Januar 2019, langsam kehrt Ruhe in die Jagd ein, die letzten Drückjagden sind vorbei und der Winter hält Einzug im Land. Da während der aufregenden Drückjagdsaison, an Weihnachten und zwischen den Jahren wenig Zeit blieb um Jagdfilme zu schauen, freute ich mich umso mehr darauf, dass für mich ab dem 15.1.19 „Hahn in Ruh“ war. Gespannt begab ich mich auf YouTube um zu sehen, was es Neues gibt. Leider fiel die Verfügbarkeit von aktuellen Videos aus dem deutschen Raum sehr dürftig aus.

Seit Tagen und Wochen wunderte ich mich über die extrem ungewöhnliche Ruhe auf dem deutschen Jagdfilmemarkt. Speziell die Ruhe bei den Jagdbloggern und deren Jagdfilme machte mich stutzig. Teilweise über Jahre hinweg entwickelten sich deren YouTube Kanäle kontinuierlichen hinsichtlich Content aber auch durch Qualität der Filme und Aufnahmen, weshalb es mir sehr verdächtig erschien, dass die ganze „Szene“ so still ist und in Mitten einer Drückjagdsaison kein einziges aktuelles Video erschien.

Die Erkenntnis - Hunt on Demand ist da!

Am 23.01.2019 wurde mir dann schlagartig einiges klar. Hunt on Demand war da! Ein, für meinen Geschmack, extrem vielversprechendes Intro welches die Amateur-Filme nochmal neu und anders definiert, brachte die Info über YouTube & Social Media an alle diejenigen, die die Channels der deutschen Jagdblogger verfolgt. Auf den ersten Blick war ich „geflasht“ und wollte unbedingt wissen, um was es hier geht und machte mich sofort daran alles herauszufinden.

Es dauerte nicht lange bis meine „Euphorie“ an den Punkt (für mich der einzige Punkt) gelangte, an dem sich seither alle Geister scheiden – 1 Monat Gratis, danach 8€/Monat oder 80€/Jahr im Jahresabo! Mir war auch der Fakt der monatlichen Kündbarkeit völlig egal, für mich war das in diesem Moment der Knockout und ich war ehrlich gesagt etwas traurig, da mir klar war, dass keine Filme mehr auf Youtube kommen werden.

Mit etwas Frust beobachtete ich das Treiben auf Social Media (Facebook & Instagram) zu diesem Thema und war wiederum etwas verwundert wie, kommunikativ, offen und aus welchen Beweggründen die Protagonisten scheinen gehandelt zu haben, obwohl ich wie viele andere sofort das Urteil „die wollen doch nur Geld verdienen“ gefällt habe.

An dieser Stelle muss ich auch sagen, dass ich extrem geschockt war in welcher Art und Weise die Anonymität des Internets mit den Plattformen YouTube, Facebook und Instagram ausgenutzt wurde/wird, um sich seinem Ärger Luft zu machen. Anfeindungen, Beleidigungen und asoziales Verhalten gegenüber denen, deren Videos und Arbeit man über Jahre hinweg „gefeiert“ hat, war für mich Grund und Ansporn genug mich intensiver und unvoreingenommener mit dem ganzen Thema auseinanderzusetzen.

Durch die Kommunikation mit JagenNRW und den Hunterbrothers brachte mich deren Sicht zu diesem Thema, dem Ganzen etwas näher und ich begann zu verstehen, was der Sinn und die Gründe dahinter sind, ohne mich im Detail mit allen Gegebenheiten bei YouTube wie z.B. Algorithmen oder Videosperren auszukennen.

