Auf dem Nachtansitz während der Ranz oder auf Sauen braucht man oft Geduld und Ausdauer. Da kann so eine Nacht lang und vor allem auch kalt werden. Wenn man wie ich zusätzlich an der Bandscheibe operiert und 1,90 cm groß ist, freut man sich, wenn man die Nacht in einer Kanzel sitzt, mit genügend Platz, Beinfreiheit und Komfort. Außerdem führt man in der heutigen Zeit viel mehr Equipment mit sich, als es früher der Fall war. Für den Winteransitz ist eine zusätzliche Dämmung gegen die Geräuschausbreitung und eine Kanzelheizung gegen die Kälte sinnvoll.

Mit diesen Ansprüchen sind wir bei der Messe „Jagd & Hund“ in Dortmund auf die Suche nach einem Hersteller gegangen und haben ihn auch gefunden. Mit dem Eigentümer John Schricker von der Firma Lignarus haben wir einen Aufstellungstermin im Revier für seine Kanzel „Bussard“ vereinbart. Die Firma Lignarus liefert die Kanzeln nicht nur aus, sondern baut diese auch in den meisten Fällen auf. Corona bedingt ging es dann erst Ende November mit dem Aufbau los.

Auf einem PKW-Anhänger wurde die Kanzel mit Untergestell angeliefert. Wir sollten weder den Platz vorbereiten, noch Fundamente oder Betonplatten legen. Wir mussten lediglich einen Trecker mit Frontlader oder Teleporter besorgen und der Platz sollte frei von Büschen sein.

Gegen 10:00 Uhr war John Schricker mit seinem Kollegen im Revier und nach einer kurzen Platzbesichtigung ging es gleich ans Aufbauen. Die Kanzel wurde fertig zusammengebaut angeliefert. Nur der Kanzelbock wurde vor Ort zusammengebaut und dem Standort angepasst.

Der Aufbau

Vorab: Leider war die Auslage unseres Frontladers nicht hoch genug. In der Regel wird die Kanzel quer auf die Gabel genommen. So kann dann anschließend der Kanzelbock über ein Scharniermechanismus einfacher aufgestellt werden. Wir mussten also die schwerere Variante wählen.


Die Kanzel wurde mit dem Frontlader angehoben und die Metallschuhe unter die Kanzel geschraubt. Die Bockpfeiler oder Eckpfosten wurden dann einzeln in die Schuhe geschoben und mit Schlossschrauben fixiert. Nun wurden sie quer zueinander verbunden und anschließend noch einmal diagonal, um ein Wackeln auszuschließen und mehr Stabilität zu bekommen.

Jetzt wurde die Kanzel an den eigentlichen Ort gebracht und ausgerichtet, ohne dass die Bockpfeiler den Boden berührten. Die Bockpfeiler werden bei Bodenunebenheiten auf die gewünschte Länge gekürzt. So kann auch bei abschüssigem Gelände die Kanzel ausgerichtet aufgestellt werden.

Nachdem alles in Waage war, kamen die Fundamentfüße aus Stahl. Diese wurden in den Boden gedrückt und an den Trägerbalken angeschraubt.

Der Kanzelbock hat so immer Luft zwischen Erdreich und Kanzelbock. Feuchtigkeit kann nicht eindringen und der Kanzelbock hält ein paar Jahre länger. Wer hier jährlich diesen Bericht freischneidet sorgt zudem dafür dass kein Bewuchs Feuchtigkeit herantragen kann.

Mit Winkeleisen als Erdanker wurde die Kanzel sturmfest an den Platz gebannt. Die Leiter wurde noch seitlich an das Podest angeschraubt. Hier ist der Aufstieg von hinten oder von beiden Seiten möglich. Zum Schluss wurde das Geländer oder die Balustrade gegen Absturz befestigt.

Das eingespielte Team von Lignarus benötigt bei optimalen Platzbedingungen 2 ½ Stunden für den Aufbau.


Die Kanzel im Detail

Die Kanzel ist aus nordischer Fichte gefertigt. Die Außenschalung ist Nut und Feder verbunden sondern mit einer 22mm starken Stülpschalung. So kann das Holz beim Arbeiten nicht reißen oder splittern uns es bleibt dicht.

Der Fußboden ist aus 24 mm Brettern gefertiegt und darauf ist eine 20mm OSB geschraubt. So wird ein Quietschen im Fußboden vermieden. Der komplette Innenraum ist mit witterungsbeständigem Nesselflies bezogen. Die Sitzbank sowie die Kopf- und Rückenlehne sind gepolstert.

Die drei Fenster haben Gasdruckstoßdämpfer und gehen leise und ohne Kraftaufwand nach außen auf. Der große Frontbereich, ohne Pfosten, ermöglicht ein Mitziehen der Waffe, ohne sie umzusetzen. Innen sind 4 mm dicke Acrylglasscheiben verbaut. Die große Frontscheibe ist 1/3 zu 2/3 geteilt. So kann, je nachdem von welcher Seite der Wind kommt, individuell geöffnet werden. Außderdem entweicht bei kalten Nächten nicht die ganze Wärme. Die hochwertigen Acrylglasscheiben sind gegen die Verfärbungen mit einer 30 Jahre langen Garantie versehen!


Optional hat die Kanzel einen kleinen Erker für eine 11 kg Gasflasche. Hierüber kann eine Kanzelheizung betrieben werden. Der Erker ist nach unten hin offen und durch ein Gitter mit Fliegennetz geschützt. So kann im Falle eines Lecks das Gas nach unten entweichen.

Die Kanzel bietet ausreichend Platz für zwei Personen, oder auch für den bequemen Ansitz allein mit hochgelegten Füßen!


Technische Daten

Erhältlich bei:

www.lignarus.de
schricker@lignarus.de


Fazit

Eine sehr durchdachte und qualitativ hochwertige Kanzel. Ich kann auf der gepolsterten Sitzbank lange ausharren und zur Not sogar die Füße hochlegen. Die Wärmeisolierung ist sehr gut und mit einer Kanzelheizung sind kalte Nächte belanglos.

Am Abend nach dem Kanzelaufbau konnte ich von dort gleich einen Frischling strecken. Bei 0°C Außentemperatur saß ich 5 Stunden ohne dicke Kleidung auf dem Nachtansitz. Mein einziges Problem bei so viel Komfort wird nun sein, die Schweine nicht zu verschlafen!

Eine super Kanzel, die ich gerne empfehlen kann!


Waidmannsheil

Jagd-Team Nordschleswig

Andreas Jordt