nicht ganz sicher war, ob die Form der Scheide für mich das richtige ist. Karesuando nennt es einen "Manövrierausschnitt".

Ich mag es, wenn ich einen schnellen Zugriff auf mein Messer habe und es nicht erst rausfummeln muss. Allerdings war meine erste Sorge unbegründet und zerstreute sich, denn das Messer sitzt fest in der Scheide, lässt sich aber durch einen kleinen Ruck mit dem Zeigefinger sofort lösen und fällt einem quasi in die Hand. Das ist richtig angenehm und praktisch. Wer jetzt denkt, dass bei Schmutz bei dieser Scheidenform einen einfachen Zugang zum Messer findet irrt. Ich laufe inzwischen seit über 6 Monaten damit rum und kann diese Sorge nicht bestätigen.





Die Fakten

Genug der romantischen Worte zum tollen Feeling des Karesuandokniven Messers und lieber ran an die harten Fakten! Der Griff ist aus, wie schon beschrieben, einer Mischung aus Rentier-Horn und Maserbirke und dadurch extrem geschmeidig aber auch robust und griffig. Zum Heft hin grenzt ein Messingring den Griff zur Klinge ab, die mit einer geringen Fehlschärfe beginnt. Die Klinge selbst ist in ihrer Form wenig spektakulär und entspricht der einer Normal Klinge. Den Schliff würde ich als skandinavischen Schliff indentifizieren, der keine extra Schneidphase aufweist. Bemaßt ist die Klinge mit handlichen 83x21mm, die wie ich finde super praktisch und ausreichend für den Jagdbetrieb sind. Für mich besticht die Klinge hier durch ihre Bescheidenheit und hat sich brereits deshalb beim Ausnehmen von Wild bewährt. Es braucht häufig nicht viel, damit ein Klinge anständig arbeitet und einen guten Job macht.



Neben den äußeren Faktoren, die natürlich in den meisten Fällen die erste Entscheidung beeinflusst, finde ich vor allem die inneren interessant. Deshalb habe ich mir den verwendeten Stahl mal näher angesehen. Karesuando verwendet einen Sandvik 12C27 Stahl, der sich auf Grund seiner Kohlenstoff Chrom Zusammensetzung ideal für die Verwendung als Messerstahl eignet. Dazu sei gesagt, dass dieser Stahl ein wirklich klassischer Messerstahl und auch besser als "Schwedenstahl" bekannt ist. Der Stahl hat, neben anderen Bestandteilen, einen 0,6%igen Kohlenstoff- und 13,5%igen Chrom-Anteil. Was bedeutet das konkret?




Die Korrosionsbeständigkeit ergibt sich aber natürlich nicht durch das Eisen-Kohlenstoff-Gemisch: Hier kommen die 13,5% Chrom ins Spiel. Durch eine sogenannte Passivierung wird der Grundwerkstoff geschützt und die Korrision verhindert oder zumindest stark verlangsamt. Ab 12% Chrom-Anteil im Stahl bildet das Chrom eine Chromoxid-Schicht auf der Oberfläche, die das Material vor weiterer Oxidation schützt. Deshalb ist der Chrom-Anteil von 13,5% hier so wichtig.



Der Stahl erhält durch die Wärmebehandlung eine HRC 57 (Härte Rockwell), was einer Zugfestigkeit von 2145 N/mm^2 entspricht. Das ist schon ganz sportlich! Der Hersteller sagt, dass es sogar auf 59 hochginge, sofern man den Stahl noch tieffriert. Auch in einigen Foren las ich, dass diese Härte erreicht und besungen wurde. Ich kann sagen, dass die Klinge bei normalem Jagdeinsatz eine gute Schnitthaltigkeit aufweist. Letztendlich ist es auch ein wenig Geschmackssache, ob man sein Messer lieber dann und wann mal nachschleifen muss, das dann aber leicht und im Feld tun kann, oder ob man lieber lange Schärfe aber auch einen längeren Schleifprozess hat.


Am Ende des Tages ist es jedoch so, dass man viele dieser Eigenschaften auch anderen Messern zusprechen kann, die einer ähnlichen Bauart entsprechen. Ich bevorzuge allerdings ein Messer, bei dem ich mich aufgrund der Firmengeschichte und -entwicklung darauf verlassen kann, dass nichts auseinanderfällt oder nach wenigen Jahren nicht mehr nutzbar ist. Außerdem empfinde ich es als schön und wichtig, dass ein Messer ein wenig Geschichte mitbringt und nicht fertig geschliffen aus dem Automaten fällt. Hier steckt eben wirkliche Handarbeit drin. Zudem sei gesagt, dass ich dieses Messer gerne noch in 20 Jahren benutzen möchte und davon ausgehe, dass ich nicht enttäuscht werde.


Fazit

Ich kann das Messer von Karesuandokniven jedem, der ein anständiges Messer für Jagd und Revieralltag sucht empfehlen. Es macht wirklich Spaß damit zu arbeiten und noch dazu sieht es wirklich schmuck aus. Vom verwendeten Stahl bin ich - auch wenn es viele Leute gibt, die sich hier gerne im Perfektionismus verlieren - überzeugt und denke, dass er im Alltag am gnädigsten und treusten ist.

Kaufen kann man das gute Stück beim Hersteller direkt: hier klicken

Ich freue mich auf euer Feedback zu dem Bericht!!