10 Jahre - Zeit für eine Bilanz
Seit 2006 führe ich u.a. eine Ruger M77 Mark II Compact Rifle in rostfreier
Ausführung im Kaliber .308. Zunächst als robuste Drückjagd-Alternative zur K95
angeschafft, verdrängte die überaus führige Waffe nach und nach sowohl die K95
als auch meine anderen Waffen weitestgehend aus dem Revier bzw. Waffenschrank.
Herzstück der M77 ist ein fertigungstechnisch überarbeitetes 98er System, das
im Gussverfahren aus rostfreiem Stahl hergestellt ist, dabei sind die
wesentlichen Merkmale des 98ers erhalten geblieben: langer Mauserauszieher und
horizontale 3-Stellungs-Schlagbolzensicherung. Die Sicherung ist sperrt den
Abzug und die Kammer und mit, genial einfach konstruiertem, Eingreifen des
Sicherungshebels in eine Ausfräsung der Schlagbolzenmutter ist auch der Schlagbolzen
für den Fall der Fälle festgelegt, in der Mittelstellung lässt sich die Kammer
zum Laden und Entladen öffnen. Die Bedienung ist nicht ganz lautlos, aber mit
etwas Geschick lässt sich der Hebel nahezu los bedienen. Die Kammer führt
Patronen als „Controlled Round Feed“ zu, d.h. die Patrone wird bereits im
Magazin vom Auszieher gefasst. Das ist sehr zuverlässig und lässt auch das
Repetieren „über Kopf“ zu. Beim System handelt es sich um ein echtes Kurzsystem
bis max. Kaliber .308, was ca. 2 cm Waffenlänge und einige Gramm an Gewicht
spart.
Die Waffe verfügt über ein 4-Schuß-Magazin, das fest
eingebaut ist und sich über eine Klappe nach unten entleeren lässt. Mit 1
Patrone in der Kammer stehen also 5 Schuss zur Verfügung. Der Magazindeckel
schließt völlig klapperfrei und sicher.
In das System ist ein 16,5 inch langer Lauf (42 cm) mit
einem Mündungsdurchmesser von 13 mm eingeschraubt, was der Waffe ihre
unglaubliche Führigkeit mit einer Gesamtlänge von nur 89 cm beschert. Kunststoffteile
zur Gewichtsreduktion sind Fehlanzeige, nur Stahl und Holz, das einzige
Kunststoffteil ist das Pistolengriffkäppchen. Das Gesamtgewicht der Waffe beträgt
nur 2,6 kg – das ist Kipplaufbüchsenniveau – aber 5-schüssig ….
Eine offene Visierung ist nicht vorhanden. Dafür kommt jede
Rugerbüchse ab Werk mit einer 1“- Ringmontage für Zielfernrohre bis 42 mm
Objektivdurchmesser. Die Montage ist absolut idiotensicher zu montieren,
schußfest und vergleichsweise wiederholgenau, so dass auch Optiken gewechselt
werden können ohne jagdlich relevante Treffpunktverlagerung. Wird eine höhere
Montage benötigt, so muss nur ein Ring nachgekauft werden, da die Ringe
unterschiedliche Höhen haben und sowohl auf der hinteren als auch auf der
vorderen Base verwendet werden können. Genial einfach ! Montiert habe ich
aufgrund der Robustheit und des geringen Gewichts ein Leupold VX-2 3-9x40 mit
Absehen 4.
Der Abzug ist ein einfach konstruierter Flintenabzug, der
keinerlei Vorweg aufweist und bei ca, 1800g bricht. Für Stecherschützen sich zu
viel, hier kann ein Büchsenmacher oder ein Timney Abhilfe schaffen, bei mir
blieb es beim Originalabzug. Die gute Abzugsgeometrie lässt das Abzugsgewicht
geringer erscheinen.
Ausgestattet ist die Waffe mit einem grauen Laminatschaft,
der in der MkII Ausführung noch ohne Fischhaut geliefert wurde (beim neuen
Modell „Hawkeye“ hat der Schaft eine Fischhaut). Die Schaftlänge beträgt nur 32
cm, da die Waffe ursprünglich als „Jugendbüchse“ konstruiert wurde. Für
kleinere Jäger oder Jägerinnen sicher ausreichend, ich habe mit einer 2,5 cm
Schaftkappe die Länge auf 33 cm verlängert. Zunächst war diese kurze
Schaftlänge ungewohnt, nach einiger Zeit der Gewöhnung ist es nun umgekehrt –
ich komme mit den üblichen deutschen Schaftlängen von 36-37 cm nicht mehr
zurecht. Gerade im Winter sind kürzere Schaftlängen beim schnellen Anschlag
vorteilhaft. Der Schaft ist klassisch gerade ausgeformt ohne Backe und
Schnickschnack. Die Schaftgestaltung ist der Gesamtlänge der Büchse angepasst,
so dass das Gesamtbild stimmt – hier wurde nicht nur einfach der Lauf gekürzt.
Die Schussleistung ist naturgemäß nicht zum „Löcherbohren“
geeignet – hier handel es sich schließlich um eine robuste Gebrauchswaffe. Unter
jagdlichen Bedingungen geschossene Streukreise können unter 4 cm gehalten
werden, am Schießstand auch deutlich darunter. Naturgemäß schießen kurze Läufe
prinzipiell besser als lange, da sie weniger Schwingen.
Und wie viel Energie bleibt bei 42 cm Lauflänge am Ende noch
übrig??? – Nun gemessen habe ich es nicht – nur so viel: Bisher war es
ausreichend, ich fühlte mich nie „undergunned“.
Geführt wurde die Ruger M77 Mark II Compact Rifle bei allen
Jagdarten rund 320 Stück Schalenwild u.a. Elchwild, Rotwild, Damwild,
Schwarzwild, Muffelwild, Rehwild vom 6 kg Kitz bis zum 320 kg Elch kamen zur
Strecke. Geschossen habe ich das 9,7 g MEGA von Lapua.
Der Preis betrug 2006 nur 849 € incl. Montage. Heute ist das
Nachfolgemodell für rund 1000 € bei einigen Importeuren zu haben, mit Lieferzeiten
ist allerdings zu rechnen da die wenigsten diese Waffe vorrätig haben dürften.
Fazit: Wer eine robuste, wenig pflegeintensive,
leichte und führige Waffe sucht, für den ist die Ruger
Kommentare
@campfire: Kannst Du uns noch was zum Glas schreiben? Suche auch eines für eine Allwetterbüchse und die VX haben ja einen sensationellen Preis. Vielleicht schreibst Du uns dazu auch nochmal was. Leicht und robust klingt ja schon genau richtig...