Ich stelle euch heute mal mein Ansitzfernglas vor, das Minox HG 8x56. Dieses Fernglas ist aktuell ein Auslaufmodell, auf der Minox-Website ist es nicht mehr gelistet. Daher derzeit ein heißer Preiss-Tipp, das Glas ist im Netz (z.B.: bei https://www.fernoptikcenter-rheinmain.de/MINOX-HG-8x56 - ich bin nicht gesponsert) bereits für 699 Euro zu kaufen. Ich habe das Fernglas jetzt seit 4 Jahren im Einsatz und habe es regulär selbst gekauft für 990 Euro damals.  


Eigenschaften & Erfahrungen

Für ein 8x56 Fernglas ist das Minox HG eher ein Leichtgewicht, ohne Zubehör liegt das Gewicht bei 1150 Gramm. Im Vergleich dazu: ein 8x56 Conquest von Zeiss wiegt 1265 Gramm (aktuell gibt es das Victory nur als 8x54, das ist durch die kleinere Glasfläche natürlich nochmal leichter). Das Swaro 8x56 SLC wiegt 1225 Gramm. Während das Conquest aus Aluminium gefertigt ist, ist das Minox HG - genau wie die Toplinie Victory HT von Zeiss und das Swaro aus Magnesium gefertigt. Für mich ein Indikator dafür, mit wem sich Minox hier auch messen möchte. 

Im Bezug auf das Sehfeld auf 100m ist das Minox HG dann aber den beiden 8x56er Gläsern mit 112m jedoch deutlich unterlegen. Das Swaro kommt auf stolze 133m und das Conquest auf 125m (Victory 8x54: 130m).

Was mich jedoch echt richtig begeistert hat, ist die Bildqualität des Minox. Das Fernglas ist wirklich bombenscharf im Mittenbereich. Im Randbereich des Glases lässt sich ein kleiner Schärfe-Abfall feststellen, für mich ungefähr 0,5cm um den Rand des Glases herum sichtbar; gefühlt ist mein linkes Fernglas etwas besser als das rechte, das könnte aber auch täuschen. In eben diesem Bereich kommt es dann auch zu minimal sichtbaren chromatischen Aberrationen (also einer Tendenz zu Doppelbildern bzw. Farbschatten, die durch die unterschiedliche Lichtbrechung der einzelnen Farben entstehen). Diese Farbartefakte kann ich bei mir feststellen, wenn ich einen Übergang zwischen einer sehr hellen Stelle, zum Beispiel eine weiß verputzte Hauswand zu einer sehr dunkeln Stelle, bspw. ein schattiger Hinterhof, im Randbereich des Fernglases anschaue. Die helle Wand hat dann dort ein minimal sichtbare blaue Kante, da das blaue Licht dort anders gebrochen wird als die anderen Farben. 

Aber nochmal: diese Artefakte lassen sich lediglich im absoluten Randbereich des Glases für mich feststellen und sind in keinster Weise störend. Im mittleren Bereich ist die Schärfe und Farbdarstellung für mich wirklich von allererster Qualität. 

Im Bereich der Lichttransmission gibt Minox 92% an. Swaro spricht beim SLC von 93%, Zeiss beim Conquest 8x56 von 90% (Victory HT: 95%). Zumindest auf dem Papier kann das Minox HG reiht sich das Minox also knapp unter den Topmodellen des Wettbewerbs ein und über dessen Mittelklasse. Ich verfüge leider nicht über die technischen Mittel, die Lichttransmission zu messen. Auf meiner Waffe habe ich ein 50er Zeiss Victory HT Zielfernrohr und durch das Minox HG sehe ich deutlich länger - obwohl dieser Vergleich natürlich unfair ggü. Zeiss ist. 

Das Minox HG ist mit Argon gefüllt, das Zeiss Victory und das Conquest mit Stickstoff. Swaro gibt nur an, dass das Fernglas mit Edelgas gefüllt sei, aber nicht mit welchem. Eine Füllung mit Argon ist hier einer Stickstoffbefüllung vorzuziehen (vgl.: https://www.knivesandtools.de/de/ct/argon-fernglaeser.htm ). Minox macht also mit dem HG nicht viel falsch. 

Die Frontlinsen sind mit der Spezialbeschichtung Minotec gegen Schmutz und Wasser vergütet. Ob das besser oder schlechter als z.B. als Lotutec von Zeiss oder Swarodur von Swarvoski ist, lasse ich jetzt mal dahingestellt. 

Die Objektiv- und Okkularlinsen sind zusätzlich jeweils durch Gummiabdeckungen geschützt. Am Okkular lassen sich die Augenmuscheln in verschiedenen Abständen über eine Drehbewegung arretieren. Für mich als Brillenträger funktioniert das Fernglas bei ganz reingedrehten Augenmuscheln sehr gut. 

Ich habe euch hier noch ein kleines Video zu Abdeckungen und Augenmuscheln gemacht:

Das Fernglas kommt mit einem Minox Tragegurt und einer Tragehülle als Zubehör. Beides ist funktional und erfüllt seinen Sinn. 

Das Gehäuse des Fernglases ist rundum gummiert und lässt sich angenehm halten. Der einzig negative Punkt hierbei ist, dass ein leicht quietschendes Geräusch entsteht, wenn ich diese Gummierung mit bestimmten Handschuhen (in meinem Fall Fjallräven G1000 Handschuhe) in die Hand nehme. Nicht super störend, aber ggf. mal testen, falls euch das Fernglas in die nähere Auswahl kommt. 

die Fokussierung des Fernglases funktioniert über ein geriffeltes Drehrad, das an der Brücke sitzt. Dieses ist für mich im Quervergleich recht leichtgängig - aber auch nicht zu leichtgängig. Ich würde die Fokussierung als Gelungen betrachten. 


Fazit

Für mich ist das Minox 8x56 ein echter Kauftipp, vor allem für den aktuell aufgerufenen Preis von 699 Euro. Das aktuelle Flagschiff von Minox, das BL HD 8x56 ist im Vergleich zum hier vorgestellten HG nicht aus Magnesium gefertigt und mit 1250 Gramm ganze 100 Gramm schwerer als das HG. Das BL HD ist zudem nach meiner Recherche aktuell mit einem Straßenpreis von 650 Euro nur unwesentlich günstiger als das HG. 

Den Vergleich zu den großen Top-Gläsern verliert das HG beim Sehfeld deutlich. Von der Abbildungsqualität her muss es sich aber für mich definitiv nicht verstecken, ganz im Gegenteil. 

Mich wird das Minox HG 8x56 noch einige Jahre begleiten - vielleicht findet es bei euch ja auch noch den ein oder anderen Fan. 

Ich hoffe, euch hat der Testbericht gefallen und ich freue mich auf eure Kommentare und Rückmeldung.