Ein Oldtimer ganz neu
Im
letzten Jahr bekamen wir zwei unterschiedliche A 5 Selbstladeflinten von
Browning zum Testen. Eine A5 im Tarnmuster Mossy Oak Break-Up Country mit 71cm
Lauflänge und eine in Mossy Oak Shadow Grass Blades mit 76cm Lauflänge.
Nachfolgend möchte ich die A5 einmal näher vorstellen.
Zu Beginn kurz etwas zur Geschichte der A5. Im
Jahr 1900 meldete John M. Browning das Patent für die erste Selbstladeflinte
überhaupt an und nannte sie Browning A5 (WIR JAGEN berichtete über John M.
Browning in der Mai-Ausgabe). Durch diese Erfindung revolutionierte sich das
Flintenschießen zu Beginn des 20. Jahrhundert. Denn erstmals konnten mehr als
zwei Schrotschüsse, ohne nachzuladen, getätigt werden. Doch wiesen die ersten
Rückstoßlader noch viele Mängel auf. Die Felder zum Nachladen konnten nur
jeweils auf eine Laborierung eingestellt werden. Und ebenso ließ sich ein
unangenehm starker Rückstoß nicht vermeiden.
So bekam der Rückstoßlader, wie die A5 einer ist, nach dem Ende des Zweiten
Weltkrieges Konkurrenz durch den Gasdrucklader. Und mehr und mehr wurden die
Rückstoßlader von den Gasdruckladern in der Zukunft abgelöst. Doch 1990 wurde
das Konzept der A5 abermals aufgegriffen. Der Rückstoß wurde verringert und die
Feder für den Wiederladeprozess so entwickelt, dass diese zukünftig mit
sämtlichen Laborierungen fertig werden kann und diese sauber auswirft
beziehungsweise hereinrepetiert. Denn der Rückstoßlader hat einen ganz
wesentlichen Vorteil gegenüber den Gasdruckladern. Ein Gasdrucklader muss immer
einiges an Gas abzweigen und quer durch das System leiten für den
Wiederladeprozess. Das führt unweigerlich zu einer Verschmutzung des innen
liegenden Systems. Und diese Verschmutzung kann bei mangelnder Reinigung zu
Fehlfunktionen führen. Ein Rückstoßlader hingegen arbeitet sehr sauber, was ihm
einen Vorteil gegenüber dem Gasdrucklader verschafft.
Der Aufbau
Humpback
Bewährtes bestehen lassen und Mängel
überwinden, nach diesem Konzept ist die neuste Serie der A5 zustande gekommen.
So hat man das Humpback, den buckelförmige Systemkasten, der allerersten A5
nachempfunden. Durch den verlängerten Systemkasten wird die Visierlinie
fortgeführt, was dem Schützen das Ziel optisch näher vorkommen lässt. Eines der
markantesten Merkmale der neuen und auch alten A5.
Kinematic Drive
Mit dem Kinematic Drive System arbeitet der
Verschluss der A5 mit kinetischer Energie für den Wiederladeprozess. Durch den
besonderen Aufbau der Feder lassen sich nun sämtliche Laborierungen
störungsfrei verschießen und die leeren Hülsen werden sauber ausgeworfen. Am
Verschlusskopf verringern vier Verriegelungswarzen den Öffnungsweg des
Schlosses und somit auch die Zeit des Wiederladeprozesses um bis zu 10%, um
schnellstmöglich und sauber Schussfolgen abliefern zu können.
Sicherung
Die Sicherung befindet sich bei der A5 von
Browning, wie auch bei den meisten anderen Selbstladeflinten, am Abzugsbügel
vor dem Abzug und wird mit dem Abzugsfinger durch eindrücken von rechts nach
links entsichert, bzw. andersherum gesichert. Eine rote Umrandung, die nur bei
entsichertem Zustand sichtbar ist, sorgt für ein zusätzliches optisches Signal.
Der Abzug ist so eingefasst, dass er sich auch mit Handschuhen bedienen lässt.
Der Lauf
Bei dem Lauf selbst spielen mehrere Komponenten
zusammen. So sorgen der Back-Bore und der zusätzlich verlängerte
Vector-Pro-Übergangskonus für eine verminderte Reibung und einen geringeren
Druck an die Schrotgarbe beim Eintritt in den Lauf. Diese Komponenten sorgen
für eine besonders saubere Deckung und höherer Geschwindigkeit der Schrotgarbe.
Außerdem schont es den Lauf der A5, besonders für den Gebrauch von Stahlschrot.
Durch die Invector-DS Chokes soll die Garbe auf
einem besonders langen Übergangskonus verjüngt werden, was wiederum zu einer
besseren Deckung führt. Durch eine patentierten Kupferdichtring am Choke kommen
keinerlei Verschmutzungen zwischen Choke und Lauf, sodass der Choke auch nach
intensivem schießen leicht und schnell gewechselt werden kann.
Vorderschaft und Magazin
Der Vorderschaft der A5 mit dem innenliegenden
Röhrenmagazin ist besonders schlank und leicht, da er keinen Platz für das
Wiederladesystem benötigt, wie es bei einem Gasdrucklader der Fall wäre. Durch
den schlank gehaltenen Schaft liegt die Hand des Schützen sehr eng an der
Visierlinie, was besondere Führigkeit verspricht.