Das Thema habe ich mal ein paar Tage sacken lassen und habe versucht mich in die Lage der nun für mich „greifbaren“ Leute zu versetzen. Es handelt sich hier zum Großteil um Jäger, die die Jagd genau so lieben wie ich und am liebsten jede Sekunde „draußen“ verbringen wollen, um die Jagd und den jagdlichen Gedanken durch Ihre Videos in die Gesellschaft zu bringen. Sie versuchen darüber hinaus Akzeptanz und Verständnis zu schaffen. Da sich diese Art der jagdlichen Berichterstattung vom traditionellen Jägerlatein am Stammtisch zwar extrem unterscheidet ist mir wohl bewusst. Ich, der jagdlich (zum Glück!) noch relativ traditionell und auch nicht unter dem Motto „Wald vor Wild“ erzogen wurde, musste nun feststellen, dass deren Gang weg von YouTube und hin zu einer eigenen Plattform ein in gewisser Maßen nachzuvollziehender Schritt ist. Jagdliche Amateurfilme deren Autoren alles aus eigenem Willen, Antrieb und in Ihrer Zeit neben der Ausbildung, Studium oder Job machen, zeigen Szenen und die Jagd wie Sie wirklich ist, auch wenn die jagdlichen Voraussetzungen sehr oft deutlich andere, sind als wie ich und ein Großteil der Jägerschaft in Deutschland vorfinden. Bewusst lasse ich hier den Begriff „eigenes Budget“ weg, da die zahlreichen Gönner und Sponsoren nicht zu missachten sind. Hier könnte ich noch Stunden weiterschreiben aber generell ist es Sache der einzelnen „Blogger“ oder „Publisher“ deren Motivation darzustellen oder zu erklären.

Ich habe nach langem Überlegen den Entschluss gefasst mich bei HoD anzumelden. Abschließend zu meiner langen Einleitung und der kontroversen Diskussion über Hunt on Demand will ich nur eine Frage stellen: Hand aufs Herz: wer diesen Aufwand betreibt um dauerhaft Content in Bild- und Videoform zu liefern ohne dabei durch die Plattformen unterstützt oder entlohnt zu werden, wer würde nicht gern auch finanziell eine gewisse Entlohnung wollen oder annehmen. Fußball zum Beispiel ist ein Volkssport der Generationen und Länder begeistert und Millionen Leute durch seine Leidenschaft verbindet bis hin zur berühmt berüchtigten Kreisliga werden Spieler für Ihr Hobby bezahlt, deshalb denke ich, sollte man diese Scheinheiligkeit ein Stück weit ablegen. Jegliche Vergleiche mit Netflix oder wie z.B „8€ pro Monat sind gerade einmal 2 Schuss RWS Hit“ sind absolut subjektiv und nicht zu pauschalisieren.

Hunt on Demand - Sachliche Bewertung der Plattform sowie dessen Inhalt

Hunt on Demand ist eine Plattform auf der gegen eine monatliche Gebühr Jagdfilme von den „Publishern“ Huntingroom, JagenNRW, Hunterbrothers, Jagdkrone, Dreispross, Wildboar Fanatic und Hunterfieber streamen kann. Dies ist sowohl in responsive Format (also Smartphone oder Tablet) als auch stationär über PC und TV möglich. Kostenlose Trailer zeigen Eindrücke der dort veröffentlichen Inhalte und die Funktion „Hunting-Club“ ermöglicht es bei gewissen Spielen einige Preise zu gewinnen. Nach Anmeldung stehen einem über 100 Videos in 15 verschiedenen Rubriken wie z.B. Neue Videos, Drückjagd, Hirschbrunft, Blattzeit oder Sauen zur Verfügung. Die Länge der Videos variieren von ein paar Minuten bis über eine halbe Stunde. Der Content sowie die Videoqualität unterscheidet sich ebenfalls sehr stark zwischen den Publishern. Ebenfalls findet man durch den Wechsel von YouTube auf Hunt on Demand einige alt bekannte und bereits veröffentlichte Videos wieder.

