Keppeler. Wenn man sich für das jagdliche Wettkampfschießen interessiert, stolpert man immer wieder über diesen Namen. Keppeler. Mitten im Nirgendwo ca. 50km vor Stuttgart baut hier eine kleine Firma rund um Gert Peter Büchsen. Neben der hier vorgestellten Jagdmatch baut Keppeler noch taktische Gewehre und andere Sportwaffen. 

die Keppeler Jagdmatch .222 mit Steiner Ranger 4-16 x 56

Meine Keppeler Jagdmatch ist in der Basisausführung. D.h. Holzschaft der niedrigsten Klasse ohne Höhen- oder Längenverstellbarkeit; Einzellader; 11mm Prismenschiene für die Befestigung eines Zielfernrohrs. Ich habe mich entschieden, ein Steiner Ranger 4-16 x 56 mit variablem Leuchtpunkt zu montieren. Die Montage erfolgte mit der Keppeler-eigenen Aufschubmontage mit 30mm Ringen. 

Keppeler Aufschubmontage und 11mm Prismenschiene an der Waffe

Keppeler bietet darüber hinaus auch Montagen für Swaro- oder Zeiss-Schienen an sowie Picatinny-Schienen. Insgesamt bietet Keppeler eine Vielzahl von Möglichkeiten an, die Waffe auf das persönliche Gusto zu konfigurieren.


Konstruktion

Das Gewehr ist als klassischer Drehkopfrepetierer ausgelegt. Der Verschluss verfügt über 8 Warzen. Scheinbar rasten aber nur 7 davon zum verschließen im Hülsenkopf ein. Der Verschlussvorgang und das Repetieren zeugen davon, dass die Firma Keppeler bei der Konstruktion niedrigste Toleranzen einhält. Das System saugt den Verschluss förmlich ein. Nichts klappert, der Verschlussträger wirkt sehr, sehr solide. 

Verschluss mit 8 Verriegelungswarzen

Der Schaft ist im Bereich der Griffflächen punziert und lässt sich sehr angenehm greifen. Auch ist die Maserung des Schafts - trotz der geringen Holzklasse - in meinen Augen spannend und gefällt mir sehr gut. 

Das Auswurffenster ist minimal gehalten. In meinem Fall als Einzellader ist das unbedeutend; ein Magazin von oben nachladen wäre so allerdings nicht möglich. Die Reinigung des Patronenlagers gestaltet sich etwas hakelig. 

Das Auswurffenster

Ich hatte mir ursprünglich überlegt, die Waffe mit Einsteckmagazin zu kaufen. Bei Recherchen habe ich gelernt, dass es scheinbar für die Steifigkeit des Systems relevant ist, wieviele Ausfräsungen dort vorgenommen sind. D.h. eine Ausfräsung für den Magazinschacht würde die Steifigkeit vermindern und somit auch die Präzision. Kann man jetzt glauben (so wie ich) oder nicht :-) aber es soll erwähnt worden sein!

Die Waffe verfügt über einen 600mm langen Stainless-Steel Lauf mit verstärkter Mündung (dort 25mm Durchmesser, sonst 21,5mm). 

Der Lauf

Das System ist in der Standardausführung aus Aluminium; für einen Aufpreis von 520 EUR kann man dieses auch in Stahl ausführen lassen. Für ein Kaliber wie .222 sollte aber wohl Aluminium ausreichend sein - war es zumindest bisher. 

Aluminium System und Stainless-Steel Lauf

Der Abzug wird von Anschütz zugeliefert und ist voll einstellbar. Voreingestellt sind 100g Abzugsgewicht. Die Abzugscharakteristik gefällt mir sehr gut, man muss den Abzug wirklich nur anhauchen und er bricht knochentrocken. Vorher ist ein klar definierter Vorweg von ca. 3-4mm zu überwinden. Am Druckpunkt angekommen müssen die 100g überwunden werden und der Schuss bricht. Wie das genau aussieht, könnt ihr auch unten in meinem Video kurz sehen. 

Der voll einstellbare Matchabzug von Anschütz

Was mir am Abzug nicht gut gefällt, ist die Ausführung der Sicherung. Wird der Schieber für die Sicherung nicht wirklich ganz nach hinten geschoben, ist die Waffe immer noch feuerbereit. Ich habe auf dem Schießsstand jetzt die Sicherung noch nie gebraucht; die Jagdmatch ist ja eher weniger für den jagdlichen Alltag ausgelegt - trotzdem finde ich dieses Feature etwas unglücklich umgesetzt. 

