„Bleifreier Mist“ oder „saubere Alternative“?

Ein Erfahrungsbericht von hunting_philipp JJ 2018-19

Horrido Geartestergemeinde,

Mit diesem Bericht möchte ich euch wieder einen kleinen Langzeittest, ähnlich dem Test mit den Flintenlaufgeschossen, präsentieren.

Viel Spaß beim Lesen....

Grundsätzliches

Dieser Bericht ist keine Diskussion über das Dafür, oder Dagegen in Bezug auf bleifreie Munition sondern stellt meine Erfahrungen im jagdlichen Alltag mit der GECO ZERO, einem bleifreien Teilzerlegungsgeschoss, dar. Ob jemand bleifrei oder bleihaltig schießt ist zunächst einmal eine persönliche Entscheidung. Neben dem persönlichen Faktor, spielen dann aber die jeweiligen Landesjagdgesetze mit, welche teilweise bleihaltige Munition untersagen. Dieser Bericht könnte für Jäger die davon betroffen sind eine Hilfe sein, wenn sie sich nach einem bleifreien Geschoss umsehen möchten.

Egal ob bleihaltig oder bleifrei, der Treffer ist entscheidend. Ich habe es sowohl bei bleifreien als auch bei bleihaltigen Geschossen erlebt das Stücke im Knall lagen, oder trotz bestem Schuss noch 50-100 Meter gegangen sind(Schüsse voll aufs Blatt oder durch die Wirbelsäule lassen wir mal weg weil da selbst bei Vollmantelgeschossen jedes Stück liegen würde).


Geschossaufbau der GECO ZERO

Geschossaufbau


Das GECO ZERO ist wie bereits erwähnt ein Teilzerlegungsgeschoss. Grundsätzlich hat es wie ein bleihaltiges Geschoss einen Tombakmantel allerdings besteht der Kern hier aus Zinn. Der Vorteil des Tombakmantels gegenüber den reinen Kupfergeschossen ist es, das ich mit günstiger Übungsmunition (einfache Teilmantelgeschosse oder den neuen GECO Sport Büchsenpatronen auf dem Stand üben kann ohne den Lauf reinigen zu müssen.

Das Geschoss besitzt eine Hohlspitze(1). Der vordere Kern(2) hat Sollbruchstellen für schnelles Ansprechen im Wild. Die Einschnürung(3) sorgt dafür, dass ein Restkörper den Wildkörper durschlägt und für Ausschuss sorgt.

GECO ZERO als „Splittergranate“

Die Eigenschaft eines Teilzerlegungsgeschosses ist es, mit dem sich zerlegenden vorderen Geschossteil möglichst viel Energie im Wildkörper abzugeben und dadurch eine hohe Schock und Augenblickswirkung zu verursachen. Bei diesem Prozess wird viel Energie frei, die unter gewissen Umständen auch Wildbret zerstört. Dieser Tatsache sollte man sich bewusst sein wenn man Teilzerlegungsgeschosse gleich welcher Art verwendet. Ich erlebe es oft, dass bei Geschossen Äpfel und Birnen verglichen werden und dann Geschosse schlechtgeredet werden, obwohl diese genau das tun, was sie sollen. Ein gelötetes Teilmantel oder ein Kupfervollgeschoss arbeitet anders als ein Teilzerlegungsgeschoss. Dementsprechend ist die Wundwirkung im Wildkörper verschieden. Wenn man von einem klassischen Blattschuss (handbreit hinter die Schulter) ausgeht und 3 identische Sauen mit jeweils 40kg mit 3 verschiedenen Geschosstypen beschießt, so bekommt man 3 verschiedene wundballistische Ergebnisse. Und das macht auch Sinn, weil sonst eines der 3 Geschosse nicht richtig funktionieren würde.

Man muss wie so oft bei der Jagd abwägen ob man Wildbret zugunsten von Wirkung aufgibt oder Wildbret zulasten von Wirkung erhalten möchte. Mit Wirkung meine ich jetzt nicht, dass manche Geschosse schlecht sind. Was ich sagen möchte ist, dass man bei manchen Geschossen typbedingt einfach eine höhere Schockwirkung hat die oftmals etwas Wildbret kostet und andere Geschosse Wildbret schonen aber weniger Energie im Wildkörper lassen. Diese geschossspezifischen Eigenschaften sollte man sich vor Augen halten bevor man sagt, dass ein Geschoss „schlecht“ ist.

(Treffer voll aufs Blatt, Tellerschüsse oder ein Schuss der die Wirbelsäule trifft wird hier nicht berücksichtigt wie bereits oben erwähnt)


Auf der Jagd mit GECO ZEO

Nun kommen wir zum wichtigsten Aspekt: Der Praxis im Revier. Das Geschoss teste ich nun schon seit Ende April, Anfang Mai 2018. Die ersten Stücke Wild mit der GECO ZERO waren meine 2 Wildschweine vom 1 Mai.

Seitdem folgten rund 48 Stück Wild.

Die Wildarten, sowie Fluchten und Besondere Merkmale können der folgenden Grafik entnommen werden.


Fazit

Ich bin im Grundsatz sehr zufrieden mit dem Geschoss. Für MEINE VERHÄLTNISSE ist es gut zu gebrauchen und ich verzeichne geringere Fluchtstrecken als mit dem Geschoss welches ich zuvor genutzt habe. Meine Berichte beinhalten wie immer auch eine gewisse Kritik. Ich muss gestehen für Füchse oder Marder im Winterbalg würde ich dieses Geschoss nicht verwenden ansonsten bekommt es von mir aber das Prädikat „GUT“. Auf Schalenwild ist die Wirkung so wie sie sein soll und ich dem Geschoss entsprechend damit gerechnet habe. Diesen Punkt habe ich im Absatz „Splittergranate?“ bereits ausführlich erörtert. Im Endeffekt ist es jedem selbst überlassen welches Geschoss er verwendet aber ich will für die oftmals verschriene GECO ZERO mal eine Lanze brechen und dazu ermutigen sich nicht auf das Hörensagen anderer zu verlassen sondern sich einfach mal selbst ein Bild von dem Geschoss zu machen.

Nach der Drückjagdsaison werde ich nochmals eine kleine Ergänzung zu diesem Bericht schreiben, um die Wirkung auf bewegtes Wild darin zu schildern.

Anbei noch einige beispielhafte Bilder

Bis dahin,

Waidmannsheil euer Philipp


Abgeschossene Patrone
Maibock 19kg


Fuchs mit Räude
Jährling 15kg
Frischling 19kg
Überläufer 25kg, Überläufer 50kg
Wildbretschonende Geschosswirkung im Kaliber .30-06
Ausschusseite der Geco Zero