Nachdem viele meiner mit Wärmebildkamera ausgestatteten Freunde eine größere Strecke vermelden konnten als ich, obwohl sie weder besser schießen können als ich, noch über schärfere Sinne oder eine leisere Pirschtechnik verfügen (einer schiebt sich sogar so schnaufend und raschelnd durchs Unterholz, dass es ein Wunder ist, dass er überhaupt etwas schießt), entschied ich mich vor einigen Monaten, mir selbst auch ein Wärmebildgerät zuzulegen.

Die Preise von an die 2.000 Euro schreckten mich allerdings von der Anschaffung ab. Erst neulich hatte ich mir eine neue Sauer 101 mit Zeiss Conquest V6 gegönnt und im Frühjahr mit einem Freund zu pachten begonnen. Beides finanzielle Aderlässe, von denen ich mich erst einmal erholen musste. Da kam mir der Vorschlag eines Freundes wie gerufen, sein neues Wärmebildgerät Hikmicro Lynx LC06 zu testen. Ich war sehr gespannt, die Wärmebildkamera selbst einem Test zu unterziehen.


Technische Daten

Zunächst die technischen Daten nach Herstellerangaben:

Führende Bildverarbeitung : Adaptive AGC, DDE, 3D DNR 720 × 540 Bildschirm / LCOS display

- Integrierte Batterie mit 10h Batteriezeit

- Wi-Fi Übertragung

- Hot-Spot-Erkennung

- Type-C Interface Anschluss

- Auflösung: 160 x 120

- Reichweite: 0-150 m

Dem ersten Anschein nach erweckt das Lynx LC06 einen soliden Eindruck. Es ist angenehm klein und passt in jede Hosentasche (vorausgesetzt man trägt eine Jagdhose). Auffällig ist allerdings die kleine Linse, welche die Wärme entdecken soll.

(Ich habe recht große Hände)


Erster Eindruck

Die Bedienungsanleitung war einfach verständlich aber eigentlich obsolet. Wie die Wärmebildkamera mit den vier Knöpfen zu bedienen ist, hatte ich auch nach einigen Minuten Handhabung selbst herausgefunden- angenehm!

Bevor es ins Revier ging testete ich das technische Kleinod vom Balkon aus. Negativ fiel mir die grobkörnige Auflösung des Bilds auf, welche schon sehr viel weniger scharf ausfiel als ich das Videos auf YouTube oder Geartester kannte. Dennoch war es mir möglich, auch auf mehrere hundert Meter Passanten zu erkennen, je nach Farbmodus weiß, schwarz oder rot vom Hintergrund abgesetzt. Gespannt nahm ich das Gerät mit auf den Abendansitz.


Auf der Jagd

Vor der Dämmerung konnte ich einige Rehe ansprechen- allerdings entdeckte ich sie meistens erst mit dem bloßen Auge und mit dem Fernglas und erst dann mit dem Hikmicro Lynx LC06. Von der Wärmebildkamera war ich wenig begeistert, die Rehe, waren auf ca. 150 m nur als Flecken zu erkennen, jedoch nicht als Rehe anzusprechen.

(Auf dem Bild sieht man einen Rehbock auf ca. 70 Meter)

Als die Dunkelheit hereingebrochen war saß ich weiter, weil ich hoffte im Mondschein eine Sau zu erwischen. Mit dem Wärmebildgerät konnte ich auf etwa 80 m eine sich hell von der Umgebung abhebende Wärmebildsignatur erkennen, allerdings nicht um was für ein Tier es sich handelte. Ich war enttäuscht und packte das Lynx LC06 nach der Jagd erst einmal in den Schrank.

(Auf dem Bild sieht man nicht identifiziertes Wild auf etwa 80-90 Meter. Ich schätze inzwischen, dass es sich um einen Hasen handelt)

Da Sauen bei uns im Revier für Wildschäden gesorgt hatten, entschieden mein Mitpächter und ich uns während der letzen Vollmondphase dazu, die Schwarzkittel im Wechsel nachts zu bejagen. Wieder nahm ich die Wärmebildkamera von Hikmicro zu Hilfe. 

Sozusagen gezwungenermaßen gewöhnte ich mich mit dem Gerät zurecht zu kommen. Zwar ist die Qualität der Bilder immer noch grobkörnig, wenn man sich allerdings daran gewöhnt hat und die Größe der die Wärme abstrahlenden Wildkörper berücksichtigt, kann man zumindest erahnen um was für ein Tier es sich handelt. Dabei ist positiv zu vermerken, dass die vom Hersteller angegebene Reichweite von 150 m überschritten wird. Wild ist auch auf ca. 300 Meter erkennbar.

Ebenfalls gefällt mir am Hikmicro Lynx LC06 sehr gut, dass der Akku sehr lange hält. Ich hatte nach einer ca. 6 stündigen Ansitz-Pirsch-Kombination, bei der ich das Gerät permanent vor Augen gehalten hatte, vergessen, den Akku vor dem nächsten Ausflug ins Revier zu laden. Auch einer zweiten Anwendung hielt der Akku stand. Obwohl das Bild eine geringe Auflösung hat, ist es sehr angenehm nachts durch das Okular zu sehen. Ich hatte einmal ein Nachtsichtgerät von Bushnell in Verwendung, das derartig hell war, dass ich nach der Verwendung mit dem Auge minutenlang nichts in der Dunkelheit sehen konnte außer grüne Flecken, welche die massive Einstrahlung in meinem Sehfeld hinterlassen hatten. Das vorliegende Gerät lässt sich dagegen sehr angenehm dimmen.

(Hier sieht man Ricke mit Kitz auf etwa 40-50 Meter Entfernung)

(Zwei Rehe auf etwa 60 Meter)


Fazit

Die Qualität der Bilder spricht wahrscheinlich für sich. Meiner Meinung nach ist das Gerät ausreichend für Hobbyjäger die gelegentlich rausgehen und wissen wollen, wohin sie mit ihrem Fernglas blicken müssen um Anblick zu haben.

Wer zum Beispiel nachts eine Kirrung auf etwa 50 m bewacht, ist mit dem Gerät ebenfalls gut beraten. Zuletzt eine persönliche Einschätzung- selbst wenn man das Stück Wild entdeckt und sauber ansprechen kann, muss man es bei schlechten Lichtverhältnissen erst einmal ins Glas bekommen. Wer beispielsweise über ein Vorsatzgerät verfügt, mit dem er sauber ansprechen kann, könnte mit dem Hikmicro Lynx LC06 ebenfalls bedient sein. Zum Entdecken von Wild, auch jenseits jeder waidmännischer Schussdistanz ist es ausreichend und der Preis unschlagbar.

Ich werde das Gerät jedoch zurückgeben und mich nach einem etwas leistungsfähigeren Modell umsehen.