Ich habe das mal in einem kleinen Video hier festgehalten:


Schusspraxis

Die Waffe ist SEHR präzise. Ich habe aktuell kein Schussbild vorliegen, wird nachgereicht. Das wird dann mangels Einschießmaschine aber auch immer noch durch eine Fähigkeiten beeinträchtigt sein. Ich habe die Waffe bisher mit .222 3,4g RWS Match Jagd geschossen und bin vor kurzem auf die .222 Hornady 3,2g Teilmantel Match umgestiegen. Die Waffe verträgt beide Patronen sehr gut. An guten Tagen schieße ich im jagdlichen Vierkampf 185 Punkte. Und die letzten 15 bleiben sicher nicht wegen der Waffe auf der Strecke. Das Gewehr ist eine echte Schießmaschine. Was mir nicht ganz 100%ig liegt, ist der - durch die Dicke des Laufs bedingte - recht dicke Vorderschaft. Aber im Endeffekt ist das absolute Geschmackssache. 


Set-Up

Das Steiner Ranger 4-16 x 56 macht sich auf der Waffe sehr gut. Im direkten Vergleich kann das Glas nicht mit dem Zeiss Victory HT 2,5-10 x 50 mithalten, das ich auf meiner Jagdbüchse führe. Aber das muss es auch gar nicht. Für das Wettkampfschießen brauche ich nicht das letzte Nonplusultra an Randschärfe und chromatische Stabilität. Weniger Vergrößerung würde ich bei einer solchen Waffe nicht haben wollen, gerade für den liegenden Fuchs und den angestrichenen Rehbock habe drehe ich das Glas wirklich voll auf und kann so eigentlich immer die 50 Punkte mitnehmen. 


Anschaffung und Kosten

Da ich in der Nähe von Finkenberg (wo das Unternehmen Keppeler ansässig ist) wohne, wollte ich direkt bei Keppeler die Waffe erwerben. Am Ende wurde ich dann aber gebeten, die Waffe über einen Händler zu ordern. Ich habe die Waffe schließlich im kompletten Set-Up mit dem Ranger ZF und der Keppeler Montage für 2.900 EUR über Waffen Brammer aus Herford gekauft (Achtung, das war im Frühjahr 2016 - der Verkaufspreis kann jetzt natürlich etwas höher liegen). Ich habe dann aber trotzdem den Weg nach Finkenberg auf mich genommen, um dort direkt bei Herrn Peter das Schaftholz auszusuchen, über die Waffe zu philosophieren und mir Tipps für Wartung und Reinigung geben zu lassen. Und das kann ich jedem ans Herzen legen! Ich wurde dort herzlichst empfangen und wenn man sich für Waffen begeistert, ist der kleine Betrieb von Herrn Peter wirklich ein absolutes Juwel. 


Fazit

Wenn man im jagdlichen Schießen vorne mitmachen will, führt meines Erachtens kein Weg an der Keppeler Jagdmatch vorbei. Das Gewehr ist solide konstruiert und gebaut und kompromisslos auf das sportliche Schießen ausgelegt. Selbst für einen Winterfuchs o.ä. würde ich diese Büchse so nicht mit ins Revier nehmen wollen. Die Sicherung des Anschütz-Abzugs wäre für mich der einzige wirkliche Kritikpunkt an der Waffe - und wie relevant das für eine reine Sportbüchse ist, muss jeder für sich selbst beurteilen. Ich bin mit der Büchse voll auf zufrieden und empfehle sie weiter! Und: auf jeden Fall bei Firma Keppeler vorbeischauen und sich ein Bild machen!

Abschließend soll noch gesagt sein: ich habe diese Waffe zu genanntem Preis selbst gekauft und wurde weder von Keppeler, Waffen Brammer oder der Firma Steiner bei diesem Test unterstützt. 

Schade, dass man solche Schönheiten immer im dunklen Waffenschrank einsperren muss


Ich hoffe, euch gefällt der Test. Ich freue mich immer auf Feedback und versuche dieses auch für weitere Testberichte umzusetzen.