Die Videos der Publisher auf Hunt on Demand bilden eine relativ große Bandbreite von Jagdarten, Wildarten und Perspektiven ab. Sei es die klassische Drückjagd im Winter auf Sauen oder die Pirsch auf Sikahirsche in Schottland. Authentische Aufnahmen zeigen sehr oft wie die Jagd wirklich ist. Es werden teilweise Szenen und Erlebnisse geteilt, welche aus meiner Sicht zum einen äußerst fragwürdig sind und zum Nachdenken anregen und zum anderen aber auch ein Lernpotential bieten. Gerade bei Jagd- & Wildarten die für mich nicht alltäglich sind (z.B. Pirsch auf Dam- & Muffelwild) denke ich, kann ich durch ungeschönte Aufnahmen und Szenen einiges mitnehmen und lernen.

Jeder Jäger der bereits in den selben Situationen war wie die Publisher in Ihren Videos weiß, wie schwer es manchmal ist in den jeweiligen Situationen instinktiv und in Bruchteilen von Sekunden die richtige Entscheidung zu treffen und diese dann auch noch so perfekt und waidgerecht wie möglich umzusetzen oder einfach auch den Finger einmal gerade zu lassen. Deshalb finde ich es umso bemerkenswerter, mit welcher Leidenschaft und Liebe fürs Detail die Aufnahmen und Videos entstehen und umgesetzt werden. Mit sehr wachsamen und teilweise pingeligem Auge habe ich mir sämtliche Videos der verschiedenen Publisher angeschaut und muss allerdings auch zugeben, dass einige Inhalte für mich nicht in Ordnung sind und teilweise habe ich auch Videos abgeschalten, da ich mit dem Inhalt nicht einverstanden war. Ich weiß selbst, dass die Jagd alles ist außer berechenbar und es kommt immer anders als man denkt. Es bedarf äußerste Disziplin und nichts steht für mich mehr im Vordergrund als Sicherheit und Waidgerechtigkeit. Wenn die Kamera dabei ist um den notwendigen Content zu produzieren, ist es mit Sicherheit noch ein Tick schwerer all dies zu vereinen, jedoch vertrete ich meine Meinung konsequent: Ja für einen kostenpflichtigen Channel will ich kontinuierlich neue Videos sehen, doch nicht um jeden Preis! Dinge passieren, gerade bei der Jagd, dessen sind wir uns denke ich alle bewusst, jedoch ist die Jagd ein Privileg welches dem Jäger zugeteilt wird und mit dem man gerade in der Öffentlichkeit nicht spielen sollte. Ob schlechte Schüsse, Fehlabschüsse, kritische Äußerungen und Statements der Protagonisten, Waffenhandhabung oder Waidgerechtigkeit und Respekt vor dem Wild und der Jagd, all dies hat eine große Außenwirkung und mit der Veröffentlichung solcher Inhalte geht auch die Verantwortung darüber einher. Dies will ich den Verantwortlichen ohne diese konkret zu nennen oder auf bestimmte Szenen einzugehen noch mit auf den Weg geben.

Fazit zu Hund on Demand

Hunt on demand bietet gebündelt teilweise spektakuläre Jagdeindrücke und Erlebnisse von Jägern die für Ihre Leidenschaft und die Jagd begeistern wollen. Die Qualität der Videos und Aufnahmen mit dem damit verbundenen Aufwand beeindruckt mich enorm, obwohl es zwischen den Publishern starke Unterschiede gibt. Der Fakt des monatlichen Bezahlens für diese Videos kann und muss einzig und allein von jedem einzelnen bewertet werden. Ich denke 80 €/Jahr ist eine Menge Geld, jedoch erlebt man seine Passion, seine Berufung oder sein Hobby durch die Videos und Erlebnisse anderer und jeder Einzelne kann und wird mit Sicherheit einiges mitnehmen, was nicht bezahlbar ist. Dies können Tipps beim Ansprechend von Rotwild, das Verhalten von Sauen auf der Drückjagd oder die Bedeutung von gutem Material auf der Jagd sein. Hunt on demand bietet für jeden etwas und ist aus meiner Sicht ein Kanal, den man sich als Jäger gut anschauen kann und falls es einem nicht gefallen sollte kann er von der monatlichen Kündbarkeit Gebrauch machen.