Am Ende des Röhrenmagazins befindet sich eine
Verschlusskappe, die sich einfach abschrauben lässt. Unter der Verschlusskappe
ist ein sogenannter Turnkey eingearbeitet, ein Stift der verhindert, dass sich
das Magazin mit mehr als zwei Patronen auf einmal laden lässt. Durch eine
viertel
Drehung, mit einem Schlüssel oder Schraubenzieher,
lässt sich dieser Stift einfach entfernen, um das Magazin mit bis zu 4 Schuss
laden zu können.
Be- und Entladen
Beladen kann man die A5 einmal über das
Auswurffenster direkt ins Patronenlager und zusätzlich unten über das Magazin.
Bei geöffnetem Auswurffenster lässt sich durch das Speed Load Plus System von
Browning schnell und einfach eine Patrone in das Patronenlager einführen indem
man einfach die erste Patrone ins Magazin einführt. Diese Patrone wird nun
automatisch in das Patronenlager überführt und die Selbstladefinte ist
schussbereit. Es können nun weitere Patronen ins Patronenlager eingeführt
werden. Zum Entladen einfach die erste Patrone herausrepetieren und im
Anschluss das Magazin, indem man einen innenliegenden Knopf betätigt, leeren.
Es muss nicht jede Patrone einzeln herausrepetiert werden.
Hinterschaft
Kurz zu erwähnen ist noch die Inflex II
Technologie, welche in die Schaftkappe eingearbeitet wurde. Sie ist aus einem
weichen Material, welches problemlos über die Kleidung gleitet und so aufgebaut
ist, dass sie den Rückstoß am Körper nach unten ablenkt. Dies führt zu einem
besonders geringen Rückstoßempfinden und ermöglicht somit dem Schützen schnelle
Schussfolgen abgeben zu können. Generell ist der Hinterschaft neutral
ausgerichtet, um sie Rechts-, wie auch Linksschützen passend zu machen.
Ausführungen
Erhältlich ist die A5 von Browning mit
verschiedenen Holzschäften mit schwarzem oder blankem Systemkasten, einem
Composite Schaft, sowie in den Tarnfarben Realtree Max4 / Max5, Mossy Oak
Bottomlands, Mossy Oak Break-Up Country und Mossy Oak Shadow Grass Blades.
Verfügbar ist sie in den Kalibern 12/76 und 12/89. Die A5 ist wählbar mit einer
Lauflänge von 66, 71 und 76cm, sowie mit einem 2er oder 2/4er Magazin. Browning
gibt eine Werksgarantie auf 100.000 Schuss oder 7 Jahre Nutzung.
Jagdpraxis und Fazit
Ich habe die A5 von Browning, bis auf einige
Ausnahmen, das ganze Jagdjahr über jagdlich geführt und konnte die A5 bei
unterschiedlichsten Jagdausübungen ausgiebig testen. Sie fand Verwendung bei
der Entenjagd auf dem Entenstrich, bei der Gänsejagd aus der Gänseliege, der
Krähenjagd mit freundlichem Lockbild, kleinen Klapperjagden im Revier, der
Taubenjagd auf geernteten Maisfeldern und am Kunstbau, beim Ansitz auf
Jungfüchse und im Winter mit dem Bauhund. Ich glaube es wird deutlich, dass die
A5 meine meist genutzte Jagdwaffe im letzten Jahr gewesen ist und das hat einen
einfachen Grund, ich bin sehr gut damit zurechtgekommen. Bei der Krähenjagd ist
mir als erstes der Vorteil eines zusätzlichen dritten Schusses, gegenüber einer
Bockflinte, deutlich geworden, denn allzu oft fallen mehrere Vögel auf einmal
ins Lockbild ein und ein dritter Schuss ist da Gold wert. Und ähnlich ist es
mit dem dritten Schuss am Kunstbau. Und wer schon einmal mit einer Bockflinte
im Schirm saß und diese brechen und laden musste, weiß die Vorteile des
einfachen Ladevorgangs von einer Selbstladeflinte zu schätzen. Ich war von
Beginn an gerne mit der A5 jagen und finde sie liegt gut in der Hand, hat ein
angenehmes Gewicht und lässt sich sauber im Schuss führen. Die A5 ist einfach
zu reinigen und machte das ganze Jahr über einen soliden und robusten Eindruck.
An die Sicherung musste ich mich jedoch zuerst gewöhnen. Da ich Linksschütze
bin ist es mir zu Beginn einige Male passiert, dass ich mit dem Abzugsfinger
die Waffe vor dem Schuss wieder ausversehen gesichert habe. Ein Problem was
sich aber nach etwas Übung leicht beheben ließ. Ich kann die A5 jedem wirklich
nur ans Herz legen, der überlegt sich eine Selbstladeflinte anzuschaffen. Für
einen vernünftigen Preis bekommt man eine Selbstladeflinte, die sich jagdlich
wunderbar führen lässt und mit der man mit Sicherheit lange Freude hat. Eine
Selbstladeflinte für Gelegenheitsnutzung, ebenso wie für den Spezialisten.
Preislich liegt die A5 von Browning, je nach
Ausführung, zwischen 1200€ bis 1700€.
Allzeit Waidmannsheil
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